Wieder in „Gängs Tagebuch“ geblättert, um ein Foto von VIER fast flüggen Jungfalken auf derAnflugstange zu finden. Ich fand leider nur ein Foto eines Trio aus 2015 um eine häufige – höchst staunenswerte Beobachtung zu finden, die uns zeigt, wozu die Augen des Wanderfalken fähig sind:

Ich zitiere mich aus meinem Tagebuch der Vorjahre:
Vier Jungfalken “gieren” gleichzeitig und recken die Köpfe. Sie haben Mutter oder Vater im Anflug mit Beute in den Fängen entdeckt! Der Altfalke kommt – fast immer – in einer großen Kurve einschwenkend über das Palais Boisseré und Rathausdach direkt auf den Nistkasten zugeflogen! Am späten Nachmittag steht dann die Sonne direkt hinter dem Heiliggeistkirchturm!
(Unsere leistungsstarke Cam 3 blickt in Richtung Abendsonne in den Schatten des Turms! Sie ist dann überfordert und wir sehen dann nur ein verschwommenes GRAU, weil die Optik der Cam 3 das nicht ausgleichen kann.)
Dem Auge des Wanderfalken gelingt es, direkt in die Sonne zu blicken und gleichzeitig in die Dunkelheit!
Jedes Jahr können wir im Abendlicht folgende Szene staunend verfolgen:
Der in beträchtlichem Tempo herbei rauschende Falke fliegt die letzten 50 m direkt auf die noch grelle Sonne zu und fliegt auf den letzten 20 m zur Anflugstange in den schwarzen Schlagschatten des Turms. Was bedeutet das für seine Augen und sein Gehirn? Jeder unserer Besucher kennt diese Situation von den Bildern der Webcam 3, die etwa in gleicher Position wie der anfliegende Falke – 6 m tiefer auf dem Sterbeglöckchenturm des Kirchendachs – zum Nistkasten schaut! Denn in diesen langen Minuten versagt unsere teure Optik! Gleichzeitig direkt in Richtung grelles Sonnenlicht und in den schwarzen Schatten filmen, das kann die moderne und teure Kamera nicht. Auch unsere Menschenaugen versagen bei dieser Aufgabe: Auch wir brauchen einige Zeit um unseren Blick vom hellen sonnigen Himmel zum Blick in das schwarze Gully-Loch anzupassen, in das gerade unser Autoschlüssel gefallen ist.
Kein Problem für die Falken! Deren Augen können offensichtlich blitzschnell umschalten! Grell hell, nun dunkel!
Denn absolut sicher bremst der Falke in Sekundenbruchteilen seinen Flug ab, findet die Lücke über den vier kreischenden und flatternden Jungfalken, die den Eingang blockieren, und “plumpst” mit der Beute in den Fängen in den Nistkasten.
Das sind AUGENBLICKE, die mich sprachlos machen: Was müssen die Falkenaugen, das kleine Gehirn, die Nerven, die Muskeln, die Fänge in Sekundenbruchteilen verarbeiten! Und statt sich der Falke – „eine Sekunde, bitte!“ – etwas entspannen könnte, fallen die Jungfalken ihn sofort geradezu an: HUNGER!!“
In den letzten Jahren – mit nur zwei Jungfalken – war diese Aufgabe für RUPERT und LISELOTTE relativ leicht zu bewältigen: Sie hatten genügend Raum um sicher mit der Beute im Kasten zu landen.