Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
FRIEDRICH und ELIZABETH
suchen um 10.10 Uhr eine dunkle Ecke zum Morgenschläfchen. Deutlich der Größenunterschied! Links FRIEDRICH, rechts ELIZABETH.

OTTHEINRICH ist um 5.58 Uhr gestartet
Meine Auswertung der Einträge im Gästebuch – HERZLICHEN DANK!- und der Dokumentationen von der verlässlichen Patin K. – DANKE! – zeigen, dass OTTHEINRICH gestartet ist. (U.B. hat mir davon ein ein Video-clip gesandt, den ICH aber leider nicht auf die Website laden kann.) SOPHIE ist um 9.55 Uhr noch im/am Nistkasten.
Der Abschied vom „Hotel Mama“ ist 2020 kompliziert
Das QUARTETT war über die Nacht vom 17. zum 18. Mai wieder vereint, aber es ist wohl nicht eindeutig geklärt, ob um 5.59 Uhr SOPHIE – inzwischen wohl routiniert – zum zweiten mal denNistkasten verlassen hat oder OTTHEINRICH.
Jedenfalls sind um9.30 Uhr drei Jungfalken im und am Nistkasten, zwei verfolgen gespannt einen oder zwei Vögel, die um den Turm kreisen. Bestimmt ist das ein Elternteil, der sie zum Abfliegen animieren will. Oder gar SOPHIE, die sich noch nicht so recht entscheiden kann, wo sie hin will?
Auch in diesem Jahr bleibt es bis zum Juni interessant und spannend.
Danke, K.!
Zuhause schmeckt es doch am besten
Donnerwetter!
Das hatten wir in 20 Jahren nur zwei- oder dreimal, dass ein gerade ausgeflogener Jungfalke bereits so gut fliegen konnte, dass er – lässig – am zweiten (!) Tag wieder hoch zu seinem Geburtsort flog und sicher landete! Ich glaube mich zu erinnern, dass Jungfalken erst nach ein-zwei Wochen mal wieder in den Kasten schauten…
Viele Augen sehen viel!
Die erste Nachricht mit Foto erreichte mich über eMail und ich antwortete – fälschlich! – „…wird wohl ZEPHYR oder PALATINA sein, die Beute bringen“.
Wir sind gespannt, wie lange SOPHIE hier bleibt. Wenn sie nun gesättigt ist, wird sie vielleicht bleiben. Andererseits wird sie die gewonnene Freiheit und Neugier hinaus treiben. Ihr Abflug wird die Geschwister ermuntern!
Jeder Jahrgang ist anders
In den 20 Jahren, die hinter uns liegen, standen die Jungfalken vor dem Ausfliegen immer gern auf der Abflugstange, bevorzugt ganz außen. In diesem Jahr zögern sie und bevorzugen das „Sonnenbankbrettchen“ zwischen Schwelle und Stange. Dann als Endstation die – aus unserer Sicht – rechte Halterung der Stange.
Warum steigen sie nicht auf die Ab-/Anflugstange wie ihre 65 Vorgänger?

Am Morgen eines stillen Sonntags …
So könnte das heutige Kapitel eines Falkenbuchs beginnen.
Wieder sehen wir den Wechsel zwischen Training und Erholung bei dem TRIO.
Ich erinnere mich, dass in den letzten 20 Jahren alle Starter keinen Flaum mehr auf dem Schädel oder am Körper trugen. Ob man aus der Restmenge der weißen Flaumfedern bei den Jungfalken die Reihenfolge der Starter voraus sagen könnte?
Danke, K.!
Es war SOPHIE
die heute vormittag als erster Jungfalke der Saison 2020 ausflog. So wie ich das in den international geführten Nestkalendern (Kameraüberwachte Nistkästen) sehe, ist sie europaweit als der der erste ausgeflogene Jungfalke dokumentiert.
Inzwischen haben einige Besucher/innen überzeugend festgestellt, dass der Erststarter den Kennring GC – also SOPHIE trägt .
Keine Ahnung, wo der ausgeflogene Jungfalke nun ist!
Nun ist der Erststarter aus unserem Blick verschwunden und wir werden ihn – hoffentlich! – nie mehr aus so großer Nähe sehen. Seine Geschwister werden noch einige Tage im Nistkasten bleiben, nun aber zügig nacheinander ausfliegen.
Der erste Flug geht selten direkt hinüber auf das hohe Dach oder den hohen Turm der Jesuitenkirche, die für die nächsten zwei Wochen Kindergarten und Treffpunkt der Familie sein wird. Meist landen die Jungfalken nach dem ersten Flug auf dem Dach der Heiliggeistkirche oder dem Dach der umstehenden Häuser. Dort bleiben sie dann viele Stunden stehen und hoffen auf Nahrungszufuhr durch die Eltern. Diese bleibt aber aus! Die Eltern , vor allem PALATINA, fliegt nun drei-viermal täglich demonstrativ langsam und kreisend um die Heiliggeistkirche, später dann über den ausgeflogenen Jungfalken auf den Hausdächern und lockt sie so zum Start des zweiten Flugs, der fast ausnahmslos dann über größere Entfernung gelingt. Ebenso die nachfolgenden Landungen. Schon am dritten Tag sehen wir die Jungfalken am Himmel kreisen und rufen. Fliegen müssen sie also nicht lernen, aber das Landen müssen sie noch für kurze Zeit üben.
Erstaunlich für mich ist, dass die Eltern die 1-2-3-4 Küken auf den Hausdächern fest im Blick haben. Als der Falkner U. Jakob von der Falknerei TINNUNCULUS 2019 den gestrandeten ARMIN von einem Autodach in der Altstadt aufgriff und ihn mir vor Ort übergab, flog zweimal PALATINA schimpfend über uns hinweg. Schon im Jahr 2000 landete ein Jungfalke auf dem Haupteingang der Heiliggeistkirche in etwa 3m Höhe, eine Taube stellte sich zeitweise nur einen Meter entfernt neugierig neben ihn. Er blieb dort etwa fünf Stunden stehe. Immer wieder sahen wir AURORA exakt die Linie der engen Fischgasse hinunter zum Neckar in doppelter Haushöhe abfliegen. Sie schaute nach diesem Jungfalken und lockte ihn am Abend auch diesen Straßenzug entlang in die Höhe.
Lange, sehr lange, etwa zwei bis drei Wochen dauert es dann, bis sie selbst jagen und Beute machen können. Für Eltern und das QUARTETT beginnt nun eine weitere anstrengende Zeit mit vielen Gefahren.
Da waren es nur noch DREI!
Dem Tagebuchschreiber ist nachzusehen, dass er an jedem Sonnabend vormittags ausgiebig den Markt in Heidelberg- Neuenheim besucht, dort auch gern ein Schwätzchen hält und dann auf dem Balkon in der Sonne ein zweites, großes Frühstück genießt. So kommt er erst gegen Mittag dazu, den auf heute erwarteten Erststart 2020 eines jungen Wanderfalken zur Kenntnis zu nehmen. (Die nette Beschreibung des Tierfreundes von V.v.B. alias LORIOT, „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ passt also doch nicht ganz auf meine Bezogenheit auf den Wanderfalken.)
HERZLICHEN DANK in die Runde für die zahlreichen Meldungen der frohen Nachricht! Es gibt in den Meldungen leider keine Übereinstimmung: War es GE FRIEDRICH oder GC SOPHIE, der zuerst die Flatter machte?
Wir alle bitten um weitere scharfäugige Beobachtung der Fänge der zurück gebliebenen Schwestern. (ELIZABTH mit GB ist das Riesenbaby, also bitte auf den anderen Jungfalken achten!)
Danke K.!
1-2-3-4
Nun kommt die Zeit, in der wir – bitte schön! – immer zählen müssen. Sind noch alle da? Wer ist gestartet?
„Faulpelze! Schämt Euch!“
Kaum habe ich soeben 9.55 Uhr meinen Eintrag zum Flügeltraining geschrieben, so hat das QUARTETT meine Ermahnung wohl mitgelesen? Aber nicht befolgt!!
Nachsitzen! Das wird heute nichts mit dem Ausfliegen! Und zweites Frühstück wird gestrichen!

Von welchem Standort in Heidelberg kann ich jetzt die Wanderfalken beobachten?
Auch in diesem Jahr werden die ausgeflogenen Jungfalken sich immer auf der Höhe, also auf den Turmspitzen der Kirchen in der Altstadt, auf den Dächern und Türmen der Schlossruine (talseitig), auf exponierten hohen Bäumen auf beiden Talseiten aufhalten und zeigen.
Nicht wegen der schönen Aussicht, sondern um frühzeitig die Eltern (Mit Beute, bitte schön!) zu erkennen und mit wüsten Geschrei herbei zu bitten. Mit einem guten Feldstecher, besser einem Spektiv auf Stativ, kann man das Familienleben in den nächsten beiden Wochen recht gut vom Universitätsplatz (Blick auf den Umlaufbalkon der nahen Jesuitenkirche aus, vom Umlaufbalkon der Heiliggeistkirche oder von der Schloss-Straße (Einfahrt am Schloss zum Bus-Parkplatz mit Blick auf nahe Kirchtürme und Dächer), Brüstung des Stückegarten (im vorderen Teil des Schlossgartens, mit Blick über die Altstadt), Scheffel-Terrasse im Schlosspark aus beobachten.
PALATINA vor dem leeren Nistkasten
Sie ist von 7 Uhr bis gegen 9 Uhr, wie man mir mitteilt, in der Morgensonne, pflegt ihr Gefieder und schläft auch zwischendurch.Danke, D. Sch., D.B. M.H.
!
ZEPHYR möchte im Müll eine ordentliche Nistgrube ausschieben
Nein, er ist noch nicht urlaubsreif.
Seine Aufgabe ist nun eher: Beute für die ausgeflogenen Jungfalken zu beschaffen und diesen das Jagen zu lehren.
Danke, M.H.!

Eine höchst riskante Zeit
kommt nun auf die VIER zu! Die Fachleute nennen sie die „Bettelflugperiode“. Wir haben beobachtet, dass die VIER bereits seit etwa 10 Tagen selbständig eingetragene Beutereste zerreißen, auch die Federn ausrupfen können. Die Eltern haben, – PALATINA noch gestern Nachmittag – die Jungfalken dennoch weiter gefüttert. (Vielleicht ein Schutz, damit die Jungfalken sich in ihrer Gier bei ihren Raufereien um die Beute nicht gegenseitig verletzen?) Übrigens: es kam beim Kampf um die Beute nie zu Verletzungen durch ihre bereits scharfen Schnäbel und spitze Krallen!
Ja, es sieht nun schlimm im Nistkasten aus. Aber wir konnten auch staunend sehen, das sich die Küken bereits in den ersten Tagen – bemühten, wie die Eltern in deren Alltag, den Kot weit von sich zu spritzen. Das Entfernen des Bodens, das Eintragen einer neuen Bodenschicht, das Streichen der Wände wird bald das Hauspersonal übernehmen.
Die VIER sind noch mindestens zwei Wochen völlig von der Nahrungszufuhr durch die Eltern abhängig!
Entsprechend spielen sich z.B. auf der nahen Jesuitenkirche, deren Balkon nicht von Menschen betreten wird, dramatische Szenen ab: Mit viel Geschrei und Gezerre versuchen die Jungfalken, die eingetragene Beute für sich allein zu reservieren. Schon heute werden sie den Eltern, deren Anflug sie bereits aus weiter Entfernung erkennen, entgegen fliegen und werden – selbstverständlich gegen deren Widerstand – versuchen, bereits hoch in der Luft die Beute abzujagen!
Das sind dann erste Unterrichtsminuten „Wie ergreife ich als Wanderfalke die Beute im Flug und verteidige sie?“
Viel Zeit des Unterrichts wird folgen, bis Mitte Juni die Jungfalken selbständig Beute schlagen können. Schon jetzt üben sie das Greifen an Laubblättern, die der Wind in die Luft trägt, an Großinsekten, an Flugsamen der Bäume, die ihnen der Wind bei ihren Flügen entgegen wirbelt aber auch in spektakulären „Scheinangriffen“ auf die Geschwister, die sich mit ihnen am Himmel tummeln.
DAS sind die schönsten Bilder, die wir leider nicht zeigen können!
Zeit des Dankes
Vom NABU Heidelberg erhalte ich Informationen über den Spendeneingang seit meinem letzten DANKESCHÖN hier im Tagebuch Ende April 2022.
In unser aller Namen sage ich herzlich DANKE an Herrn L.Sch., Frau M.W., P.und H.R. und Frau K.S.!
Herzlichen DANK auch an den NABU Baden-Württemberg, der für die drei Monate der Brut- und Aufzuchtzeit wieder die Streamingkosten unserer drei Webcams übernommen hat. (Die Streamingkosten für die restlichen Monate der Jahre tragen unsere Gäste seit 21 Jahren mit ihren Spenden!)
Besonderen DANK wieder den Unterstützern im Hintergrund, die für die schön gestaltete Website, die ÜbertragungsTechnik , für die Nilgans-Abwehr sorgen. Dank an die Helfer, die in der Kirche und im Falkenzimmer ehrenamtlich mitarbeiten! Demnächst z. B. beim Großputz!
Danke an die Beiträge im Gästebuch aus unserem Freundes-/Freundinnenkreis , vor allem für die Überlassung von Foto – und Video-Mitschnitten, für die ich selbst weder Zeit, noch ein schnelles Internet zu Verfügung habe.
Danke für Lob und die Anerkennung unseres Projekts! Ich freue mich, dass wir mit diesem Projekt so viele Menschen in aller Welt erreichen und zeigen können, welchen Schatz die ungestörte Natur für uns bereit hält und was wir im Einzelfall für ihren Erhalt und Schutz beitragen können.
Mein Tagebuch führe ich fort, auch die Kameras laufen weiter.
Foto: AURORA, 2004, B.Zoller
