Die Falkenfamilie zeigt wieder das vertraute Bild
Als ich die Küken um 11 Uhr in den Händen hielt, waren deren Kröpfe prall gefüllt.
Danke, S.F.!
Als ich die Küken um 11 Uhr in den Händen hielt, waren deren Kröpfe prall gefüllt.
Danke, S.F.!
Wie jedes Jahr bedeutet die Vergabe einer Namenspatenschaft durch mich – selbstverständlich bin ich für Beratung offen – die ehrende Anerkennung von Personen, welche unser Projekt „Natürliche Wiederansiedelung frei lebender Wanderfalken in Heidelberg“ unterstützen, fördern, betreuen und aktiv mitarbeiten. Auch Leistungen und Verdienste für den Artenschutz in Heidelberg und Naturschutz in der Region ehre ich gern. Auch jene Menschen, die uns alle in besonderer Fürsorge und Fleiß mit Fotos, Video-Mitschnitten versorgen.
Und Who is who?
ICARUS trägt TN U, STEFAN TN V, FORTUNA TN W und MIREILLE TN X
Danke, S.H.!

Die Küken wurden heute vom Beauftragten des Max-Planck-Instituts für Vogelkunde (Vogelwarte Radolfzell) Dr. M. P. mit der Assistenz von Stefan R., Namenspate 2023, und mir beringt. Der Hausherr und Namenspate 2019 Pfarrer Dr. V.P. und die Redakteurin S.H., Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg, waren beteiligt. Es war die 23. Beringungsaktion (2006 hatten wir keine Brut) und es sind nun 81 Küken die von uns hier unbeschadet beringt wurden. (Warum wir das machen, habe ich in den Vorjahren bereits dokumentiert.) Siehe Gängs Tagebuch -Archiv!
Als wir den Turm besteigen wollten, zeigte uns das Mobilphone/Tablet, dass gerade jetzt LISELOTTE mit großem Frühstück angekommen war. So warteten wir bei Sonnenschein und 20° C lange auf dem Umlaufbalkon bis die Mutter , nach Fütterung auch noch des letzten Federchens, nach ausgiebiger eigener Nahrungsaufnahme und gemütlichem Rundumblick auf der Anflugstange, endlich davon geflogen war. Erst dann, nach 45 Minuten, wagten wir den Zugang zum Nistkasten. Auf keinen Fall wollten wir die junge Mutter bei ihrer ersten Brut erschrecken!
Das Quartett ließ sich leicht ergreifen, wurde im Körbchen mit einem schwarzen Tuch bedeckt und nacheinander mit dem goldfarbenen, mehrsprachigen Ziffernring der Vogelwarte links und mit dem schwarz-weißen, mit Buchstaben versehenen Kennring rechts beringt. ( Nein, das beeinträchtigt die Falken weder heute noch später, auch die Eltern bemerken und beachten das nicht.) Selbstverständlich prüften wir gründlich, welches Geschlecht der Nachwuchs 2023 aufweist. (Auch das habe ich in den Vorjahren ausführlich beschrieben.) In diesem Jahr haben wir erneut zwei Weibchen und zwei Terzel. Dr. P. machte noch einen Rachentest auf eine eventuelle Vogelgrippe-Infektion und überprüfte eventuellen Befall durch Zecken oder durch andere Parasiten. Alle vier Falkenkinder sind in einer hervorragenden Verfassung!


Wir sehen einen weiteren großen Schritt vom „weißen Klumpen“und „Wärmepyramide“ zu einem individuellen Falken. Ein Küken, ganz rechts, versucht sich schon an eigenständiger Nahrungsaufnahme.
Danke, M.H.!

Und LISELOTTE ist nicht SO groß!
Es ist die – z.Zt. viel genutzte, das wird sich ändern – Cam 2, welche die Größenverhältnisse der Falken trotz der Schärfentiefe nicht korrekt darstellen kann. Was nahe an der Cam 2 steht, wird groß abgebildet, was entfernter steht, erscheint uns winzig.
Bei den Greifvögeln ist der männliche Vogel meist kleiner, etwa ein Drittel (Lateinisch tertium), also nennt man männliche Falken Terzel. ZEPHYR wiegt etwa 800 g. LISELOTTE wohl eher 1.000 g.
Also rufen wir ihnen zu: „Könnt ihre beide euch mal schön nebeneinander stellen? Seitlich oder frontal, bitte!“
Danke, M.H.!

Nein. In den grau-weißen Pelzdunen entdecken wir die ersten Ansätze von den zukünftigen Federn.
Man nennt sie Blutkiele, weil sie bei Verletzung leicht bluten. Es sind die bläulich glänzenden Hornscheiden der Hautzapfen, die jetzt bei den Küken an den Flügeln und am Stoß sichtbar werden. Bald wird diese Hornhülle an der Spitze eintrocknen und es erscheint dann – Tag für Tag länger werdend – die zunächst noch eingerollte Federfahne, die sich schließlich zur Fläche einer Feder entrollt. Der Blutkiel schiebt dabei die Dune aus ihrer Federtasche hinaus. Oft bleiben diese hellgrauen Dunen noch einige Zeit an der Spitzen der neuen Federn hängen, was den jungen Falken viel Gelegenheit zum Gebrauch der Schnäbel bieten wird. (Selbst wenn die Jungfalken ausfliegen, hängen ihnen noch manchmal diese kleinen, weißen Dunenreste auf dem Scheitel!) Überhaupt ist Gefiederpflege, bereits jetzt beginnend, eine der Hauptbeschäftigungen – auch der Altfalken -, wenn diese entspannt auf ihren Warten, z.B. der Turmspitzen oder auf der Schlossruine, sitzen.
Nein, heute würden wir nicht mehr in unsere Eischale passen!
Danke, M.H. und C.!


Wir beobachten, 11 Tage nach dem Schlupf, dass in dem unübersichtlichen weißen Fleck immer Bewegung zu sehen ist. Wenn die Eltern abwesend sind, suchen die Küken – trotz Frühlingstemperatur von 12° C heute – Wärme, in dem sie sich zur Wärmepyramide zusammenstellen oder zusammenlegen. Das ist auch nachts zu beobachten, denn weder die Mutter, erst recht nicht der Vater, können den rasch wachsenden Nachwuchs noch unter sich bergen. Die Pelzdunen der Kleinen schützen zwar Rücken, Kopf und Flanken, nicht aber die Brust, Kehle und Bauch.
Geschickt setzen die Küken bereits jetzt das „Allzweckwerkzeug“ der Vögel, den Schnabel, ein. Wenn auch die Beinmuskulatur noch schwach entwickelt ist, so können sie sich schon ein wenig bewegen und ihre Position in der Gruppe wechseln. Denn in der Mitte ist es am wärmsten. Allerdings wird man dort fortlaufend von den Geschwistern bedrängt. Bald werden wir sehen, dass sich ein mutiges Kind für Momente von den Geschwistern trennt. Der Kopf der Küken erreicht, von den auf kurze Sicht schon sehr gut funktionierenden Augen geleitet, zielgenau die begehrten Nahrungshappen. So greifen Küken, die von den Geschwistern vom fütternden Schnabel der Eltern fern gehalten werden, gelegentlich frustriert dies oder das Federchen vom Boden auf. Gestern Nachmittag sah ich den Versuch, den Happen noch schnell aus dem Schnabel des Nachbarn zu stehlen. Bei der Fütterung versuchen sie bereits jetzt selbst etwas von der Beute zu zupfen.

aus DIE ZEIT, ZEIT-Magazin Nr.18 vom 27.April 2023, S.5

Danke, M.H.!
