Mittagessen vor der Beringung
Danke, Krystyna!
Danke, Krystyna!
Obwohl der Wanderfalke geradezu eine Ikone der Vogelwelt darstellt, wissen wir in Europa noch recht wenig über seine Populationsdynamik. Also wohin fliegt der Nachwuchs, wo lässt er sich nieder? In der Ferne in der Nähe? Paart er sich mit jüngeren oder älteren Geschwistern? Lebt er als Heidelberger später wieder in einer Stadt? Wird er in einer Felswand horsten, auf einem Baum oder Gebäude? Wie ist die Altersstruktur der Falken in der Region? Alles Senioren? Gute Mischung? Warum sind die Heidelberger Falken meist früh mit dem Brutbeginn?
Nach jahrzehntelanger Kritik bin ich sehr froh, dass wir nun auch in Baden-Württemberg seit einiger Zeit eine gut ablesbare Beringung (Farbe, Ziffer, Zahl) unserer Küken haben, die man mit einem Feldstecher oder Spektiv recht gut ablesen kann.
Noch immer warten wir auf eine Rückmeldung eines Heidelberger, der irgendwo eine neue Familie gründet!
Und:
Nein, die Ringe stören die Küken nicht! Nein, auch die Eltern erkennen nicht, dass die Küken nun beringt sind.

Wie jedes Jahr bedeutet die Vergabe einer Namenspatenschaft durch mich – selbstverständlich bin ich für Beratung offen – die ehrende Anerkennung von Personen, welche unser Projekt „Natürliche Wiederansiedelung frei lebender Wanderfalken in Heidelberg“ unterstützen, fördern, betreuen und mitarbeiten. Auch Leistungen und Verdienste für den Artenschutz in Heidelberg und Naturschutz in der Region ehre ich gern.
Erstmals nenne ich hier nicht mehr die vollen Namen und Wohnorte der Personen, die ich in diesem Jahr gewählt habe. Wir sind ja alle im Bereich Datenschutz zurückhaltender geworden. Die vier Personen sind bereits informiert und haben sich gefreut, dass bald ein Falke mit ihrem Namen in die weite Welt fliegen wird. HELENE trägt den schwarzen Kennring JC 80846 mit RRC, SABINE JC 80847 mit RRD, ARMIN JC 80848 mit RRE und VINCENZO JC 80849 mit RRF, die goldfarbenen Ringe tragen Telefonnummern der Vogelwarte Radolfzell. Da die Geschlechter beim Wanderfalken für den Laien kaum zu erkennen sind, legen wir und erst recht die Falken keinen Wert auf Buben- oder Mädchennamen.
In den letzten Wochen erhielt ich mehrere Anfragen, ob und wann wir die Küken dieses Jahrgangs beringen lassen würden. Es war dieses Jahr nicht so einfach: Ich kam erst gegen Mitternacht von einer Reise zurück nach Heidelberg und der beauftragte Beringer des Max-Planck-Institut für Ornithologie (Vogelwarte Radolfzell) PD Dr. M.P. , der alle Heidelberger Wanderfalkenküken seit 20 Jahren beringt, ist ebenfalls ehrenamtlich tätig. Ihm assistierten heute um 14 Uhr Dr. KF.R., der Naturschutzbeauftragte unserer Stadt, gleichfalls seit langen Jahren dabei und ich. Da PALATINA & ZEPHYR erfreulicherweise nicht anwesend waren, war die Beringung nach kurzer Zeit beendet und die vier Küken wieder in ihrer vertrauten Umgebung. Alle vier zeigten sich wunschgemäß lebhaft, aggressiv, blitzschnell mit Schnabel und Klauen zupackend und wir Assistenten taten gut, dabei Handschuhe zu tragen. Wir waren uns völlig einig: Drei Weibchen und ein Terzel (jenes Küken, das vorn im Foto steht), ein Weibchen erschien uns etwas schwächelnd, aber alle wohl genährt und frei von Parasiten.
Sie bedauern, dass Sie Sie nicht zuschauen können? In den Vorjahren habe ich den Vorgang oft und ausführlich beschrieben, siehe Gängs Tagebuch -Archiv. Auch uns gelang leider heute wegen der Größe der Küken, ihrer Waffen und des Temperaments des Quartetts nicht mehr, sie zu einem hübschen Gruppe im Körbchen zusammen zu stellen wie in den Vorjahren.
Einen guten Einblick einer Beringung gibt der Film „Himmel auf Erden, Heiliggeistkirche Heidelberg “ in der SWR- TV Mediathek vom 22. 04.2019, in dem die Beringung 2018 gezeigt wurde.

Bis zum Ende April bin ich unterwegs und selten erreichbar. Es kann sein, dass Gästebuchbeiträge und Kommentare zum Tagebuch warten müssen, bis ich diese redigieren kann. Eine gute Woche wünsche ich für alle Gäste!
| Wanderfalken erkennen, beurteilen, jagen ihre Beute aus großer Entfernung, oft aus einigen hundert Metern Entfernung und aus beträchtlicher Höhe an! Im spektakulärem Sturzflug – die Worthälfte -“flug” ist falsch, es ist ja ein Sturz mit angelegten Flügeln – , den sie auf den ersten Dutzend Metern mit kräftigen Flügelschlägen noch beschleunigen, rasen sie in außerordentlich hohem Tempo nach unten! Man kann auch hier in Heidelberg, wenn auch sehr selten, diesen “stoop” – wie die Angelsachsen sagen – beobachten. Nein, beobachten können wir ihn nicht! Auch einen solchen Stoß zu filmen ist nahezu unmöglich, selbst das Internet kann mit Videos/Filmen kaum aufwarten. Denn unser langsames Auge verliert den rasenden schwarzen Punkt, sieht ihn – wenn wir aufmerksam sind – manchmal nach 2 -3 Sekunden tiefer und weit entfernt, wieder zur charakteristischen Falkensilhouette aufsteilen: “Ah, da ist der Wanderfalke wieder!” Selten nur habe ich den erfolgreichen Zugriff beobachten können, dagegen oft Fehlstöße! Auch dem Falken fliegen die Tauben nicht in den Schnabel … (Wir kennen das als Sprichwort “Glaubst Du wirklich, hier fliegen einem die gebratenen Tauben in den Mund?”) Denn erfahrene Tauben, selbst hervorragende Flieger mit Rundumblick, entgehen oft dem Angreifer, indem sie sich zum Boden fallen lassen oder in einen belaubten Baum oder Gebüsch retten. Was bedeutet dieser rasende Sturz, der sicher nahe an 250 km/h – oder sogar noch schneller? – heran reicht, für das große Falkenauge? Es muss beim “stoop” offen (!) bleiben! Denn das Gehirn muss dabei fortlaufend die schwindende Distanz “berechnen”, die flüchtende, sich bewegende Beute im Raum verfolgen und die eigene Muskelbewegungen der eingeklappten Schwingen koordinieren.
Wollen WIR das mal ausprobieren?
Bitte sehr: Also bei 200 km/h auf der Autobahn das Gesicht – nur der Beifahrer bitte! – aus dem Fenster in den Fahrtwind halten und 3 Sekunden die Augen offen halten! Nein, besser doch nicht… Die Handfläche reicht auch, um uns den Luftwiderstand zu zeigen.
Fragen über Fragen stellen sich uns!
Wenn ein Staubkorn, eine Fliege, Wassertropfen das Falkenauge dabei trifft? Tränen die Augen? Wie halten sie den Anpressdruck der Luft aus? Wie stellt sich das Auge so schnell auf die rasend wechselnde Entfernung und Hell-Dunkel-Werte ein?
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Mit dem schnellen Größenwachstum der Küken wächst nun auch der Nahrungsbedarf. Wurden bisher meist Kleinvögel geschlagen, sind es nun vor allem Tauben, die geatzt werden. Darunter – wir sehen das an den farbigen Ringen, die gelegentlich im Nistkasten zurück bleiben – sind auch gezüchtete Tauben. Diese sind offensichtlich für den Wanderfalken besonders auffällig und leicht zu erbeuten, zum Ärger der Taubenhalter, die diese Tauben nach besonderen Flugeigenschaften , z.B. Roller Hochflieger , oder Gefiederfarbe züchten. Wie in den Vorjahren von mir auf die entsprechenden Vorwürfe oft geantwortet, ist der Wanderfalke seit Jahrmillionen ein Vogeljäger und erbeutet jene Vögel, die für ihn in großer Zahl und leicht zu erbeuten sind. Ich bitte um Verständnis, dass ich hier nicht jedes Jahr die Ernährung eines wild lebenden Vogels diskutieren kann.

Wenn man meinen Namen trägt, interessiert man sich schon früh für Wanderfalken.

Da geht man mit den jüngsten Enkeln in das Märchenparadies auf unserem Heidelberger Hausberg Königstuhl und staunt über ein Grafitti:

| Ich gehe davon aus, dass die geneigten Leserinnen und Leser in der Schule aufgepasst haben? Wie bitte? – So so!
Dann muss ich die außergewöhnliche Sehkraft des Wanderfalken etwas ausführlicher erklären. WIR stellen das Bild auf unserer Netzhaut scharf, in dem ein Muskelring um unseren elastischen Linsenkörper diesen zusammen drückt – dann sehen wir einen nahen Gegenstand scharf – oder wenn diese Muskeln erschlaffen, unsere Linse flacher und größer wird – dann sehen wir einen fernen Gegenstand scharf. Das misst der Optiker in Dioptrien (reziproker Wert der Brennweite in Meter), also 1 Dioptrie fokussiert ein Objekt in 1 Meter Entfernung, 2 Dioptrien fokussiert in 1/2 m Entfernung u.s.w. Als Kleinkind haben wir 13,5 Dioptrien und erkennen auch kleinste Gegenstände, sind wir 4o Jahre, sind es meist nur noch 6 Dioptrien und wir greifen zur Brille, wenn wir Kleingedrucktes lesen wollen. Wanderfalken können zusätzlich – wie Crampton erforscht hat – mit einem weiteren Muskelring auch die Hornhaut krümmen und verfügen somit über ein zweites Instrument zum Fokussieren. |