Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

8.Feb., 2019

Man hat sich viel zu erzählen

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So sieht es aus, als ich um 16.50 Uhr die Cam 2 einschalte. Vorn steht PALATINA – im Nacken entdecken wir ein weißes Flaumfederchen – an der Rückwand steht ZEPHYR, beide mit geneigtem Kopf hin und her pendelnd. Mit ruhigen Stimmen „zwitschern“ sie sich an, als würden sie sich unterhalten. Dieses – sehr entspannte – Balzverhalten zeigt uns, dass die beiden miteinander vertraut sind. Nach langen Minuten rückt PALATINA ihm näher, da sucht ZEPHYR doch schnell das Weite.  PALATINA zieht kurz mit dem Schnabel Steinchen und stellt sich außen auf die Abflugstange. Wir haben sie lange Monate nicht aus der Nähe betrachten können: Nun ist die rote Farbe ihrer Beringung fast ganz zu einem gelblichen Ton ausgebleicht. Beide sind in einer guten Verfassung.

Nun können wir uns auf eine zunehmende Zahl von Besuchen der beiden freuen!

 

8.Feb., 2019

In Memoriam Dr. Tom Cade 1928-2019

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Vergangenen Mittwoch starb Tom Cade, der sich um die Wiederansiedelung des Wanderfalken, der in den 1970-er Jahren auch in Nordamerika (im Ostteil des Kontinents) ausgerottet war, große Verdienst erworben hat. Er war u.a. auch Gründer des The Peregrine Fund, der in einem umfangreichen und kostspieligen Zuchtprogramm über lange Jahre eine große Zahl von Wanderfalken züchtete und diese in die Freiheit entließ.

Diese beiden Dokumentationen s.u., die er mit anderen Autoren verfasste, gehören zum Kanon der bedeutenden Wanderfalkenbücher.

PS. Ich lernte daraus: Ist eine Art einmal in weiten Gebieten ausgerottet und verschwunden, so  benötigt man über einen langen Zeitraum sehr viel Geld und eine große Anstrengung von Fachleuten und Ehrenamtlichen, um diese Art wieder anzusiedeln. In Deutschland gelang die Rettung des Wanderfalken „in letzter Minute“. Ich bin froh, dass die AG Wanderfalkenschutz zwischen 1965 und heute, hierzu – mit anderen Artenschützern  und Organisationen – wertvolle Arbeit geleistet hat. Dazu gehören auch die 20 Jahre Wiederansiedelung des Wanderfalken in Heidelberg.

 

8.Feb., 2019

Helle und dunkle, große und kleine Wanderfalken

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Es gibt bei der Unterscheidung der einzelnen Unterarten des Wanderfalken, die  ja – wie gestern berichtet – fast über den ganzen Erdball verbreitet sind, weitere Anpassungen an Klima und Umwelt:

So sind nach der Bergmann`schen Regel die miteinander verwandten Arten in kalten Regionen im Allgemeinen größer und kompakter als in warmen Regionen.Nach der Gloger`schen Regel ist die Melaninbildung bei Arten, die in feucht-warmen Gebieten leben, stärker als jene in trocken-kalten Gebieten. Diese Arten erscheinen uns also in dunklerer Färbung.

Wenn wir die Bilder von Wanderfalken aus solchen Regionen betrachten, sage ich als Laie: Ja, arktische Wanderfalken scheinen größer zu sein, tropische Wanderfalken eher farbiger und dunkler…

7.Feb., 2019

Wanderfalken sind Meister der Anpassung

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Wanderfalken leben auf allen Kontinenten, mit der Ausnahme der Antarktis, die für Vogeljäger wohl nicht geeignet ist. Auch auf Island soll es keine Wanderfalken geben, obwohl dort Gerfalke (Falco rusticolus)  und Merlin (Falco columbarius) als „Kalt-Wetter-Falken“ leben! Weitere abgelegene Inseln im Pazifik oder Atlantik sollen ebenfalls frei von Wanderfalken sein.

An den Entfernungen zum Festland kann es eigentlich nicht liegen und Vögel als Nahrung gibt es an allen Küsten. Vielleicht ist die deutlich erkennbare Philopatrie der Wanderfalken eine Ursache?  Wir Menschen sagen statt Philopatrie meist „Vaterlandsliebe“. Bei den Wanderfalken heißt das, sie brüten gerne dort immer wieder, wo sie bereits erfolgreich gebrütet haben. Auch die Nachkommen bleiben bei philopatrischen Arten in der Nähe ihres Geburtsortes. Im Verlauf der langen Evolution der Vögel – Wanderfalken gibt es schon zig-Millionen Jahre länger auf der Erde als uns Menschen – haben sich die Wanderfalken sehr gut an ganz unterschiedliche Klimazonen, Wüsten, Gebirge, Küsten, Wälder und Städte angepasst. Die Taxonomen,z.B. White et al. (2013), unterscheiden in Europa  beim Wanderfalken (Falco peregrinus) F.p., F.p.brookei,, in Afrika F.p.minor, in Südasien F.p. babylonicus, F.p.peregrinator, F.p.radama, F.p.ernesti, in Ostasien F.p.calidus, F.p. japonensis,F.p.harterii, in Nordamerika F.p.tundrius, F.p.anatum, F.p. pealei, in Südamerika F.p.cassini u.s.w.

Selbstverständlich wollen manche Ornithologen weitere Unterarten erkannt haben, manche Unterarten verschwinden auch wieder aus den Fachbüchern. Die Genforschung klärt inzwischen  die  Zuordnungen, der Heidelberger Forscher Prof. Michael Wink hat zum Stammbaum der Vögel bedeutende Erkenntnisse beigetragen.

6.Feb., 2019

Danke für den Happen!

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könnte PALATINA sagen, als sie gestern blitzschnell diese winzige „Morgengabe“ von ZEPHYR davon trug.

ZEPHYR schaut ihr nach, wir erkennen die rote Beringung an den Fängen von PALATINA.

Danke, Krystyna!

6.Feb., 2019

So schade!

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Selbstverständlich sind wir alle zufrieden, in welcher Qualität wir heute  die Heiliggeistfalken zeigen können! Das Bild aus dem  Nistkasten war in den ersten Jahren nur mit Videokameras in Schwarz/Weiß und nur kurzzeitig auf Band zu nehmen. Auch die Übertragung in das Internet gelang nur in schwankender Qualität über Funk.

Die freundliche Förderung durch die Stadtverwaltung und Spenden erlaubt uns heute hohe Qualität. Wir können aber die spektakulären Flüge von PALATINA und ZEPHYR, die jetzt in der Balz hoch über Heidelberg stattfinden, nicht zeigen. Das ist schade, aber nicht möglich. ZEPHYR zeigt gewissermaßen in einer territorialen Flugschau seiner Partnerin: „Hier lässt es sich gut leben! ICH kann dich und den Nachwuchs mit Nahrung versorgen. Schau mal, wie akrobatisch ich fliegen und jagen kann! Appetit? Hier ist ein Happen! Komm mit in den Kasten! Ideal zum Brüten! Du erinnerst Dich!“  – So etwa verläuft die Balz in Menschensprache dargestellt, was natürlich albern von mir ist…

Diese akrobatischen Flüge sind kaum zu filmen! Obwohl der Wanderfalke in allen seinen Äußerungen eine Ikone der Vogelwelt ist und wir in den Tiefen des Internet und der Literatur abertausende von Fotos finden, gibt es nur selten gute Filmaufnahmen seines Flugs, seiner Jagd oder seiner Balzflüge.

Dieser Anblick ist nur in der offenen Landschaft, am freien Himmel  und dem glücklichen Augenblick zu verdanken. Wer es je beobachten konnte, wird das nie vergessen!

 

 

Foto:  AURORA (Bernd Zoller, 2004)

6.Feb., 2019

Wanderfalken auf dem Meer

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Das erwartet man eigentlich nicht. Aber schon im bekanntesten Falkenbuch (Kaiser  Friedrich II. de arte venandi cum avibus, um 1250), das sich einmal auf der Empore der Heiliggeistkirche befand, finden wir dieses hübsche Bild: Ein wandernder Falke ruht sich auf einem Schiff aus. s.u.

Roger & Leatherwood (1981) waren auf einem der beiden Schiffe der US National Oceanic and Atmospheric Administration nahe eines kleinen Atolls im Pazifik 2.600 km westlich von Costa Rica und 2.600 km nord-westlich der Galapagos-Inseln. Zwei-einhalb Tage nach einem Sturm aus Nordwest landeten ein Wanderfalke und zeitgleich ein Fischadler auf den beiden Schiffen.Die beiden Biologen beobachteten zunächst eine Auseinandersetzung der beiden, wer den höheren Mast der Schiffe (19 m und 25 m) als Ruheposten besetzen durfte. Der Falke dominierte den Adler. Im Direktflug – nicht im Stoßflug – griff nun der Wanderfalke Leach`s petrels (Oceanodroma leucorhoa),-  auf Deutsch Wellenläufer – eine kleine Sturmvogelart an. Von 11 Angriffsflügen waren acht erfolgreich, die Vögel wurden oberhalb der Wasserfläche geschlagen. Den sonst üblichen Stoßflug vermied der Wanderfalke, kein Wunder bei hohem Wellengang. Der Fischadler griff  sich dagegen Fische aus dem Pazifik und blieb vier Tage auf seinem Schiff, der Wanderfalke fünf Tage auf seinem.

Dieser Bericht zeigt, wie gut sich Wanderfalken an das Angebot von möglichen Beutevögeln anpassen,  dass sie über große Entfernungen Flüge wagen und dass sie ihre Jagdmethode nach  der  Situation wählen.(aus Richard Sale Falcons, (2016) S. 131)

In den Vorjahren berichtete ich hier im Tagebuch, dass z.B. kanadische Wanderfalken auf ihrer Jahreswanderung entlang der Ostküste des Kontinents nach Mittel- und Südamerika  und zurück nicht immer ihren Beutevögeln entlang der Küstenlinie folgen, sondern auch direkt über offenes Meer und Kuba „abkürzen“.

 

5.Feb., 2019

PALATINA am 5. Februar 2019

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Zunächst Gefiederpflege, dann kurze Visite im Nistkasten. ZEPHYR kommt mit Brautgeschenk, das sie ihm – wie erwartet – blitzschnell entreisst. Nun beginnt offensichtlich die Balz der beiden und ihre gemeinsame Besuche werden nun häufiger werden.

Danke, Krystyna!

3.Feb., 2019

Friert ZEPHYR dort oben?

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Nein, er friert nicht.

Wanderfalken leben und brüten auch nahe der Arktis, also z.B. in Alaska oder Grönland, wo es meist kälter und windiger ist als bei uns in Mitteleuropa.

Wenn es ZEPHYR zu kühl wird,  plustert er sein Gefieder etwas auf. So wird dann die isolierende Schicht zwischen dem Untergefieder und den schützenden Deckfedern dicker und seine Haut bleibt warm. Ähnlich können wir das auch bei dem Wassergeflügel auf dem kalten Neckar sehen, auch deren Haut bleibt trocken. Tatsächlich sieht ZEPHYR im Kasten, falls es kalt ist, immer etwas massiger aus. Weil er sein Gefieder aufgeplustert hat.

Der dicke Kropf, den wir hier unten an  ZEPHYR sehen, hat nichts mit der Kälte zu tun, sondern kommt von einer ausgiebigen Abendmahlzeit.  Dort oben ist es in der Tat oft s…kalt und heute liegt noch ein strammer Ostwind auf dem Nistkasteneingang. Vielleicht hat er deshalb in den letzten Nächten bis zum Morgen  seine Position nach links verlagert?

Danke, Coriena!

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Eine trüber Dezembertag wartet auf ZEPHYR

ZEPHYR steht in manchen Nächten in der nordöstlichen Ecke des Nistkastens, in anderen Nächten in der südöstlichen Ecke.  Zufall? Gibt es einen Grund?

Als ich gestern mit dem Auto die Theodor-Heuss-Brücke über den Neckar querte, bemerkte ich an den Flaggen der Masten den strammen Ostwind, der  – wie ich aus eigener Erfahrung weiß – dort oben im Turm direkt und deutlich kräftiger als am Boden in den Nistkasten drückt.

Vielleicht weicht ZEPHYR dem Wind aus.

Nein, er friert nicht, sein Federkleid schützt ihn bestens. Wanderfalken leben auch in wesentlich frostigeren Gegenden, z.B. in Grönland, Alaska, Sibirien.

Danke, K.!

https://youtu.be/A-0GSrm2E3k

06. Dezember 2021|0 Kommentare

„Man nehme …

Das liest sich wie in einem Rezeptbuch, denke ich, als ich in dieser kleinen Broschüre aus dem Jahr 1946 blättere, die ich heute zwischen meinen Büchern entdeckte.

Es ist die Anleitung eines Kollegen ( seinerzeit Lehrer an einem  Gymnasium im nahen Weinheim/Bergstraße) über das „Abtragen“ von Greifvögeln, also an die Gewöhnung von ausgehorsteten Jungfalken an die „Jagdkumpanen“ Mensch und Jagdhund.

Ich lese:

“ Ein abgetragener Falke. Schön und gut, aber woher nehmen? Um einen Falken abzutragen muß ich ihn zunächst einmal haben. … Am sichersten ist also das Aushorsten..“

Die Schlüsselworte sind: „nehmen-haben-aushorsten“

Woher „nahm“ der Kollege Feininger bei seinen „Probleme des Lebens“ die Falken? Ob er an den Felsen im  Neckartal junge Falken aushorstete? Vielleicht sogar am Heidelberger Schloss?

Wie schön, dass diese Zeiten – fast – vorbei sind! Wanderfalken werden heute für falknerische  Nutzung gezüchtet.

Wie schön, dass PALATINA und ZEPHYR ihren Nachwuchs in die Freiheit entlassen, nicht wahr?

02. Dezember 2021|0 Kommentare

ZEPHYR, zur Zeit ein Spätaufsteher

Gut zu erkennen, wie er – kurz vor dem Start zum Jagdflug für sein Frühstück – ein Gewölle (Speiballen) auswürgt. Das sind unverdaulichen Nahrungsreste (Knochen, Federn) seiner Abendmahlzeit. Wir sehen diese bei  den Nachtaufnahmen der Cam 2  als längliche schwarze Klumpen im Sand des Nistkastens liegen.

Danke, K.!

02. Dezember 2021|0 Kommentare

PALATINA am 29.11.2021

Wie in den Vorjahren, lässt sich auch in diesem November PALATINA nur selten am Nistkasten blicken.  Aber  D.B. hat sie an ihrer Beringung erkannt!

Danke, M.H. und D.B.!

29. November 2021|0 Kommentare

Guten Morgen!

Hier können wir  das Erwachen von ZEPHYR zu einer Tageszeit – wo ich noch nicht „Falken-Gucken“ gehen kann – verfolgen! Heute hinaus in den Schneeregen!

Igitt!

Danke, K.!

29. November 2021|0 Kommentare
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