Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Wanderfalken in der Kunst
In meinem Tagebuch – siehe Archiv! – habe ich mehrfach Darstellungen von Falken erwähnt, gezeigt, kommentiert, kritisiert und gelobt. Es gibt nicht allzu viele aus künstlerischer Hand.
Heute erhielt ich dieses Porträt von einem Künstler, der sich selbst seit Jahrzehnten aktiv für den Schutz des Wanderfalken einsetzt. Ein Bild mit dem Titel „Schiefergrau“ mit einer überaus freundlichen Widmung „für das schon Jahrzehnte andauernde Engagement im Wanderfalkenschutz“.
Über dieses Geschenk bin ich sehr gerührt, denn das Bild trifft punktgenau eine Situation, aus der viele Besucher – vor allem ich – seit 21 Jahren Freude in unserem oft trüben Alltag gewinnen:
Denn unser Blick geht häufig vom Heidelberger Marktplatz hoch zum Turmhelm von Heiliggeist oder unser Blick richtet sich auf das Bild von Cam 3 auf dem Monitor unseres PC:
AH! SUPER! DA STEHT EIN FALKE!
Oft leicht zu übersehen, denn der Falke zeigt uns – absichtlich? zufällig? – seine schiefergraue Rückansicht voller Leben vor den schiefergrauen steinernen Dachschindeln. B.Gr. hat diesen Anblick im Detail wahrgenommen, nicht nur das Federkleid in Feinmalerei abgebildet, den gelassenen, aber konzentrierten Blick des Falken, auch die Kotspuren, die Fehlstelle in der Stange wurden dokumentiert.
Nein! Es gibt kein Preisrätsel, welcher der beiden Heiliggeist-Wanderfalken hier abgebildet ist! Das weiß wohl jede(r) Besucher(in), nicht wahr?

Guten Abend!
Danke, K.!
ZEPHYR beendet den Tag
und geht mit vollem Kropf schlafen.
Danke, M.H.!

Was wir leider nicht sehen
Obwohl PALATINA und ZEPHYR seit Herbst 2017 ein festes Paar bilden und in vier Brutzyklen 16 Jungfalken erfolgreich in die Luft gebracht haben, absolvieren sie nun – hormonell bedingt – wieder das aufwändige Programm der Paarbildung. Da die beiden von Anfang März bis Mitte Juli mit Brut und Aufzucht des Nachwuchses voll beschäftigt sein werden, überprüfen sie sich erneut, ob sie dieser großen Aufgabe gewachsen sind.
„Federführend“ ist bei der Paarbildung wieder PALATINA, die überprüft, ob ihr Partner sie und die Küken während der Brut und Aufzucht als erfolgreicher Jäger versorgen kann.
In der englischen Sprache spricht man nun von dieser Phase als Zeit des bonding. Das hat nichts mit jenem James Bond zu tun, der uns als erstes einfällt (Der Vogelfreund Jan Fleming wählte für seinen Buch- und Filmhelden den Namen eines bedeutenden amerikanischen Ornithologen J.B.), sondern mit bond (engl.) = Bindung, Wie mit einem Band verknüpfen nun die beiden wieder ihren Tagesablauf, ein hübsches Bild.
Vor allem ZEPHYR zeigt in diesen Wochen fremden Wanderfalken, die z.B. in ihren zweiten Lebensjahr nun ein eigenes Territorium und eine(n) Partner(in) suchen, dass der Himmel über Heidelberg besetzt ist. Täglich zeigt er nun spektakuläre Sturzflüge in Z -Fluglinie aus großer Höhe, dabei sind bei seinen Richtungswechseln die dunkle Oberseite und seine helle Unterseite auffallende Signale. Also eine für Wanderfalken weit sichtbare Demonstration! Ähnliche Demonstrationen sind seine Flüge in der Form einer liegenden Acht im Tal über der Stadt.
Allmählich beteiligt sich dann auch PALATINA an solchen Parade-Flügen, um sich gegenseitig die eigene Stärke, Wendigkeit in akrobatischen Manövern zu zeigen. Das hat für unsere Augen doch immer einen Anteil an Aggressivität, mit unseren menschlichen Gefühlen z.B. Liebe, hat das alles nichts zu tun!
Neugierige fremde Wanderfalken werden von einem erfahrenen Paar, wie dem unsrigen, geprüft und meist schnell vertrieben, dabei zeichnen sich vor allem die begegnenden Weibchen durch eine hohe Aggressivität aus. Das mündet, wir haben das mehrfach erlebt, in lautstarke und heftige Luftkämpfe der Weibchen, die sogar gelegentlich ineinander verkrallt auf Hausdächern oder dem Boden landen – bei uns sogar einmal im Nistkasten! – und einander an die Gurgel wollen. Manchmal geht das sogar tödlich aus.
Diese Zeit der Paarbindung oder Paarbildung – ausfallende Partner werden oft nach kurzer Zeit ersetzt – mündet in Einladungen durch ZEPHYR in den Nistkasten, oft verbunden mit Beuteübergabe (kleine symbolische Happen) an PALATINA.
Diese gemeinsamen Besuche werden nun für uns bald im Nistkasten sichtbar! Auch diese Visiten sind hoch ritualisiert und erfolgen nach einem Schema. Davon später. Oder aus den Vorjahren nachlesbar im Archiv meines Tagebuchs.
ZEPHYR am 19.Januar 2022

“ Wie meinen Sie das, – ich wäre gut im Futter? „
ZEPHYR am 19. Januar, 14.13 Uhr

Beide Falken am Nistkasten
Wie wir mit Freude im Gästebuch lesen, waren beide Falken gemeinsam hier! Zurück blieb ZEPHYR
Danke, K.!
Guten Morgen ZEPHYR!
— und er schlief bis zur Morgendämmerung.
Danke, W.B.!

ZEPHYR am 16. Januar 2022
Wir freuen uns, dass er zu seinem traditionellen Verhalten zurück gefunden hat.
Danke, M.H.!

Lockdown für Vögel im Heidelberger Zoo
Und auch wir Menschen bleiben ausgesperrt.
Dass die Vogelgrippe H5N1 auch für die Heidelberger Wanderfalken eine erhebliche Gefahr bedeutet, habe ich hier bereits am 2. und 8. Januar erwähnt. Die hohe Ansteckungsgefahr von H5N1 für Vögel bedeutet keine Gefahr für uns Menschen betonen die Wissenschaftler. Dieser Virus bedroht nur Vögel. Nun waren es bereits vier Vögel an jenem Teich im Heidelberger Zoo.

Na, auch mal wieder da?
ZEPHYR am Nachmittag. Er hat den Schrecken von Neujahr nach einigen Tagen vergessen.
Danke, D.B.!

Wo brüteten die Wanderfalken in Heidelberg vor dem Projekt ihrer freiwilligen Wiederansiedelung?
„Die Gebäudebrüter hielten sich … am unteren Neckar bis 1956 (Pulverturm des Heidelberger Schlosses) “ notierte Dieter Rockenbauch in „Der Wanderfalke in Deutschland und umliegenden Gebieten“ , 1998, Bd.1, S.248 über den seinerzeitigen dramatischen Rückgang.
„Zuletzt brütete er 1956 im oberen Bereich der stehenden Hälfte des „Krautturms“ auf der Südseite der Schlossruine, vom Schloss-Wolfsbrunnenweg aus gut einsehbar … “ berichteten mir Th. Göller, D.Rockenbauch und andere (mdl.) bei Jahrestagungen der „AGW Baden-Württemberg“ in den 1970 – er Jahren.
Ich erkundigte mich seinerzeit als ehemaliger Heidelberger Schüler und Student (nun im Nordschwarzwald lebend) nach den beiden letzten Bruten im vorderen Neckartal, nicht ahnend, dass ich 1997 nach Heidelberg zurückkehren würde. Wo genau der Brutplatz war, erfuhr ich nicht und es interessierte mich damals auch nicht.
Heute wäre diese Abbruchwand, im „Pfälzischen Erbfolgekrieg“ 1693 von den französischen Militär-Ingenieuren durch installierte Minen abgesprengt, kein idealer Nistplatz. Zu starker Autoverkehr auf der nahen Straße, zu viele Touristen am nahen Schlosseingang und Garten, die den Turm (etwa um 1500 erbaut) fotografieren. Heute ein idealer Platz für Souvenirs-Posing für Instagram, Facebook etc. Im Sommer entstehen dort täglich hunderte von Fotos.
Die Falken bevorzugen die Nordfront der Schlossruine, dort ist die noch stehende Hälfte des „Dicke Turm“, ebenfalls dekorativ längs halbiert, ein besserer Lebensraum für Falke, Fledermaus, Nilgans, Taube, Mauersegler, Eidechse …
Foto: HMG

Befürchtung ist bestätigt
In meinem Beitrag „Keine guten Nachrichten aus der Vogelwelt“ vom 2. Januar hatte ich besorgt die neue Welle der Vogelgrippe in Europa erwähnt.
Unsere lokale Zeitung (Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg) meldet am 08.01.2022 auf S.3 aus dem Heidelberger Zoo :“… ist Anfang des Jahres eine Rothalsgans in ihrem Gehege am Geysir-See tot aufgefunden worden … die mit dem Vogelgrippe-Erreger H5N1 infiziert war. Vermutlich habe sie sich bei einem der Wildvögel angesteckt, die den See anfliegen.“
Im Heidelberger Zoo leben über 400 Vögel aus über 80 Vogelarten, die nun in ihr Häuser oder an überdachte Rückzugsorte gebracht wurden. Die Volieren wurden mit Planen überdeckt, das Wasser in den Teichen wurde abgelassen, berichtet der Zoodirektor der Zeitung.
Der Heidelberger Zoo ist etwa 3 km vom Nistplatz der Heiliggeistkirche entfernt, der Zoo wird wegen der Fütterungen der Tiere von vielen Wildvögeln angeflogen und ist deshalb bestimmt auch für die Wanderfalken ein täglich beobachtetes Jagdgebiet.
Am 22.02. 2006 habe ich hier in meinem Tagebuch- siehe Archiv! – noch unsere Gäste beruhigt, am 30.01.2017 wurde jedoch im Barnim, Brandenburg ein Wanderfalke tot aufgefunden, der bei der Obduktion durch den Veterinär Dr. Mielke am 04.03.2017 in Groß Ziethen als mit H5 N1 infiziert und daran verendet erkannt wurde.
Im November 2020 wurde in der Grafschaft Limerick im Südwesten von Irland ein an H 5 N8 – ein weiterer hoch ansteckender Vogelgrippevirus – verendeter Wanderfalke gefunden.
Ihr Gefieder würde die Küken jetzt noch nicht vor Nässe schützen
In freier Natur, an Felswänden, wählen und legen die Falken die Nestgrube selbstverständlich so an, dass das Gelege und die Küken vor anhaltendem Regen geschützt sind. Dennoch ist Staunässe gelegentlich Todesursache für den frühen Tod.
Danke, K.!
Darf man als Zuschauer zur Beringung?
Diese Bitte erhalte ich sehr oft.: „Ich bin Naturfotograf und ich bitte…“ – “ Mein Enkel schaut jeden Tag und er würde…“ – „Meine Freundin hat Geburtstag, es wäre ein schönes Geschenk, wenn sie…“ – “ Ich bin Biologe und …“
Nein, das geht nur in Ausnahmefällen. Für Gäste gäbe es da wenig aus der Nähe zu sehen, denn kaum sind die Küken im Körbchen, sieht man nur das schwarze Tuch. So nah, wie es 2023 die Fotos – Danke S.H. und V.P.! – zeigen, kommen nur der Beringer und der „Kükenhalter“. Die Fotos, die wir bereits hier gezeigt haben, wurden aus meterweiter Distanz gemacht. Nach der Beringung kommen die Küken sofort wieder unter das Tuch. Sie sind dann auch wieder stumm und beruhigt.
Nein, streicheln darf man die Küken während der Beringung als Zuschauer nicht! (Stellen Sie sich doch bitte das Größenverhältnis vor, SIE wären das Küken: Da nähert sich eine Hand, so groß wie ein Tennisplatz, eine Fingerspitze, so groß wie ein Baumstamm, berührt sie „sanft“!)
Zum Schluss entstehen noch Fotos: Körbchen mit Küken und Anwesenden. Dann geht es zurück in den Kasten. Eine Aktion von wenigen Minuten.



Die Muskulatur der Beine ist schnell stark geworden
Bereits seit einigen Tagen liegen die Küken nicht mehr auf dem Bauch, sondern richten sich bereits auf. Ich bin froh, dass das Quartett am Freitag noch nicht wanderte, sondern sich noch im hinteren Kastenteil aufhielt. Würden wir heute erst beringen, so wäre das etwas riskant!
Wir Menschen können uns jetzt nur mit dem Oberkörper, auf einer Leiter außen stehend, in den Kasten hinein beugen und ein Küken nach dem anderen greifen, sich wenden und nach hinten in das Körbchen setzen. Dann das nächste greifen. Unser Arm reicht nicht bis vorn an den Ausgang. (Auf der Leiter stehend, sollte man sich auch selbst festhalten.) Hielt sich dann gerade ein Küken, wie heute jenes auf dem Foto, dort auf, so würde die Gefahr bestehen, dass es flüchtend nach vorn aus dem Nistkasten purzelt!
DAS wäre eine Katastrophe! Ist in 23 Jahren hier nicht geschehen, weil wir rechtzeitig beringen.
Danke, A.L.!

Nun werden die Muskeln der Beine trainiert
Das sieht noch einige Tage recht unbeholfen aus.
Danke, S.F.!
Die Falkenfamilie zeigt wieder das vertraute Bild
Als ich die Küken um 11 Uhr in den Händen hielt, waren deren Kröpfe prall gefüllt.
Danke, S.F.!
STEFAN, ICARUS, MIREILLE und FORTUNA
Wie jedes Jahr bedeutet die Vergabe einer Namenspatenschaft durch mich – selbstverständlich bin ich für Beratung offen – die ehrende Anerkennung von Personen, welche unser Projekt „Natürliche Wiederansiedelung frei lebender Wanderfalken in Heidelberg“ unterstützen, fördern, betreuen und aktiv mitarbeiten. Auch Leistungen und Verdienste für den Artenschutz in Heidelberg und Naturschutz in der Region ehre ich gern. Auch jene Menschen, die uns alle in besonderer Fürsorge und Fleiß mit Fotos, Video-Mitschnitten versorgen.
Und Who is who?
ICARUS trägt TN U, STEFAN TN V, FORTUNA TN W und MIREILLE TN X
Danke, S.H.!
