Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
ZEPHYR, ein guter Versorger
Am Tag danach ist wieder alles in Ordnung und die Nahrung wird ohne Tadel gereicht.
Danke, M.H.!

ZEPHYR in Nöten
Am Abend des 24. April müssen die Küken wohl hungrig gewesen sein! Denn, wie man mir mehrfach mitteilte, – danke!, bedrängten die nun schon recht beweglichen Küken den Vater. Bald war er in der süd-westlichen Kastenecke umzingelt! Dann kam wohl PALATINA und sorgte für Ruhe im Chaos.
(Wie sagte die sprichwörtliche Oma: „Vater-werden ist nicht schwer, Vater-sein dagegen sehr!“)
Ich bekam die interessante Anfrage von P.B.: „Was geschieht, falls PALATINA verunglücken würde? Könnten die Jungfalken das überleben?“
Oh, je! Nicht auszudenken! Ich habe aus der Literatur in Erinnerung, dass es solche Fälle gab. In diesem Stadium könnte ein Terzel auch Beute für vier Küken beschaffen und diese nach dem Ausfliegen auch „erziehen und ausbilden“. Es gab solche Fälle.
Danke, K.S.!

Es gibt auch Erfreuliches zu lesen
In den Jahren, als der Wanderfalke von der Öffentlichkeit noch nicht als besonders schützenwert gesehen wurde, war er an vielen Orten durch den Klettersport gefährdet. Ich erinnere aus den 1960-1970-er Jahren viele Brutausfälle an „Falkenwänden“.
Auch heute noch sind Bruten des Wanderfalken, z.B. am „Battert“, Baden-Baden, durch zahlreiche Kletterrouten, viele Kletterer und Missachtung von Kletterverboten gescheitert und nicht mehr möglich.
Lesefrucht an einem kühlen und regnerischen Nachmittag:
„Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ vom 24. April 2022, S. 47: Interview mit dem Kletterer Thomas Huber

An einem kühlen und regnerischen Nachmittag
ist man sich an einen ruhigen, etwas wärmeren Ort.
Danke, M.H.!

2. Frühstück am 24.April von der nassen Mutter
Danke, M.H.!


Werden die Küken beringt?
Diese Frage erreicht mich nun häufig. Ja, wir werden auch in diesem Jahr die vier Küken mit Ringen der Vogelwarte Radolfzell versehen.
Dr.M.P., der viele hundert Greifvögel und Eulen, darunter fast alle der 73 Küken aus dem Heiliggeist-Nistkasten, mit Ringen versehen hat, ist vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ausgebildet und mit den Wanderfalken – Ringen 2022 für Baden-Württemberg ausgestattet. Der Naturschutzbeauftragte der Stadt Heidelberg Dr. KF.R. und ich werden wieder assistieren. Wie in den beiden Vorjahren, kann sonst niemand – COVOD-19! – uns begleiten, obwohl viele Freunde und Freundinnen der Falken gerne dabei wären. Nein, die Webcams können das nicht aufzeichnen.
Stört das die Eltern ? Tut das den Küken weh? Ist das nötig?
Wir achten darauf, dass die Eltern abwesend sind, meistens ist das uns gelungen. Falls doch ein Falke das bemerkte, gab es von diesem lautstarke Warnrufe, so dass der Partner dazu kam. PALATINA landete im Nistkasteneingang, griff aber nicht die zugreifenden Hände an, welche die Küken schnell aus dem Nistkasten holten. Schimpfend flog PALATINA weg, nach der Beringung setzte sich das Familienleben im Nistkasten fort. Nein, weder die Küken noch die Eltern stören die Ringe, sie hindern nicht, werden auch nicht von ihnen untersucht oder betrachtet.
Ja, die Küken sind zunächst überrascht und verschwinden in einem Körbchen, das schnell mit einem leichten schwarzen Tuch bedeckt wird. Wenn sie nach und nach einzeln aus dem Körbchen geholt werden, schimpfen und fauchen sie und versuchen, in die sie umschließende Hand zu beißen. Das hören und beobachten wir mit Interesse, den so erkennen wir ihre Gesundheit, Vitalität und ihr Geschlecht. Das Anlegen der Ringe ist in zwei Minuten erledigt, dann geht es zurück unter das Tuch im Körbchen. Dann wird das nächste Küken gegriffen. Das Zurücksetzen in den Nistkasten erfolgt nach der Dokumentation, das Quartett vermeidet dann – auch das sehen wir gern – die Nähe zur Luke, aus der sie gegriffen wurden. Auch das ist schnell vergessen. Den Vorgang habe ich im Tagebuch-Archiv mehrfach beschrieben , z.B. am 6. und 7. Mai 2003.
Ja, die Wissenschaft ist an der Beringung interessiert. Ja, auch wir Heidelberger wollen wissen, ob ein Jungfalke anderenorts ansässig wird und eine Dynastie gründet, wie wir das – neidisch – in den USA mitverfolgen können. Ja, die Beringung ist umstritten, man könnte sie auch lassen. Ich bin froh, dass wir mit den neuen Ringen in Baden-Württemberg endlich die Individuen nach dem Ausfliegen erkennen können. Die alte Beringung von PALATINA z.B. ist leider nicht ablesbar, es sei denn, ich hätte ihren Fang dicht vor meinen Augen. (Oh je! Das ginge schlecht für mich aus.)
APOLLO, nach der Beringung 2021

Wanderfalkenfeder auf des Kaiser Grab
Am 4. Mai 2010 besuchten wir Palermo während einer Sizilienreise und selbstverständlich besuchten wir im Dom die Gräber der Normannenkönige und des Stauferkaiser Friedrich II., dessen Falkenbuch „Von der Kunst mit Vögeln zu jagen“ auf der Empore der Heiliggeistkirche lag. Ich habe vor allem den tonnenschweren Sarkophag aus äthiopischem roten Porphyr in starker Erinnerung, in dem der Kaiser 1251 beigesetzt wurde.
Dann fiel uns ein frisches Blumengebinde auf, das jemand im Gedenken durch das Gitter hindurch nieder gelegt hatte. Mir kam eine Idee. In meinem Geldbeutel in einem Fach trage ich gewohnheitsmäßig – es geniert mich, zu gestehen – als eine Art Talisman – eine kleine Flaumfeder aus dem Nistkasten von Heiliggeist mit mir. Heraus damit und – um mich schauend – schnell gebückt und hinüber zum Sarkophag gepustet. Da blieb es liegen.
Ach, würde doch, bevor ein Luftzug das Federchen davon wehte, ein Ornithologe, ein Falkner beim Lesen der Inschrift auf der weißen Marmorplatte die kleine Flaumfeder entdecken, hoffte ich. Als Fachmann würde er sie als von einem Wanderfalken stammend erkennen. Er käme ins Grübeln und Staunen! Hat ein Wanderfalke das Grab des Kaisers angeflogen? Ein Wunder!
„Stupor mundi“- das Staunen der Welt, so bezeichneten Zeitgenossen diesen schwäbischen Sizilianer, der ein spannendes Leben und ein großes Nachwirken hatte.
Was kann ich aus meiner breiten Reihe von Friedrich II.-Büchern empfehlen?
Die großartige, spannende, leicht zu lesende Biographie von Olaf B. Rader „Friedrich II.„, Verlag C.H. Beck, Jubiläumsedition 2013, 18 Euro


Feder eines Wanderfalken auf dem Mond
Ein gefiederter Hammer heißt das Kapitel auf Seite 136 ff. in dem lesenswerten und informativen Buch “Federn – Ein Wunderwerk der Natur” von Thor Hanson, Band 26 in der Reihe NATURKUNDEN im Verlag Matthes & Seitz, Berlin. Hier kann man über ein berühmtes Experiment nachlesen, das Galileo Galilei bereits im frühen 17.Jhdt. versuchte. Er warf damals Kugeln unterschiedlicher Masse und Größe vom Schiefen Turm in Pisa. Galileo ahnte schon damals, dass im Vakuum die Schwerkraft nicht wirksam ist, also ein Feder oder ein Stein z.B. auf dem Mond gleich schnell zu Boden fallen. APOLLO 5 -Commander David R. Scott trat am 3. August vor die Kamera und ließ aus Schulterhöhe gleichzeitig einen Hammer und eine Feder – na, was für eine Feder? – ja, eine Wanderfalkenfeder in den grauen Mondstaub fallen. Beide landeten exakt zum gleichen Zeitpunkt vor seinen Füßen. Quod erat demonstrandum. Die Falkenfeder liegt noch immer dort, denn die Landefähre trug den Namen Falcon zu Ehren des Maskottchens der US Airforce Academy.
Das QUARTETT ist geduldig
als wollten sie mir mitteilen:“ Was da in Gängs Tagebuch am 22. April über unsere – Gier und Gefräßigkeit – steht, stimmt nicht!“
Danke, M.H.!
Nachts brauchen wir die Mutter
Denn noch immer sind die Temperaturen nachts unter 10° C und in der Nacht vom 22. auf den 23. April blies ein strammer Ostwind in den Nistkasten.
Danke, M.H.!

Das graue Federkleid der Küken ist nicht hübsch
Aber es gibt uns Gelegenheit, darüber nachzudenken, was da gerade entsteht:
Woher weiß der Quadratmillimeter Haut, dass dieser Federkeim sich zur harten, langen Feder einer Handschwinge– die äußerste mit der Nr.10. sogar mit einer markanten Einbuchtung auf der Innenfahne – entwickeln soll und woher weiß der andere Quadratmillimeter Haut am Unterbauch, dass seine Federkeime kurze, weiche Flaumfedern herstellen soll? Nach dem zukünftigen Zweck und Ort der einzelnen Feder hat sich jetzt schon bei den Nestlingen entschieden, wie jede einzelne Feder demnächst aussehen wird. Das ist in jeder einzelnen Zelle von Anfang an “einprogrammiert”! Wenn Ende Mai die fertige Feder ausgeschoben und funktionsfähig ist, braucht dieses tote, verhornte Gebilde, das so unendlich wichtig für das zukünftige Falkenleben ist, keine Blutzufuhr mehr, keinen Sauerstoff mehr und keine Nährstoffe mehr!
Das ist für die warmblütigen Vögel von Vorteil: Der Vogelflügel ist ein schmales Knochenbündel mit wenig Fleisch dran, das von einer leichten und hoch spezialisierten Tragfläche aus toter Substanz überkleidet ist. (Deshalb haben die Altfalken, wenn sie größere Vögel als Beute mitbringen, fast ausnahmslos die Flügel bereits abgeknipst: Ist ja eh nichts dran und sie stören beim Transport!)
Fledermäuse mit durchbluteten Tragflächen müssen viel mehr Energie in ihren Flug investieren. Kein Wunder, dass Vögel uralte und sehr erfolgreiche Bewohner dieser Erde sind.
Mauserfedern, aus aus verschiedenen Jahren, bei der Nistkastenreinigung geborgen

Frühstart und schnelle Notlandung!
Erfreulicherweise auf weicher Unterlage!
Danke, M.H.!


Eine müde LISELOTTE
Danke, K.!
LISELOTTE übernachtet
Danke K.!
LISELOTTE am 18. Juli
In diesen Tagen ist es unter dem dunklen Schieferdach sehr heiß. Es ist erstaunlich, dass die Falken sich tagsüber dort innen aufhalten.
Danke, K. und M.H.!

Das Paar am 17. Juli
Das erinnern wir aus den Vorjahren: Zu Beginn der „Herbstbalz“ -!- und selbstverständlich zu Beginn der Balzzeit, also Februar, zeigt der Falkenterzel dem Falkenweibchen einen geeigneten Nistplatz.
Wir können darüber nachdenken, warum wir dieses Verhalten bereits Mitte Juli beobachten können.
Danke, K.!
LISELOTTE am und im Nistkasten
Am 16. Juli. Auch am Abend und wohl in der Nacht können wir sie beobachten.
Dass ihr Auge uns weiß erscheint, zeigt, dass sie in diesem Moment – für kurze Zeit – schläft. Dann schließt sich unter ihren Augenlidern eine zweites Lid, die Nickhaut.
Danke S.F. und W.B.!


Unverhofftes Wiedersehen
heißt eine Kalendergeschichte von Johann Peter Hebel. Der Titel passt heute gegen 14.40 Uhr zu meiner Nachmittagslektüre auf dem heimischen Balkon, etwa 3 km östlich der Heidelberger Altstadt. Sowohl meine Gattin, wie auch ich, legen die Zeitung zur Seite und schauen zum Himmel: „Nein, das ist kein bettelnder junger Turmfalke, der seiner Mutter folgt.“ (Das erleben wir z.Zt. ja täglich.) „Da bettelt ein Wanderfalke!“ Und tatsächlich sehen wir über uns zwei Wanderfalken in großen Kreisen umeinander „schweimen“: Beide schlagen nur ganz selten mit den Flügeln, dennoch geschieht ihr Segeln in hohem Tempo. Der böig starke Wind erleichtert die blitzschnellen Verlagerungen am Himmel. Ein Falke gewinnt dabei sehr schnell an Höhe, so kann ich ihn nur noch vor dem weißen Hintergrund der Wolken als bewegender Punkt entdecken. Er entzieht sich eindeutig dem bettelnd rufenden Falken, der ihn verfolgt. „Da ist noch ein zweiter Falke, der ihm folgt!“, entdeckt meine Frau.
Drei Wanderfalken zu Besuch! Ein schönes, seltenes Erlebnis.
Das Mobilphone-Foto entstand fünf Minuten später, da waren die drei längst meilenweit weg.
