Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Rechter Fittich von PALATINA
Bei der Beuteübergabe springt PALATINA au ZEPHYR zu. Für uns eine Gelegenheit, die Hand- und Armschwingen ihres rechten Flügels zu betrachten.
Als Laie kann ich nichts zum Stand ihrer Mauser sagen, das ist eine „Wissenschaft“ für Ornithologen, ich bin Amateur. Letztes Jahr habe ich- wenn ich mich recht erinnere – mal einiges Angelesenes dazu geschrieben.
Danke, M.H.!

ZEPHYR im Gegenlicht des Nachmittags und durch Saharastaub gesehen
ZEPHYR erfüllt seine Aufgabe! Wir sehen nicht alles, auch wenn wir – dank Ihrer Spenden! – über drei Kameras verfügen. Heute vormittag habe ich die Kameraübertragung auf dem Monitor im Rathausfoyer überprüft.
Küken allein im Kasten, PALATINA auf Reinigungs- oder Jagdflug. – aber oben auf der Turmspitze stand auf dem südlichen Querarm des Kreuzes ZEPHYR und hatte Nah & Fern unter Kontrolle.
Danke, M.H.!

Beuteübergabe am 13. April
Danke, D.L.!

PALATINA startet
Danke, M.H.!
PALATINA bearbeitet den Boden
Danke , M.H.!

ZEPHYR am 11. April
Danke, pm, via BCAW!
Abendessen kommt!
Danke, M.H.!
Abendmahlzeit am 11. April
Danke, K.!
Es gibt in diesen Zeiten auch schöne Bilder
Danke, M.H.!

Daten und Abstände
Im März haben wir erstaunt festgestellt, dass 2022 exakt an den gleichen Daten wie 2021 PALATINA die Eier in die Nestgrube legte: Am 1., am 3., am 5. und am 8. März!
Wann schlüpften 2021 die Küken? Am 8. April zwei Küken, dann im Tagesabstand am 9. und 10. April. je eines. 2022 schlüpfte am 7. kurz vor Tagesbeginn des 8. April ein Küken, dann folgten im Tagesabstand am 9. April ein Küken und am 10. April 2 Küken.
Die kurze Spanne von etwa drei Tagen, an denen die Küken 2021 und 2022 das Licht der Heidelberger Welt erblickten, gefällt dem Tagebuchschreiber! Denn es gab zuvor Jahre, da gab es einige Tage Abstand zwischen den erstgeborenen Küken und einem Nachzügler! Der Nachzügler – „Ach, der Kleine!“ (Man vermutete meist, es handele sich um einen Terzel!) bereitete dann unseren Gästen oft große Sorge, was zu Anfragen führte: Warum geht es da nicht gerecht zu? Warum wird der Kleine so selten gefüttert? Herr Gäng, schreiten Sie ein!
Gefüttert wird jenes Küken, das am deutlichsten giert! Das stärkere, schnellere Küken wird satt, das kleinere, schwächere Küken muss warten. Es wird bei der nächsten Fütterung, wenn die Vordrängler noch satt sind, seine Chance bekommen. In diesem Nistkasten sind in 21 Jahren noch alle Küken satt und großgeworden.
Ich erinnere eine – für mich peinliche – Szene vor dem Monitor der Webcam-Übertragung im Foyer des Heidelberger Rathauses: Eine Kindergruppe des nahen Kindergartens „Die Heuhüpfer“ steht, wie an jeden Vormittag bei ihrem Spaziergang , mit ihren Betreuern vor dem Bildschirm und betrachtet die aufregende Fütterung der Küken. Ich komme zufällig dazu und die Betreuerin stellt mich den Kindern vor: „Dieser Mann hat mit Schülern den Nistkasten gebaut.“ Kurzer Rückblick der Kinder auf mich, die sich dann schnell wieder aufmerksam dem Geschehen im Nistkasten zuwenden.
Doch bald treffen mich böse Blicke, Finger deuten auf mich und Vorwürfe muss ich mir anhören: „Schon wieder bekommt das kleine Kind GAR nichts! die Großen fressen dem Kleinen ALLES weg! Immer! Jeden Tag sehen wir das!“ Ich bemühe mich eifrig um eine kindgerechte, verständliche Erklärung, – vergeblich! Die Kindergärtnerinnen schmunzeln.
Nun kommt für uns Augenzeugen eine schöne Zeit
Die Autoscheiben auf der Straße waren um 6.40 Uhr dick zugefroren, als ich die Zeitungen aus dem Briefkasten holte. Zur gleichen Zeit hatte ZEPHYR Beute geliefert und im Nistkasten fand bereits das Frühstück des QUARTETT statt. In aller Ruhe und Sorgfalt fütterte PALATINA den Nachwuchs, der unter ihr die kalte Nacht verbracht hatte. Auch das kleinste Küken bekam Nahrung, obwohl die beiden zuerst geborenen Geschwister den größten Zeil der Nahrung bekamen.
Foto (Terca) vom 9. April: ZEPHYR betrachtet das Trio aus Distanz, – als wäre ihm das alles nicht ganz geheuer! Als Mensch würde er denken: Oh je! Nun muss ich für Weib und vier Kinder Nahrung beschaffen …

Abendmahlzeit
Es ist ein Vergnügen zu sehen, wie routiniert das Familienleben beginnt!
Danke, K.!
Nun wird es hier ruhig
Denn es gibt in den nächsten Monaten hier nur noch selten Bilder/Videos von den Heidelberger Wanderfalken zu sehen. Die drei Webcams werden weiter 24/7 in Betrieb sein. Der Tagebuchschreiber hat – neben den Wanderfalken – noch eine Vielzahl von anderen Interessen und wird öfters auch nicht in Heidelberg weilen. Er wird also nicht mehr täglich die Website und das Gästebuch bedienen. Ab und zu, wenn es sachlich/fachlich etwas zu berichten gibt, werde ich mich melden.
Herzlichen Dank in die große Runde und uns allen eine gute Zeit!
Eine müde LISELOTTE
Danke, K.!
Junge Wanderfalken in der „Schule“
„Kurz ist das Leben der Schule, lang ist die Schule des Lebens.“ DAS schrieb ich oft in meinen 42 1/2 Dienstjahren als Lehrer und Rektor meinen Schülerinnen in deren „Poesiealbum“. (Gibt es das eigentlich noch? Sind die Einklebebildchen dort immer noch so kitschig?)

Die „Schulzeit“, um vom abhängigen Jungfalken zum selbständigen Wanderfalken zu werden, dauert nur wenige Wochen. Der Abschluss ihrer Ausbildung ist – im Gegensatz zu unserem- ohne zweite oder gar dritte Chance. Entweder der junge Falke kann erfolgreich fliegen und jagen, oder er überlebt das erste Lebensjahr nicht! Die Sterblichkeit junger Wanderfalken ist hoch, die Fachbücher schreiben, dass nur etwa 30 %-35 % das zweite Lebensjahr erreíchen und dass im zweiten Lebensjahr noch einmal weitere 15 % zu Tod kommen.
Nun fliegt das 2023-QUARTETT bereits in die zweite Woche und die Jungfalken sind in der Luft gut unterwegs. Auch die Landungen gelingen nun. WIR können sie kaum noch von den Eltern unterscheiden, wenn wir Wanderfalken über uns sehen.
Erleben wir die Jungfalken an der Jesuitenkirche, dann hören wir und erleben wir sie als bettelnde „Kleinkinder“, falls ein Elternteil sich sehen lässt. (Man kennt das auch von Amseln, Spatzen u.s.w. an unseren Wohnungen.)
Üblich ist nun in dieser „Bettelflug-Phase,“ dass die Nahrungszufuhr an die Jungfalken mit Unterricht verknüpft ist. Die (bereits getötete, kopflose) Beute muss hoch in der Luft gegriffen werden. Ein Elternteil zieht mit der Beute nach oben und lässt die Beute – vor der Nase – äh! Schnabel/Fängen – der anfliegenden, bettelnden Jungfalken fallen. Diese stoßen nach und ergreifen sie, bevor sie auf den Boden fällt.
Nur zweimal in diesen 23 Jahren beobachtete ich – von der Terrasse des Stückegarten am Schloss aus -, dass kurz bevor die herabfallende Beute auf die Hausdächer fiel, blitzschnell – wie aus dem Nichts – der andere Elternteil seitlich herbei schoss, die Beute ergriff und steil damit nach oben flog und rasch Höhe gewann! Verfolgt von weiteren zeternden Jungfalken. Leider verschwanden sie neckaraufwärts hinter der Schlossruine und ich konnte nicht beobachten, dass sich die Fallenlassen-Nachstürzen-Ergreifen-Lektion wiederholte. Gut möglich, dass auch beim weiteren Fehlgriff/folgenden Fallen des Beutevogels der andere Elternteil, unten fliegend, bereit war, bei einem Fehlstoß erneut die wertvolle Nahrung zu retten.
Dennoch berichtet man mir gelegentlich, alle zwei Jahre etwa, dass kopflose Tauben auf Dächern, Gärten und Straßen Heidelbergs gefunden wurden. Nein, weder junge noch erwachsene Wanderfalken kommen in der Stadt hinunter auf den Boden, um dort Beute zu greifen. Unterhalb der Hausdächer habe ich hier noch nie einen Wanderfalken gesehen.
„Endlich wurde das Kinderzimmer aufgeräumt ..“
scheint LISELOTTE zu denken. Noch hat sie nicht den Schlafplatz eingenommen, den sie nach ihrem Einzug im Frühjahr ZEPHYR abgenommen hat und hält Abstand zu der Revisionsklappe. (Sie hat diese noch nie geöffnet erlebt.) Ob sie ahnt, dass hinter den Wänden eine andere Welt ist?
Alle Heidelberger Falkenweibchen (AURORA, JETTA, PALATINA) haben nach der Brutsaison sich bisher nicht mehr im Nistkasten blicken lassen. ( Als Mensch kann man nachempfinden, dass die Weibchen erst einmal wieder im Freien leben wollen.) Auch außen auf der Stange waren sie im Sommer und Herbst nur noch selten zu erblicken. LISELOTTE übernachtet offensichtlich gerne hier. Ist sie zum Standvogel geworden und wandert überhaupt nicht mehr? Ob ZEPHYR im Herbst dort wieder einziehen wird?
Wir wissen noch sehr wenig über das Territorialverhalten unserer Heidelberger Wanderfalkenpaare. Weil dieses Territorium offenkundig sehr attraktiv – auch für unsere Spezies! – ist, vermute ich, dass ZEPHYR & LISELOTTE ganzjährig hier leben.
Danke, M.H.!

Bald beginnt wieder eine neue Saison
Um 10,30 Uhr kann die vierköpfige Putztruppe – Falkenpate 2013 Dr.KF.R., der bereits im Vorjahr beteiligte G.St., W. L. und ich – alle Mitglieder des NABU Heidelberg- Kirche und Turm betreten. Ja, 14 Tage Verspätung! Wechsel des Falkenweibchens und späteren Brutbeginn, hatte den Zeitplan der Beteiligen gestört. (Auch ich war zuletzt einige Tage nicht in Heidelberg.)
Oben auf dem Turmumgang angekommen, zeigt unser Rundumblick einen Falken auf dem Balkon der Jesuitenkirche. Direkt über uns streicht plötzloch ein Jungfalke vom „Kapellchen“ ab und fliegt gemächlich hinüber zur Nachbarkirche.
Im „Falkenzimmer“ angekommen: Kleidungswechsel, Mundschutz aufsetzen, Handschuhe anziehen, Mülltüten, Sandkratzer, Spatel, Schüssel, Pinsel, Farbbecher, Farbtuben suchen – Oh, fast alle eingetrocknet, ob das ausreicht? – Glasreiniger, Wischtücher, Transportsack, Eimer, Rührlöffel, Wasser richten. Stecker der Cam 1 und Cam 2 ziehen. Schlüssel zur Kastenluke aus dem Versteck holen, aufschließen, Deckel sichern.
Dann an die Arbeit in Hitze und Staub. Puh! warmer Wind bläst uns viele kleine Federn entgegen. Kasteninhalt im Kasten in kleinere Mülltüten füllen, verknoten, runter reichen, Tüte in Müllsack. Waren es vier oder fünf Mülltüten Federn und Reste? Gehärteten Sand im vorderen Bereich mit Gartenhandharke lockern, verschmutzten Sand heran ziehen, mit Spatel Ränder und Ecken frei kratzen, einen Eimer Sand entnehmen, einen Eimer neuer Sand einfüllen. Mit Glasreiniger und Tuch die Plastikglasdome der Cam 1 und Cam 2 vorsichtig reinigen.
Zwei Putzmänner wechseln sich, auf einer Leiter außen stehend, sich weit in den Kasten hinein beugend, bei dieser Arbeit ab. Die beiden anderen nehmen die Beutel und Sandschüsseln ab, füllen damit den großen Müllsack und den Eimer und reichen neuen Sand hoch. Sie fegen mit einem Besen die zahlreichen Federn auf dem Boden des „Falkenzimmer“ zusammen. Sie quetschen letzte Farbreste aus alten Farbtuben in Gläser und rühren die Farbe mit Wasser an.(Der Wasserkanister, 2000 gefüllt, ist noch halb voll.) Oben auf der Leiter lösen sich die Maler ab. Die Farbe reicht, prima!
Aufräumen und Abstieg über eine Leiter mit Sack und Eimer in das „Uhrenzimmer“ , dann eine Treppe an den Glocken vorbei, auf den Balkon. Licht aus, abschließen, letzter Umblick vom Balkon, keine Falken zu sehen. Erste Besucher auf dem Umlaufbalkon staunen über die vier „Handwerker“, auf der engen Wendeltreppe nach unten kommen uns Dutzende Touristen entgegen: “ Ja ,noch 200 Stufen! Dann aber tolle Aussicht.“ – Turmschlüssel abgeben. Mit Müllsack und Eimer zum Auto.
Wie leben jetzt die jungen Falken?
Ihre Aufenthaltsorte sind die nächsten Wochen hoch gelegene Stellen, von denen sie eine gute Aussicht haben. Denn sie sind noch immer vollständig von den Eltern abhängig, die sie mit Nahrung versorgen. Dass wir erstaunt sehen, dass sowohl LISELOTTE, wie auch ZEPHYR, täglich den Nestkasten überprüfen, ob dort in einem Depot noch Beute vorrätig ist, zeigt, dass auch die Altfalken einen Jagdflug nicht aus Langeweile beginnen, sondern ihre Kräfte einteilen. Nur etwa jeder vierte Jagdflug ist auch für erfahrene Falken erfolgreich, schätzt man.
Nun muss der Nachwuchs um die Nahrung „kämpfen“! Diese wird jetzt nicht mehr „auf dem Teller“ serviert, die Jungfalken sollen nun – in einem Wettbewerb untereinander – sich darum bemühen, satt zu werden! Von den Türmen der Kirchen fliegen die Jungfalken, bereits schnell und geschickt, den Eltern, deren Anflug sie bereits aus weiter Entfernung erkennen, schreiend entgegen und versuchen – selbstverständlich gegen deren Widerstand – bereits hoch in der Luft die Beute abzujagen!
Die Altvögel steigen dabei nach oben fliegend, der schnellste Jungfalke greift, von unten anfliegend , den Beutevogel. Auch dann hält der Altvogel oft noch die Beute fest oder lässt sie vor dessen Zugriff fallen: So lernen die Jungfalken das Zugreifen.
Schließlich landet der „siegreiche“ Jungfalke mit der Beute z.B. auf dem Umlaufbalkon der Jesuitenkirche, der nicht öffentlich für uns Menschen zugänglich ist. Aber auch dort wird er nun von seinen Geschwister recht grob attackiert, die Hunger haben.
Das sind dann erste Unterrichtsminuten „Wie ergreife ich als Wanderfalke die Beute im Flug und verteidige sie?“ Es dauert etwa zwei Wochen, bis die Jungfalken selbst einen Vogel in der Luft jagen und ergreifen können.