Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Spätes und knappes Frühstück
an einem kalten Tag.
Danke, M.H.!
APOLLO, nun beringt (Beringung am 30.04.2021)
Woran erkennen wir, wer männlich (Terzel) und wer weiblich (Weib) werden wird? Da wir das Alter der Küken kennen, heute 20-23 Tage, achten wir auf Größe und Gewicht. Wir betrachten den Kopf. (APOLLO zeigt uns seinen „zierlichen“ Kopf). Wir prüfen die Stärke der Fänge, vor allem die Griffweite. Die Lautstärke und Tonhöhe des Protestgeschreis ist bei den Terzeln etwas leiser und höher, das Geschrei der Weibchen ist rauher. (Das hören wir auch bei den Rufen und Locklauten von ZEPHYR & PALATINA, nicht wahr? )
Ich habe bisher hier im Turm alle 73 Küken in den Händen gehalten. Ein großartiges Erlebnis, bereits jetzt die Kraft und Vitalität in so einem kleinen Vogel zu spüren, seinen Herzschlag, seine Atmung zu erleben und – ja, fast jedesmal! – eine oder mehrere der nadelspitzen Klauen vorsichtig aus meinem Hemdsärmel oder gar dem Handrücken oder Finger zu ziehen. Der Beringer der Vogelwarte M.P. hat hunderte von Vögeln beringt. Wir sind erfahren und uns jedes Jahr sehr sicher, was wir in den Händen halten.
Aggressiv sind beide Geschlechter bei der Beringung: Sie schlagen bereits mit den Fängen nach uns und versuchen uns zu beißen. Während M.P. mit einer Zange sorgfältig die Ringe schließt, bedecke ich mit einem kleinen schwarzen Tuch locker den Kopf des Kükens, das dann sofort verdutzt schweigt.
Der Ring am linken Fang trägt Ziffern der Vogelwarte und Notfall-Telefon- Nr. (Vor einigen Jahren wurde ein Terzel aus einem benachbarten Nistkasten tot in Portugal aufgefunden. Die großen Kennziffern hätten dort nichts über seine Herkunft ausgesagt.)

APOLLO, noch nicht beringt (Beringung am 30.04.2021)
Als erster aus dem Nistkasten genommen und vor der Beringung „zwischengeparkt“. Er wird sofort mit einem schwarzen Tuch bedeckt und verstummt. Er wird auch als erster begutachtet und beringt.
ICH verstehe inzwischen die Kükensprache:
„Protest! Wo bin ich denn? Wo sind die anderen!“

Nun können wir Euch mit Namen erkennen
Es ist nicht so einfach die KENNZIFFERN abzulesen! Wir haben bei der Beringung als erstes Küken das kleinste gegriffen, um dessen mangelnden Chancen bei den ersten Atzungen als „Benjamin“ sich viele gesorgt hatten: Er ist ein Terzel, erhielt den Namen APOLLO und trägt am rechten Fang den Ring S DN. Das zweite Küken, das ich aus dem Körbchen entnahm ist ein Weibchen, es erhielt den Namen ARTEMIS und die Ringnummer S DP. Das nächste Küken – ich hatte es über die Webcams als Weibchen vermutet und den Namen einer römischen Göttin geplant – erkannten wir aber als Terzel! Er erhielt den Heidelberger Namen MARSILIUS (den ich als Vorrat, auch auf einem zweiten Namensschild – schau, gell? – vorbereitet hatte) und die Ringnummer S DR. „Oh, ist das ein schweres Kaliber!“, staunten wir, als das vierte Küken beringt wurde. Sie erhielt von mir den Namen DIANA, -nein , nicht nach der britischen Royal! – , sondern nach der römischen Göttin der Jagd. Sie trägt die Kennziffern S DS.
Heute schlafen wir besser ganz weit von der Klappe entfernt
und Mama passt auf uns auf!

Nach dem Abenteuer, erst einmal was futtern!
Danke, M.H.!

Die Küken sind beringt und mit Namen versehen
Das war für Jung und Alt selbstverständlich wieder aufregend, denn – leider! – waren ZEPHYR und PALATINA anwesend und ließen sich erst nach einigen Minuten verscheuchen. Wie es sich für Eltern gehört, versuchten sie uns – vergeblich! – zu verjagen.
Alles ging wieder schnell und ohne Störung vonstatten, Eltern und Küken haben sich auch schnell wieder beruhigt. (Wir waren zu viert, drei doppelt geimpft, ein Arzt, alle mit Masken und Abstand!)
Es sind, wie wir feststellten, zwei Terzel und zwei Weibchen, wie im Vorjahr! Alle vier gesund und munter und „gut im Futter“ , – aber das haben wir alle ja bereits über die Webcams gesehen.
Unterstützt von Heidelberger Namenspaten der Vorjahre hat Dr. M.P. (Pate 2013) die vier Küken mit den Kennringen des Max-Planck-instituts für Verhaltensbiologie (Vogelwarte Radolfzell) und einem SOS-Ring versehen. R.R. (Pate 2010) und „Bauherr“ des Nistkasten (1999), sowie Dr. F.L. ( AK Greifvögel des NABU, Heidelberg) und ich als „Hausmeister des Falkenzimmers“ haben ihn unterstützt. G.A., (Pate 2007) Hausmeister der Heiliggeistkirche, öffnete uns Kirche und Turm und beaufsichtigte uns.
Wie die Prozedur einer Beringung abläuft habe ich in den vergangenen 20 Jahren oft beschrieben: Interessierte finden das im Tagebuch-Archiv, jeweils etwa an den ersten Tagen des Mai (z.B. am 6. Mai 2003 ff.)
Ich habe dieses Jahr Namen aus der griechisch-römischen Mythologie gewählt, weil ich viel Freude an der Lektüre der „Metamorphosen“ des Ovid ( * 43 v. Chr. +17 n.Chr. ) habe. in ihnen gibt es viel Erstaunliches zu lesen: Apollo(n) und Artemis sind z.B. Zwillingsgeschwister. Alle sind Götter/Göttinnen, haben Aufgaben, geben Schutz, benehmen sich aber nicht immer vorbildlich. Marsilius war der erste Rektor 1386 der Universitöt Heidelberg.
Genug für heute: Who is who? Wer ist womit beringt? Das ist doch eine schöne Hausaufgabe/Rätsel, die ich als ehemaliger Lehrer aufgeben darf. Hilfe: Die Kennringe beginnen alle mit einem großen S … Aber dann?

Stärkung vor der Aufregung
Denn bald darauf folgte die Beringung!
Danke, C.!
Passt schon!
Immer wieder staunen wir, dass – fast alles – im Schnabel der Küken verschwindet, dass auch der letzte Beuterest am Boden von den Eltern, nun auch von den Küken, entdeckt und verzehrt wird. Hier ragt noch der Fuß eines kleinen Beutevogels aus dem Schnabel des Kükens, das direkt vor ZEPHYR steht.
Wir haben schon oft beobachtet, dass die Eltern, falls es dem Küken nicht gelingt den sperrigen Fuß hinunter zu würgen, ihn entfernen und selbst schlucken.
Danke, M.H.!

ZEPHYR und seine Kinder
Danke, M.H.!

Viel Wind und Geflatter
werden wir nun in den nächsten Wochen hier sehen. Die Brustmuskeln müssen trainiert werden, damit die Küken den Luftraum erobern können. Die vom Regen nasse PALATINA auf der Anflugstange beeindruckt das nicht. In uns findet das Küken dankbare Zuschauer: „Ja, das machst Du schon sehr gut. Weiter so!“
Danke, M.H.!

Heute sind wir mal recht munter
Danke, C.!
Auch ZEPHYR muss warten
Danke, C.!

Schon mal einen kopflosen Falken gesehen?
Das können wir zeigen!

ZEPHYR bringt LISELOTTE zum Nest
Danke, K.!
It`s raining, it`s snowing …
LISELOTTE lässt sich bei der Beobachtung des Flugverkehrs nicht stören.

Bei leichtem Schneetreiben
in Heidelberg bleibt unsereins im Inneren. Falken sind dagegen wetterfest. Kurz vor der Eiablage sah in den Vorjahren das Innere des Falkenkastens schon aufgeräumter aus. Aber jetzt ist es für das Saubermachen zu spät. Das Öffnen der Luke wage ich nicht mehr.
