Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

5.März, 2021

Wohl wieder eine ruhige Brutzeit

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steht uns erfreulicherweise bevor.

Wie von diesem Falkenpaar gewohnt, verläuft bisher alles ganz normal und ohne Störung. WIR hören tagsüber über die empfindlichen Mikrofone von Cam 1 und Cam 2 gelegentlich „städtische“ Geräusche (Handwerker auf nahen Dächern, das piepsende Müllauto, bellende Hunde), aber diese Geräusche von unten oder außen  sind die Falken längst gewöhnt. Ebenso  sind sie an große Lautstärke der Glocken gwöhnt, die sich direkt zwei Stockwerke – mit z.T. offenen Holzböden – unter dem Nistkasten befinden. Wenn etwas aber in Nistkastennähe geschieht, sind die Falken optisch und akustisch überaus empfindlich!

Wenn ich vor 15-20 Jahren gelegentlich bei vollem Glockengeläut dort oben stand, musste ich mir minutenlang die Ohren zuhalten, es war sonst nicht auszuhalten! Falls ich dann durch ein „Spionloch“ – es gab damals noch keine Webcam – spähte, schlief AURORA dabei mit geschlossenen Augen ungestört weiter!

Damals kam ich oft am Nachmittag zur Kontrolle zum Nistkasten. Zuletzt stieg ich vom „Uhrzimmer“in Zeitlupe möglichst lautlos die gelegentlich knarrende Aluminiumleiter hoch in das „Falkenzimmer“, dort auf Zehenspitzen dann zum Nistkasten. Dann in Zeitlupe auf ein kniehohes Podest steigen, vorsichtig den briefmarkengroßen schwarzen Stofflappen vor dem „Spionloch“ zur Seite schieben: Ah! 20 cm vor meinem Auge der Kopf des brütenden Falken! Und schon wendet er den Kopf und starrt auf dieses „Spionloch“, das etwa so groß ist wie ein  1-Cent-Stück. Ich habe doch  nicht mit meinem Brillengestell das Holz berührt! Ich bin doch völlig ruhig! Oft ließ ich dann das schwarze Stoffteil wieder herab, schlich in Zeitlupe auf die Gegenseite:  Mein Blick dort wurde auch dort meist sofort vom Falken beantwortet: “ Ich schau Dir in die Augen, Kleine(r)!“ Griff ich mit dem Arm um die Kastenkante und kratzte dort wie ein Mäuschen kurz ganz zart das Holz der Rückwand, ging der Falkenblick dort hin.

Der direkte ruhige Blick eines wild lebenden Wanderfalken aus 20 cm Distanz in mein Auge gehört zu den großen Momenten dort oben. Die englische Sprache nennt das „to outstare someone“. In der Tat: Es fiel mir immer schwer, dem Falkenblick ohne zu zwinkern standzuhalten!

PS. Wäre AURORA ein Mensch, hätte sie abends ihrem Terzel berichtet: „Heute habe ich wieder einmal den Gäng optisch nieder gemacht!“

5.März, 2021

Wache vor dem Gelege

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Die Nacht zum 5. März verbrachte PALATINA einige Zeit auf dem Gelege ruhend, dann erneut wieder vor den beiden Eiern stehend.

Der Schnappschuss kurz vor 23 Uhr zeigt, dass ein Ei im kalten Freien liegt. Das ist ein Hinweis, dass sie noch nicht ihre „Heizung“ (= Brustflecke am Bauch) zum Brüten nutzt!

Danke, M.H. und C.!

4.März, 2021

„Wollt Ihr Euch nicht hinsetzen und ein gutes Buch lesen?“

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so rief ich  vor langen Jahren – selbstverständlich vergeblich! – wenn eines meiner drei Kinder in unserem Haus beim KINDERGEBURTSTAG  mit der Freundes-/Freundinnenschar kreischend durch das Haus tobten …

In diesen schlimmen COVID-19-Tagen, nun nach 2020 auch in der 2021-Brutsaison,  an denen wir zu Hause bleiben (sollen, müssen) , könnten wir uns telefonisch bei unserer lokalen Buchhandlung ein Buch bestellen, das diese uns am nächsten Tag zusenden würde. Zum Beispiel dieses:

Mein liebstes Falkenbuch ist auch auf Deutsch erschienen: Helen Macdonald: Falke-Biographie eines Räubers,Verlag C.H.Beck, München, 2017, 19,95 €. Die britische Historikerin, die bereits als Mädchen einen Turmfalken gefangen hielt, veröffentlichte 2014 auch bei uns ihren Bestseller Hawk, bei uns mit dem albernen deutschen Titel H wie Habicht.

Dieses Buch gefiel mir überhaupt nicht! Denn für sie ist  in jenem Buch der Habicht, ganz ähnlich wie bei ihrem Landmann J.A.Baker The Peregrine aus dem Jahr 1967, auf Deutsch 1969 Ich folgte dem Falken, 2014 neu übersetzt als Der Wanderfalke geradezu ein mythisches Wesen, das eher für ihre Trauerarbeit nach dem Verlust des Vaters und zur Rückgewinnung ihrer Identität diente. Viel Romantik und Gefühl, wenig Substanz und Fakten bei beiden.

Nun ist Helen MacDonalds großartiges Buch Falcon, Reaktion Books, London, 2006,  endlich  auch auf Deutsch s.o.  zugänglich! Ich empfehle es aus vollem Herzen, denn es gibt uns einen breiten kulturgeschichtlichen Überblick über diese Gattung, die es  in etwa vierzig Arten auf der Welt gibt. Im Zentrum steht der Wanderfalke, den sie bei den alten Ägyptern beginnend bis in unsere Tage in vielen Facetten beschreibt. (Bei der evolutionären Einordnung der Falken ist  Macdonald allerdings nicht auf dem neuesten Stand. Hier haben der Heidelberger Prof.Dr. Michael Wink und andere Forscher seit 2006 neue Abstammungs- und Verwandtschaftslinien beschrieben.) Während Macdonald in ihrem Habichtbuch, wie auch 40 Jahre zuvor J.A.Baker in seinem Wanderfalkenbuch den Greifvogel – der ja kein “Räuber” ist – noch zu einem mythischen Wesen überhöhten, beschreibt sie hier den/die Falken nüchtern und sachkundig, aber auch mit Empathie als  ein wunderbares Geschöpf der Natur. (Wenn ich es richtig erinnere, ist die englische Taschenbuchausgabe mit vielen Bildern ausgestattet.)

Mein Tagebucheintrag vom 24.03.2017 und vom März 2020

4.März, 2021

Eine etwas langweilige Zeit

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steht MIR bevor. Hoffentlich nicht unseren Gästen! Denn die Bilder, die unsere vortrefflichen Kameras in alle Welt übertragen, werden sich gleichen. Es wird nichts Besonderes geschehen.

Ein Falke döst oder schläft auf dem Gelege. Ab und zu verändert er seine Position- etwa eine Vierteldrehung – , dann schiebt er die Eier sorgfältig unter seinen Körper wieder zurecht und rüttelt sich ein. Wenn es ihm langweilig wird, zieht er mit dem Schnabel Steinchen zu sich. Dabei kommt es vor, dass der brütende Falke – noch immer flach geduckt – vor lauter Eifer ein Stück weit von Gelege rutscht. Dann bemerkt er es und kehrt flugs in die Bruthaltung zurück. So wird ein sternförmiges Muster im Sand um ihn entstehen. Dann ist wieder Ruhe angesagt bis zum Brutwechsel der Altvögel. Dieser erfolgt meist so schnell, dass man kaum einen Blick auf die Eier werfen kann.

Wir Zuschauer können in aller Ruhe die Schönheit eines Wanderfalken genießen. Mich beeindruckt der ausdrucksvolle Kopf mit den großen Augen und dem Backenstreif, dann die blaugraue Farbe des Deckgefieders, die weiße Brust mit den „gesperberten“ Flecken, die riesigen gelben Fänge, die Anordnung und Abfolge der Federn.

Man kann aber auch Bücher über Falken lesen. In meinem nächsten Post suche ich aus meinen älteren Einträgen Vorschläge für Sie aus!

3.März, 2021

ZEPHYR übt fleißig

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Auch das Kleingefieder an Brust und Bauch schützt die Haut – im normaler Funktion – vor Kälte. Nun soll demnächst beim Brüten, die Oberfläche der Eier aber über die Brutflecken in der Haut (demnächst werde ich das erklären) der Eltern erwärmt werden! Dabei stören nun aber die isolierenden Federn ! Das gelingt durch „Einrütteln“, das hier ZEPHYR uns – sehr engagiert- zeigt.

Danke, C.!

3.März, 2021

Es ist, wie es ist.

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Erneut erhalte ich Anfragen zu dem in der Kälte offen liegenden ersten Ei. Warum steht PALATINA die ganze Nacht neben dem Ei, ohne dieses „warm zu halten“ ? Ich versuche als Laie, – ich bin weder Ornithologe, noch Falkner, noch Biologe – mein angelesenes Wissen und meine langjährigen Beobachtungen hier zur Beruhigung weiter zu geben:

Wir kennen von unserem – hart oder weich gekochten – Frühstücksei oder vom Ei-aufschlagen das Innere des Vogelei:   Kalkschale, Schalenhaut,  Eiklar, Hagelschnüre und den Eidotter. Was wir nicht sehen/beachten, ist ein winziger Fleck auf dem Eidotter: die KEIMSCHEIBE! Nur aus diesem winzigen Fleck (die von  ZEPHYRs Samenzelle befruchtete Eizelle mit einigen wenigen Zellen als Hülle) werden sich, durch anhaltende Wärmezufuhr (Brut), ab nächster Woche in rasendem Tempo diese winzigen Zellen vermehren! Ja, ein staunenswertes Wunder! Vom roten, kleinen Fleck zum Wanderfalken in 2 Monaten!

Ich habe am 21. Februar 2021 „Wie geht das mit dem Eier legen?“ in meinem Tagebuch  (s. Tagebuch-Archiv) bereits erläutert, wie ein Ei entsteht.

JETZT befindet sich in diesem ersten Ei, auch im zweiten und dritten folgenden Ei KEIN  nacktes, frierendes Vogelbaby, das gewärmt werden müsste. Auf dem Dotter befindet sich eine sehr kleine Gruppe winziger Zellen, die jetzt KEINE Wärmezufuhr erhalten. Erst wenn das vierte oder letzte Ei bereits komplett in PALATINA unterwegs ist – in der pipe-line, würde ein Logistiker sagen – , wird sich der Körper und das Verhalten der Eltern umstellen.

JETZT muss PALATINA noch drei Eier in ihrem Körper fertig produzieren und legen, ein gewaltiger Kraftakt! NOCH kann sie nicht ihre beiden Brutflecken am Bauch auf hohe Temperatur bringen. Das kann erst erfolgen, wenn annähernd die Produktion des Geleges abgeschlossen ist. Die vier Embryonen, die sich ab nächster Woche – hoffentlich – dann im Ei zu Küken entwickeln werden, sollen ja einigermaßen im gleichen Tempo heran wachsen.

3.März, 2021

Frühstück am 3.März

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Es sind keine große Mahlzeiten, die ZEPHYR bringt. PALATINA fliegt damit ab.

Unter dem dichten Federkleid des stehenden ZEPHYR erahnen wir das Muskelpaket in seinem Nacken! Es benötigt große Kraft, um aus einer Beute, die mit den Fängen am Boden fest gehalten wird, Fleisch zu packen und mit dem Schnabel abzureißen! Bald werden wir das beobachten können, wenn  die Küken geatzt (=gefüttert) werden.

Danke, M.H.

 

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„Und was ist jetzt mit PALATINA?“

Diese zweite Frage wurde mir gestern Abend beim anschließenden Empfang nach einer Feierstunde „Von der Heiliggeistkirche in alle Welt- Die Bibliotheca Palatina“ mehrfach gestellt! (Die erste Frage lautete – wie erwartet – „Was machen die/Ihre Falken oben?“)

Nein, ich habe nicht schnippisch geantwortet: Keine Ahnung? Wie könnte ich das wissen?

Ja, was gibt es für Möglichkeiten?

Wir denken ja alle betroffen an die PALATINA oben im Turm,  die nicht wie die Palatina -Bibliothek am 17.02.1623 von dieser Empore als Kriegsbeute in den Vatikan kam. (Geraubt, ja!  Aber in Rom gesichert, in Heidelberg wäre sie bereits im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1685-1693 verbrannt, zerstört, verschleudert worden,- davon  war gestern nicht die Rede.)

ICH nannte gestern als erste Möglichkeit den UHU (Bubo bubo), für den es leicht wäre die schlafende PALATINA – vielleicht drüben an der Schlossruine?- abzupflücken. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die NEUE sie in einer territorialen Auseinandersetzung vertrieben oder gar getötet hat. Ich habe gestern einige Anwohner der Kirche befragt:“Nö, nur das übliche Geschrei! Nichts von irgend einem Kampf gesehen oder gehört.“ Bleibt als weitere Möglichkeit die häufige Ursache für den Tod: Aufprall bei der Jagd auf eine Glasscheibe an einem hohen Gebäude oder gegen ein Fahrzeug (Bahn, Auto)  Als weitere Möglichkeit:  H5N1 ( auf unserer Neckarwiese leben hunderte von Gänsen, über der Altstadt hunderte von Tauben)   oder ein plötzlicher natürlicher Tod , ich schätze das Alter von PALATINA auf 11-12 Jahre, sie war eine betagte Lady.

18. Februar 2023|2 Kommentare

Wie schön, es bleibt jedes Jahr aufregend und spannend!

Auch DAS noch!

Beim Frühstück lese ich in der „Rhein-Neckar-Zeitung“,  18.02.2023, S.9, dass  bei einem  toten Wanderfalken am 16.Februar im „Nationalen Referenzlabor Friedrich-Loeffler-Institut“ der Virus H5N1 nachgewiesen wurde. Brühl, wo der Wanderfalke aufgefunden, ist im Rhein-Neckar-Kreis recht nah an Heidelberg.

Danke, M.D. für den Hinweis!

 

 

18. Februar 2023|0 Kommentare

ZEPHYR mit dem neuen Weibchen

Nun sind wir sehr gespannt, wie es weitergehen wird mit den beiden. Gegen Ende der Szene sehe ich erstmals , dass sich die NEUE am Backenstreif und seitlicher Kehle deutlich von ihrer Vorgängerin unterscheidet. Das erleichtert uns allen die Identifizierung. Prima!

Danke, C.!

17. Februar 2023|0 Kommentare
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