Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Wo bleibt sie denn?
scheint sich ZEPHYR am 22. Februar um 17.30 Uhr zu fragen und schaut – hoffnungsvoll? – zum Eingang. Das fragen wir uns auch. Wir erinnern uns aber: Von den drei weiblichen Falken, die hier residierten, war in diesem Zeitraum der Balz & Brut nur AURORA häufig im Nistkasten, um das Interieur, Boden, Decke, Wände akribisch zu prüfen, Probe zu sitzen, Steinchen zu ziehen u.s.w.
JETTA und PALATINA kamen immer „in letzter Minute“ vor der Eiablage in den Nistkasten.

Bald wird es spannend
Denn das erste Wanderfalkenei dieser Saison in einem – von einer Kamera überwachten – Nistkasten wurde am 21. Februar im l`Hospitalet de Llobregat, Barcelona in Spanien gelegt!
Weitere frohe Nachrichten finden wir bald bei
ZEPHYR am 21. Februar
hütet den Nistkasten, pflegt sein Gefieder und wartet auf PALATINA.
Love is in the air
Aber wenn es zur Sache geht, so sehen wir das hier nicht. Die Begattungen, so sagen wir Laien, Kopula sagen die Ornithologen, finden nun in aller Öffentlichkeit und auch noch lautstark statt. Das hat wohl bereits vor einiger Zeit begonnen und wird sich nun kurz vor der Eiablage häufig abspielen. Kopula finden oft nach gemeinsamen Balzflügen oder nach Balzfütterungen statt. Sie werden von PALATINA durch eine flache gestreckte Haltung mit gesträubten Unterschwanzdeckfedern angeboten/gefordert. ZEPHYR landet dann flügelschlagend mit eingezogenen Klauen steil stehend und balancierend auf PALATINA und dreht seinen Stoß rechts oder links zur Seite. Dabei lahnen beide Falken heftig, so dass unsereins in die Höhe schaut und das Geflatter auf den Kirchturmspitzen (Heiliggeistkirche, Jesuitenkirche, Peterskirche) wahrnimmt. „Oh! Da oben kämpfen die Falken miteinander!“, so hörte ich gelegentlich Passanten sprechen. Ich ging dann meistens kopfnickend meines Weges , um ein Gespräch über solche heiklen Vö… -äh! – Vogelangelegenheiten zu vermeiden. Man weiß ja nie, wozu ein solches Gespräch führen könnte, nicht wahr?
Kopula finden nun kurz vor der Eiablage häufig statt, oft sogar mehrfach innerhalb einer Stunde, dauern allerdings nur wenige Sekunden. Nein, außerhalb der Balzzeit findet das nicht statt, da gehen sich PALATINA & ZEPHYR monatelang aus dem Weg.
ZEPHYR ist am Brutplatz
und vertreibt sich die Zeit mit Gefiederpflege und Himmelsbetrachtung.
Auch die Annäherung und Präsenz nahe des zur Brut erwählten Ortes gehört zum Ritual der Balz. In der freien Natur -„am Fels“-, wo ich für lange Jahre das Brutpaar kontrollierte, konnte ich diese Annäherung gut beobachten. Zunächst – im Januar – ruhten das Falkenweibchen und der Terzel oft lange Zeit, durch einen weiten Talkessel getrennt, auf ihren „Lieblingsbäumen“. Die Anfangsdistanz betrug mehr als einen Kilometer. Sie sahen sich und hielten akustischen Kontakt durch gelegentliches entspanntes „Lahnen“, ein lang gezogenes „Gäää-ii“. ( Das „AckZick-KokZick“, das beide Falken äußern, wenn sie nun gelegentlich in den Kasten stürzen, ist ein Laut höchster Erregung!) Ab Januar verringerte sich allmählich die Distanz während der Ruhephasen, wenn beide nach einem Balzflug wieder aufbaumten. Bald saßen sie auf etwa 200 m Distanz am gleichen Hang, dann immer näher. Schließlich diente ein ausladender dicker Ast einer alten Eiche oberhalb des Steinbruchs, in dem die Brutnische war, als anzufliegender Ort, an dem das Falkenweibchen mit gesträubtem Gefieder zur Kopulation aufforderte. Immer mit lautstarkem Gezeter, – danach standen beide oft noch stumm auf jener Eiche, das Weibchen schlank und aufrecht, der Terzel – fluchtbereit – immer auf einem höheren Ast.
Das sehe ich auch heute, wenn das Heidelberger Paar gemeinsam auf dem doppelarmigen Kreuz von Heiliggeist ruht. Terzel, klein: oben, Weibchen: größer unten.

Der Frühling kommt
Davon ist aber heute wenig zu sehen! Nach stürmischen Nachtstunden von 2 Uhr bis 4 Uhr folgte heute in Heidelberg Starkregen bis 10.30 Uhr. Die Wolken hängen tief über dem Neckartal, der Himmel bleibt grau und verhangen, es regnet noch immer. Nur selten ist ein Vogel am Himmel zu sehen.
Ob da ZEPHYR & PALATINA heute große Lust zu temperamentvollen Balzflügen oder gar schon zu Kopulationen haben werden?
Ich hörte jedoch bereits in der vergangenen Woche in der Morgendämmerung (gegen 7 Uhr) schon im Garten die Vögel singen, für mich ein deutliches Zeichen des Frühlings. Die FAZ schreibt heute auf S. 7: „Viele Störche kehren in diesem Jahr früher als sonst aus den Winterquartieren … zurück. “ Nun ja, wir erfuhren, dass viele der Westzieher ihren Flug im Herbst bereits in Spanien beendeten, weil sie dort genügend Nahrung fanden. „In Mecklenburg wurde der erste zurück gekehrte Storch am 2. Februar gesichtet“ schreibt die Zeitung.
Wir erinnern uns, dass im vergangenen Jahr PALATINA das erste Ei am 1. März etwa um 2.44 Uhr legte. Nun sind wir gespannt, was wir in zwei Wochen hier sehen werden!
Nicht alle Falken leben frei
Acht (!) Gerfalken als Sportgeräte aufgereiht …
How the United Arab Emirates Became the Center of Falconry’s Gyre
Wer kann diesen Mann stoppen?
Mit Wilderei und illegalem Greifvogelhandel kann man noch immer seinen Lebensunterhalt bestreiten!
Erwischt im Jahr 2000 in Kanada, 2010 in Birmingham, 2015 in Sao Paulo,Brasilien, 2018 in London … Wie oft wurde er nicht erwischt?
‚The Falcon Thief‘ exposes the high-flying life of a notorious rare-bird smuggler
ZEPHYR am 14. Februar 2020
Ist seine demonstrative Anwesenheit ein Signal an die Nilgänse entlang des nahen Neckars, die z.Zt. auch häufig in der Stadt unterwegs sind?
Danke, K.!
Der Flug des Wanderfalken
ist eh Aufsehen erregend und erstaunlich. In Ergänzung meines voraus gegangenen Beitrags erinnere ich, dass es bis vor wenigen Jahren nur wenige filmische Aufnahmen vom Flug wild lebender Wanderfalken gab. Und diese Aufnahmen waren oft fahrig und zeigten kaum die Virtuosität, Rasanz und Geschicklichkeit des Wanderfalken.
Seit Wanderfalken zu Kulturfolgern geworden sind, – in New York City, USA gibt es über 50 Brutpaare, auch in London, GB oder Frankfurt gibt es eine zweistellige Zahl von Brutpaaren wegen der riesigen Zahl von dort lebenden Beutevögeln (vor allem Stadttauben) – ist es für Dokumentarfilmer nun leichter, jagende Wanderfalken zu filmen. Denn diese folgen – naheliegend – beim Jagdflug z.B. dem Flußlauf oder den geradelinigen Verkehrsachsen, die für die hohe Geschwindigkeit des herab stürzenden oder anjagenden Falken besser geeignet sind als enge Gassen. Auch die besonderen Wind- und Thermikverhältnisse zwischen hohen Gebäuden scheinen für das Leben des Wanderfalken geeignet.
„… folg ich der Vögel wundervollen Flügen“
schrieb 1913 Georg Trakl in einem Gedicht und meinte die Zugvögel. Wir würden jetzt wohl alle gern den wundervollen Flügen von PALATINA & ZEPHYR mit Blicken folgen. Das wäre für alle Falkenfreunde/-freundinnen ein ganz besonderes Erlebnis. Falls überhaupt, sieht man wild lebende Wanderfalken fast ganzjährig nur als Einzelvogel fliegen, jagen oder an einer Warte ruhen. Zwei Wanderfalken als Paar beieinander ruhend oder fliegend zu sehen, ist in Heidelberg nur während der Balz möglich, siehe das Hintergrundbild meines Tagebuchs auf der Website. Seit Mitte Januar kann man – wenn man Glück hat! – beobachten, dass ZEPHYR & PALATINA in großen Kreisen sich von der Thermik im östlichen Bereich des Talausgangs, über dem Gaisberg oder über dem Königstuhl nach oben tragen lassen. Man benötigt dann einen Feldstecher um zu sehen, wie sie aufeinander zustoßen und sich übersteigen, wie der „angegriffene“ Partner sich auf den Rücken legt, die Fänge dem Partner/Partnerin entgegen streckt, vielleicht übergibt ZEPHYR dabei einen kleinen Beuterest. In Büchern lese ich, dass diese oft rasanten, akrobatischen Flüge „spielerisch“ ablaufen. Vermutlich ist es eher eine erforderliche Vorstellung und Prüfung des Terzels, ob dieser in den nächsten Monaten fähig ist, seine brütende, hudernde PALATINA und den Nachwuchs mit Nahrung zu versorgen.
Blick vom Dicken Turm der Schlossruine
Charakteristisch für die Schlossruine ist auf der westlichen Frontseite zum Tal der Dicke Turm, seine bis zu 6 m dicke Mauer zeigt noch die Tragsteine seiner früheren Stockwerke. Unten erkennen wir die Bühne und die fünf-sechs Zuschauerreihen während der Sommerfestspiele des Städtischen Theaters Heidelberg. Mehrfach sah ich während der abendlichen Aufführungen über uns beim Eintritt der Dunkelheit – trotz der Scheinwerfer, Schauspieler und Musik – einen Wanderfalken einfliegen und im oberen Bereich in einer Nische oder auf den herausragenden Steinen seinen Schlafplatz einnehmen!
Unsere Besucher können sich so etwa vorstellen, welche prächtige Aussicht die Falken von dieser Warte aus über die Stadt und das Tal haben. Vom Turm aus haben sie auch einen direkten Blick auf den Nistkasteneingang des Kirchturms zu ihren Füßen.
Foto: Theater Heidelberg in Rhein-Neckar-Zeitung vom 11.02.2010

Rechter Fittich von PALATINA
Bei der Beuteübergabe springt PALATINA au ZEPHYR zu. Für uns eine Gelegenheit, die Hand- und Armschwingen ihres rechten Flügels zu betrachten.
Als Laie kann ich nichts zum Stand ihrer Mauser sagen, das ist eine „Wissenschaft“ für Ornithologen, ich bin Amateur. Letztes Jahr habe ich- wenn ich mich recht erinnere – mal einiges Angelesenes dazu geschrieben.
Danke, M.H.!

ZEPHYR im Gegenlicht des Nachmittags und durch Saharastaub gesehen
ZEPHYR erfüllt seine Aufgabe! Wir sehen nicht alles, auch wenn wir – dank Ihrer Spenden! – über drei Kameras verfügen. Heute vormittag habe ich die Kameraübertragung auf dem Monitor im Rathausfoyer überprüft.
Küken allein im Kasten, PALATINA auf Reinigungs- oder Jagdflug. – aber oben auf der Turmspitze stand auf dem südlichen Querarm des Kreuzes ZEPHYR und hatte Nah & Fern unter Kontrolle.
Danke, M.H.!

Beuteübergabe am 13. April
Danke, D.L.!

PALATINA startet
Danke, M.H.!
PALATINA bearbeitet den Boden
Danke , M.H.!

ZEPHYR am 11. April
Danke, pm, via BCAW!