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21. Juni, 2025

Zweisamkeit in Zeitlupe

Von |2025-06-21T15:46:38+02:0021. Juni 2025|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Oft denke ich:“ Same procedure as every year!“ – es kann mich hier doch NICHTS mehr überraschen! Ich kenne das „Jahr der Falken“.  Heute werde  ich, wieder einmal – wie erfreulich! -über unbekanntes Verhalten belehrt.

DAS IST NEU!

Unser Blick geht immer wieder – ungläubig – auf die Zeitmessung in der oberen Leiste: Das ist kein Foto, RUPERT & LISELOTTE stehen heute wie in Trance dicht beieinander!

Wir kennen solche Treffen aus der Balz im Frühjahr, da geschehen sie in großer Eile und der Terzel geht dem Weibchen – nach seiner Einladung an den Nistplatz –  eilig aus dem Weg und verlässt nach wenigen Sekunden, fast furchtsam,  den Kasten.

Nie in 25 Jahren sahen wir das Paar Ende Juni gemeinsam im Kasten!

Das Thermometer zeigt heute z.Zt. im Schatten 28° C, dort oben ist es jetzt noch heißer! Warum treffen sich die beiden nicht drüben in der Schlossruine an einem schattigen Ort?Warum stehen sie solange in diesem Backofen?

Ein merkwürdiges, sonderbares Verhalten zur falschen Zeit, ich kann es nicht erklären.

Danke, S.F und für weitere Meldungen!

18. Juni, 2025

Wie sieht es hinter dem Nistkasten eigentlich aus?

Von |2025-06-18T19:06:24+02:0018. Juni 2025|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Mich erreicht die Anfrage, wie es dort oben um den Kasten aussieht.

Dort ist es eng, halbdunkel, im Winter kalt, im Sommer heiß!  Der Wind bläst viel Staub in denTurm.

Über den Köpfen der Putztruppe steht auf zwei Balken der schwere Nistkasten, dessen Ausgang ins Freie  links liegt. Die Leiter zur Kastenklappe ist links zu erkennen.

An der Kastenwand ist über dem Warnschild mit dem roten Kreis die Klappe zu erkennen, die wir nach oben hochziehen, und mit einer Schnur befestigen. Durch diese Öffnung greifen wir in das Innere, um z.B. die Küken zur Beringung zu greifen oder den Nistkasten zu reinigen.

Manchmal ist es günstig, wenn man, wie ich, klein und gelenkig ist:

Das untere Foto stammt aus dem Jahr 2011, als ich – Donnerwetter!  – zum Malen und Reinigen in den Nistkasten kroch! In der Rückwand  entdecke ich auf dem 14 Jahre alten Foto die Glasscheibe, hinter der die damalige Cam 1,  groß und schwer, im Turminneren befestigt war.

2025

2011

18. Juni, 2025

Restei vorhanden und geborgen

Von |2025-06-18T18:24:35+02:0018. Juni 2025|Tagebucheintrag|2 Kommentare

Wir haben es nicht vergessen!

Als wir heute vormittag den Nistkasten öffneten, lag in der vorderen Ecke unter dem Federnmüll noch das 3.Ei, das LISELOTTE nachts am 16. März, mit einer Woche Verspätung, gelegt hatte! Schon damals war es fraglich, ob noch darus ein drittes Küken schlüpfen könne.

Erfreulicherweise habe ich bereits damals eine kleine, ausgepolsterte Plastikdose für die heutige Gelegenheit vorbereitet und heute Vormittag zur Hand.

Das Restei wird nun an Dr. Daniel Schmidt, Leiter des NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen , gesandt werden. Es wird geöffnet und untersucht werden:

War es befruchtet? Sind Rückstände von Pestiziden o.ä. aus der Nahrung von LISELOTTE festzustellen?

Leider war ich heute am Nistkasten zu beschäftigt, um ein Foto vom Restei in seiner hübschen Verpackung zu machen.

Deshalb ein Foto der fleißigen Akteure die zwei Stunden lang eine unangenehme und mühsame Arbeit leisteten:

von links:

Günther Str., NABU-HD Vors. & Pate Andreas K., Naturschutzbeauftragter HD & Pate Karl-Friedrich R. und Tagebuchschreiber & „Falkenzimmer“-Hausmeister Hans-Martin Gäng

 

rG

16. Juni, 2025

Die „Mutter“ aller berühmten Wanderfalken

Von |2025-06-16T09:58:55+02:0016. Juni 2025|Tagebucheintrag|1 Kommentar

 

Manche Wanderfalken gehen in die Geschichte ein. Oft, weil sie erstmals an einem besonderen Ort, Felsen, Kirchturm oder Gebäude entdeckt und über längere Zeit sorgfältig beobachtet wurden.

Heute stelle ich das Wanderfalkenweibchen „Sun Life Falcon“ (1936-1952) vor. Das Foto stammt von G.H. Hall, der den beindruckenden Falken  am 4.Juni 1941 – da war ich gerade drei Wochen alt! – am Hauptsitz der „Sun Life Assurance Company „, eine Lebensversicherung in Montreal, Canada auf einem Gesims des Wolkenkratzers vor die Kamera lockte. Wir ahnen, dass die Kamera damals bestimmt ein großer Holzkasten war und G.H. Hall sie unter Protest des prächtigen Falken auf das Fenstergesims stellte!

Dieses Weibchen war 1937 einjährig vor den Bürofenstern erschienen, brütete dort auf dem Beton mit drei aufeinander folgenden Terzeln in 16 Brutfolgen und brachte 21 Jungfalken in die Luft. Wir erkennen auf dem Foto, warum der Sun-Life-Falke so eindeutig dokumentiert werden konnte: Das Brustgefieder zeigte auf der rechten Seite eine Fehlbildung, die wie eine Einbuchtung/Delle aussah.

Das Falkenweibchen fand mit seinen Partnern und Nachwuchs auf dem Versicherungsgebäude tolerante Gastgeber, eine wohl gesonnene Presse und viele Bewunderer in Montreal.  Ganz so, wie wir das auch heute seit 25 Jahren ! in Heidelberg erleben dürfen.

Folgerichtig ging sie in die Wanderfalken-Literatur ein:

Ich fand das Foto und ihre Geschichte im Standardwerk von Joseph J. Hickey, „Peregrine Falcon Populations, Their Biology and Decline“, The University of Wisconsin

14. Juni, 2025

Das Falkenauge 4

Von |2025-06-14T11:42:02+02:0014. Juni 2025|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Wieder in „Gängs Tagebuch“ geblättert, um ein Foto von VIER fast flüggen Jungfalken auf derAnflugstange zu finden. Ich fand leider nur ein Foto eines Trio aus 2015 um eine häufige – höchst staunenswerte Beobachtung  zu finden, die uns zeigt, wozu die Augen des Wanderfalken fähig sind:

Ich zitiere mich aus meinem Tagebuch der Vorjahre:

Vier Jungfalken “gieren” gleichzeitig und recken die Köpfe. Sie haben Mutter oder Vater im Anflug mit Beute in den Fängen entdeckt! Der Altfalke kommt – fast immer – in einer großen Kurve einschwenkend über das Palais Boisseré und Rathausdach direkt auf den Nistkasten zugeflogen! Am späten Nachmittag steht dann die Sonne direkt hinter dem Heiliggeistkirchturm!

(Unsere leistungsstarke Cam 3 blickt in Richtung Abendsonne in den Schatten des Turms! Sie ist dann überfordert und wir sehen dann nur ein verschwommenes GRAU, weil die Optik der Cam 3 das nicht ausgleichen kann.)

Dem Auge des Wanderfalken gelingt es, direkt  in die Sonne zu blicken und gleichzeitig in die Dunkelheit!

Jedes Jahr können wir im Abendlicht folgende Szene staunend verfolgen:

Der in beträchtlichem Tempo herbei rauschende Falke fliegt  die letzten 50 m direkt auf die noch grelle Sonne zu und fliegt auf den letzten 20 m zur Anflugstange in den schwarzen Schlagschatten des Turms. Was bedeutet das für seine Augen und sein Gehirn? Jeder unserer Besucher kennt diese Situation von den Bildern der Webcam 3, die etwa in gleicher Position wie der anfliegende Falke – 6 m tiefer auf dem Sterbeglöckchenturm des Kirchendachs  – zum Nistkasten schaut! Denn  in diesen langen Minuten versagt unsere teure Optik! Gleichzeitig direkt in Richtung grelles Sonnenlicht und in den schwarzen Schatten filmen, das kann die moderne und teure Kamera nicht. Auch unsere Menschenaugen versagen bei dieser Aufgabe: Auch wir brauchen einige Zeit um unseren Blick vom hellen sonnigen Himmel zum Blick in das schwarze Gully-Loch anzupassen, in das gerade unser Autoschlüssel gefallen ist.

Kein Problem für die Falken! Deren Augen können offensichtlich blitzschnell umschalten! Grell hell, nun dunkel! Denn absolut sicher bremst der Falke in Sekundenbruchteilen seinen Flug ab, findet die Lücke über den vier kreischenden und flatternden Jungfalken, die  den Eingang blockieren, und “plumpst” mit der Beute in den Fängen in den Nistkasten.
Das sind AUGENBLICKE, die mich sprachlos machen: Was müssen die Falkenaugen, das kleine Gehirn, die Nerven, die Muskeln, die Fänge in Sekundenbruchteilen verarbeiten! Und statt sich der Falke – „eine Sekunde, bitte!“ – etwas entspannen könnte, fallen die Jungfalken ihn sofort geradezu an: HUNGER!!“

In den letzten Jahren – mit nur zwei Jungfalken – war diese Aufgabe für RUPERT und LISELOTTE relativ leicht zu bewältigen: Sie hatten genügend Raum um sicher mit der Beute im Kasten zu landen.

13. Juni, 2025

Das Falkenauge 3

Von |2025-06-13T15:29:58+02:0013. Juni 2025|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Da war doch im Bio-Unterricht – kurz bevor uns die  Äuglein zufielen – irgend etwas mit “gelber Fleck” auf der Netzhaut? Vergessen?

Na gut: Die Fovea ist eine trichterförmige Vertiefung auf unserer Netzhaut (Die prüft unser Augenarzt, wenn er unseren Augenhintergrund betrachtet!), wo die Sinneszellen besonders dicht gepackt sind. 50% unserer Sehnerven führen von dieser Stelle in das Gehirn! WIR haben dort etwa 200 000 Sinneszellen pro Quadratmillimeter, der Wanderfalke über eine Million! Allein das verleiht ihm – schätzt man – eine achtfach höhere Leistungsfähigkeit im Vergleich zu unserem Auge. Taggreifvögel haben eine zweite, temporale Fovea neben der tief liegenden. Sie sorgt für eine binokulare Sicht in Zusammenarbeit mit der monokularen Scharfsicht der trichterförmigen Fovea! Wanderfalken sehen deshalb mit EINEM Auge besonders scharf! Wie oft haben wir schon hier im Kasten ganz verdrehte Falkenköpfe gesehen, wenn die Jungen oder Alten mit einem Auge etwas – z.B. eine Fliege auf einem Beuterest –  betrachteten! Ebenso wundern wir uns, wenn bei Jagdflügen die Wanderfalken  der Beute nicht geradlinig nachfolgen, sondern aus einem Winkel  die Beute anjagen, in dem sie die Beute nur mit einem Auge sehen. Sie können auch mit EINEM Auge sehr gut fokussieren! (Das können übrigens auch Schwalben und  Mauersegler.)

“Da war doch noch was mit Stäbchen und Zapfen …” – Gut aufgepasst, das gibt ein Fleißkärtchen! – : Von den zapfenförmigen Sehzellen – für Farben zuständig – verfügen Wanderfalken über vier, vielleicht auch fünf Arten, wir Menschen nur über drei!

Das bedeutet, dass Wanderfalken über ein völlig anderes und ausgeprägteres  Farbsehenverfügen! (Wir kennen das von Insekten, inzwischen weiß man, dass auch Fische, selbst Schildkröten, ein weit höher entwickeltes Farbsehen haben als die Säugetiere.)
Wir Menschen, mit “schlechter” Farbsicht und “wenigen” Sinneszellen im Auge ausgestattet, lassen uns im Kino schon mit der Abfolge von 25-30 “stehenden” Fotos pro Sekunde als “Film” übertölpeln, ein Wanderfalke mit etwa 10-fach größerer Sehstärke und uns unbekannter Farberkennung würde da nur eine “langsame” Abfolge von Fotos in schwächlicher Färbung sehen …
„Klingeling! Ende der Lektion! Ihr könnt in die Pause gehen! Und: Augen auf!“
PS. 13.06.2025 :  Diese Lektion aus „Gängs Tagebuch Archiv “ schrieb ich 2018

 

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