Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.
Das Falkenauge 2
Kann ich davon ausgehen, dass die geneigten Leserinnen und Leser in der Schule aufgepasst haben? Wie bitte? Nur manchmal? – So,so! Dann muss ich die außergewöhnliche Sehkraft des Wanderfalken etwas ausführlicher erklären. WIR stellen das Bild auf unserer Netzhaut scharf, in dem ein Muskelring um unseren elastischen Linsenkörper diesen zusammen drückt – dann sehen wir einen nahen Gegenstand scharf – oder wenn diese Muskeln erschlaffen, unsere Linse flacher und größer wird – dann sehen wir einen fernen Gegenstand scharf. Das misst der Optiker in Dioptrien (reziproker Wert der Brennweite in Meter), also 1 Dioptrie fokussiert ein Objekt in 1 Meter Entfernung, 2 Dioptrien fokussiert in 1/2 m Entfernung u.s.w. Als Kleinkind haben wir 13,5 Dioptrien und erkennen auch kleinste Gegenstände, sind wir 4o Jahre, sind es meist nur noch 6 Dioptrien und wir greifen zur Brille, wenn wir Kleingedrucktes lesen wollen. Wanderfalken können zusätzlich – wie Crampton erforscht hat – mit einem weiteren Muskelring auch die Hornhaut krümmen und verfügen somit über ein zweites Instrument zum Fokussieren. |
Warum sehen die Falkenaugen manchmal weiß aus?

Foto: M.H. 13.06.2025
Wanderfalken schützen ihre Augen – wie fast alle Greifvögel und Eulen – durch ein weiteres Lid, sie besitzen zusätzlich eine Nickhaut. Manchmal können wir das auch hier beobachten, wenn sich diese von unten nach oben über das Falkenauge schiebt. Sie reinigt durch die Befeuchtung die darunter liegende Hornhaut in regelmäßigen Abständen und schützt vor dem Austrocknen des Auges.
Das Falkenauge 1

Im spektakulärem Sturzflug – die Worthälfte -“flug” ist falsch, es ist ja ein Sturz mit angelegten Flügeln – , den sie auf den ersten Dutzend Metern mit kräftigen Flügelschlägen noch beschleunigen, rasen sie in außerordentlich hohem Tempo nach unten!
Man kann gelegentlich auch hier in Heidelberg diesen “stoop” – wie die Angelsachsen sagen – beobachten. Nein, beobachten können wir ihn nicht! Auch einen solchen Stoß zu filmen ist nahezu unmöglich, selbst das Internet kann mit Videos/Filmen kaum aufwarten …
Denn unser langsames Auge – auch der Sucher von Hochgeschwindigkeitskameras – verliert den rasenden schwarzen Punkt, sieht ihn – wenn wir aufmerksam sind – manchmal nach 2 -3 Sekunden tiefer und weit entfernt wieder zur charakteristischen Falkensilhouette aufsteilen: “Ah, da ist der Wanderfalke wieder!” Selten nur habe ich den erfolgreichen Zugriff beobachten können, dagegen viele Fehlstöße! Auch dem Falken fliegen die Tauben nicht in den Schnabel … (Wir kennen das als Sprichwort “Glaubst Du wirklich, hier fliegen einem die gebratenen Tauben in den Mund?”)
(Denn erfahrene Tauben, selbst hervorragende Flieger mit Rundumblick, kippen im letzten Augenblick seitlich ab und retten sich nach unten.)
RUPERT noch immer in der „Vaterrolle“?
Er zeigt ein Verhalten – Nistkastenbesuche, Mulden schieben – , das wir bisher noch nicht nach dem Ausfliegen der Jungfalken beobachten konnten.
Auch im 25. Jahr wird es hier nicht langweilig. Immer wieder sehen wir Neues.


Heute, Kinder, wird`s was geben …
Bereits jetzt zur Tagesmitte füllt sich die Altstadt, auf dem Neckar „parken“ die ersten Boote und Yachten, um gute Sicht auf das traditionelle „Feuerwerk & Schlossbeleuchtung“ zu haben, das ab 22 Uhr die Menschen erfreuen wird.
Es ist für die Wanderfalken, nun erstmals auch für ALBRECHT & SONNI – wie auch für Haustiere und Wildtiere in kilometerweitem Umkreis – ein großer Schrecken! In den ersten Jahren unseres Projekts zur Wiederansiedelung wild lebender Wanderfalken in Heidelberg hatten wir große Sorgen, denn bei den mehrfachen „Schlossbeleuchtungen“ im Sommer hielten sich manchmal im Nistkasten noch nicht-flügge Jungfalken auf! Oder die Jungfalken waren kurz zuvor ausgeflogen und wir sorgten uns um sie.
Am nächsten Morgen war alles vergessen, denn Jung & Alt der Falkenfamilie waren zurückgekehrt und wohlauf. So wird es auch morgen sein.
Foto: Heidelberg Marketing

Vor dem Verzehr der Beute muss das Zugreifen geübt werden
Denn nur in den ersten Tagen nach dem Ausfliegen wird die Beute auf den Turmbalkon der Jesuitenkirche, oder in das „Kapellchen“ der Turmspitze von Heiliggeist geliefert.
Wie lernen das die Jungfalken?
Der Hunger zwingt sie zum frühen Entdecken der Eltern am Himmel, die in großer Höhe demonstrativ Beute herbeitragen. Die jungen Falken fliegen ihnen bettelnd rufend entgegen und versuchen ihnen – oft mit akrobatischen Flugbewegungen – die Beute zu entreißen. Vater oder Mutter machen die Beuteübertragung nicht leicht! Sie steigen ausweichend mit der Beute in den Fängen nach oben. Der hungrige Jungfalke muss im letzten Moment vor seinem Zugriff sich im Flug auf den Rücken legen und von unten nach der Beute greifen! Selbst wenn er Erfolg hat, entreisst sein Geschwister ihm oft die Beute!
Alles ist mit viel Geschrei und Hektik verbunden, auch bei dem nachfolgenden Verzehr auf den Kirchenbalkonen geht es rau und heftig zu. Vor allem, wenn es, wie in den Vorjahren, ein QUARTETT von hungrigen Jungfalken miteinander kämpft!
Anfänglich lassen die Eltern ihre Beute auch absichtlich aus großer Höhe über den Jungfalken fallen, damit diese das Zugreifen lernen und üben. In den vergangenen beiden Jahrzehnten konnten wir mehrfach beobachten, dass dies schon nach wenigen Tagen gelang.
Oft fliegt dann der andere Elternteil in tieferer Höhe , um die Beute noch vor dem Aufschlag auf dem Boden zu „retten“. Er kreist dann mit der Beute – vom hungrigen Nachwuchs verfolgt – hoch und wiederholt die Lektion. 2002 habe ich mit Schülern/Schülerinnen vom „Stückegarten“ der Schlossruine aus einen solchen Unterricht minutenlang beobachten können. Ein unvergessliches Erlebnis!
(Aber es erreichen uns auch Meldungen von tot aufgefundenen, „enthaupteten“ Tauben, die in der Altstadt gefunden wurden, die den noch unerfahrenen Jungfalken aus den Fängen geglitten waren. Nein, die Jungfalken landen nicht auf dem Boden, um eine abgestürzte Beute aufzulesen.)
Es ist heute, zwei Wochen nach dem Ausfliegen, gut möglich, dass die Jungfalken schon selbst Beute greifen und töten können.
SONNI zu Besuch
Danke,D.B.!
RUPERT schon wieder in Balzstimmung?
In den letzten Tagen war er mehrmals im Kasten zugange und schob hier und dort Kuhlen in den Boden.
Danke, M.H.!

Früher Besuch
Bereits um 7 Uhr besuchte heute ALBRECHT mit gut ablesbarer Kennzeichnung T°HC den Nistkasten. Gut für unsere neuen Gäste zu erkennen sind die Kennzeichen eines jungenWanderfalken, die ich gestern beschrieben habe: braunes Gefieder, längsgestreifte Brust.
Danke, D.B.!

Jetzt kann man gut Jung von Alt unterscheiden


BRAUN ist das Jugendkleid der Jungfalken im Gegensatz zu dem eleganten Blaugrau ihrer Eltern. Die kräftige dunkelbraune LÄNGSstreifung an Brust und Bauch zeigen SONNI & ALBRECHT nur im ersten Lebensjahr. Bei erwachsenen Wanderfalken (hier LISELOTTE) sind die weiße Brust und der weiße Bauch mit kleinen schwarzen Federn QUER gebändert.
Fotos: 2025
ALBRECHT zu Besuch
Danke, M.H.!


SONNI zu Besuch
Danke, M.H.!

RUPERT, täglich zu sehen
Danke, M.H.!

Das Paar am 2. August
Danke, M.H. und an andere Gäste!

SONNI zu Besuch
Danke, M.H.!


RUPERT, heute als Poser
Danke, M.H.!

RUPERT schläft
Danke, M.H.!


Das misst der Optiker in Dioptrien (reziproker Wert der Brennweite in Meter), also 1 Dioptrie fokussiert ein Objekt in 1 Meter Entfernung, 2 Dioptrien fokussiert in 1/2 m Entfernung u.s.w. Als Kleinkind haben wir 13,5 Dioptrien und erkennen auch kleinste Gegenstände, sind wir 4o Jahre, sind es meist nur noch 6 Dioptrien und wir greifen zur Brille, wenn wir Kleingedrucktes lesen wollen. Wanderfalken können zusätzlich – wie Crampton erforscht hat – mit einem weiteren Muskelring auch die Hornhaut krümmen und verfügen somit über ein zweites Instrument zum Fokussieren.