Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

30.März, 2020

Die häufigste Frage (aus Buben-und Männermund)

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die mich immer wieder erreicht, ist: “ Wie schnell kann ein Wanderfalke fliegen?“

Ich habe in langen Jahren ganz unterschiedliche Angaben in den Vogelbüchern und Dokumentionen gefunden, die dann auch noch sehr schwankten.

Auf den zahlreichen Beutelisten des Wanderfalken, z.B. bei Rockenbauch, Dieter für Baden-Württemberg, finden wir schnell fliegende Beutevögel in allen Ökosystemen. Der Wanderfalke ist für die Jagd auf schnell fliegende Vögel seit Jahrmillionen bestens angepasst! Spektakulär für uns Menschen – Stop! Falsches Wort! Denn unser menschliches Auge ist zu langsam um  seine Jagdmethode  genau zu verfolgen – also: Höchst erstaunlich für uns Menschen sind seine Sturzflüge (das englische Wort „stoop“ trifft es hübscher), die er kopfüber nach unten rasend aus großer Höhe beginnt! Er beschleunigt sogar zu Beginn seinen Sturz mit energischen Flügelschlägen um noch schneller Höhe zu verlieren.

Der Falkner und Fallschirmspringer Ken Franklin stürzte sich vor einigen Jahren mit dem – den Falken lockenden – Federspiel in der Hand aus 900 m Flughöhe aus einer Cessna 172. Für lange Sekunden ließ er sich ungebremst in die Tiefe fallen, bis er schließlich die Reißleine seines Fallschirms ziehen musste. Sein Falkenweib FRIGHTFUL  folgte ihm nahe  im Sturz mühelos und griff sich das Federspiel mit dem Happen Fleisch.

Das geschah mit einer – elektronisch gemessenen –  Fallgeschwindigkeit von 160 km/h. Bei weiteren Versuchen erreichte FRIGHTFUL 242 mph, das sind 389 km/h im Sturzflug. Man findet die Videos noch bei YouTube und National Geographic.

29.März, 2020

Kampf um das Territorium

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Nicht anzuschauen, wenn man schwache Nerven hat!

Wir freuen uns bereits heute, dass unsere Webcams hier  bald anrührende Szenen zeigen werden. Wie  PALATINA behutsam die winzigen, flauschigen Küken füttern – atzen, sagen die Falkner  –  wird und ZEPHYR die passenden Häppchen liefern wird. „Oh, wie süß ist das anzusehen !“ wird  da über manche Lippen kommen …

Ich habe mir lange überlegt, die unten stehende Szene vom 23. März hier einzustellen, die den Abschluss eines  Kampfes zweier Wanderfalkenweibchen in Grimbergen/Belgien zeigt. (Geradezu identisch trug sich am 25. März 2009 das Ende eines Kampfes zwischen AURORA und JETTA im (!) Nistkasten von Heiliggeist zu, siehe im Tagebuch-Archiv!)

Eindringende Wanderfalken werden meist gemeinsam vom residierendem Paar energisch abgedrängt und aus dem Territorium vertrieben. Hier in Heidelberg war ich nur ein-zweimal Augen -und Ohrenzeuge, aber es geschieht bestimmt jährlich auch am Heidelberger Himmel. Meist ist das Revierpaar, hier z.Zt. also PALATINA & ZEPHYR, dabei erfolgreich. Gelegentlich kommt es aber auch zu –  wiederholten und langen – Luftkämpfen zwischen zwei Weibchen, die keineswegs nur in einem – man könnte es  Fingerhakeln/Fängehakeln nennen – gegenseitigem Kräftemessen erfolgen, sondern gelegentlich mit dem Tod einer der Kontrahentinnen enden.

Auch hier endet der Luftkampf, bei dem sich die Weibchen kreischend und ineinander verkrallt überschlagend an die Gurgel gehen, mit einer grobem Landung auf einem Dach. Sie stemmen sich gegeneinander ab, um ihren Körper, vor allem den Hals, voneinander fern zu halten.

Letztlich siegt ein Falke durch die Flucht des anderen.

 

Hierbij nog enkele filmpjes van het slechtvalkengevecht op 23 maart ’s morgens. Twee vrouwtjes die vechten om de nestkast. Hier is duidelijk te zien hoe wreed het er aan toe kan gaan…

27.März, 2020

Brutwechsel am 27. März

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Für unsere neuen Gäste: Hier kann man sich gut die beiden Eltern einprägen! ZEPHYR, Terzel, ist deutlich kleiner und verlässt das Gelege, PALATINA, das Weibchen, ist deutlich größer und übernimmt das Brüten.  Prägen Sie sich bitte die Musterung des Gefieders an Kopf, Backenstreif, Kehle und Brust ein, denn das sind individuelle Kennzeichen. PALATINA ist an ihren Fängen rot – nun verblasst – beringt.

 

Danke K.!

27.März, 2020

„Auch andere Familien haben hübsche Töchter!“

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sagte früher unsere Oma. Ich erhalte in den letzten Wochen immer wieder freundliche Hinweise, da und dort gäbe es ebenfalls Wanderfalken-Cams und da und dort gäbe es Cams über andere nette und possierliche Tiere.

ich bitte um Verständnis, dass unsere Website keine Litfasssäule ist. Hier geht es zuvörderst um Wanderfalken in Heidelberg. Wenn ich gelegentlich auf  Ereignisse und Neuigkeiten der Wanderfalken an anderen Orten in der  Welt hinweise, bleibt das meine Entscheidung.

Es gibt weltweit in dieser Saison in der Tat viel zu sehen, man freut sich über viele Vierergelege in Europa. Eine guten Überblick bietet

Slechtvalken – Nestkalenders – Google Sites

25.März, 2020

VINCENZO (?) im Ahrtal in gefährlicher Umgebung

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Zum ersten mal in 20 Jahren erhalten wir die Rückmeldung – Dank an Frau C. K und Her G. N. ! – eines jungen Wanderfalken, der am 30. April 2019 auf Heiliggeist mit Kennnummer RRF beringt wurde. Er wurde am 22. März 2020 – in Bild und Ton dokumentiert (auf der Website der „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V.“)  in der Nähe eines brütenden Uhupaars entdeckt:

Uhu Webcam | Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V.uhu.webcam.pixtura.de

VINCENZO – wenn dieser Falke im Jugendkleid  tatsächlich diese Ringnummer trägt – balzte in unmittelbarer Nähe dieses Uhupaars im Ahrtal! Das wäre ein ungeeigneter Nistplatz für ihn, denn seine Fliegen und Lahnen wurde von den Uhus bemerkt und mit großer Wahrscheinlichkeit werden sie ihn und seine Partnerin bei Nacht erbeuten.

 

 

24.März, 2020

Die Eier müssen bewegt werden

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Heute fällt uns auf, dass die Nistmulde mit den brütenden Falken sich etwas nach hinten bewegt hat. Ob es an der nächtlichen Kälte liegt, z.Zt. etwas unter dem Gefrierpunkt? Wahrscheinlich eher an dem scharfen Ostwind – eher selten hier in Heidelberg -, der direkt in den Nistkasten bläst! Ich war gestern vormittag zur technischen Kontrolle kurz oben am Nistkasten ( Mit dem Auto bis zur Kirchentür, kein Kontakt zu Menschen): Ich habe dort oben selten so starke Böen erlebt. Auch heute, als ich in Heidelberg im Auto eine Brücke querte, knatterten die zahlreichen grünen Banner, die zum Festival „Heidelberger Frühling“  – leider abgesagt! – einladen, im Ostwind. Für die Falken ist Kälte und Starkwind kein Problem.

Die Eier müssen regelmäßig ab und zu bewegt werden, damit nicht immer die gleiche Stelle der Schale „beheizt“ wird.Die Hagelschnüre kennen wir alle vom rohen Hühnerei, nicht wahr? Die beiden ineinander verdrehten Eiweißstränge sorgten dafür, dass die wichtige Keimscheibe auf dem Dotter immer nach  oben – zu den beiden warmen Brutflecken an  Bauch der brütenden Falken  – gerichtet bleibt. Wir können über die Kastenkamera  manchmal  beobachten, wie die Falken mit der Schnabelspitze die Eier sorgsam bewegen und dabei darauf achten, dass jedes Ei seine notwendige Portion Wärmenachschub erhält. Aber selbstverständlich immer unter dem Falkenkörper im Warmen bleibt.

22.März, 2020

Temperaturunterschiede

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sind in diesen Tagen kein Problem. Heute früh las ich an meinem Fenster -Thermometer 2° C ab. Nun  sind es um 10 Uhr dort in der Sonne bereits 8° C.  PALATINA und ZEPHYR sind erfahrene Eltern und haben gemeinsam bereits acht Küken hier zum Ausfliegen gebracht, PALATINA 21 Küken! Die beiden lassen das Gelege nicht auskühlen. Heute ist in etwa HALBZEIT ihrer Brut!

20.März, 2020

Nicht auf eine Schießscheibe, nein, es muss etwas Lebendiges getötet werden!

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Man könnte doch an einer Schießscheibe seine Zielgenauigkeit trainieren! Warum muss – als Hobby? als Sport? – immer ein Lebewesen getötet werden? Immer wieder diese schlimmen Nachrichten aus Großbritannien und dem Libanon …

 Peregrine falcon suffers ’shotgun‘ wound in Telford 

 

Detail aus François Boucher,
La cible d`Amour, 1758
Karton für Tapisserie
368 x 167 cm, Louvre, Paris

17.März, 2020

Ist das ZEPHYR oder ist das PALATINA?

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Oft erreichen mich Anfragen, wie man die Geschlechter unterscheiden kann, wer da gerade brütet? Achten Sie auf die Größe des brütenden Falken: Großer Falke= PALATINA, kleinerer Falke mit dunklerem Kopf= ZEPHYR. Prägen Sie sich die individuell  verschiedene Musterung des Übergangs des Bartstreifs zur weißen Kehle und blaugrauen Nacken ein. Hier ein Foto von 18.30 Uhr: Das ist PALATINA!

15.März, 2020

„Wollt Ihr Euch nicht mal hinsetzen und ein gutes Buch lesen?“

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so rief ich  vor langen Jahren – selbstverständlich vergeblich! – wenn eines meiner drei Kinder in unserem Haus beim KINDERGEBURTSTAG  mit Freundes-/Freundinnenschar kreischend durch das Haus tobten …

In diesen schlimmen Tagen, an denen wir zu Hause bleiben, könnten wir uns telefonisch bei unserer lokalen Buchhandlung ein Buch bestellen, das diese uns am nächsten Tag zusenden würde. Zum Beispiel dieses:

Mein Tagebucheintrag vom 24.03.2017:

„Mein liebstes Falkenbuch ist nun endlich auch auf Deutsch erschienen: Helen Macdonald: Falke-Biographie eines Räubers,Verlag C.H.Beck, München, 2017, 19,95 €. Die britische Historikerin, die bereits als Mädchen einen Turmfalken gefangen hielt, veröffentlichte 2014 auch bei uns ihren Bestseller Hawk, bei uns mit dem albernen deutschen Titel H wie Habicht. Dieses Buch gefiel mir überhaupt nicht! Denn für sie ist  in jenem Buch der Habicht, ganz ähnlich wie bei ihrem Landmann J.A.Baker The Peregrine aus dem Jahr 1967, auf Deutsch 1969 Ich folgte dem Falken, 2014 neu übersetzt als Der Wanderfalke geradezu ein mythisches Wesen, das eher für ihre Trauerarbeit nach dem Verlust des Vaters und zur Rückgewinnung ihrer Identität diente. Viel Romantik und Gefühl, wenig Substanz bei beiden …

Nun ist ihr großartiges Buch Falcon, Reaktion Books, London, 2006,  endlich  auch auf Deutsch s.o.  zugänglich. Ich empfehle es aus vollem Herzen, denn es gibt uns einen breiten kulturgeschichtlichen Überblick über diese Gattung, die es  in etwa vierzig Arten auf der Welt gibt. Im Zentrum steht der Wanderfalke, den sie bei den alten Ägyptern beginnend bis in unsere Tage in vielen Facetten beschreibt. (Bei der evolutionären Einordnung der Falken ist  Macdonald allerdings nicht auf dem neuesten Stand. Hier haben der Heidelberger Prof.Dr. Michael Wink und andere Forscher seit 2006 neue Abstammungs- und Verwandtschaftslinien beschrieben.) Während Macdonald in ihrem Habichtbuch, wie auch 40 Jahre zuvor J.A.Baker in seinem Wanderfalkenbuch den Greifvogel – der ja kein “Räuber” ist – noch zu einem mythischen Wesen überhöhten, beschreibt sie hier den/die Falken nüchtern und sachkundig, aber auch mit Empathie als  ein wunderbares Geschöpf der Natur.“

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Vögel haben keine Zähne

also müssen die Küken bereits jetzt fähig sein, große Happen zu verschlingen: Das Küken rechts versucht hier,  den Fuß und Lauf eines Kleinvogels  – am Stück – zu schlucken. Es kann als Vogel ja nicht kauen.

Interessant ist in dieser Szene, dass PALATINA bereits einen so großen Happen anbietet, statt diesen selbst zu schlucken.

Wir werden in den nächsten Wochen weitere Szenen eines großen – ich schreib` mal – Schluckvermögens und einer großer und schnellen Gefräßigkeit und Gier beim Nachwuchs beobachten können.

Das sieht dann für Menschenaugen gar nicht mehr süß aus, sondern erinnert uns daran, dass Vögel Nachfahren der fleischfressenden Sauriere sind.

Danke, S.F.!

22. April 2022|0 Kommentare

Schon bei den Küken: Gefiederpflege!

Wir können schon jetzt bei den Küken sehen, dass ein gut gepflegtes Federkleid sehr wichtig für das Falkenleben ist.  Bereits jetzt beginnen sie an ihren Pelzdunen zu zupfen. Bei den Eltern sehen wir das als Dauerbeschäftigung, wenn diese auf der Anflugstange oder im Nistkasten ruhen: Jede Feder wird durch den Schnabel gezogen, geglättet und “beknabbert”! Man kann das manchmal über sehr lange Zeit beobachten und man staunt, dass es die Halswirbelsäule erlaubt fast jede Stelle zu erreichen!

Bei den Küken bilden sich jetzt Federkeime. Je nach dem zukünftigen Zweck und  je nach der Lage der einzelnen Feder entscheidet sich bereits jetzt, wie jede einzelne Feder in ca. drei Wochen beim ersten Flug aussehen wird. Und es gibt sehr unterschiedliche Federtypen am Falkenkörper! Wenn die fertige Feder ausgeschoben wird, braucht dann dieses tote und verhornte Gebilde, das überlebenswichtig für den Falken sein wird, keine Blutzufuhr mehr, keine Nahrung und keinen Sauerstoff mehr! Allerdings tägliche und wiederholte Pflege, das können wir ja  immer wieder beobachten.

Federn sind für die warmblütigen Vögel von großem Vorteil: Der lebende Vogelflügel ist ein schmales Knochenbündel mit wenig Muskelfleisch (Wir erinnern uns an das Brathähnchen auf unserem Teller!), das mit den Federn eine hoch spezialisierte Tragfläche aus lebloser Substanz trägt. Eine Fledermaus mit durchbluteten Tragflächen muss viel mehr Energie in ihren Flug investieren! Kein Wunder, dass es Vögel fast überall und seit sehr langer Zeit  auf der Erde gibt: Schon beim Abdruck der Federn des Archaeopteryx im Plattenkalk bei Eichstätt ( 150 Millionen Jahre alt) kann man unterschiedliche Federtypen erkennen.

 

21. April 2022|0 Kommentare
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