Die Grundlage unseres Wissens über die Vogelwelt liegt seit dem 19. und 20. Jahrhundert in den riesigen Sammlungen und Beschreibungen von Bälgen, ausgeblasenen  Eiern, mit Arsen bestäubten Gefiedern und in Alkohol eingelegten Vögeln in ornithologischen Sammlungen, z.B. in New York, London, Berlin, Senckenberg Museum Frankfurt, Museum Alexander Koenig Bonn, Naumann-Museum, Schloss Köthen, etc.

Die Entstehung solcher Sammlungen ist oft kurios, ich berichte aus dem Buch von Tim Birkhead Birds and us, Penguin Books 2023, S. 232 ff.

Der Bankiersohn Walter Rothschild (1868-1937) kündigte 1875, im zarten Alter von 7 Jahren,  seinen Eltern an, er werde beruflich nicht seinem Vater folgen, sondern ein Museum führen. Sein Vater übereignete ihm schließlich den Familiensitz Tring Park, Hertfordshire, dazu 1 Million Pfund (heute etwa 100 Million Pfund) für das sich bis heute erweiternde Naturkundemuseum. Walter, 3. Baron Rothschild, beschäftigte hunderte Forscher, um seltene Vögel weltweit zu finden und zu liefern. Ab 1892 notierte Walter R. mit dem Deutschen Kurator Ernst Hartert seine Erkenntnisse. Der berühmte Vogelmaler Keulemans illustrierte die Beschreibungen, z. B. der höchst seltenen Kasuare aus Neu Guinea und Nordaustralien, von denen 64  lebende Exemplare ! nach Tring geliefert wurden. W.R., E.H. und ein weiterer Kurator  lieferten 1 200 Bücher und Artikel, definierten und beschrieben aus ihrer Sammlung von 300 000 Vogelbälgern und 200 000 Eiern 5 000 neue Arten! Sir Walter heiratete nie, “ … but had at least three well-to-do mistresses, the identity of only two of them are known“. Die dritte Geliebte  „… known only to be a married ´peeress` ( together with her husband) threatened to make Walter`s affair with her public …“ erpresste ihn über 40 Jahre, bis er ruiniert und gezwungen war, seine Sammlung an das American Museum of Natural History, New York zum Spottpreis von $ 225 000 zu verkaufen, Kurz danach starb 1937 Walter R.

Ornithologie ist unterhaltsam, nicht wahr?

PS. Als vor sieben Jahrzehnten die Bestände des Wanderfalken auf der Nordhalbkugel einbrachen, weil die Eierschalen der Greifvögel immer dünner wurden, konnte man aus solchen Museumsbeständen Zeitreihen von Wanderfalkeneiern messen und auswerten: Je mehr DDT, desto dünner die Schalen. DDT wurde verboten, ein Jahrzehnt zuvor hatten die Entdecker dafür den Nobelpreis Chemie erhalten.

PPS. Und Frauen in der Ornithologie?

 Emilie Snethlages (1868 -1929) wurde als eine der ersten Frauen in Deutschland promoviert. Man liest, dass sie in 15 Minuten einen perfekten Kolibri-Balg präparieren konnte. (Kai Spanke in FAZ v. 3. Januar 2023 , S.10)

One Comment

  1. Ruth 7. April 2023 at 19:18 - Reply

    Einfach köstlich!

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