Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Noch gelingt es ZEPHYR nicht
seine Partnerin PALATINA in den Nistkasten zu locken. Er macht das – nach meiner Einschätzung – aber z.Zt. noch ziemlich unentschlossen- lässig. Immerhin macht er bella figura, ganz anders als wenn er am Abend müde im Nistkasten steht.
Danke Krystyna!
ZEPHYR im sauberen „Schlafzimmer“ am 14. Februar, 21 Uhr 41
Nein, so etwas bemerkt er nicht. Nur wir als „Zaungäste“ sehen, dass Gewölle und verschmutzter Sand verschwunden sind.

Wieviel Beute braucht ein Wanderfalke täglich?
Das werde ich im Nachtrag zu meinem Tagebucheintrag vom 12. Februar gefragt. Monneret (2017) nennt nach 40 Jahren Freilandbeobachtung in Frankreich:
Die Terzel (Falkenmännchen) – mit 620 – 650 g Gewicht – verzehren täglich 80 – 100 g, das Wanderfalkenweibchen – mit 800 – 1 000 g Gewicht – konsumiert täglich 80 – 12o g. Bei kalten Temperaturen nimmt die Nahrung bei beiden im 10 bis 20 % zu. Monneret weist darauf hin, dass der Nahrungsbedarf der Weibchen, obwohl diese bedeutend größer als die Terzel sind, nur ca. 20 bis 30% höher ist. Auch er beschreibt die hohe Anpassungsfähigkeit des Wanderfalken an die Zahl der lokal vorhandenen Beutevögel, in Städten z.B. an Tauben, die dort bis zu 70% der Beute an Masse/Gewicht darstellen können. An den französischen Küsten ernähren sich Wanderfalken an den dort lebenden oder durchziehenden Arten. Er bestätigt den Fang von fliegenden Insekten und nennt einige Fälle von Parasitismus zwischen Schwarzmilan/ Bussard und Wanderfalken, bei denen der Schmarotzer den erfolgreichen Beuteträger so lange „nervt“, bis dieser die Beute frei gibt.
Vor 50 Jahren DDT als Bedrohung erkannt
und die zerbrochenen Gelege unter den brütenden Wanderfalken zeigten der Welt, dass DDT nicht nur Schädlinge tötete.
Und wenn man wieder unten auf dem Marktplatz steht
und zufrieden ist, dass oben im Turm alles für die kommenden Monate bereitet ist, dann setzt man sich – wie ich heute – vor die Max-Bar, trinkt einen Espresso, blinzelt in die warme Sonne und lässt sich von den Anwohnern berichten: „Ja, wir hören jetzt jeden Tag die Falken schreien. – Ja, auch die Nilgänse sehen wir täglich fliegen.“
Übrigens:
Als ich gegen 12 Uhr den von ZEPHYRs Nächten verschmutzten Sand und dessen Gewölle aus dem Nistkasten räumte, war der Sand/Kies vorn am Eingang, der je nach Wetter oft feucht ist, noch als Eisklumpen zusammen gefroren! Fünf Minuten später unten in der Sonne, zog ich in der warmen Sonne die Jacke aus. Ich staune immer wieder über diese Temperaturunterschiede oben und unten.

Wenn man auf dem Umlaufbalkon unter dem Nistkasten steht
freut man sich – nach vielen Stufen aufatmend – an der schönen Aussicht in das Neckartal. Man sieht -über der Schleuse – die Verengung des Tales, an der, wie durch eine Düse, immer ein straffer Talwind bläst. Diese Stelle nutzen die vom Turm abfliegenden Falken oft als Fahrstuhl und lassen sich dort in engen Kreisen ohne Flügelschlag hochtragen.
Man staunt, wie weit die Cam 3 – links unter dem Sterbeglöckchen in dem kleinen Tempelchen auf dem Kirchendach – vom Nistkasteneingang entfernt ist! Sie zielt steil nach oben in den Nistkasteneingang, zeigt uns tagsüber jedes Detail der Falken, wenn diese auf der Anflugstange stehen. Nachts erkennen wir dann durch den steilen Winkel die Innenseite des Kastendeckels im Hintergrund …
Und immer: Der Blick hinüber auf die Schlossruine, die z.Zt. endlich einmal ohne Gerüste zu sehen ist.


Wenn man auf den Heiliggeist-Kirchturm steigt
Begegnet man einem Martin Luther, steigt enge Treppen hoch und rätselt über „Erinnerungszeichen“ von Besuchern aus vergangener Zeit.



Nur Vögel als Beute?
Eine häufige Frage. Ja, fast ausschließlich. In den von mir beispielhaft genannten Beutelisten mit vielen Vogelarten – je nach Nahrungsangebot – finde ich nur sehr wenige Beispiele für Säugetiere. Wanderratte (Rattus norvegius), Grauhörnchen (Sciurrus carolinensis), einige lokal häufige Fledermausarten, die gegriffen werden, wenn sie in gr0ßer Anzahl aus ihren Höhlen z.B. in Arizona ausfliegen, aber auch Fische (!), die von der Oberfläche abgegriffen werden. Im Internet gibt es Fotos, die junge Wanderfalken zeigen, wie sie „spielerisch“ nach fliegenden, flatternden Blättern greifen, also eine Art Übung und Training. Große Insekten, z.B. Libellen, werden im Flug erhascht und auch im Flug verspeist.
Größe und Gewicht der Beute richtet sich auch nach der – ich sage mal: Transportfähigkeit – der Falken. PALATINA trägt lässig eine gleich schwere Taube, der sie bereits den Kopf und Flügel abgetrennt hat, ZEPHYR als kleinerer Terzel bringt fast ausnahmslos kleine Vögel, oder deren Reste. Aber auch er trägt/erbeutet? gelegentlich eine Taube. Die von mir genannten Wanderfalkenforscher nennen als obere Grenze der Beutevögel : Graugans (Anser anser), die bis zu 3,5 kg schwer werden kann, sie wird dann aber nicht von dem Wanderfalken transportiert, sondern am Boden gefressen. Genannt wird auch die Mantelmöwe (Larus marinus), die größte in der Familie der Möwen, bis zu 1,8 kg schwer, die selbst „greifvogelmäßig“ unterwegs ist.
Der Mensch, „die Krone der Schöpfung“, kam schon im Mittelalter auf die absurde Idee, abgerichtete Wanderfalken auf riesige und wehrhafte Graureiher (Ardea cinerea) zu hetzen. Noch heute, wie ich von Augenzeugen weiß, fliegen Araber mit speziell ausgerüsteten Flugzeugen (für den Transport der Geländewagen und der „Jagdfalken“) nach Pakistan, um dort die Falken auf Trappe (Chlamydotis macqueenii) – auf der Rote Liste , UCN, als gefährdete Art gelistet – zu hetzen. Der Falke soll die Trappe „binden“, also zu Boden bringen, bis der Jäger herbei eilt…
Beute der Wanderfalken
In meinem „Falken-Tagebuch“ habe ich hier in den letzten Wochen mehrfach die hohe Anpassungsfähigkeit der Wanderfalken beschrieben. Dies gilt auch in besonderem Ausmaß für die Vögel, die sie als Nahrung erbeuten. Welche Arten sind das? Es sind, je nach Aufenthaltsort der Wanderfalken, jene Arten, die dort häufig vorkommen. Also z.B. an den Küsten und Flussmündungen Wasser – und Watvögel, auf Heideflächen und Mooren Arten, die dort leben, entlang der Vogelzuglinien bevorzugt ziehende Arten, in Städten die dort lebenden Kleinvögel und Tauben. Wie alle Beutegreifer bevorzugen die Falken jene Tiere, die durch Verletzungen, Krankheiten oder auffallende Bewegungen in ihren Blick geraten.
Woher wissen die Ornithologen dass? Sie analysieren die Gewölle, die sie unter den Ruheplätzen der Falken finden und prüfen die Federn, die sie an den Rupfplätzen der Falken finden. Das Beutespektrum der Wanderfalken ist sehr breit gestreut und sehr gut dokumentiert: Uttendörfer (1952) listete nach Prüfung tausender von Rupfungen 210 Arten auf, die Beute des Wanderfalken waren, Ratcliffe (1993), der Dokumentationen in Großbritannien von 1904 – 1975 prüfte, nennt ebenfalls über 200 verschiedene Vogelarten. In Baden-Württemberg hat Rockenbauch (2002) aus 22 800 Rupfungen 185 Vogelarten bestimmen können. Die häufigsten Arten sind, wie zu erwarten, jene, die häufig vorkommen: Tauben (Columba livia) als Felsen-, Ringel- und verwilderte Haustaube, und starengroße Kleinvögel, wie z.B. Amseln, Finken, Drosseln. Das Gewicht der geschlagenen Vögel bewegt sich zwischen 50 g und 500 g. Tauben werden vor allem bei der Aufzucht der Küken geschlagen, danach ist das Beutespektrum größer.Neuere Zahlen finde ich bei Drewitt & Dixon (2008),die bei rd. 5 000 Rupfungen in den Städten Bath, Bristol, Exceter 28 Arten feststellten, die häufigsten waren Tauben (Columba livia), Stare (Sturnus) Amseln, Drosseln (Turdus) …
PALATINA am 10. Februar
Zufall oder Absicht? Oft stehen die Altfalken außen mit der Brust zum Schieferdach. Eigentlich ist das nicht eine bequeme Postion um den Flugverkehr am Himmel zu beobachten. Es ist aber eine sehr gute Tarnung, nicht wahr? Die Halswirbelsäule der Falken ist – im Vergleich zur unsrigen – sehr beweglich. Das sehen wir auch immer bei der Gefiederpflege. PALATINA kann auch in dieser Haltung gut sehen, was sich in ihrem Rücken abspielt.
Danke, Krystyna!
Guten Morgen!
Danke, Krystyna!
Vor kalter Nacht ordentlich gefuttert
ZEPHYR zeigt heute einen besonders prallem Kropf.
Danke, K.WN, M.H.!

Zeit für Wünsche und Geschenke
Zum Jahresende mache ich Abrechnungen meiner Auslagen, die ich 2021 für dieses Projekt vorgestreckt habe. Eine Aufstellung geht an das Umweltamt der Stadtverwaltung, das mir die Auslagen für die Domain unserer Website und das Webhosting ersetzt. Die – erheblichen – Streamingkosten für den Betrieb der ganzjährig laufenden drei Webcams werden mir vom NABU erstattet: Die Monate März, April, Mai vom NABU Baden-Württemberg, der unsere Cams während der Brut-und Aufzuchtmonate auf der Landes- NABU-website verlinkt. Die Streamingkosten der neun verbleibenden Monate ersetzt mir die Kassenführung des NABU, Heidelberg aus dem Spendenkonto des Heidelberger NABU, wenn dort Spenden „für Heiligeistwanderfalken“ eingehen.
Ich bin glücklich, dass seit langen Jahren auf diesem Konto ausreichend Spenden eingehen, um unser Heidelberger Falkenprojekt zu betreiben!
Ja, es gibt weit wichtigere Bitten um Hilfe und um Unterstützung, wir finden sie in diesen Tagen in unseren Briefkästen. Diese haben Vorrang, denn wir haben die Verantwortung für unsere Mitmenschen in Not, nah und fern.
Es gibt aber auch Projekte für unsere Umwelt und Natur, die nachrangig sind, aber dennoch Förderung verdienen. Die Wanderfalken auf Heiliggeist gehören dazu, nicht wahr?
Herzlichen Dank!
Foto: Brian McClatchy, 2016, durch eine Öffnung in der Südwand unseres Nistkastens
ZEPHYR wartet vergeblich auf „Damenbesuch“
Wir müssen geduldig bleiben.
In den vergangenen 21 Jahren haben sich im Winter hier in diesem Nistkasten die weiblichen „Besitzerinnen /Nutzerinnen“ nur äußerst selten (er)blicken lassen. Die Terzel gelegentlich außen auf der Stange.
Nur ZEPHYR macht uns seit drei – vier Jahren die Freude, einen wild lebenden Wanderfalken in aller Ruhe betrachten zu können:
Wie er eintrifft, sein Gefieder noch etwas pflegt, Gewölle seiner letzten Mahlzeit auswirft, zur Ruhe kommt, seinen Kopf an die Schulter legt, die Nickhäute seiner Lider schließt, schließlich schläft – das erkennen wir, wenn seine Augen uns weiß im Infrarotlicht erscheinen – , er spät in der Nacht seine Position verlagert, in der Dämmerung aufwacht, sich reckt und streckt, zum Ausgang schreitet, Himmel und Wetter prüft und – wusch! – in seinen Falkenalltag saust …
Danke, K.!
Guten Morgen und eine gute Woche!
wünscht uns ZEPHYR!
Danke,K.!

