Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Nicht in Heidelberg
bin ich in dieser Woche, sondern etwa 1 000 km südlich in der Sonne. Ich kann von meinem Mobiltelefon leider die mir freundlich zugesandten Fotos/Videos – Danke wieder für diese treuen Dienste! – nicht auf die Website einbauen, erst nach Rückkehr am Wochenende. Anderes funktioniert wohl.
Eine weiter spannende Zeit wünsche ich unseren Gästen, heute bereits über 3 800, mit freundlichem Gruß! HMG
ZEPHYR wird von LISELOTTE abgelöst
Nein, noch ist kein „Pick“ erkennbar. Aber bald …
Danke, M.H.!
! 

Brutwechsel am 14. April
Danke, M.H.!


Brutwechsel am 13.April
ZEPHYR geht, LISELOTTE übernimmt.
Danke, M.H.!

„Fälkchen, piep mal!“
Wir erinnern uns schmunzelnd an dieses Spiel „Hänschen, piep mal!“ beim Kindergeburtstag. DAS könnten wir JETZT auch den Küken in ihrer Schale zurufen. In meiner Erinnerung steckt ein wahrer Kern! LISELOTTE und die Küken kommunizieren – wie man heute sagt – bereits akustisch miteinander. (ICH nehme mir nicht die Zeit das zu überprüfen, vielleicht versucht das jemand aus unserer Gästerunde und berichtet? Cam 2 und Lautstärke erhöhen?) Die Fachliteratur berichtet, dass brütende Falken in den Tagen vor dem Schlupf Laute äußern, wenn ihr Partner nicht anwesend ist und dass man zarte Laute aus den Eiern vernehmen könnte …
Wer wird 2023 den Schlupf des ersten Kükens bemerken?
Die Zugriffszahl auf unsere beiden Kameras, die das Innere des Nestkastens übertragen, steigt nun täglich. (Die Hinweise auf bereits geschlüpfte Küken in anderen Nistkästen häufen sich .) Auch unsere Küken drehen sich in den letzten Tagen vor dem Schlupf in die geeignete Position um die Eischale zu sprengen: Der Körper liegt nun im dickeren Ende, das Schnäbelchen also dann etwa in der Mitte – „Äquator“- des Eies.
Vor dem Schlupf durchbricht der Schnabel des Kükens die Membran zur Luftkammer und das Küken kann dann erstmals atmen. Wenn dann der Sauerstoffvorrat zu Ende geht, bewegt das Küken die Nacken- und Beinmuskeln. So durchlöchert der “Eizahn” auf dem Oberschnabel des Kükens die Eischale mehrfach – quasi am Äquator – von innen. (Das ist selbstverständlich kein Zahn, sondern eine winzige, aber spitze Ausstülpung der Hornschicht,- wirkt aber wie ein „Dosenöffner.“ Sie bildet sich nach dem Schlupf schnell zurück.)
Wir sehen, wenn wir Glück haben, dann eine kleine Öffnung den -„Pick!“ – (völlig falsches Wort!) und ahnen dann, dass dieses Ei bald in zwei Hälften auseinander gedrückt werden wird. Dazu muss das Küken innen weitere „Picks“ um die „Äquatorlinie“ drücken, damit sich die Schale in zwei Hälften teilt. (Wir werden dann an den Schalenresten sehen, dass die Schale an der richtigen Stelle zerteilt/aufgebrochen wurde.) Als letzter Kraftakt drückt das Küken mit Nackenmuskeln und Beinchen die spitze Schalenhälfte weg.
Der Zeitpunkt wird vom Sauerstoffbedarf des Kükens bestimmt, also dann, wenn seine aktive Atmung einsetzt! (Wie wird so etwas gesteuert? Es gibt so Vieles, was wir Laien nicht wissen.)
Dann kann das Küken erstmals die Heidelberger Luft atmen! Verpasst das Küken diesen Zeitpunkt, erstickt es.
LISELOTTE wird keineswegs diese “Flucht aus dem Ei” unterstützen, beantwortet jedoch manchmal das leise Piepsen aus dem Ei mit aufmunternden “Ack-Zick”-Lauten. Das feuchte, rosige und völlig erschöpft liegende Etwas wird unter der wärmenden Mutter sehr schnell getrocknet und sieht bereits nach wenigen Minuten als schneeweißes wolliges Kleinkind – na, ja! – irgendwie “süß” aus!
(Das “Kindchenschema” der Verhaltensforscher I. Eibl-Eibesfeld & K .Lorenz lässt grüßen!)
Letzte Bruttage
Danke K.!
Nun wird es spannend!
In Italien und auch in Deutschland sind die ersten Küken dieser Saison geschlüpft. WIR konzentrieren uns auf die Heidelberger Wanderfalken und können nicht über andere Nistplätze berichten. Aber wir zählen die Abstände der Legedaten und wissen, dass es nun auch bald hier so weit sein wird!
LISELOTTE ruft nach Abwechslung beim Brüten!
Danke, M.H.!

Brutablösung am Abend
Danke, S.F.!
Außen kalt, innen voller Leben
In den Eiern haben sich die befruchteten Eizellen zu Embryonen verwandelt. Der Nachwuchs in den Eiern ist – heute am 23. Tag nach der Ablage des dritten Ei (Brutbeginn) – inzwischen fast ausgereift und nahezu vollständig entwickelt!
Bereits um den 21. Tag der Brutzeit dreht sich der Embryo in die richtige Position, um die Eischale demnächst zu sprengen. Etwa um den 26. Tag der Brutzeit, 2023 etwa am 11. April, wird der Embryo den Kopf nach rechts unten unter den rechten Flügelstummel drehen, so dass der Schnabel in Richtung der Luftkammer zeigt. (Die Luftkammer kennen wir aus dem hart gekochten Hühnerei.) Der Schnabel drückt so bereits dann gegen die Membran, die den Embryo noch von der Luftkammer trennt. So bewegt sich der Embryo allmählich in die Schlupfposition:
Der große Kopf wird am stumpfen Ende des Eies liegen und die Beine können sich in Richtung spitzes Ende strecken. (Dazu fehlt ihnen jetzt noch die Kraft.) Läge der Kopf im spitzen Ende des Eies, könnte der “Eizahn” auf dem Oberschnabel die Schale nicht am “Äquator” öffnen. In den letzten Tagen vor dem Schlupf ruht das Küken und sammelt seine Kräfte im Nackenmuskel, der die Schalenhälften beim Schlupf auseinander drücken muss. Seine Nahrung, die ihm im Dottersack mitgegeben wurde, hat der Embryo bereits nahezu aufgebraucht, der Kalk für seine zarten Knöchelchen kam aus der Eischale, die nun allmählich dünner geworden ist.
(Wir Ältere erinnern uns schaudernd an die 196o-er/1970-er Jahre, als Pestizide in der Nahrungskette der Greifvögel deren Eischalen so dünn werden ließ, dass diese unter dem Gewicht der brütenden Eltern zerbrachen.)
Der Weg von der befruchteten Eizelle zu einem Lebewesen, – hier bald zu einem winzigen weißen Piepmatz, ist für uns Miterlebende jedes Jahr ein wunderbares Erlebnis!
2019, 2021 und 2022
erlebten wir bereits am 8. April den ersten Schlupf! Dieses Jahr erwarten wir das gegen Ende der kommenden Woche.
Eier, Federn und Bälge – Sammler gefährden die Vogelwelt, liefern Wissen
Die Grundlage unseres Wissens über die Vogelwelt liegt seit dem 19. und 20. Jahrhundert in den riesigen Sammlungen und Beschreibungen von Bälgen, ausgeblasenen Eiern, mit Arsen bestäubten Gefiedern und in Alkohol eingelegten Vögeln in ornithologischen Sammlungen, z.B. in New York, London, Berlin, Senckenberg Museum Frankfurt, Museum Alexander Koenig Bonn, Naumann-Museum, Schloss Köthen, etc.
Die Entstehung solcher Sammlungen ist oft kurios, ich berichte aus dem Buch von Tim Birkhead Birds and us, Penguin Books 2023, S. 232 ff.
Der Bankiersohn Walter Rothschild (1868-1937) kündigte 1875, im zarten Alter von 7 Jahren, seinen Eltern an, er werde beruflich nicht seinem Vater folgen, sondern ein Museum führen. Sein Vater übereignete ihm schließlich den Familiensitz Tring Park, Hertfordshire, dazu 1 Million Pfund (heute etwa 100 Million Pfund) für das sich bis heute erweiternde Naturkundemuseum. Walter, 3. Baron Rothschild, beschäftigte hunderte Forscher, um seltene Vögel weltweit zu finden und zu liefern. Ab 1892 notierte Walter R. mit dem Deutschen Kurator Ernst Hartert seine Erkenntnisse. Der berühmte Vogelmaler Keulemans illustrierte die Beschreibungen, z. B. der höchst seltenen Kasuare aus Neu Guinea und Nordaustralien, von denen 64 lebende Exemplare ! nach Tring geliefert wurden. W.R., E.H. und ein weiterer Kurator lieferten 1 200 Bücher und Artikel, definierten und beschrieben aus ihrer Sammlung von 300 000 Vogelbälgern und 200 000 Eiern 5 000 neue Arten! Sir Walter heiratete nie, “ … but had at least three well-to-do mistresses, the identity of only two of them are known“. Die dritte Geliebte „… known only to be a married ´peeress` ( together with her husband) threatened to make Walter`s affair with her public …“ erpresste ihn über 40 Jahre, bis er ruiniert und gezwungen war, seine Sammlung an das American Museum of Natural History, New York zum Spottpreis von $ 225 000 zu verkaufen, Kurz danach starb 1937 Walter R.
Ornithologie ist unterhaltsam, nicht wahr?
PS. Als vor sieben Jahrzehnten die Bestände des Wanderfalken auf der Nordhalbkugel einbrachen, weil die Eierschalen der Greifvögel immer dünner wurden, konnte man aus solchen Museumsbeständen Zeitreihen von Wanderfalkeneiern messen und auswerten: Je mehr DDT, desto dünner die Schalen. DDT wurde verboten, ein Jahrzehnt zuvor hatten die Entdecker dafür den Nobelpreis Chemie erhalten.
PPS. Und Frauen in der Ornithologie?
Emilie Snethlages (1868 -1929) wurde als eine der ersten Frauen in Deutschland promoviert. Man liest, dass sie in 15 Minuten einen perfekten Kolibri-Balg präparieren konnte. (Kai Spanke in FAZ v. 3. Januar 2023 , S.10)

Im Inneren der beiden Eier
vollzieht sich eine schnelle Entwicklung:
Heute, eine Woche nach Brutbeginn, könnte man bereits die Anlage des Herzens, des Gehirns und Rückenmarks, der Venen und Verdauungsorgane erkennen. All das entsteht aus der Energie des Dottervorrats.
Foto (HMG): Ein Restei aus 2005, aus dem kein Küken schlüpfte. Es wurde zur Untersuchung auf Umweltgifte an eine Universität gesandt. Die bedenklichen Ergebnisse, – Wanderfalken stehen am Ende einer Nahrungskette, liegen mir nicht mehr vor. In Erinnerung habe ich “ … wäre für menschlichen Verzehr wegen hoher Belastung nicht erlaubt!“

Ein Brutwechsel ist immer interessant
und zeigt uns immer die Rangordnung zwischen LISELOTTE und RUPERT. So auch heute:
Der Terzel brütet, das Weibchen kommt. Terzel erhebt sich, manchmal etwas zögerlich und langsam, Weibchen kommt im Wiegeschritt in gebeugter Haltung zum Gelege. Das ist, ich habe das oft zum Balzverhalten der Falken hier notiert, eine Imponier-und Drohhaltung des dominanten Weibchens, die der Terzel ebenfalls flach geduckt mit gesenktem Kopf – als Demutshaltung – spiegelt. Bei ihm fehlt das drohende Auf-sie- Zugehen. Schnell umgeht der Terzel dann seine Partnerin, oft sieht es geradezu nach Flucht aus.
Danke, M.H.!

Ruhige Tage
Zeit und Gelegenheit für uns das schöne Federkleid der Falken zu betrachten: Links die brütende LISELOTTE, rechts RUPERT.
Danke, M.H.!


2024: Ein Zweiergelege!
Der Abstand zur Ablage des zweiten Ei beträgt heute vier Tage. Wenn die Brut, die nun seit Samstag begonnen hat, erfolgreich zum Schlupf führt, so werden wir zwei Küken in diesem Jahr sehen. Wir wissen allerdings nicht, ob die beiden Eier von 2024 befruchtet sind.
Eine Zweierbrut ist völlig normal und wir haben allen Grund zur Freude. Die lange Reihe von erfolgreichen Viererbruten in diesem Nistkasten ist außergewöhnlich: Die durchschnittliche Zahl der ausgeflogenen Jungfalken von erfolgreichen Brutpaaren lag in Baden-Württemberg immer bei 2 Komma- soundsoviel, – in Heidelberg z.B. seit 2017 bei 4,0!
Nun erreichen mich bereits die Anfragen „Warum nur zwei?“ Jede Antwort wäre Spekulation. Es ist, wie es ist. Wie in den Vorjahren, dürfen wir wieder am „wilden Leben mitten in der Stadt“ ohne zu stören teilnehmen. Das ist wieder ein wunderbarer und erstaunlicher Einblick in die Natur.
Wir freuen uns darauf!
Danke, M.H., D.B., M.D.u.a.!


Gute Nachricht!
„Geld ist nicht alles, aber alles ist ohne Geld nichts.“
Von der Kassenführung des Heidelberger NABU – Danke! A.K. – erfahre ich, dass im neuen Falkenjahr 2024 bereits Spenden „für Heiliggeist-Wanderfalken“ (siehe Titelseite) eingegangen sind:
Von Frau B.H.K., erneut von P. und H.R., erneut von Frau M. Sch., von D. und N.K., von Frau Ch.St.-A., erneut von P. und H.R., von Frau J.R., erneut von Frau M.Sch., von Frau D. L., von Frau H.Z. und wie immer monatlich zum dritten Mal von den treuen, verlässlichen P. und H. R. und von Frau M. Sch.!
HERZLICHEN DANK!