Hans-Martin Gäng

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2. Apr., 2019

Nun wird es im Ei eng

Von |2019-04-02T15:56:41+02:0002. April 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Die Küken – noch in ihrer Kalkschale –  sind inzwischen voll entwickelt. Der Sauerstoffgehalt im Ei wird nun allmählich knapp und der Kohlendioxidgehalt steigt. Diese Mangelversorgung löst den Schlupf aus. Die innere Schalenhaut in der Luftkammer wird mit dem „Eizahn“, einem dornartigen Auswuchs am Oberschnabel durchstoßen. Nun beginnt das winzige Lebewesen selbständig zu atmen. Die Luft reicht im Ei nicht lange und der Eizahn schabt durch die Bewegungen des Kopfes winzige Löcher in die Kalkschale.  Dies geschieht etwa um den „Äquator“ des Eies. Nun entwickelt und kräftigt sich ein Muskelstrang zwischen Nacken und Hinterkopf, damit durch Strecken des Körpers die Schale gesprengt werden kann. Bereits jetzt nehmen die Küken akustisch Kontakt mit den Eltern auf. Wir erkennen das durch das unruhige Kopfsenken von PALATINA beim Schlupf, die auch leicht ihre Haltung auf dem Gelege ändert, wenn ein Küken schlüpft. (Sie erhebt sich dann etwas.) Die Eltern helfen nicht beim Schlupf, das Küken muss sich selbständig aus der Eischale befreien. Es braucht dann sofort elterliche Wärme, damit es abtrocknen kann und sich der weiße Flaum schützend über der rosa nackten und noch feuchten Haut entfalten kann.

31. März, 2019

Abgehärtet

Von |2019-03-31T16:09:39+02:0031. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

zeigt sich um 15.50 Uhr – wieder einmal – PALATINA. Als ich hier mal kurz vorbei schaue, erschrecke ich zunächst über den Lärm, den die Mikrophone von Cam 1 und Cam 2 vom Marktplatz unten übertragen. Was ist da los?  – Ah! Das ist das Ende des Sommertagzugs der Altstadt bei schönstem Frühlingswetter, mit Ansprache, Applaus und Musik! Schön, dass eine solche traditionelle Veranstaltung, mit Brezeln auf den geschmückten Stecken der Kinder, hier im Zentrum der Stadt endet! Verwandeln wir uns aber mehr und mehr in eine Gesellschaft der Schwerhörigen, oder sind nur die Mikrophone hier oben so fein? PALATINA reckt ab und zu den Kopf, pflegt ihr Brustgefieder, dreht sich auf dem Gelege und demonstriert uns, dass sie an die Geräusche der Menschen dort unten längst gewöhnt ist. Denn ihre Augen schließen sich dennoch zum Mittagsschlaf.

30. März, 2019

Wie geht das mit dem Schlupf?

Von |2019-03-30T15:13:36+01:0030. März 2019|Tagebucheintrag|2 Kommentare

werden sich unsere neuen Gäste fragen.

Vor dem Schlupf durchbricht der Schnabel des Kükens die Membran zur Luftkammer  und das Küken kann dann erstmals atmen. Wenn dann der Sauerstoffvorrat zu Ende geht, bewegt das Küken die Nacken- und Beinmuskeln. So durchlöchert der “Eizahn” auf dem Oberschnabel des Kükens die Eischale von innen. Nach einigen Atemzügen frischer Heidelberger Luft und einer Erholungsphase, die einige Stunden dauern kann, wird das spitze Eischalenende weggedrückt. PALATINA unterstützt keineswegs diese “Flucht aus dem Ei”, beantwortet jedoch das leise Piepsen mit aufmunternden “Ack-Zick”-Lauten. Das feuchte, rosige und völlig erschöpft liegende Etwas wird unter der wärmenden Mutter sehr schnell getrocknet und sieht bereits nach wenigen Minuten als schneeweißes wolliges Kleinkind – na, ja – irgendwie “süß” aus, das “Kindchenschema” der Verhaltensforscher I.Eibl-Eibesfeld & K.Lorenz lässt grüßen! (Bei YouTube sind Clips von Hundewelpen und Katzenbabys die häufigsten Videos! Spitzenreiter ist das Video eines Pandabärenkindes, das niesend sein Mutter erschreckt: 160 Millionen Aufrufe!)

28. März, 2019

Nur noch wenige Tage bis zum Schlupf

Von |2019-03-28T17:10:36+01:0028. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Heute ist wohl der 25. Bruttag und ich bin mir recht sicher, dass wir in der kommenden Woche den Schlupf erleben. Der Nachwuchs in den vier Eiern ist inzwischen fast ausgereift und nahezu vollständig entwickelt! Bereits um den 21. Tag der Brutzeit drehte sich der Embryo in die richtige Position, um die Eischale demnächst zu sprengen. Etwa um den 26. Tag der Brutzeit, dreht der Embryo den Kopf nach rechts unten unter den rechten Flügelstummel, so dass der Schnabel in Richtung der Luftkammer zeigt. Der Schnabel drückt bereits gegen die Membran, die den Embryo noch von der Luftkammer trennt. So bewegt sich der Fötus, – oder dürfen wir ihn schon Küken nennen? – , allmählich in die Schlupfposition:  Der große Kopf wird am stumpfen Ende des Eies liegen und die Beine strecken sich in Richtung spitzes Ende. Läge der Kopf im spitzen Ende des Eies, könnte der “Eizahn” auf dem Oberschnabel die Schale nicht am “Äquator”  öffnen. In den letzten Tagen vor dem Schlupf, ruht das Küken und sammelt gewissermaßen seine Kräfte im Nackenmuskel, der die Schalenhälften beim Schlupf auseinander drücken muss.

28. März, 2019

Hagelschnüre

Von |2019-03-28T17:06:03+01:0028. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Die kennen wir alle vom rohen Hühnerei, nicht wahr? Die beiden ineinander verdrehten Eiweißstränge sorgten dafür, dass die wichtige Keimscheibe auf dem Dotter immer nach  oben – zum warmen Brutfleck an  Bauch der brütenden Falken  – gerichtet bleibt. Wir können über die Kastenkamera  oft beobachten, wie die Falken mit der Schnabelspitze die Eier sorgsam bewegen und dabei darauf achten, dass jedes Ei seine notwendige Portion Wärmenachschub erhält, b.z.w. unter dem Falkenkörper im Warmen bleibt. Heute ist das in der Frühlingswärme nicht mehr so dringlich, aber nachts ist es dort oben noch immer sehr kalt.

27. März, 2019

Endspurt

Von |2019-03-27T17:19:50+01:0027. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

nennt man das in unserer Sprache, was sich in den letzten Tagen der Brut in den vier Eiern ereignet: Seit die Eizelle in jedem der vier Eier – hoffentlich! – befruchtet wurde, hat sie sich in schneller Folge unzählig oft geteilt. Das Wunderbare dabei ist, dass  in diesen neuen Zellen bereits die Anlage, Ausbildung und Entwicklung zu Organen, zu ganz unterschiedlichen Geweben, zu Muskeln, zu Federn, zum Schnabel, zu Klauen  u.s.w. bereits angelegt ist!

(Für mich nicht vorstellbar und unbegreiflich. Ist aber doch so.)

Aus der einzelligen (!)  Eizelle wird sich in wenigen Tagen ein bereits hoch entwickeltes Falkenküken mit mehr als zehn Milliarden (!)  Zellen entwickelt haben!

Aus dem Dottersack hatte sich bisher der Embryo mit Nährstoffen versorgt und das Calcium für seine winzigen Knöchelchen hatte er aus der Eischale erhalten, die nun allmählich immer dünner wird. Etwa in einer Woche ist der Embryo zu einem anatomisch voll entwickelten Küken entwickelt und muss dann bis zum Schlupf nur noch etwas wachsen. Dann geht der Sauerstoff- und Kohlendioxidaustausch im Ei zu Ende und das Küken wird die Eischale aus eigener Kraft (!) auseinander drücken.

Ein staunenswerter Vorgang mit komplizierter Abfolge, ein Wunder, das unsereins stumm und demütig macht, nicht wahr?  In diesen Tagen vergeht mir fast der Appetit, wenn ich mein Frühstücksei verspeise. Was hätte aus Dir werden können, denke ich dann für einen Moment …

26. März, 2019

Ein herzliches : DANKE!

Von |2019-03-26T14:01:36+01:0026. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Vom Kassenführer des Heidelberger NABU St. H. erhalte ich wieder einmal gute Nachrichten. Auch im neuen Jahr 2019 sind wieder Spenden auf dem Sonderkonto „für Heiliggeist-Wanderfalken“ eingegangen!

Herzlichen Dank im Namen aller Besucher/-innen an an W. und G.E., Herrn T.S., H.G. und G.D., erneut an W. und G. E.,Herrn B.N., und an T. und Th. W.!

26. März, 2019

Wie schnell ist ein Wanderfalke im Stoßflug?

Von |2019-03-26T12:35:37+01:0026. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Menschen lieben Höchstleistungen und das ist die Frage, die mir sehr oft gestellt wird. Die Schätzungen der Fachleute reichen von vorsichtigen 250 km/Std. (Rockenbauch, 2002) bis zu 480 km/Std.(White et al. 2002). Theoretisch könnte ein Vogel von der Größe und Tropfenform eines senkrecht herabstoßenden Wanderfalken etwa 365 bis 381 km/Std. erreichen (Orton, 1975). Die Gesetze der Physik und der Aerodynamik gelten ja auch für den Wanderfalken. Die Anziehungskraft der Erdmasse auf einen 600-g- leichten Terzel könnte diesen auf etwa 90 m/sec und ein 1 100-g-schweres Weibchen auf 100 m/sec beschleunigen (Tucker et al. 1998). So gesehen könnte ein Steinadler mit 4 000 g bis 5 000 g Gewicht dann aber noch schneller herabstürzen? Ist das so? Ich glaube nicht.

Nein, natürlich nicht. Es ist also viel Spekulation in solchen Vermutungen und Überlegungen, genaue Messungen scheinen zu fehlen. Mit offenem Mund konnte ich mehrfach – aber nur sehr selten! – mit dem Feldstecher beobachten, was den Menschen seit Jahrtausenden am Wanderfalken fasziniert: Der Falke beschleunigt bei der Jagd anfänglich seinen senkrechten Sturzflug zusätzlich (!) mit harten Flügelschlägen! (Davon findet man im Internet Videos, in denen dann die Filmtechnik und Teleoptik aber schnell an ihre Grenzen kommt…)

Welch ein Anblick muss das für den Falken sein, wenn dann die Erde ihm quasi entgegen rast! Wie kann er dabei die Augen offen halten? Wie behält er die Beute im Blick? Wie kann er dabei mit den Mesken, besonders harten “Daumenfedern”, steuern? Wenn er in diesem Tempo mit einem größeren Insekt zusammenstoßen würde, ein Staubkorn sein Auge träfe?

Natürlich verliert man als menschlicher Beobachter den herabrasenden Punkt schnell aus dem Feldstecher. Setzt man ihn ab und erblickt dann hoffentlich den “zusammengefalteten” Falken – wie aus dem Erdboden geschossen – ohne Flügelschlag von unten (!) senkrecht nach oben zur Beute rasen, ahnt man die Rasanz einer solchen Jagdflugs, der in einer Parabelkurve erfolgt und so verzögert. Erst im letzten Augenblick öffnet der Falke  – sich aus dem toten Winkel annähernd – Flügel und Stoß zum Bremsen und Korrigieren und greift zu. Falls er noch zu schnell ist, ballt er die Zehen zur Faust  und schlägt beim Überflug den Beutevogel. Den herabstürzenden Vogel fängt er im Flug auf und beißt ihm – immer noch im Flug – den Kopf ab.

Ein ganz erstaunliches Naturerlebnis, jedem Vogelfreund zu wünschen, ab und zu zufällig auch hier zu beobachten…

26. März, 2019

Der Wanderfalke, der schnellste Vogeljäger

Von |2019-03-26T12:26:51+01:0026. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Er braucht eine dazu passende Körperform und selbstverständlich die entsprechende Brustmuskulatur und Flügelausstattung. Auch der Stoß, der zum Bremsen und Steuern dient ist von Bedeutung. Ist der Wanderfalke der Vogel, der am schnellsten fliegen kann?  Im Stoßflug hinab auf seine fliegende Beute bestimmt. So steht es meist in den Zeitungen und Büchern. Ich nenne einige Angaben, die ich in der Fachliteratur – dort gibt es unterschiedliche Angaben – gefunden habe: Die Geschwindigkeit im Horizontalflug beträgt beim Wanderfalken etwa 64 bis 88 km/Std. (White et al. 2002). Das ist nichts Besonderes. Die höchste Geschwindigkeit eines wilden Wanderfalken, der im Horizontalflug flach über der arktischen Tundra jagte, wurde mit Zielfolgeradar aus einem nachfolgenden Hubschrauber mit 113 km/Std. gemessen (White und Nelson, 1991). Ken Franklin (1999) erwähnt einen menschengeprägten Wanderfalken, der einem Kleinflugzeug mit 120 km/Std. Fluggeschwindigkeit in 3.659 m Flughöhe folgen konnte. Im Internet gibt es – etwas alberne, finde ich – Dokumentationen zu sehen, in denen Wanderfalken aus Menschenhand(Falkner) hinab rasenden Skifahrern, Mountainbikern, stürzenden Fallschirmspringern u.s.w. mühelos folgen. Die Heidelberger Wanderfalkenterzel haben gelegentlich auch sehr schnell fliegende Vögel wie Mauersegler (leider) in unseren Nistkasten eingetragen. Die Weibchen erbeuten während  der Aufzucht der Küken bevorzugt Tauben, die geschickt und schnell fliegen können und in großer Zahl immer am Heidelberger Himmel zu sehen sind. Natürlich greifen sie dann junge oder alte, kranke, erschöpfte oder auffällig fliegende Tauben, die sie leichter fangen können. (Noch nie sah ich hier im Nistkasten die Reste einer Ringeltaube, die es hier recht häufig gibt.)Die internationale Fachliteratur – so wie ich es lesen kann –  schätzt die Höchstgeschwindigkeit im Horizontalflug zwischen 110 und 120 km/Std., ein Wanderfalke ist also etwa so schnell wie ein Gepard, der in der flachen Serengeti jagt. Jener kann das aber nur wenige Sekunden, ein Wanderfalke kann das längere Zeit durchhalten.

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