Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

24.Mai, 2024

Ein unbekanntes Element

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erleben nun die beiden Küken hautnah. Wir denken nicht daran, dass die beiden in ihrem Leben noch nie getrunken haben!  Ausgeflogene – die Ornithologen sagen adulte – erwachsene Wanderfalken sind sehr reinlich, baden täglich ausführlich an einem stillen Bachlauf und trinken dort auch Wasser.

Die Küken haben bisher alle Feuchtigkeit, die sie zum Leben brauchen, aus ihrer Nahrung entnommen. Ihre Verdauung ist von jener der Säugetiere (und der von uns Menschen) völlig verschieden! Wir erkennen das an dem weißen Kot – „Schmeiss“ – sagen dazu die „Ornis“ und Falkner, den wir an den Wänden des Nistkastens und auch unterhalb der Anflugstange  sehen.

(Dort habe ich am 12. Mai 1999 erstmals eine weiße Spur entdeckt und ahnte, dass in dem neuen Nistkasten eine Eule oder ein Greifvogel war. Ich stieg an jenem Nachmittag die 210 Stufen und 12 Leitertritte hoch  auf den Turm, spähte durch ein „Spionloch“ in der Kastenwand und blickte auf einen Wanderfalken, der auf das Spionloch starrte, mir also auf 10 cm Distanz in das Auge schaute. (Er hatte das fremde Geräusch exakt verortet, als mein Brillenrand die Wand berührte.)

OH!

(Bisher hatte ich Wanderfalken nur über Feldstecher und Teleskop auf große Entfernung gesehen! Ein unvergessliches Erlebnis.)

Danke, K. ,M.H. u.a.!

22.Mai, 2024

Training der Brustmuskeln und der Augen

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In diesem Jahr hat der Nachwuchs ausreichend Raum im Nistkasten um seine Flugmuskeln zu erproben und zu entwickeln. Bereits jetzt haben die beiden Küken eine – interessante – Sicht auf den Himmel! Was fliegt denn da? Was bewegt sich dort? Woher kommt unsere Nahrung? Wer bringt sie?

WIR haben z.Zt. noch kein gutes Bild von Cam 3, die Anflugstange blockiert unseren Blick  auf Schwelle und Distanzbrettchen zur Stange. Nein, wir können nicht Cam 3 an einem Ballon auf die gleiche Höhe ziehen, wir schauen von schräg unten hinauf.

In wenigen Tagen stehen die beiden Fälkchen außen!

Danke, A. Sch.!

18.Mai, 2024

Schlecht gelaunte Eltern und ein Küken kurz vor dem Absturz

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Wir wundern uns, dass bei diesen Wetterverhältnissen die Altfalken überhaupt Beute machen können. Der Nachwuchs wird bevorzugt versorgt. RUPERT wartet ab, bis auch das zweite Küken einen vollen Kropf zeigt. ANDREAS hat sich bereits satt zurückgezogen, als sich RUPERT den Rest der Beute greifen will. Ohne Rücksicht auf JOHANN messen die beiden ihre Kräfte. Entsetzt sehen wir, wie im Geflattere & Gezerre JOHANN sich buchstäblich hinaus „rettet“. Ich bin sehr froh, dass er sich festhalten konnte  und schnell in den Kasten zurück sprang.

Er kann ja noch nicht fliegen, wäre irgendwo auf das Kirchendach oder auf den menschenleeren Umlaufbalkon (z.Zt. geschlossen)  gefallen. Niemand hätte sein Fehlen zunächst bemerkt, sein Verschwinden wäre rätselhaft geblieben. Eine Suche – von wem? Wo? –  hätte viele Stunden in Anspruch genommen.

Danke, M.D.!

18.Mai, 2024

Nasse Eltern, trockene Küken

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Noch ist das Federkleid der Küken nicht wasserfest und sie sind zu groß, dass sie von den „wasserdichten“ Eltern noch bedeckt werden könnten. In freier Natur wären sie in diesen anhaltend nassen Tagen in Todesgefahr.

Erstaunlich, dass die Eltern auch jetzt mühelos Nahrung beschaffen können.

Danke, A.L. , M.H.!

14.Mai, 2024

Dieser Jahrgang hat Raum für das Training der Muskeln

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Als wir 1999 den Nistkasten planten, bauten und montierten, hatten wir keine Ahnung – nur Hoffnung! – , ob dort ein Küken oder mehrere wohnen werden. Wir wussten, dass maximal bis zu vier Küken aufgezogen werden können (Fünfer-Bruten sind sehr selten, noch immer liegt der Durchschnitt zwischen zwei und drei.) Die mir bekannten Horste an Felswänden in freier Natur waren schmal und klein.

Aber ich erinnerte seinerzeit das „Ballieren“ (Hochspringen beim Flügeltraining) und das Hin-und Her-Wandern der fast flüggen Jungfalken, die dann eher Kletterern ähnelten als an Vögel. Ich achtete also – ballieren! – auf Raumhöhe des Kastens! Länge und Breite waren durch Lukenöffnung und Auflagebalken im Turminneren beschränkt und einzuhalten. Mit Techniklehrer R.R. (Namenspate 2010) und bis heute bewährter Bauleiter bangte ich im Februar 1999, ob wir die Spanplatten über die Leiter durch die enge Einstiegsluke zwischen Uhrenstockwerk und „Falkenzimmer“ hindurch bekämen. Es klappte.

Nun können sich JOHANN & ANDREAS frei bewegen. 2023 und oft davor hüpften und flatterten hier vier Jungfalken!

Danke, A. Sch.!

14.Mai, 2024

“For some must watch, while some must sleep“

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heißt es im „Hamlet“ (W. Shakespeare). Es fällt mir auf und es gefällt mir, dass in diesem Jahr die jungen Eltern auch in dieser Aufzuchtphase sehr aufmerksam sind, den Nistkasten auch ohne Nahrung immer wieder aufsuchen.  Wir wissen aus den Vorjahren, dass seit der Eiablage bis zum Ausfliegen der Küken immer ein Elternfalke aus der Distanz den Nistkasteneingang im Blick hat. (Vermutlich von der Schlossruine aus und jenseits des Tales vom Ast eines hohen Baumes.) Dass LISELOTTE am Nachmittag des 9. Mai – im Gegensatz zum Vorjahr – die Beringung der Küken in der Endphase bemerkte und entsprechend aufgeregt reagierte, war nicht  schlimm. Die Küken und sie haben sich schnell beruhigt. Aber wir konnten am Abend des 9. Mai und am Folgetag beobachten, dass LISELOTTE sehr aufmerksam die Wände, Decke und Boden prüfte.

Danke, A. Sch.!

 

13.Mai, 2024

Heiliggeistfalken sind „swift“ und sahen unten viele „Swifties“ kommen

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Ich habe es in den ersten Jahren dieses Projekts manchmal erlebt:

Ich stand oben am Nistkasten an den „Spionlöchern“, unten auf dem Marktplatz war es, was selten ist, sehr ruhig. Und ich konnte, als Liebhaber von Orgelmusik, insbesondere von Johann Sebastian Bach, leise von unten die Orgel hören, wenn der Organist mit „vollem Werk“ große Register nutzte. Manchmal erkannte ich , dort oben lauschend, sogar das Präludium, Fuge oder Choralvorspiel.

Am Sonntag konnten die  Wanderfalken oben im Turm vielleicht Songs von TAYLOR SWIFT hören, die Falken sind selbst „swift“ (Englisch: schnell flink).

Dargeboten und theologisch im Text erläutert wurden die Lieder in einem – sehr gelobten –  Gottesdienst von Pfarrer V.P.  ( Namenspate von 2019)  und von der Sängerin Tine Wiechmann und einer Musikgruppe.

Der Gottesdienst wurde wiederholt. Es kamen zweimal je 600 Besucher, es bildeten sich lange Schlangen unten auf dem Marktplatz.

Danke, A.L. und RNZ v. 13.05.2024, S. 3

12.Mai, 2024

Namen & Kennringe

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Ich habe am 9. Mai vergessen, die Kennring-Ziffern den Namen der Küken zuzuordnen!

SX/Y gehört zu ANDREAS und TN/A zu JOHANN

Danke für den Hinweis, M.H.!

 

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Das dritte Ei!

wurde in der Nacht vom 15. auf den 16. März gelegt! Herzlichen Dank an die – frühen! – richtigen und zahlreichen Nachrichten und nun nachfolgenden Fotodokumentationen!

Foto v. M.H.!

16. März 2025|0 Kommentare

Wie gehen die Falken mit dem Ei um?

Die Eltern halten das Gelege auf der notwendigen Temperatur, die für die Entwicklung  der Embryonen notwendig ist, also etwa 34° – 38° C. Das bedeutet, dass die Körpertemperatur der Altvögel an den Brutflecken am Bauch hoch ist. Vor allem heute Nacht, als die Temperatur nur knapp über 0° C lag und dort oben ein scharfer Wind blies.

Die Eier müssen regelmäßig ab und zu bewegt werden, damit nicht immer die gleiche Stelle der Schale “beheizt” wird. Die Hagelschnüre kennen wir alle vom rohen Hühnerei, nicht wahr? Die beiden ineinander verdrehten Eiweißstränge sorgten dafür, dass die wichtige Keimscheibe auf dem Dotter immer nach  oben – zu den beiden warmen Brutflecken an  Bauch der brütenden Falken  – gerichtet bleibt. Wir können über die Kastenkamera  manchmal  beobachten, wie die Falken mit der Schnabelspitze die Eier sorgsam bewegen und dabei darauf achten, dass jedes Ei seine notwendige Portion Wärmenachschub erhält. Aber selbstverständlich immer unter dem Falkenkörper im Warmen bleibt.

16. März 2025|0 Kommentare

Wie werden die beiden Eier ausgebrütet?

Beide Falken haben auf der unteren Bauchseite zwei Stellen,  die in der Brutzeit ( nur dann) –  hormonell gesteuert – besonders stark mit warmem Blut durchströmt werden. Es sind dort sogar einzelne Flaumfedern ausgefallen, damit die Eischalen in direkten Kontakt mit der Bauchhaut des Falken kommen. Das Federkleid, das die Vögel so trefflich gegen Kälte und Nässe isoliert, soll das jetzt und hier nun nicht leisten! (Vor wenigen Tagen sah ich RUPERT vor Kälte und Nässe  geschützt im strömenden Regen bei 4° C  auf der Stange ruhen.)

Um ein gleichmäßiges Bebrüten der beiden Eier, hier in diesem Kasten waren es bisher – seufz! –  meist vier! – zu erreichen, werden die Eier etwa alle ein bis zwei Stunden mit dem Schnabel gewendet. Nach unseren Beobachtungen, seit 25 Jahren hier aufgezeichnet, geschieht das vor allem in den ersten Wochen der Brut, in denen der Embryo besonders schnell wächst. Beim Wenden der Eier wechseln die Falken auch die eigene Position mit einer Vierteldrehung, wobei sie immer  – zumindest mit einem Auge – den Nistkasteneingang  im Auge haben.

Gegen Ende der Brutzeit werden die Eier nicht mehr so oft gewendet, in den letzten Tagen vor dem Schlupf überhaupt nicht mehr, denn das Küken bringt sich dann selbst im Ei in die Position um die Eischale aufzudrücken!

Es kommt nun eine, für die Falken und uns, langweilige Zeit: Wir können beim Brutwechsel beobachten, wie die Eltern ihre großen Fänge vorsichtig “einfädeln”, sich niederlassen und sich dann mit ihren Brutflecken im Bauchgefieder sorgfältig dicht über das Gelege  “einrütteln”. (Bei – nur – zwei Eiern 2025 ist das leicht zu leisten.) Dann legen LISELOTTE & RUPERT  flach darüber und dösen oder schlafen. Ihre Flügel und der Körper halten das Gelege eng zusammen und erhalten so die Wärme. Nachts übernimmt immer LISELOTTE das Brüten.

14. März 2025|0 Kommentare

RUPERT und LISELOTTE in Aktion

In meinem „Tagebuch“ vom 20.Februar 2025 habe ich bereits über den komplizierten Balanceakt der Kopulation  geschrieben:

Nach der Punktlandung auf  dem  bewegten Rücken von LISELOTTE:

  • RUPERT muss die nadelspitzen Klauen seiner Fänge einrollen um seine Partnerin  nicht zu verletzen!
  • RUPERT muss sich für die Samenübergabe zwei-drei Sekunden stabil halten .

Diese Akte haben die beiden in den letzten Tagen häufig vollzogen. In diesem perfekten Foto sehen wir, dass RUPERT mit geballten Fängen alles richtig macht.

Wie bereits im Vorjahr, werden wir 2025  –  trotz der häufigen und geglückten Akte – hier höchsten zwei Jungfalken erleben.

Warum das so ist, weiß ich nicht.

 

Danke, M.H.!

14. März 2025|0 Kommentare
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