Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

5.Mai, 2024

Sind die Küken verschmutzt?

2 Kommentare

 

“ Die beiden sehen so grau, ja staubig aus“, sorgt sich eine Schreiberin in den Mails, die  während meiner Abwesenheit eingingen.

Nein, es sind bereits die PELZDUNEN, welche die beiden Küken wärmen.

Die grauen Pelzdunen sind bereits das zweite Kleid der Küken, denn das weiße Dunenkleid nach dem Schlupf wurde bald ersetzt. Wenn wir Fotos aus der ersten Woche mit den Fotos der vergangenen Woche vergleichen, erkennen wir deutlich die graue Einfärbung.

Die Oberhaut der Vögel ist von unserer völlig verschieden, sie erinnert uns an deren Abstammung von den Saurieren. Bei uns Menschen wird die Hornsubstanz der Oberhautzellen, das Keratin, fortlaufend abgestoßen und von innen erneuert. Als Schuppen auf unseren Schultern, als Hornhaut an unserer Fußsohle und Handinnenflächen, als Haare und Finger- und Zehennägel werden diese abgestorbenen Zellen von nachwachsenden lebenden Zellen verdrängt und als tote Substanz nach außen geschoben.

Die Oberhaut der Vögel bildet Federn aus. Bei der Vogelfeder wird zunächst im Schutz einer Hornhülle (Blutkiel) ein kompliziert eingerolltes  „Gebäude“ gebildet, das sich dann zu einer verhornten und hochspezialisierten Federfahne entfaltet,wenn diese Hornscheide aufsplittert. Denn jede Feder dient, je nach ihrer Lage am Falkenkörper, ganz bestimmten Zwecken und wird erst nach der Mauser völlig erneuert! Die harten Armschwingen von LISELOTTE und RUPERT  unterscheiden sich völlig von ihrem weichen Bauchgefieder.

Bei unseren Küken formen sich diese „Federorgane“ nun aus. Blutkiele, weil sie bei Verletzung leicht bluten, heißen die bläulich glänzenden Hornscheiden der Zapfen, die nun am Stoß und an den Flügeln bald sichtbar werden. Dann werden diese Hornzapfen an der Spitze eintrocknen und es erscheint die zunächst noch eingerollte Federfahne, die sich allmählich zur Fläche entrollt. Dabei wird die Pelzdune aus ihrer Hauttasche ausgeschoben.

Das „niedliche“ Aussehen der beiden Küken ändert sich nun rasch und sie werden uns bald nicht mehr so „gefallen“ wie bisher. Vor allem ihre tierischen „Tischsitten“ und ihr „Benehmen“ wird uns gar nicht passen.

Immer wieder betone ich: Wir dürfen das Verhalten von „Jung undAlt“ dort oben nicht an unserem menschlichen Verhalten messen.

5.Mai, 2024

Tagebuchschreiber ist zurück

1 Kommentar

Ich bin wieder zurück und freue mich, dass die Falkenfamilie, wie erwartet, gut zusammenlebt und der Nachwuchs wächst und gedeiht. Ich danke für die vielen Beiträge im Gästebuch, die täglich das Geschehen detailliert protokolliert haben.

Ich werde nun wieder das Tagebuch übernehmen und dort Besonderes und Wissenswertes kommentieren und zu erklären versuchen. Das ist vor allem an unsere neuen Gäste gerichtet.

Ab sofort werden wir hier also Selbstverständliches/Offensichtliches nicht mehr im Gästebuch veröffentlichen.

Ich bitte um Verständnis.

 

18.Apr., 2024

Pause im Tagebuch

0 Kommentare

Vom 18. April bis zum 5. Mai bin ich nicht in Heidelberg, sondern jenseits der Alpen in hoffentlich wärmeren Gefilden. Wie immer bei meinen „Ausflügen“, kann ich von meinem Mobilphone nur eingeschränkt die Website mit Bemerkungen zum aktuellen Geschehen bedienen.

Ich empfehle – falls Sie meine Notizen vermissen – in den nächsten Tagen (Schlupf steht bevor) dann das Archiv in Gängs Tagebuch aufzusuchen. Dort habe ich in den Vorjahren interessante Hinweise zu den ersten „Mahlzeiten“ (Fütterung wäre nicht das ganz korrekte Wort) der winzigen Küken notiert. Diese erstaunlichen und schönen Szenen gehören jedes Jahr zu unseren emotionalen Höhepunkten der Saison.

Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie zur passenden Zeit auf unsere Lifecams kommen!

16.Apr., 2024

So schlüpfen die beiden Küken – bald – aus dem Ei!

1 Kommentar

Die beiden werden  bestimmt innerhalb von zwei Tagen nacheinander aus dem Ei gelangen. Ich habe bereits am 4. April 2024 hier notiert, dass sich das Küken in den letzten Tagen vor dem Schlupf in die geeignete Position im Ei gedreht hat: Der Körper liegt heute bereits im dickeren Ende der Schale, das Schnäbelchen also etwa in der Mitte – „Äquator“- des Eies.

Vor dem Schlupf durchbricht der Schnabel des Kükens die Membran zur Luftkammer  und das Küken kann dann erstmals atmen. Wenn dann der Sauerstoffvorrat zu Ende geht, bewegt das Küken die Nacken- und Beinmuskeln. Es streckt sich und bewegt sich etwas. Dabei durchlöchert der “Eizahn” auf dem Oberschnabel des Kükens die Eischale mehrfach – quasi am Äquator –  von innen. (Das ist selbstverständlich kein Zahn, sondern eine winzige, aber spitze Ausstülpung, – wirkt aber wie ein „Dosenöffner.“ Die kleine Spitze, die einem Zahn ähnelt, bildet sich nach dem Schlupf schnell zurück.)

Wir sehen, wenn wir Glück bei einer Drehung der brütenden LISELOTTE haben, dann eine kleine Öffnung den -„Pick!“ – (völlig falsches Wort! Es wurde gedrückt, nicht gepickt.) und ahnen dann, dass dieses Ei bald in zwei Hälften auseinander gedrückt werden wird. Dazu muss das Küken innen weitere „Picks“ um die „Äquatorlinie“ drücken, damit sich die Schale in zwei Hälften teilt. (Wir werden dann an den Schalenresten sehen, dass die Schale an der richtigen Stelle zerteilt/aufgebrochen wurde.) Als letzter Kraftakt drückt das Küken mit Nackenmuskeln und Beinchen die spitze Schalenhälfte weg. Plumps! Da liegt das kleines feuchtes Lebewesen! Es verschwindet sofort unter der wärmenden Mutter.

Der Zeitpunkt des Schlüpfens wird vom Sauerstoffbedarf des Kükens bestimmt, also dann, wenn seine aktive Atmung einsetzt! (Wie wird so etwas gesteuert? Es gibt so Vieles, was wir Laien nicht wissen.)

Dann kann das Küken erstmals die Heidelberger Luft atmen! Verpasst das Küken diesen Zeitpunkt, erstickt es. (Das habe ich im Jahr 2000 beim ersten Schlupf oben am Kasten, durch ein „Spionloch“spähend traurig miterlebt.)

LISELOTTE unterstützt keineswegs diese “Flucht aus dem Ei”, beantwortet jedoch manchmal das leise Piepsen aus dem Ei mit aufmunternden “Ack-Zick”-Lauten. (Es gibt Berichte, dass bereits vor dem Schlupf Mutter und Kinder miteinander akustisch kommunizieren. DAS könnte über unsere sensiblen Mikrophone von Cam 1 und Cam 2 zu hören sein.) Das feuchte, rosige und völlig erschöpft liegende Etwas wird unter der wärmenden Mutter sehr schnell getrocknet und sieht bereits nach wenigen Minuten als schneeweißes wolliges Kleinkind – na, ja! – irgendwie “süß” aus!

(Das “Kindchenschema” der Verhaltensforscher I.Eibl-Eibesfeld & K.Lorenz lässt grüßen!)

15.Apr., 2024

Ablösung zeigt Rangordnung

0 Kommentare

LISELOTTE kommt und RUPERT gibt das Gelege frei. Die nahe Position von LISELOTTE zu Cam 2 lässt sie uns etwas größer erscheinen als sie ist. RUPERT umgeht schleunig das Weibchen. Wir freuen uns über das makellose Aussehen der beiden Eier und bewundern wieder einmal das schöne Federkleid der Eltern.

Danke, M.H.!

13.Apr., 2024

„Auf anderen Falken-Websites gibt es Bilder, aber wenig Informationen!“

3 Kommentare

Das schrieb mir kürzlich ein Gast. Es gibt gibt inzwischen in Europa wohl über 100 Websites, allein in Deutschland etwa 25 ,die uns Einblicke in das Familienleben wild lebender Wanderfalken gewähren, ohne dass diese in ihrem Leben gestört oder gar gefangen gehalten werden.

Wenn ich es richtig sehe, ist in Heidelberg  „Gängs Tagebuch“ ein Alleinstellungsmerkmal. Selten macht sich anderenorts jemand die Mühe, mit einem „pädagogischen Zeigefinger“ gelegentlich Informationen zu liefern. Das liegt – leicht verständlich – an meinem Beruf, den ich in 42 aktiven Dienstjahren gerne ausgeübt habe.

Als wir 1999 dieses Projektmit Schülern (Jungen und Mädchen) und zwei Lehrern  begannen, war ich der Adressat vieler Fragen zu den Falken. “ Da müsst ihr/müssen wir gemeinsam in den Büchern und im Internet nachschauen! Ich bin kein Ornithologe, nicht einmal Biologielehrer“, war  fast immer meine Antwort. Aber auch: “ Da ihr ja nicht immer mit mir auf dem Turm seid, schreibe ich auf die Website, was ich allein im Turm und auf meinem Computer beobachte. Ich versuche, Euch auf der Website in einem „Tagebuch“ dies und das zu erklären!“

Als ich 2005 in den Ruhestand ging und dieses Projekt  zum NABU Heidelberg wanderte, wanderten die Fragen von Jung und Alt in das „Gästebuch „oder direkt an mich. Also weiterhin: „Einmal Lehrer, immer Lehrer!“

Noch heute nagt an mir der Zweifel: Ob das alles so stimmt, was ich als Laie mir flüchtig angelesen habe und hier notiere? Als ich einmal einem leibhaftigen Ornithologen gegenüber stand, fragte ich diesen nach seiner Beurteilung. „Ja, ich lese gelegentlich ihr Tagebuch“ sagte er, „Fachlich ist da manches nicht ganz in Ordnung, aber Sie sind ein guter Beobachter. Sie beschreiben das, was Sie sehen, recht zutreffend!“ Da war ich zufrieden und bin seither beruhigt !

Der Stauferkaiser Friedrich II., dessen wertvolles Falkenbuch, geschrieben vor 800 Jahren,  vor fast 400 Jahren ausgerechnet hier 50 m unter dem Nistkasten auf der Empore des Kirchenschiffs lag, nennt in seinem Vorwort, warum er dieses berühmte Buch verfasste: „Manifestare ea, quae sunt sicunt sunt.“ also: „Ich werde die Dinge darstellen, wie sie sind.“ DAS gefällt mir auch heute noch:  Natur, wie sie ist, zeigen  und beschreiben.

PS. In der langweiligen Wartezeit 2024 – noch etwa eine Woche bis zum Schlupf – eine Anekdote  zum Schmunzeln:

Vor einigen Jahren, als ich mit Freunden einen Schleiereulen-Nistkasten auf einem nahen Bauernhof, der auch als Reiterhof arbeitet, kontrollierte, rief mir eine Dame hoch zu Ross zu : „Hallo, Herr Gäng, ich war vor 20 Jahren an ihrer Schule!“ – „Habe ich Sie unterrichtet?“ -„Nein, Sie kamen als Rektor in unsere tobende Klasse, als einmal die Religionslehrerin nicht kam.“ – „Oh, ich habe euch dann in Religion unterrichtet? Katholisch oder evangelisch?“  – „Ja, das war super! Das erinnere ich noch heute, Sie haben uns was über Wanderfalken erzählt! “

9.Apr., 2024

Ein seltener Blick auf das Gelege

0 Kommentare

Da es heute deutlich kühler als in den Vortagen ist, werden die Eier von RUPERT wieder sorgfältig „eingefädelt“, also unter das Bauchgefieder nahe an die z.Zt. stark durchbluteten Brutflecken an der Haut gebracht. LISELOTTE hat, wie jede Nacht seit der Ablage des zweiten Eies, ununterbrochen seit gestern Abend gebrütet. So unternimmt sie, wie jeden Vormittag,  bereits am frühen Morgen einen oder mehrere Bewegungsflüge. Ob sie selbst jagt und Beute macht, oder sich aus Depots, die von RUPERT und ihr angelegt wurden, bedient, wissen wir nicht. Das Nahrungsangebot ist  – selbst in nächster Umgebung –  hervorragend,. Wenn bald Küken und LISELOTTE zu versorgen sind, wird RUPERT das, wie seine Vorgänger, leisten .

 

Danke, M.D.!

Mehr Beiträge laden

Stillleben am 7.März 2025

Das erste Ei liegt in mitten eines Tohuwabohu und erinnert an Stillleben auf Gemälden oder an manches Kinderzimmer. Wir sehen neben dem Ei eine hübsche Mauserfeder, Kotspuren , Leichtgewichtiges, das vom  Ostwind eingeblasen wurde, sauberer und verschmutzter Kies und allerlei Unkenntliches.

Als ich aufwachte, war es in Heidelberg 3° C und RUPERT  schlief neben dem Ei. Nachtfrost wäre nun nicht günstig.

 

07. März 2025|0 Kommentare

Ist das nicht gefährlich für das Ei?

Es liegt allein im Nistkasten und es war heute Nacht -1°C, vielleicht sogar noch kälter, dort oben. Aber erst nach der Ablage des vorletzten Ei beginnen die Falken mit dem Brüten.

Hier im Kasten liegt das Ei in Sicherheit. Würde es sichtbar auf einem Felsband oder ein einer Nische liegen, könnte es von Krähen entdeckt werden und wäre verloren.  Dort würden die Eltern das Gelege aber im Blick halten und verteidigen.

Zwischen dem ersten und den  hoffentlich nachfolgenden Eiern liegt ein Abstand von zwei bis zweieinhalb Tagen.

06. März 2025|0 Kommentare

Das erste Ei!

 

Wurde in der Nacht vom 5. auf den 6. Märzgelegt. Herzlichen Dank für die Meldungen!

Wir sehen heute Vormittag einen aufgeregten RUPERT, der sich mit „Brutversuch“, und „Steinchen-ziehen“ beschäftigt.

06. März 2025|1 Kommentar

Geduld!

Anderenorts gibt es bereits volle Gelege, in Heidelberg kann das noch eine Woche dauern.

Denn wir sehen RUPERT auch heute noch in der Phase, in der der Terzel das Weibchen mit „Brautgeschenken“ zum Brutplatz lockt. Er zeigt damit der Partnerin, dass er in der Lage ist das brütende Weibchen und den Nachwuchs zu versorgen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Bruterfolg.

RUPERT und LISELOTTE lassen sich, wie in den Vorjahren, Zeit:

Im Vorjahr legte LISELOTTE am 13. und 15. März die beiden Eier, 2023 wurden die Eier am 10.,13.,16. und 18. März gelegt.

Danke, M.H.!

05. März 2025|1 Kommentar

Insiderwissen

„O.K“. schreiben mir Gäste, „wir verstehen, dass es auf dieser Website  ausschließlich um die Heidelberger Wanderfalken geht. Aber zu gerne würden wir über Bruterfolge anderenorts mehr erfahren.“

Nun denn: Ich nenne meine Quelle, die Informationen aus aller Welt zusammenfasst.

Nestkalenders – Google Sites

04. März 2025|1 Kommentar

Wann werden wir 2025 das erste Ei sehen?

 

Bald!

In diesem Jahr wurden bereits am 27.Februar in Liempde, NL und am 28. Februar in Plock,  Pl das erste Ei gelegt. Am 2. März wurde auch in Fellbach, Baden -Württemberg das  erste Wanderfalkenei der Saison 2025 gelegt.

(Ich verzichte darauf, nun fortan weitere Gelege anderenorts  zu notieren und ich berichte, wie in den Vorjahren, nun wieder ausschließlich über Heidelberg!

Eiablage im Februar war in den letzten zwei Jahrzehnten sehr selten! In den Vorjahren erfuhren wir meist aus Rom, Italien von den ersten – kameraüberwachten und gesendeten – Eiablagen in den ersten Märztagen. Heidelberg war damals oft bei den ersten Meldungen nördlich der Alpen. Das hat sich im letzten Jahrzehnt geändert!

(Es soll ja noch immer Menschen geben, die nicht an den Klimawandel glauben!)

Als ZEPHYR & PALATINA im Jahr 2018 erstmals gemeinsam balzten, waren erst am 15., 17.,19. und 22. März Eier im Nestkasten. . Die Ornithologen Mearns & Newton (1988) haben Wanderfalkenbruten im südlichen Schottland über neun Jahre erforscht: Ältere Weibchen legten im Schnitt 8 Tage früher als junge, noch unerfahrene Weibchen. Auch die Zahl der Eier der erfahrenen älteren Weibchen waren höher. 

LISELOTTE erscheint uns auch in diesem Jahr leider noch nicht als erfahrenes Weibchen.

Es ist weiterhin bei uns, wie immer, nicht langweilig!

02. März 2025|1 Kommentar
Mehr Beiträge laden
Nach oben