Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

13.Feb., 2023

Gibt es bei den Falken eine Art von „Schwangerschaft“?

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 So fragten mich die Schüler und meine Enkel.

Nach einer Vielzahl von Kopulationen entwickeln sich nun nach und im Körper der weiblichen Falken die befruchteten Eizellen. Aber auf eine völlig andere Art, als wir das von den Säugetieren und von unserer Spezies kennen;

Im embryonalen Stadium haben die Vögel noch zwei Eierstöcke, dann entwickelt sich aber meist nur der linke zu einem funktionierenden Organ. Bei manchen Vogelarten, wie beim Wanderfalken, entwickelt sich aber auch der rechte Eierstock und der rechte Eileiter. Hormone, ausgelöst durch Tageslänge und Balz mit ZEPHYR, haben bei PALATINA in den letzten Wochen die Eierstöcke vergrößert. In diesen sind von den etwa 4 000 potentiell vorhandenen Eizellen einige in Follikeln herangereift.

Und Folgendes wird nun bald in PALATINA – oder einer Nachfolgerin – geschehen:

Bei der Ovulation wird eine reife Eizelle aus dem Follikel in das schlauchförmige Ostium des Eileiters entlassen. – Ich versuche, als ehemaliger Volksschullehrer verständlicher zu schreiben: Aus dem Eierstock wird eine reife Eizelle in den Eileiter entlassen. Ciliar-Strömung, das sind Flimmerhärchen, trägt die Eizelle in die Magnum-Region, wo sie – hoffentlich! – von ZEPHYRs Sperma befruchtet wird. In dieser Region des Eileiters verbleibt das Ei etwa drei Stunden und es bildet sich das, was wir Eiweiß nennen. Das Ei passiert dann den Isthmus, wo die Eihüllen sich bilden, was etwa eine Stunde dauert. Die nächste Station ist der Uterus, in dem sich die Kalkschale bildet und Pigment in seinen arttypischen Mustern und Farben hinzugefügt wird. Das alles dauert etwa 20 bis 26 Stunden, bis das Ei die kurze Vagina passiert und über die Kloake in die Nestmulde gelegt wird. Der Bedarf an Kalzium ist/war  in diesen Tagen bei PALATINA sehr hoch und in ihrem Blut ist der Kalziumspiegel z.Zt. etwa doppelt so hoch wie bei Säugetieren. Bereits während der Balz hat sie aus ihrer Nahrung Kalzium in ihren Schulterblättern und Beckenknochen „gebunkert“, das jetzt – hormonell gesteuert – über das Blut in die Eierstöcke transportiert wurde.

Genau dieser Vorgang wurde vor vier Jahrzehnten durch DDT, seine Derivate und andere Pestizide bei Greifvögeln beeinträchtigt! Brüchige und zu dünne Eischalen führten zu dem weltweiten Rückgang der Wanderfalken, der heute überwunden ist.

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12.Feb., 2023

Beide Falken im Nistkasten

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Man meldet mir den Verdacht, beide Falken könnten nícht beringt sein. Das würde bedeuten, dass PALATINA eventuell Konkurrenz bekommen hätte. Bitte achten Sie darauf, ob der größere Falke (Weibchen) in rötlicher Farbe beringt ist, dann wäre es PALATINA. Ich bin heute ganztägig unterwegs und freue mich auf Rückmeldungen. Denn die Besuche der Falken werden sich nun mehren. Danke!

Danke, D.B.!

11.Feb., 2023

Hochbalz, hurra! Beide Falken am Ort, wo auch 2023 Nachwuchs zur Welt kommen soll.

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PALATINA auf dem linken Bild hat keineswegs den Kopf verloren, sondern nähert sich in flach-gestreckter Haltung mit tiefem Kopf im wiegenden Schreitgang – „tip-toe“ – sagen die Angelsachsen – dem vor ihr stehenden ZEPHYR. Beide Falken zirpen, ack-zicken aufgeregt und lautstark.

PALATINA zeigt große Ähnlichkeit mit aggressivem Drohverhalten, was auf uns Menschen, die wir hier eher liebevolles Geturtel  und Schnäbeln erwarten, recht befremdlich wirkt. Wir sehen auf dem rechten Bild, dass ZEPHYR auch nach wenigen Sekunden geradezu fluchtartig in weitem Bogen um seine Partnerin aus dem Nistkasten saust.

Nein, ich setze hier keine Herzchen-emoys, sondern erinnere unsere Gäste: Die beiden sind schwer bewaffnete Beutegreifer, die sich außerhalb der Balz-und Brutzeit meist aus dem Weg gehen/fliegen. Beide verfügen über ein hohes Niveau an Aggression, auch innerartlich.

Dennoch werden wir uns bald über anrührende Szenen freuen! Beide sind großartige Eltern und wir werden wieder begeistert und entzückt sein!

Danke! M.H.!

11.Feb., 2023

Was für ein Aufwand!

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Da auch bei den monogamen Wanderfalken alle möglichen Variationen (Bigamie, Inzest, Polygamie, Polyandrie) gelegentlich, aber selten, vorkommen, ist es sinnvoll, dass ZEPHYR durch häufiges Kopulieren SEINE Spermien in PALATINA deponieren will. Pro Kopulation zwischen 100 000 und 1,6 Millionen Spermien, die einige Tage aktiv in PALATINA gespeichert werden können. So erhöht er die Weitergabe seiner Gene, falls seine Partnerin sich nun auch noch mit einem weiteren Terzel paaren würde.

Beide Falken dulden zur Zeit deshalb auch keine fremden Wanderfalken in Heidelberg.

11.Feb., 2023

Was man schon immer wissen wollte, aber nicht zu fragen wagte …

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DAS interessiert selbstverständlich jede(n)! Wie geht das – bitte schön! – bei den Vögeln?

Die Kopulation, – so kommt der Samen aus ZEPHYR in PALATINA -, geschieht z.Zt. häufig  zwischen den beiden, aber nicht vor der Web-Kamera!

Aufmerksame Bewohner/-innen der Heidelberger Altstadt können das z.Zt. mit den Ohren, gelegentlich aber auch mit den Augen bemerken, z.B. – ausgerechnet! – auf den Turmkreuzen der Heiliggeistkirche, der nahen Peterskirche oder der Jesuitenkirche! Es ist ein kurzes, etwa 3 bis 5 Sekunden dauerndes, lautstarkes Zusammenkommen der beiden Falken. Kopulieren geschieht dafür aber in diesen Tagen ein sehr häufig (3 bis 4 mal in der Stunde, Ratcliffe 1993),  -OH! -meist am Vormittag!

Nein, hier vor der Kamera zeigen uns das die Falken nicht, denn es geschieht immer auf einem exponierten, gut anzufliegenden Ort, z.B. einer Felsnase, einem herausragenden starken Baumast an den Talhängen und auf hohen Gebäuden.

Es ist die rufende PALATINA, die dazu auffordert! Sie nimmt eine gestreckte, flache Haltung ein und dreht ihren Stoß zu Seite. ZEPHYR bremst seinen Anflug mit schnellen, kurzen Flügelschlägen ab, hält seinen Stoß nach unten abgeknickt und landet auf dem Rücken seiner Partnerin. Menschliche Voyeure sehen kurzes Geflatter, hören Geschrei und dann war es das schon.

(2001 konnte ich AURORA & FRITZ beim Vögeln, das darf ich wohl hier schreiben, auf dem WetterHAHN (!) des Turms der nahen Universitätskirche Peterskirche hören und sehen. “Was ist das für ein Geschrei da oben ?” murmelte ein Passant im Vorübergehen. “Einige akrobatische Sekunden!” hätte ich antworten können.

Denn es ist eine bemerkenswerte Aktion! Einerseits muss der Terzel dort auf dem glatten Rücken seiner Partnerin  für einige Sekunden mit Flügeln und Fängen balancieren und  punktgenau seine Kloake auf die Kloake von PALATINA zu pressen, um den Samen zu übertragen. Andererseits enden seine Fänge in nadelspitze Klauen, mit denen er sich auf keinen Fall an PALATINA festhalten oder gar klammern darf! Das würde zu Verletzungen führen.

Üblicherweise landet der Falke immer mit ausgestreckten Fängen und gespreizten Zehen  (Das sehen wir manchmal über Cam 1 beim Anflug). Bei dieser Aktion aber landet ZEPHYR mit hängenden, “losen” Fängen, seine “Finger” sind zusammen gelegt,die Klauen völlig nach hinten geklappt!

SIE wollen das probieren? Bitte strecken Sie Ihre Hände  mit eingeklappten Fingern und machen Sie nun mit Anlauf einen Handstand mit eingeklappten Fingern auf einem prallen Medizinball! – O.k. Die Vorstellung reicht.

Foto: Peter Christian, in R.Sale and S.Watson The Peregrine Falcon,  S.291, 2022, Snowfinch Publishing

 

9.Feb., 2023

Haben ZEPHYR und PALATINA Feinde? Sind sie bedroht?

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Nachdem in den 1960-1970-er Jahren wild lebende Wanderfalken in Süddeutschland nahezu ausgestorben waren – in Baden-Württemberg  gab es nur noch ca. zwei Dutzend Brutpaare – hat sich der Wanderfalke durch Schutz- und Überwachungsaktionen gut erholt.

An den natürlichen Brutplätze in Felswänden und still gelegten Steinbrüchen sind Wanderfalken wieder anzutreffen. Dort nistet aber auch der Uhu (Bubo bubo), eine große und eindrucksvolle Eule, die – geradezu lässig – in der Nacht schlafende und ruhende Wanderfalken abpflückt. Der Uhu hat sich sehr stark verbreitet, nicht nur in Felswänden und Steinbrüchen, auch mitten in den Städten!

Im „Arbeitskreis Greifvögel und Eulen“ des NABU Heidelberg erfuhr ich in dieser Woche, dass in der Stadt Heidelberg mindestens drei Uhupaare leben, und die Steinbrüche entlang der Bergstraße und im Neckartal alle vom Uhu besetzt sind, der dort erfolgreich brütet!

Alle ehemaligen Brutplätze des Wanderfalken im Neckartal zwischen Heidelberg und Mosbach sind nun vom Uhu belegt, es gibt dort keine brütenden Wanderfalken mehr!

Wie gut, dass ZEPHYR & PALATINA innerhalb des Kirchturms brüten, dort sind sie einigermaßen vor den nächtlichen Angriffen des Uhu geschützt.

Die Rückkehr des Uhu ist erfreulich, aber es dauert lange, bis sich der Wanderfalke auf die neue Konkurrenz und Bedrohung  in seinem Biotop einstellt: Es gibt bereits Erkenntnisse, dass Wanderfalkenpaare den Uhu an „ihren“ Felswänden entdecken und tagsüber durch häufiges Anfliegen und Scheinangriffe stören und abdrängen!

Solche Beobachtungen finde ich besonders interessant.

Es gibt inzwischen auch ausreichend junge Wanderfalken in der Luft, die Partner und Territorien suchen. Falls ZEPHYR oder PALATINA eines Tages hier nicht mehr anwesend sind , wird sich rasch Ersatz einfinden!

Foto: Uhu in Heidelberg, 2014!

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Geduld, Geduld …

beginnt die Arie Nr.35 in der“Matthäuspassion“ von J.S. Bach, – unten im Kirchenraum bestimmt oft erklungen. Diese haben wir, denn noch ist LISELOTTE im Bereich der Balzzeit. Erinnern wir uns doch an das plötzliche Verschwinden von PALATINA gegen Ende Februar. 2023. Sofort stand ein neues Weibchen LISELOTTE bereit, diesen Nistplatz zu übernehmen.

Dass nun ein neuer Terzel die Nachfolge von ZEPHYR antritt. ist wahrscheinlich. Auffallend ist das alltägliche unruhige Verhalten von LISELOTTE. Üblich ist in dieser Balzphase, dass der Terzel der Partnerin einige mögliche Nistplätze durch Anfliegen und gemeinsame Besuche empfiehlt. Heute und hier ist es  eher umgekehrt.

Könnte es sein, dass ein neuer Terzel, z. B. gegenüber am Schloss, LISELOTTE bereits täglich in eine von ihm gewählte Nische zu locken versucht?.Er dagegen unseren Nistkasten keineswegs anfliegen will? (Als wir 2015  den Eingang in den Nistkasten mit Stangen verengten um den Einflug durch die dicken Nilgänse zu behindern, weigerte sich der Terzel tagelang –  im Gegensatz zum Falkenweibchen – hinein zu schlüpfen. Erst nachdem wir eine Stange entfernt hatten gewöhnte er sich daran.)

Danke, M.H.!

16. Februar 2024|6 Kommentare

Nun wird es laut werden

In diesen Minuten setzt sich der Fastnachtszug in Heidelberg mit 89 Wagen im Westen in Bewegung. Er wird wohl,  von vielen zehntausenden von Besuchern gefeiert,  in zwei Stunden an seinem Ziel, – na wo wohl?- , auf dem Marktplatz zu Füßen der Heiliggeistkirche enden. Es wird bestimmt laut werden, LISELOTTE wird, gemeinsam mit den Tauben auf dem Marktplatz, für heute den Flugverkehr dort einstellen.

(Soeben über die Mikrophone von Cam 1und 2 geprüft: Bereits jetzt – 14.10 Uhr – ist dort Remmidemmi.)

 

13. Februar 2024|2 Kommentare

BENJAMIN aus 2022 lebt und balzt in den Niederlanden

Es gibt auch gute Nachrichten! Von uns seit langem erwartet, erhalte ich erstmals Nachricht  über einen Jungfalken aus unserem Nistkasten.  Auf der St. Martinuskerk in Weert, NL – östlich von Antwerpen – zeigt die Webcam einen balzenden Terzel mit der Ringnummer S JRC am rechten Fang.  Das dortige Weibchen ist nicht beringt.

Danke, C.! (via De Mortel en andere slechtvalken)

11. Februar 2024|10 Kommentare
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