Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

18.Apr., 2025

Größenvergleich

3 Kommentare

Heute bot sich eine seltene Möglichkeit, die unterschiedliche Größe/Masse des Terzels und des Falkenweibchens  zu erkennen, denn beide stehen im gleichen Abstand zu Cam 2!  (Wenn die beiden längs aufgereiht, wie oft, im Blick der Cam 2 stehen, erscheint uns der nahestehende Falke immer riesig, der fernerstehende Falke als klein. )

Heute standen die beiden endlich einmal in gleicher Distanz zur Cam 2.!

Wir sehen links  RUPERT und rechts LISELOTTE. Wir sehen nun deutlich den Unterschied zwischen Terzel  (vom latein. tertium = Drittel) und dem größeren Weibchen. Der Terzel ist etwa ein Drittel kleiner/leichter als  das Falkenweibchen.

Beide wollen gleichzeitig die beiden Küken füttern (atzen), RUPERT bettelt und erhält einen Happen. Er entscheidet: Passend klein? – Wird den Küken gereicht!  Zu groß:  – Verschlingt er selbst!

Gestern Nachmittag konnte ich über Cam 1 beobachten, wie LISELOTTE in rasendem Tempo eine gelieferte Beute verzehrte. Sie hat nun keine Zeit selbst zu jagen. Nun muss sie, vor allem nachts, die beiden Küken hudern.

Dass RUPERT, ein guter Versorger ist, hat LISELOTTE im Februar-März überprüft. das fällt ihm nicht schwer. (Wir beobachten z.Zt. über der Stadt eine auffallend große Zahl von Tauben.)

Danke, M.H.!

17.Apr., 2025

Es wird kein drittes Küken geben

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Wie im Vorjahr, wird es auch in diesem Jahr „nur“ zwei Jungfalken geben. Der zeitliche Abstand zum Schlupf der beiden Küken ist für ein drittes zu groß. Die Picks, die wir am verbliebenen Ei zu erkennen glaubten, waren keine optischen Täuschungen.

Warum aus dem  dritten Ei nichts schlüpft, darüber wissen wir nichts. Ich hoffe, dass es bei der Beringung der beiden Küken geborgen werden kann. Wir werden das Restei dann untersuchen lassen.

LISELOTTE & RUPERT zeigten uns im März zwar viel an „Sex & Rock&Roll“, aber es reichte nicht für eine Viererbrut, so wie wir es hier über einen langen Zeitraum erleben konnten.

Es ist das vierte Jahr in Folge, dass der Bestand und der Bruterfolg der Wanderfalkenpaare  in Baden -Württemberg abnimmt! Es ist leider weltweit ein Einbruch des Bestands und der Reproduktion festzustellen.

Ursache ist vor allem die H5N1-Vogelepidemie, die sich weltweit ausbreitet. In Baden-Württemberg gab es 2024 keine Befunde  von H5N1 bei Wanderfalken, dennoch bemerken wir tiefgreifende Störungen!

Ich höre aus dem Nordschwarzwald, dass dort viele traditionelle Wanderfalkenbruten ausfallen. Die Brutplätze sind vom Uhu besetzt.  An drei traditionellen Wanderfalken-Brutplätzen, die mir dort über Jahrzehnte vertraut waren, sieht man keine Wanderfalken mehr!

Freuen wir uns deshalb an unserer 2025-er Brut, bei der wir wieder eine spannende Aufzucht miterleben dürfen!

16.Apr., 2025

„Hunger!“

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Die beiden Küken entwickeln sich sichtlich und werden gut genährt und gehudert. Wir warten gespannt auf die Entwicklung des dritten Ei.

Danke, D.B.!

15.Apr., 2025

Erste Mahlzeiten (Atzungen)

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Es erreichen mich eine Fülle von Dokumentationen der ersten Fütterungen, so dass ich mich nicht mehr einzeln bei den Einsender/-innen bedanken kann! Ich bitte um Verständnis, danke!

Aus zwei Video-Mitschnitte ( die ich leider nicht in ihrer Datenmenge bewältige), – dennoch danke T.B. -, berichte ich mit Vergnügen:

Beide Küken, auch das zweite, zeigen eine erfreuliche Vitalität. RUPERT kam mit Beute und die Eltern atzten vorbildlich den Nachwuchs.

 

15.Apr., 2025

Vor dem ersten Schlupf: Ein zögerlicher Brutwechsel!

1 Kommentar

Gestern Abend:

Die Nähe zur Webcam 2 macht es uns schwer, die Falken zu erkennen: Wer nahe an der Kamera steht, erscheint uns groß, wer entfernter brütet, erscheint uns kleiner zu sein.

LISELOTTE brütet, RUPERT kommt zur Ablösung.  Nun, kurz vor dem ersten Schlupf,  wird erst nach zögerlichem – ich schreib` menschlich: –  Nachdenken/Überlegen gewechselt. RUPERT übernimmt, LISELOTTE geht.

Danke, S.F.!

14.Apr., 2025

“ Ach, wie gut, dass niemand weiß…“

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Die Falken machen mich wieder einmal zum Rumpelstilzchen.

Aber ich finde es wunderbar, dass meine Berechnungen, der Blick in den Kalender, das Abzählen von Tagen, der Blick in unser Archiv müßig, vergeblich und falsch waren und die NATUR mir wieder einmal zeigt: LISELOTTE & RUPERT sind nicht berechenbar.

Wir Menschen müssen abwarten, was dort oben im Nistkasten geschieht. (Also heute gibt es kein Bild vom Lehrer Lämpel.) Dieser ist froh, dass er das heutige Geschehen – falls es richtig gesehen wird  – bereits gestern ausführlich beschrieben hat.

Und wir freuen uns, dass es jedes Jahr wieder spannend bleibt!

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Das Falkenauge 2

Kann ich davon ausgehen, dass die geneigten Leserinnen und Leser in der Schule aufgepasst haben? Wie bitte? Nur manchmal? –  So,so! Dann muss ich die außergewöhnliche Sehkraft des Wanderfalken etwas ausführlicher erklären.  WIR stellen das Bild auf unserer Netzhaut scharf, in dem ein Muskelring um unseren elastischen Linsenkörper diesen zusammen drückt – dann sehen wir einen nahen Gegenstand scharf – oder wenn diese Muskeln erschlaffen, unsere Linse flacher und größer wird – dann sehen wir einen fernen Gegenstand scharf.  Das misst der Optiker in Dioptrien (reziproker Wert der Brennweite in Meter), also 1 Dioptrie fokussiert ein Objekt in 1 Meter Entfernung, 2 Dioptrien fokussiert in 1/2 m Entfernung u.s.w. Als Kleinkind haben wir 13,5 Dioptrien und erkennen auch kleinste Gegenstände, sind wir 4o Jahre, sind es meist nur noch 6 Dioptrien und wir greifen zur Brille, wenn wir Kleingedrucktes lesen wollen. Wanderfalken können zusätzlich – wie Crampton erforscht hat – mit einem weiteren Muskelring auch die Hornhaut krümmen und verfügen somit über ein zweites Instrument zum Fokussieren.

 

12. Juni 2025|1 Kommentar

Warum sehen die Falkenaugen manchmal weiß aus?

Foto: M.H. 13.06.2025

Wanderfalken schützen ihre Augen – wie fast alle Greifvögel und Eulen – durch ein weiteres Lid, sie besitzen zusätzlich eine Nickhaut. Manchmal können wir das auch hier beobachten, wenn sich diese von unten nach oben über das Falkenauge schiebt. Sie reinigt durch die Befeuchtung die darunter liegende Hornhaut in regelmäßigen Abständen und schützt vor dem Austrocknen des Auges.

11. Juni 2025|0 Kommentare

Das Falkenauge 1

(In meinem Archiv entdeckt)
 PALATINA am 9.Mai 2018
Foto (M.P.):Als der Beringer die Küken nach der Beringung wieder zurück setzte, erschien die Mutter!
Wanderfalken erkennen, beurteilen, jagen ihre Beute aus großer Entfernung, oft aus bis zu 1,5 km Metern Entfernung und aus beträchtlicher Höhe – mehrere hundert Meter! – an!
Im spektakulärem Sturzflug – die Worthälfte -“flug” ist falsch, es ist ja ein Sturz mit angelegten Flügeln – , den sie auf den ersten Dutzend Metern mit kräftigen Flügelschlägen noch beschleunigen, rasen sie in außerordentlich hohem Tempo nach unten!
Man kann gelegentlich auch hier in Heidelberg diesen “stoop” – wie die Angelsachsen sagen – beobachten. Nein, beobachten können wir ihn nicht! Auch einen solchen Stoß zu filmen ist nahezu unmöglich, selbst das Internet kann mit Videos/Filmen kaum aufwarten …
Denn unser langsames Auge – auch der Sucher von Hochgeschwindigkeitskameras – verliert den rasenden schwarzen Punkt, sieht ihn – wenn wir aufmerksam sind –  manchmal nach 2 -3 Sekunden tiefer und weit entfernt wieder zur charakteristischen Falkensilhouette aufsteilen: “Ah, da ist der Wanderfalke wieder!” Selten nur habe ich den erfolgreichen Zugriff beobachten können, dagegen viele Fehlstöße! Auch dem Falken fliegen die Tauben nicht in den Schnabel … (Wir kennen das als Sprichwort  “Glaubst Du wirklich, hier fliegen einem die gebratenen Tauben in den Mund?”)
(Denn erfahrene Tauben, selbst hervorragende Flieger mit Rundumblick, kippen im letzten Augenblick seitlich ab und retten sich nach unten.)
Was bedeutet dieser rasende Sturz, der sicher nahe an 250 km/h – oder sogar noch schneller? – heran reicht, für das große Falkenauge? (Hätten WIR Falkenaugen, so wären diese in unserem Schädel so groß wie Orangen!) Das Auge des Wanderfalken muss beim “stoop” offen (!)  bleiben! Denn das Gehirn muss dabei fortlaufend die schwindende Distanz zur Beute “berechnen”, die flüchtende, sich bewegende Beute im Raum verfolgen und die eigene Muskelbewegungen der eingeklappten Schwingen koordinieren.
Wollen WIR das mal ausprobieren?
Bitte sehr:  Also bei 200 km/h auf der Autobahn  das Gesicht – nur der Beifahrer bitte! – aus dem Fenster in den Fahrtwind halten und 3 Sekunden die Augen offen halten! Nein, besser doch nicht…  Die Handfläche, zum Fenster hinaus gehalten, genügt, um uns den Luftwiderstand zu zeigen.
Fragen über Fragen stellen sich uns!
Wenn ein Staubkorn, eine Fliege, Wassertropfen das Falkenauge dabei trifft? Tränen die Falkenaugen? Wie halten sie den Anpressdruck der Luft aus? Wie stellt sich das Auge  so schnell auf die rasend wechselnde Entfernung  und Hell-Dunkel-Werte ein?

11. Juni 2025|3 Kommentare

Heute, Kinder, wird`s was geben …

Bereits jetzt zur Tagesmitte füllt sich die Altstadt, auf dem Neckar „parken“ die ersten Boote und Yachten, um gute Sicht auf das traditionelle „Feuerwerk & Schlossbeleuchtung“ zu haben, das ab 22 Uhr die Menschen erfreuen wird.

Es ist für die Wanderfalken, nun erstmals auch für ALBRECHT & SONNI – wie auch für Haustiere und Wildtiere in kilometerweitem Umkreis – ein großer Schrecken! In den ersten Jahren unseres Projekts zur Wiederansiedelung wild lebender Wanderfalken in Heidelberg hatten wir große Sorgen, denn bei den mehrfachen „Schlossbeleuchtungen“ im Sommer hielten sich manchmal im Nistkasten noch nicht-flügge Jungfalken auf! Oder die Jungfalken waren kurz zuvor ausgeflogen und wir sorgten uns um sie.

Am nächsten Morgen war alles vergessen, denn Jung & Alt der Falkenfamilie waren zurückgekehrt und wohlauf.  So wird es auch morgen sein.

 

Foto: Heidelberg Marketing

07. Juni 2025|0 Kommentare

Vor dem Verzehr der Beute muss das Zugreifen geübt werden

Denn nur in den ersten Tagen nach dem Ausfliegen wird die Beute auf den Turmbalkon der Jesuitenkirche, oder in das „Kapellchen“ der Turmspitze von Heiliggeist geliefert.

Wie lernen das die Jungfalken?

Der Hunger zwingt sie zum frühen Entdecken der Eltern am Himmel, die in großer Höhe demonstrativ Beute herbeitragen. Die jungen Falken fliegen ihnen bettelnd rufend entgegen und versuchen ihnen – oft mit akrobatischen Flugbewegungen – die Beute zu entreißen. Vater oder Mutter machen die Beuteübertragung nicht leicht! Sie steigen ausweichend mit der Beute in den Fängen nach oben. Der hungrige Jungfalke muss im letzten Moment vor seinem Zugriff sich im Flug auf den Rücken legen und von unten nach der Beute greifen! Selbst wenn er Erfolg hat, entreisst sein Geschwister ihm oft die Beute!

Alles ist mit viel Geschrei und Hektik verbunden, auch bei dem nachfolgenden Verzehr auf den Kirchenbalkonen geht es rau und heftig zu. Vor allem, wenn es, wie in den Vorjahren,  ein QUARTETT von hungrigen Jungfalken miteinander kämpft!

Anfänglich lassen die Eltern ihre Beute auch absichtlich aus großer Höhe über den Jungfalken fallen, damit diese das Zugreifen lernen und üben. In den vergangenen beiden Jahrzehnten konnten wir mehrfach beobachten, dass dies schon nach wenigen Tagen  gelang.

Oft fliegt dann der andere Elternteil in tieferer Höhe , um die Beute noch vor dem Aufschlag auf dem Boden zu „retten“. Er kreist dann mit der Beute – vom hungrigen Nachwuchs verfolgt – hoch und wiederholt die Lektion. 2002 habe ich mit  Schülern/Schülerinnen vom „Stückegarten“ der Schlossruine aus einen solchen Unterricht minutenlang beobachten können. Ein unvergessliches Erlebnis!

(Aber es erreichen uns auch Meldungen von tot aufgefundenen, „enthaupteten“ Tauben, die in der Altstadt gefunden wurden, die den noch unerfahrenen Jungfalken aus den Fängen geglitten waren. Nein, die Jungfalken landen nicht auf dem Boden, um eine abgestürzte Beute aufzulesen.)

Es ist heute, zwei Wochen nach dem Ausfliegen, gut möglich, dass die Jungfalken schon selbst Beute greifen und töten können.

06. Juni 2025|0 Kommentare
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