Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

12.Dez., 2020

Nun kommen stille Nächte

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In den Vorjahren befand sich um diese Zeit  am Fuß des Kirchenschiffs, direkt vor der „Haustür“ des Nistkastens, auf dem Marktplatz ein grell beleuchteter, laut beschallter,  im Glühwein-Nebel dampfender, vom Bratwurst-Grillrauch umwaberter   WEIHNACHTSMARKT!

Sehr beliebt bei Jung und Alt, bei Einheimischen und Gästen, gut besucht ab 11 Uhr bis weit in die Nacht. ICH staunte, am nahen Busparkplatz Neckarmünzplatz  eilig vorbei fahrend, über die zahlreichen Omnibusse aus CH, F, I , NL , die  dort von früh bis spät zu sehen waren. Was für mich ein Gräuel ist, ist bei anderen Menschen etwas Wunderbares!  Nun wird das sehr vermisst!

(Der Nachwuchs belehrt mich:  Für junge Menschen, die sonst nicht wissen, wohin mit ihren Händen beim Anbandeln, eine Erleichterung: Man hält eine  heiße Tasse,  die man nicht schnell leeren kann, schon gar nicht im Gehen, also bleibt man stehen und wendet sich freundlich dem/der Nächsten zu.  Ja, es ist in CoronaZeiten für Menschen, die Nähe und Freunde suchen, schlimm. Ich bin schon still…)

Dass die Wanderfalken, vor allem der hier übernachtende ZEPHYR, den täglichen und nächtlichen Lärm und Gest…- äh! Duft – unbeeindruckt ertrugen, war mir ein Rätsel. Oft dachte ich „Wärst Du ein Papagei oder ein Beo, würdest Du den Rest des Jahres Jingle Bells flöten!“

Die ersten zwei Jahrzehnte meiner Beobachtungen von Wanderfalken in einem still gelegten Steinbruch am Ende eines Tales erfolgten in großer Stille. Knackte ein Zweig unter meinen Schuhen, wenn ich mich 150 m vom Horst näherte, erfolgte prompt das alarmierende Gezeter eines der Falken. Wanderfalken haben nicht nur scharfe Augen, sie haben auch gute Ohren.

Ab heute ist auch in Heidelberg ab 20 Uhr ein Lockdown! Ab morgen wird es – wir können das ja an unseren Cam 1-& Cam 2- Tonübertragungen prüfen – auf dem Marktplatz sehr still sein.

 

Danke, K.!

12.Dez., 2020

Freude und Wut

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Mit gemischten Gefühlen lese ich jährlich den Jahresbericht des „Komitee gegen den Vogelmord e.V.“ (Committee Against Bird Slaughter, CABS), den ich heute im Briefkasten finde. Neben vielen sehr erfreulichen Meldungen von wirkungsvollen Aktionen gegen den Fang, Handel und Abschuss der Zugvögel im Mittelmeerraum lese ich aber auch „Greifvogelverfolgung in Deutschland: In der ersten Jahreshälfte werden bei unserem bundesweiten Monitoring insgesamt 30 illegale Nachstellungen registriert – ein Zuwachs um 25 % gegenüber dem Vorjahr. Betroffen sind insgesamt 26 Landkreise in neun Bundesländern. Die Methoden reichen von Vergiftung und Abschuss von Habichten und Wanderfalken über den  Einsatz illegaler Fallen bis zur Fällung von Nestbäumen.“

12.Dez., 2020

Und noch ein Vogelbuch …

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Falls jemand in dieser Zeit für  Geschenke nach einem gut lesbaren  Vogelbüchlein sucht: Ich schenke gelegentlich  – nicht nur, weil dort auf S. 221 die Heiliggeist-Wanderfalken erwähnt werden –

Schmid, Ulrich, „Naturzeit Vögel -Zwischen Himmel und Erde“ 2018, Franck-Kosmos-Verlags GmbH , Stuttgart, 20 €

8.Dez., 2020

Gewölle ausspeien

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Vögel haben keine Zähne mehr wie ihre Vorfahren, die Sauriere! Der „Falkenzahn“, mit dem ZEPHYR & PALATINA  wie mit einer Beißzange den Beutevögeln noch im Flug blitzschnell den Kopf abtrennen, ist nur eine Ausbuchtung im Horn ihres Oberschnabels. Wie wir im Frühjahr wieder, manchmal etwas angeekelt, beobachten werden, verschlingen Alt & Jung die Beute nahezu restlos mit Federn, Knochen und Innereien. (Nur das Großgefieder der Beutevögel wird gerupft.) Die Mahlzeit, im Kropf dann noch einige Zeit gut von außen zu erahnen, wird nicht vollständig verdaut. Knochenreste und Federn der letzten Mahlzeit werden als Gewölle  – vor der nächsten Mahlzeit ausgespieen.

DAS können wir hier in diesem Clip gut beobachten.

Danke, C.!

7.Dez., 2020

Auch PALATINA bleibt am Turm

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Auch DAS  war bisher um diese Jahreszeit selten zu beobachten. AURORA und JETTA folgten  erst kurz vor der Eiablage, also Anfang März, ihren Partnern – und dann oft nur zur peniblen Bodenuntersuchung – in den Nistkasten. Heute steht auch PALATINA entspannt auf der Anflugstange, während ZEPHYR weiter im Nistkasten bleibt..

Gelegentlich lesen wir von der „Verhaustierung“ wild lebender Arten in den Städten. Das hat aber eher mit dem reichen Nahrungsangebot in den Städten zu tun, vermute ich als Laie.

Danke, C.!

7.Dez., 2020

Ja, ist denn schon Februar 2021 ?

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Bereits 2019 und 2020 gehörten die beiden zu dem eiligsten Wanderfalken der Saison. Schon damals  begannen sie früh mit der Balz und zeigten europaweit in den von Kameras überwachten Horsten die ersten Gelege und am frühesten ihre  ausfliegende Jungfalken.

Was wir hier jetzt im frühen Winter nun mehrfach beobachten, erscheint mir als eine – sehr verlängerte!  – „Herbstbalz“. Dieses gemeinsame und aufgeregte Aufsuchen des  – ihnen längst bekannten – Nistplatzes sahen wir früher erst Ende Januar – Anfang Februar.

Auch im 20. Jahr unseres Projekts der selbstständigen – wenn auch durch das Angebot eines  Nistkastens unterstützten – Wiederansiedlung wild lebender Wanderfalken in Heidelberg nach 47 Jahren Abwesenheit machen wir noch immer unerwartete Beobachtungen, die uns erstaunen.

Dass für uns nun, eigentlich in der „falkenlosen“ Zeit am Kirchturm, täglich und nächtlich ein Einblick in das Leben der Wanderfalken möglich ist, erleichtert uns ein wenig den grauen Alltag in COV-19-Zeiten, nicht wahr?

Danke, C. und M.K.!

4.Dez., 2020

Sich Dehnen und sich Strecken

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Kürzlich schrieb ich noch, wir sollten uns davor hüten tierisches Verhalten mit menschlichem Verhalten und Empfinden zu beschreiben und gleich zu setzen.

C. hat uns in dieser Saison mehrfach das „In -den-Tag-gehen“ von ZEPHYR im Nistkasten dokumentiert.

Mich macht das schmunzeln, denn auch unsereins dehnt und streckt sich am Tagesbeginn beim Aufwachen, schaut am Fenster nach dem Wetter und kommt nur langsam in die Gänge …

Danke, C.!

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Der Wanderfalke ist gerettet, aber …

Viele unserer Besucher/-innen werden sich noch daran erinnern, dass der Wanderfalke in den 1970-er Jahren in Mitteleuropa, in Deutschland, stark vom Aussterben bedroht war. Nun beginnt die „UN-Konferenz für Biodiversität“ im kanadischen Montreal. Kein einziger Staats-  oder Regierungschef hat sich zur Teilnahme angekündigt.

DIE ZEIT vom 8. Dezember 2022, schreibt dazu auf S.1: „112.000 Tierarten sind weltweit gefährdet. 32.000 stehen unmittelbar vor dem Aussterben. Drei Viertel aller globalen Naturräume sind aus dem Gleichgewicht oder  bereits vernichtet. … Das Fenster, in dem die Natur noch geschützt werden kann, steht nur noch ein paar  Jahrzehnte offen. … Die Verhandlungen in Montreal sind das vielleicht wichtigste globale Meeting des Jahrzehnts. Denn entweder löst man das Klima- und das Biodiversitätsproblem zusammen. Oder gar nicht.“

08. Dezember 2022|1 Kommentar
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