Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
ZEPHYR am 9. Februar
Danke, K.!
Eine Meisterleistung der Balancierkunst
DAS interessiert selbstverständlich jede(n)! Wie geht das – bitte schön! – bei den Vögeln? Die Kopulation, – so kommt der Samen aus ZEPHYR in PALATINA -, geschieht z.Zt. häufig zwischen den beiden, aber nicht vor der Web-Kamera!
Aufmerksame Bewohner/-innen der Heidelberger Altstadt können das z.Zt. mit den Ohren, gelegentlich aber auch mit den Augen bemerken. Es ist ein kurzes, etwa 3 bis 5 Sekunden dauerndes, lautstarkes Zusammenkommen der beiden Falke. Kopulieren geschieht dafür aber in diesen Tagen ein sehr häufig (2 bis 4 mal in der Stunde!), meist am Vormittag!
Nein, hier vor der Kamera zeigen uns das die Falken nicht, denn es geschieht immer auf einem exponierten, gut anzufliegenden Ort, z.B. einer Felsnase, einem herausragenden starken Ast, Turmkreuz.
Es ist die rufende PALATINA, die dazu auffordert! Sie nimmt eine gestreckte, flache Haltung ein und dreht ihren Stoß zu Seite. ZEPHYR bremst seinen Anflug mit schnellen, kurzen Flügelschlägen ab, hält seinen Stoß nach unten abgeknickt und landet auf dem Rücken seiner Partnerin. WIR sehen kurzes Geflatter, hören Geschrei und dann war es das schon. Man kann, während ich das hier notiere, bestimmt gerade die lauten Rufe „ki ki ki ki“ der beiden Akrobaten nahe der Kirche hören!
(2001 konnte ich AURORA & FRITZ beim V… auf dem WetterHAHN (!) des Turms der nahen Universitätskirche Peterskirche hören und sehen. „Was ist das für ein Geschrei da oben ?“ murmelte ein Passant im Vorübergehen. „Einige akrobatische Sekunden!“ hätte ich antworten können.
Denn es ist eine bemerkenswerte Aktion!
Einerseits muss der Terzel dort auf dem glatten Rücken seiner Partnerin für einige Sekunden mit Flügeln und Fängen balancieren und punktgenau seine Kloake auf die Kloake von PALATINA zu pressen, um den Samen zu übertragen. Andererseits enden seine Fänge in nadelspitze Klauen, mit denen er sich auf keinen Fall an PALATINA festhalten oder gar klammern darf! Das würde zu Verletzungen führen.
Üblicherweise landet der Falke immer mit ausgestreckten Fängen und gespreizten Zehen (das sehen wir manchmal über Cam 1 beim Anflug). Bei dieser Aktion aber landet ZEPHYR mit hängenden, „losen“ Fängen, seine „Finger“ sind zusammengelegt,die Klauen völlig nach hinten geklappt! (Bitte formen SIE so Ihre Hände und machen Sie nun einen Handstand mit eingeklappten Fingern auf einem prallen Medizinball!) – O.k. Die Vorstellung reicht.
Da auch bei den monogamen Wanderfalken alle möglichen Variationen (Bigamie, Inzest, Polygamie, Polyandrie) gelegentlich/selten vorkommen ist es sinnvoll, dass ZEPHYR durch häufiges Kopulieren seine Spermien in PALATINA deponieren will. Pro Kopulation zwischen 100 000 und 1,6 Millionen Spermien, die einige Tage aktiv in PALATINA gespeichert werden können. So erhöht er die Weitergabe seiner Gene, falls seine Partnerin sich nun auch noch mit einem weiteren Terzel paaren würde.
Da geht schon am frühen Morgen etwas vor sich
Wir haben, dank der Mitschnitte von C. und der Dokumentationen anderer Damen, hier oft mitverfolgen können, dass ZEPHYR – nach Gähnen und Strecken und gelassener Rundumsicht von der Abflugstange aus -, still in die Morgendämmerung abflog. Üblich war dann seine Rückkehr mit vollem Kropf, am Nachmittag.
In den letzten Wochen hat sich das geändert. Er schaut nach seinem Erwachen aufmerksamer in den Himmel, vor allem gibt er Laute von sich. Kein lang gezogenes „Lahnen“ über ein Tal hinweg, wie ich es früher in der Balzzeit in einem stillen Schwarzwaldtal oft hörte, – eher ein leises „Qietschen“.
Spricht er da mit sich selbst oder sind es Signale an die nahe stehende PALATINA?
Als ich – selten, selten! – kürzlich in einer Morgenstunde, auf der B 37 nach Westen fahrend, an der „Alte Brücke“ zur Turmspitze blickte, stand dort auf dem Querarm ein Wanderfalke. Vielleicht gleichzeitig PALATINA oben, ZEPHYR unten am Nistkasten?
Nebensache! Wir sind zufrieden, wenn wir beide sehen. Dass die beiden z.Zt. miteinander heftig und häufig – ich schreib`mal: zugange sind – darauf können wir wetten!
Danke, C.!
PALATINA am 9. Februar
Danke, M.H.


Was man nicht zeigen kann, kann man berichten
Wir können, eine große Freude, täglich hier den Terzel ZEPHYR sehen und alle paar Tage auch kurze Besuche von PALATINA, seiner langjährigen Partnerin beobachten.
Was wir leider nicht sehen oder gar zeigen können, ist das Verhalten der beiden Falken in ihrer BALZ, die nun ihre hohe Zeit/HOCHZEIT hat. Es wäre sogar ein Glücksfall, wenn wir diesem jährlichen Ritual im Zentrum des Falkenreviers, – also am Himmel der Heidelberger Altstadt, z.B. vom Stückegarten der Schlossruine oder jenseits des Tales vom Philosophenweg aus – , zuschauen könnten!
Was könnten wir – vielleicht – beobachten?
ZEPHYR und PALATINA fliegen nun oft gemeinsam und liefern sich gegenseitig eine Art SHOW : „Zeig`mal, was Du kannst! – „Ich zeige Dir mal!“ So würden wir das in unserer Sprache nennen!
„Display“ sagt man zu diesen gemeinsamen Balzflügen im Englischen, „Pariades“ im Französischen. Die beiden Falken ziehen dabei in großen Schleifen sehr hoch in den Himmel, verfolgen sich – einander beobachtend – oft in Form einer liegenden 8. Dann folgen aus großer Höhe höchst spektakuläre Sturzflüge des Terzels! Also kopfüber, mit schnellen Flügelschlägen sogar beschleunigend, in tropfenförmiger Körperform nach unten rasend. „Z-Flug“ nennen das die Ornithologen. Wesentlicher Bestandteil dieses gegenseitigen „Kennenlernens“ ist die Beuteübergabe des Terzels an das Weibchen, – keineswegs “ freundlich auf dem silbernen Tablett“, es ist eher ein grobes Wegreissen des Happens, wenn PALATINA kreischend mit ausgestreckten Fängen von unten auf dem Rücken fliegend nach der Beute greift, die ZEPHYR nur zögernd frei gibt. Kaum kann man dann im Feldstecher die Rotationen, Loopings, das Übereinanderpurzeln, Zugreifen und Loslassen verfolgen. Es sind Scheinangriffe und Flugmanöver, bei denen das Falkenweibchen die Leistungsfähigkeit des Terzels prüft.
Denn in zwei Wochen werden wir – hoffentlich! – bei PALATINA bereits den „Legebauch“ erkennen, wenn sie am/ im Nistkasten auftreten wird. Schon dann wird sie – und lange Wochen danach mit dem Nachwuchs – vom Jagderfolg von ZEPHYR abhängig sein! Sinnvoll ist es, dass sie dann in dieser Zeit ihr gesamtes Gefieder nach und nach erneuern wird (Mauser), ein weiterer Grund ZEPHYR zu testen, ob dieser „Weib & Kinder“ versorgen kann.!
Kann er. Seit 2014. Das wissen wir. PALATINA wohl auch. Die Tageslänge, welche die Hormonausschüttung der beiden Falken bestimmt, führt zu diesem Verhalten.
ZEPHYR prüft den Schneefall
In der Kurpfalz ist der Winter selten streng und in Heidelberg liegt selten Schnee.
Danke, C.!
Heute kommt ZEPHYR bereits früh
Danke, C.!
Steuerung und Bremse
ZEPHYR demonstriert uns bei seiner morgendlichen Gymnastik, wie er Fittiche und seine 12 Stoßfedern lockert und streckt. Hier sieht man sehr schön, wie die Stoßfedern, die bei einem Richtungswechsel im Flug und bei der Landung besonders wichtig sind, gemustert sind.
Danke, B.K.!

ZEPHYR im Morgengrauen
Danke, C.!
Nähe kann gefährlich werden, Abstand ist gut
Der sehenswerte Bericht ( siehe mein Eintrag vom 3. Februar „Wir müssen uns Sorgen machen“) des SWR von der Übernahme des Wanderfalken-Nistkasten auf der Konkordiakirche in Mannheim durch einen jungen Uhu zeigt uns , dass bei Greifvögeln die Weibchen größer und stärker als die Männchen (!) sind. Der Unterschied zwischen dem sichtlich „erfreuten“ Uhu-Mann zu seiner „entspannt“ wirkenden Uhu-„Braut“ ist ja wirklich beeindruckend, nicht wahr?
Nach meinen Beobachtungen von Wanderfalken in der freien Natur ( im Nordschwarzwald 1965-1997) standen die Terzel grundsätzlich meist oberhalb der Weibchen auf ihren traditionellen Warten (Felsvorsprünge, starke Äste an exponierten Bäumen), auch wenn sie während der Zeit ihrer Balz eng beisammen waren.
Auch bei der Beuteübergabe im Flug an das Weibchen fliegt der Terzel fast immer in oberer Lage, als wolle er schnell wieder davon. Wir sehen das auch, wenn ZEPHYR und PALATINA gemeinsam im Kasten sind. Husch! -ist ZEPHYR wieder außen. Den Rest des Jahres sind Wanderfalken nicht sonderlich gesellig untereinander. Das Weibchen ist bei solchen gelegentlich kritischen Begegnungen der stärkere Kontrahent, der ein Drittel kleinere Terzel ist aber gewandter im Flug.
Die Auseinandersetzungen um ein Territorium werden fast immer nur von den Weibchen und mit großer Härte und Intensität betrieben. Die Terzel bleiben dabei eher außen vor und warten ab, wer siegt.
ZEPHYR lockt PALATINA am 25.Januar
Bereits am frühen Vormittag erblickt ZEPHYR seine Partnerin, vermutlich am Himmel oder von der der Schlossruine abfliegend. Wir hören seine typischen quietschenden „Ack-Zick“-Laute, die wir bald von beiden im Nistkasten hören werden, wenn sie sich balzend gegenüber stehen.
Danke! O.S,!
Die Wartezeit überbrücken 2: Wanderfalken als Schiffspassagiere
Es sind nur die jungen Wanderfalken, die sich Partner und Territorium suchen oder arktische Falken, die in südlichen Gebieten- z.B. am Mittelmeer oder Mittelamerika – überwintern, die ihren Namen zu Recht tragen: Diese wandern! (ZEPHYR & PALATINA bleiben in unserer Region.)
Dass sie dabei oft weite Strecken über dem Meer zurücklegen, ist erstaunlich und bemerkenswert. Dass Wanderfalken dabei zeitweise Schiffe als Parkplatz zum Rasten und Ausruhen nutzen, war schon den Menschen im 13. Jahrhundert auffällig.
Hier ein Bild aus der Handschrift Kaiser Friedrich II. „de arte venandi cum avibus“, – Von der Kunst mit Vögeln zu jagen- (um 1240), das als sehr wertvolle Kopie (als Kriegsbeute vor 400 Jahren in den Vatikan gebracht) auf der Empore der Heiliggeistkirche lag:

In einem neuen Buch, The Peregrine Falcon von R.Sale und S.Watson, finde ich auf S. 369 ein Foto von A. Stafford: Migrating North American juvenile Peregrines resting on a ship moored 40-45 km off the Mexican coast in the western Gulf of Mexico: Erstaunlich, dass sich auch junge Wanderfalken als Schwarm zusammen finden, um gemeinsam zu wandern. Es gibt an der Ostküste der USA und weiter südlich Vogelbeobachtungspunkte, an denen Ornithologen und Vogelfreunde die wandernden Vögel beobachten und zählen. Ich erinnere, dass dort an manchen Tagen hunderte von ziehenden Wanderfalken aus dem Norden Kanadas und Grönland gezählt wurden, z.B. San Pedro Island, Belize in der Karibik.
Ähnlich auch entlang der Westseite der amerikanischen Kontinente, von Alaska bis Chile.

Die Wartezeit überbrücken
Erst etwa in einem Monat wird es hier spannend werden und erst dann werden uns die drei Cams wieder gut unterhalten.
Diese alte Postkarte aus dem Verlag Quelle & Meyer GmbH,Wiebelsheim habe ich vor einiger Zeit als Geschenk erhalten : Der Titel unten und auf der Rückseite lautet Wanderfalk, Falco germanicus (Erlanger) Diese Zeichnung stammt aus O. Kleinschmidt „Die Raubvögel der Heimat“, Leipzig 1934 .
Heute sagen wir Wanderfalke, Falco peregrinus und Greifvögel, denn diese Falken rauben ja nichts.

Lahnen
nennt man diesen Laut, mit denen Wanderfalken Verbindung zueinander halten. Sie lahnen mit diesem lang gezogenen „Gää!“ während der Balzzeit. Zu diesem Kontaktlahnen gehört ein Sichtkontakt zwischen den beiden. Vor 50 Jahren hörte ich diesen Laut mit Freude in einem stillen Talende im Nordschwarzwald: Über 300 m Distanz – jenseits des Tales – unterhielt sich so das Paar. Heuteverdeutlicht ZEPHYR so seiner Partnerin, dass er am Turm präsent ist. Vermutlich steht sie gleichzeitig drüben auf der Schlossruine.
Danke, O.Sch.!
ZEPHYR im Schnee
Danke, M.H. und K.!
ZEPHYR am 20.Januar
Danke, K.!
Z
