Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Ein weiteres Restei aus 2005

In meinen Unterlagen finde ich ein Foto eines Resteies aus 2005. Ich konnte es bei der Beringung der drei Küken am 25. Mai 2005 aus dem Nistkasten bergen. Ich sandte das Ei, wie damals alle aus baden-württembergischen Horsten geborgenen Resteier, über die „AGW Baden-Württemberg „(Fr.Schilling+) an das Pharmakologische Institut der Universität Freiburg i.Br. Dort wurde der Inhalt aufwendig auf Rückstände überprüft. Ich weiß nicht, ob dieses Ei unbefruchtet war oder ob ggf. der Embryo sich nicht entwickelt hatte.
Ich erfuhr allerdings bei der nachfolgenden Jahrestagung der AGW, dass die Messwerte dieser Resteier so hohe Rückstände an Derivaten von Pestiziden, Fungiziden etc. aus der Nahrungskette der Falken aufwiesen, dass diese Eier z.B. ” nicht zur Nahrungsaufnahme für den Menschen” geeignet wären.
Auf die Idee, aus Wanderfalkeneier z.B. ein Omelett zu machen, kommt wohl niemand.
(Der Naturforscher Charles Darwin (1809-1882), dem wir u.a. die Erkenntnis der Evolution verdanken, gehörte als junger Mann in London einem elitären Club junger Männer an, die sich das Ziel gesetzt hatten, jedes Lebewesen einmal auf dem Teller zur Mahlzeit gehabt und gespeist zu haben. Irgendwo in seinen Aufzeichnungen kann man z.B. lesen, es hätte “Eule” zum Diner im Club gegeben.)
Brüten ist langweilig
Wir sehen: ZEPHYR döst, er pflegt sein Gefieder, er rüttelt sich neu auf dem Gelege ein, damit die Eier gleichmäßig bebrütet werden. Gegen Ende des Mitschnitts sehen wir ihn „Steinchen ziehen“, Ja, er nimmt auch etwas mit dem Schnabel auf und lässt es wieder fallen. Er sieht genau, was vor ihm liegt.
Üblicherweise geht der Blick eines Wanderfalken in die Ferne. Denn er startet zumeist aus großer Entfernung den Flug auf einen Beutevogel. Zuvor beobachtet er genau dessen Verhalten. In den Fachbüchern lese ich, dass seine Augen etwa das 8-fache unseres Menschenauges leisten. Entsprechend haben Wanderfalken riesige Augäpfel, die einen größten Teil des Kopfes ausmachen! Müssten unsere Augen in unserem Schädel die gleiche Leistungen erbringen wie jene des Wanderfalken, so wären unsere Augäpfel so groß wie Orangen!
Erstaunlich, dass ZEPHYR auch sehr genau in die Nähe sehen kann, nicht wahr?
Danke, K.!
Schlechte Nachricht aus der Schweiz
Dort sind im Jura dieVorkommen des Wanderfalken durch Störungen (Klettersport) und Verfolgung (Abschuss, Vergiftung) wieder gefährdet. Auch das – an sich erfreuliche – zunehmende Vorkommen des Uhu (Bubo bubo) trägt zum Rückgang des Wanderfalken bei. Der Uhu brütet ebenfalls in Felswänden, beginnt mit der Aufzucht seiner Jungen vor dem Wanderfalken und hat dann entsprechend hohen Beutebedarf. Er „pflückt“ bei seinem nächtlichen Jagdflug erwachsene Wanderfalken und auch die Jungfalken mühelos ab. Man findet im Web Dokumentationen von solchen blitzschnellen Zugriffen, die mittels Infrarot-Überwachungskameras an Naturhorsten gemacht wurden.
Peregrine Falcon newly endangered in Switzerland – SWI swissinfo.ch
Schöne Szenen kosten Geld
Noch müssen wir vier Wochen warten um solche anrührende Szenen mitverfolgen zu können.
Dass wir das wieder betrachten können, liegt auch an den Spenden, die unser Projekt finanzieren! In diesem Jahr sind rechtzeitig wieder Spenden eingegangen, wie ich heute von der Kassenführung des NABU Heidelberg Herrn A.K. erfahre.
Ein herzliches DANKESCHÖN geht an Frau M.Sch., Frau P.R., Frau H.Z., Frau S.E, Frau S.F., Frau J.B., Herrn J.J.B., Frau Ch.S.-A., an das Paar A. und R.R., Frau M.K., Frau Dr.S.L., und Frau E.W.! (Spendeneingang bis zum 9.März 2022)
(Ja, wir wissen, dass in diesen Zeiten auch viele Menschen dringender unsere Spenden brauchen. Und dafür spenden wir auch.)
ZEPHYR füttert am 12. April den Nachwuchs 2021

Und so macht es die Mutter
Danke, K.!
So macht man das!
ZEPHYR zeigt seine Vaterqualitäten und er rüttelt sich sorgfältig und routiniert über dem Gelege ein. Er spürt, dass das Viererpaket noch nicht perfekt liegt und korrigiert mehrfach seine Position.
Brav!
Danke, S.F.!
Das Gelege verändert seine Lage
Die Eier müssen regelmäßig ab und zu bewegt werden, damit nicht immer die gleiche Stelle der Schale “beheizt” wird. Die Hagelschnüre kennen wir alle vom rohen Hühnerei, nicht wahr? Die beiden ineinander verdrehten Eiweißstränge sorgten dafür, dass die wichtige Keimscheibe auf dem Dotter immer nach oben – zu den beiden warmen Brutflecken an Bauch der brütenden Falken – gerichtet bleibt. Wir können über die Kastenkamera manchmal beobachten, wie die Falken mit der Schnabelspitze die Eier sorgsam bewegen und dabei darauf achten, dass jedes Ei seine notwendige Portion Wärmenachschub erhält. Aber selbstverständlich immer unter dem Falkenkörper im Warmen bleibt.
Schreiben Sie doch was zum Ei!
So appellierte kürzlich jemand – augenzwinkernd – an mein Lehrergewissen.
Nun ja, dann plaudere ich wieder aus der Schule:

| Die befruchtete Eizelle in eine Schalenhülle zu verpacken und außerhalb des Körpers der Mutter zu einem neuen Lebewesen zu formen, hat sich schon lange vor der Entstehung der Säugetiere bewährt. Das gab es schon bei den Sauriern. Die vollkommene Form eines Eies sorgt dafür, dass dieses zarte Gebilde – nur etwa 0,4 mm ist die Schale eines Wanderfalkeneies dick – nicht unter dem Gewicht von PALATINA (etwa 900 g schwer) zerbricht! Druck von außen hält die Schale gut stand. |
| Wohl aber kann – 2022 etwa Ende KW 14 oder Anfang KW 15 – das zarte Schnäbelchen des Kükens die Schale von innen öffnen! Atmungsaktiv wie unsere Anoraks oder Sportkleidung ist die Schale, Wasserdampf und Wärme werden hindurch gelassen, aber Bakterien bleibt der Weg nach innen versperrt! Die Schale besteht aus einer Lage von Calzitkristallen, die von etwa 7 500 Poren durchzogen ist, durch die der Gasaustausch (Sauerstoff rein – Kohlendioxyd raus) erfolgt. Nun wird diese Kalkschicht vom heranwachsenden Küken bereits jetzt ausgedünnt, es braucht das Calcium für den Knochenaufbau. Wie PALATINA die braun-rote Färbung der Eischale bereits in der Schalendrüse ihres Eileiters aus der Kombination zweier Pigmente (Protophyrin und Biliverdin), die dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin verwandt sind, erzeugte, ist erstaunlich.
Wie alle Eier der Wildvögel dient die Färbung der Anpassung an den Untergrund. (Vögel, die in Kolonien brüten, Pinguine z.B., erkennen ihr Ei an der individuellen Musterung wieder.) Das Spektrum der Farbe der Wanderfalkeneier reicht von gelblich-ocker bis rot-braun. Es gibt auch innerhalb des Geleges leichte Farbunterschiede: Auch in diesem Jahr erscheinen mir alle vier Eier wieder etwa gleich gefärbt. Foto: Restei (unbefruchtet) aus 2008, HMG |
Langweilen sich brütende Wanderfalken?
Wir sehen zunächst nach jedem Schichtwechsel, dass sich der übernehmende Falke über dem Gelege einrüttelt, damit möglichst jedes Ei genügend Wärme abbekommt. Bald aber schließen sich die Augenlider – Wanderfalken haben darunter noch eine Nickhaut – und der Falke schläft.
Das kennen wir auch aus den meist vorzüglichen Tierdokumentationen, die wir in unseren TV-Geräten sehen: Auch dort sehen wir, dass Beutegreifer, wie Löwen, Leoparden etc. viele Stunden schlafen, um dann bei der Jagd schnell große Kraft zu entwickeln.
Hier im Nistkasten sehen wir, dass die brütenden Falken den Eingang des Nistkastens im Blick haben, dann aber oft – gelangweilt? – beginnen, mit dem Schnabel den Boden zu bearbeiten. Sie durchfurchen den Boden, ziehen Steinchen zu sich und oft sieht es aus, als würden sie Sandkörner fressen.
Wir kennen dieses Verhalten von jenen Vögeln, die harte Körner in ihrem Magen zur Verdauung präparieren müssen. Man sagt von deren Muskelmägen, dort würden die Sandkörner und Steinchen helfen die Nahrung zu erschließen. Aber wozu braucht der Wanderfalke, der ja ausschließlich Fleisch frisst, Sand und Steinchen? Ich weiß es nicht und konnte das in langen Jahrzehnten der Wanderfalkenbeobachtung an Felswänden aus großer Entfernung nie sehen! Erst hier aus der Nahsicht der Webcam 1 und 2 beobachten wir das seit 21 Jahren.
Und wann schlüpfen die Küken aus dem Ei?
Das werde ich nun gefragt. Aber heute bin ich – hier – faul! Mein Tagebuch-Archiv aus den Vorjahren gibt ausführliche Auskunft. In diesem Jahr wird es spannend, ob die brütenden Eltern auch den Schlupftermin aus 2021 punktgenau erreichen.
Siehe Tagebuch-Archiv Anfang April 2021!
Brutwechsel am Vormittag
Wieder können wir das Paar kennenlernen: PALATINA, Weibchen, groß und an den Fängen beringt, geht und ZEPHYR, Terzel, zierlich und nicht beringt, übernimmt das Gelege.
Danke, K.!
PALATINA geht, ZEPHYR kommt
Die Brutwechsel erfolgen blitzschnell.
Neue Gäste: Das gleiche Kamerabild zeigt die größere PALATINA und den kleineren ZEPHYR recht deutlich, nicht wahr?
Danke, D.B.!


Ein Jungfalke FORTUNA ist am 31. Mai, 18.45 Uhr, gestartet und gelandet!
Um 19 Uhr kann ich über die Cams nur 1-2-3 zählen und freue mich über die Nachricht im Gästebuch! Der Falke steht auf einem Hausdach, prima!
Von einem Extrem ins andere
Ich war heute am Nachmittag mal wieder in der Altstadt, ging über den nahezu – von der Gastronomie – voll bestuhlten Marktplatz, staunte über die große Zahl der Touristen, so dass ich kaum einen Blick nach oben werfen konnte. Wenn ich es richtig an einer Apotheke ablesen konnte, war es im Schatten dort unten 28° C. Dann ist es oben unter dem dunklen Schieferdach im Falkenzimmer, im Nistkasten, furchtbar heiß! Kein Wunder, dass das Quartett schon am Vormittag platt am Boden lag und nun in der Luft außen steht. (Ich erinnere mich, dass ich dort oben oft jämmerlich gefroren habe.)
Danke, M.H.!

„Irokesenflaum“
Darf ich das noch schreiben, oder ist das eine zu tadelnde kulturelle Anmaßung?
Die Scheitelfront auf dem Schädel ist eine Stelle im Gefieder, welche die Jungfalken mit ihren Klauen kaum erreichen können. Es ist wohl an ihrem Federkleid die einzige Stelle, die sie nicht mit Klaue und Schnabel pflegen können. Für uns Beobachter/innen ist der Verlust dieses allerletzten Federflaums – „Gone with the Wind“, wir erinnern Buch und Film – ein Zeichen: DU BIST NUN EIN FALKE!
Nun fliege aber auch wie ein Falke davon!

High noon am 29. Mai
LISELOTTE, links , mit Nachwuchs
Danke, A.L.!

Wer wird heute starten?
Nach ihrem Aussehen, Größe und Benehmen erwarten wir nun, dass der Abflug bevorsteht.
Danke, K.!
SO geht das!
Danke, A.L.!
