Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

24.Apr., 2020

ELIZABETH – SOPHIE – OTTHEINRICH – FRIEDRICH

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Die Namen der jungen Wanderfalken erinnern  in diesem Jahr an historische Personen, die mit ihrem protestantischen Glauben in Heidelberg, in der Kurpfalz und weit darüber hinaus religiöse Menschen geprägt haben.

Die Heiliggeistkirche (erbaut 1398 -1515) war Grablege der Kurfürsten von der Pfalz und beherbergte die berühmte Bibliothek der Kurfürsten mit dem Falkenbuch des Stauferkaisers Friedrich II.

Die Kirche hat eine wechselvolle konfessionelle Geschichte. In diesem Jahr haben wir vier berühmte Personen gewählt, die mit der protestantischen Geschichte dieser Kirche, dieser Stadt und der Kurpfalz verbunden sind.

ELIZABETH – Ich habe ihren Namen in ihrer Muttersprache  übernommen, denn so hat sie auch ihr langes Leben unterzeichnet –

ELIZABETH Stuart, 1596-1662, englische Prinzessin, heiratete 1613 Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, der als Winterkönig in Böhmen scheiterte. Sie ging mit ihm ins niederländische Exil, wurde früh Witwe mit 13 Kindern (!) und war mit deren Karriere bis an ihr Lebensende erfolgreich beschäftigt. Wir Heidelberger haben kürzlich die wunderschöne Ausstellung  „Königskinder“ in unserem Kurpfälzisches Museum in bester Erinnerung.

24.Apr., 2020

Der Falkennachwuchs 2020 ist beringt und trägt Namen

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Die Küken wurden heute vom Beauftragten des Max-Planck-Instituts für Vogelkunde (Vogelwarte Radolfzell) Dr. M. P. mit der Assistenz von Dr. KF.R., – beide selbst Namenspaten von Heiliggeist-Wanderfalken der Vorjahre – und mir beringt.  Die Aktion gelang wieder einmal in kurzer Zeit, denn unser Team hat jahrzehntelange Erfahrungen mit der Beringung von Wanderfalken.

Bei der Entnahme gab es, wie von uns erhofft, lautes Protestgeschrei und mit Klauen und Schnabel wurde nach unseren Fingern gehackt und gegriffen! Die Gesundheit und Vitalität des Quartetts zeigten sich uns so zu unserer Freude. Wir entdeckten unter den Flügelstummeln keine Zecken, Federlinge oder Läuse,- keine Selbstverständlichkeit. Als alle im Körbchen saßen, kam das schwarze Tuch darüber und das Geschrei verstummte. Nacheinander wurden die Küken hervor geholt und beringt. Am linken Ständer mit dem Ring der Vogelwarte und am rechten Ständer mit dem schwarz-weißen Kennring, der Buchstaben trägt, damit der Falke zukünftig individuell erkannt werden kann. Schnell noch ein Foto, Tuch darüber und zurück in den Nistkasten! Who is who? Heute ist  es relativ leicht zu erkennen. Die zwei Kleinen sind Terzel und die zwei Großen sind Weibchen.

 

23.Apr., 2020

Statt einem Blick auf den Nachwuchs

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über Cam 1 und 2, der mir auch heute nicht gelingt, freue ich mich dank der Cam 3 über die prächtige PALATINA – hier gut erkenntlich an der Beringung an beiden Ständern. Trotz der nimmersatten Küken zeigt sie uns ihren vollen Kropf, also ist auch sie satt geworden. Wie immer beobachtet sie den Luftverkehr über dem Neckartal. Die vier Küken werden nun die meiste Zeit allein im Nistkasten zurück gelassen. Aber dennoch haben die Eltern ein scharfes Auge auf den Nistksteneingang und würden zum Angriff starten, falls das nahe Nilganspaar einen neuen Eroberungstestflug starten würden.

23.Apr., 2020

Das Auge des Falken 4

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Da war doch im Bio-Unterricht – kurz bevor uns die  Äuglein zufielen – irgend etwas mit “gelber Fleck” auf der Netzhaut? Vergessen? Na, gut: Die Fovea ist eine trichterförmige Vertiefung auf unserer Netzhaut (Die prüft unser Augenarzt, wenn er unseren Augenhintergrund betrachtet!), an der die Sinneszellen besonders dicht gepackt sind. 50% unserer Sehnerven führen von dieser Stelle in das Gehirn! WIR haben dort etwa 200 000 Sinneszellen pro Quadratmillimeter, der Wanderfalke über eine Million! Allein das verleiht ihm – schätzt man – eine achtfach höhere Leistungsfähigkeit im Vergleich zu unserem Auge. Taggreifvögel haben eine zweite, temporale Fovea neben der tief liegenden Fovea. Sie sorgt für eine binokulare Sicht in Zusammenarbeit mit der monokularen Scharfsicht der trichterförmigen Fovea! Wanderfalken sehen deshalb mit EINEM Auge besonders scharf! Wie oft haben wir schon hier im Kasten ganz verdrehte Falkenköpfe gesehen, wenn die Jungen oder Alten mit einem Auge etwas – z.B. eine Fliege auf einem Beuterest –  betrachteten! Ebenso wundern sich Beobachter, wenn bei Jagdflügen Wanderfalken  der Beute nicht geradlinig nachfolgen, sondern aus einem Winkel  die Beute anjagen, in dem sie die Beute nur mit einem Auge sehen. Sie können auch mit EINEM Auge sehr gut fokussieren! (Das können übrigens auch Schwalben und  Mauersegler.)

“Da war doch noch was mit Stäbchen und Zapfen …” – Gut aufgepasst! – : Von den zapfenförmigen Sehzellen – für Farben zuständig – verfügen Wanderfalken über vier, vielleicht auch fünf Arten, wir Menschen nur über drei!

Das bedeutet, dass Wanderfalken über ein völlig anderes und ausgeprägteres  Farbsehen verfügen! (Wir kennen das von den Insekten, inzwischen weiß man, dass auch Fische, selbst Schildkröten, ein weit höher entwickeltes Farbsehen haben als die Säugetiere.)

Wir Menschen, mit “schlechter” Farbsicht und “wenigen” Sinneszellen im Auge ausgestattet, lassen uns im Kino schon mit der Abfolge von 25-30 “stehenden” Fotos pro Sekunde als “Film” übertölpeln, ein Wanderfalke mit etwa 10-fach größerer Sehstärke und uns unbekannter Farberkennung würde da nur eine “langsame” Abfolge von Fotos in schwächlicher Färbung sehen.

Das ist von mir aus verschiedenen Quellen angelesen! Das eigentliche Staunenswerte spielt sich im Gehirn des Falken ab. Und da weiß man wohl noch wenig.
22.Apr., 2020

Das Auge des Falken 3

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Kann ich davon ausgehen, dass die geneigten Leserinnen und Leser in der Schule aufgepasst haben? Wie bitte? –  So so! Dann muss ich die außergewöhnliche Sehkraft des Wanderfalken etwas ausführlicher erklären.  WIR stellen das Bild auf unserer Netzhaut scharf, in dem ein Muskelring um unseren elastischen Linsenkörper diesen zusammen drückt – dann sehen wir einen nahen Gegenstand scharf – oder wenn diese Muskeln erschlaffen, unsere Linse flacher und größer wird – dann sehen wir einen fernen Gegenstand scharf. Das misst der Optiker in Dioptrien (reziproker Wert der Brennweite in Meter), also 1 Dioptrie fokussiert ein Objekt in 1 Meter Entfernung, 2 Dioptrien fokussiert in 1/2 m Entfernung u.s.w. Als Kleinkind haben wir 13,5 Dioptrien und erkennen auch kleinste Gegenstände, sind wir 4o Jahre, sind es meist nur noch 6 Dioptrien und wir greifen zur Brille, wenn wir Kleingedrucktes lesen wollen. Wanderfalken können zusätzlich – wie Crampton erforscht hat – mit einem weiteren Muskelring auch die Hornhaut krümmen und verfügen somit über ein zweites Instrument zum Fokussieren. Wir ahnen, dass Wanderfalken sehr gut in die Ferne sehen können, um Vögel aus großer Ferne anzujagen. Wir sahen aber heute, dass PALATINA winzige Nahrungsteile auf dem Boden erkennt und aufpickt. Auch die Küken können bereits jetzt sehr gut in der Nähe sehen.
22.Apr., 2020

2020 ist der Nistkasten besonders sauber

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Mir fällt auf, dass in diesem Jahr – schon ist fast die Hälfte der Nestlingszeit vorüber ! – der Boden des Nistkastens noch immer recht sauber ist. Soeben beobachtete ich PALATINA, wie sie den Boden absuchte und noch kleine Reste verzehrte. Von den Beutevögeln bleibt nie etwas Verwertbares übrig, „Müll/Abfall“ in unserem Sinn gibt es nicht.

 

22.Apr., 2020

Ach, wie schade!

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„Immer wenn ich in den Nistkasten schauen will, sind die Webcams belegt!“

Das höre ich oft und auch mir geht es nicht anders. Nur am frühen Morgen oder späten Abend komme auch ich endlich mal zum „Falken gucken“. Dabei sehe ich unten auf dem Zähler, dass doch nur 20 Menschen  gerade zugreifen …

Schade, sehr schade!

Erfreulicherweise stellen mir die Falken- Patinnen C. und K. immer wieder YouTube -Mitschnitte zur Verfügung, die ich dann in das „GängsTagebuch“ stellen darf/kann.Auch bei Facebook Wanderfalken Heidelberg stellt f. immer wieder Video-Mitschnitte ein, Herzlichen Dank! So können wir alle wichtige Momente miterleben.

Wir haben während dieser Monate die Zugriffsrate auf 300 gleichzeitige Zugriffe auf die Webcams  erhöht! Offenkundig reicht das nicht aus. Unsere Website ist mit einigen Wanderfalken-Websites im In-und Ausland verlinkt, daher kommen wohl viele Zugriffe. Prima! Wir freuen uns darüber!

Die 300 gleichzeitigen Zugriffe kosten mehrere hundert EURO monatlich und werden uns  vom NABU -Baden-Württemberg erstattet. Herzlichen Dank nach Stuttgart!

Die restlichen Monate werden vom Spendenkonto „für Heiliggeist-Wanderfalken“ des NABU Heidelberg getragen, s. Titelseite unserer Website! Herzlichen Dank an die treuen Spenderinnen und Spender!

Nächstes Jahr werde ich wohl mit dem Landes-NABU und dem Heidelberger NABU-Sonderkonto „für Heiliggeist-Wanderfalken“ eine Misch-Finanzierung planen und bei unserem Server die Zugriffszahl weiter erhöhen.

 

21.Apr., 2020

Das Auge des Falken 2

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Das ist ja wohl kein Zufall, dass moderne Vogelbücher ausgerechnet den Kopf eines Wanderfalken und nicht seine komplette Figur als Titel auswählen! Das hat mit der Faszination seiner Augen und seines Blicks zu tun: „She outstares you!“  sagte mir einmal ein Besucher am Spionloch des Nistkastens, als AURORA seinen Blick durch das winzige Loch bemerkte.

Wanderfalken erkennen, beurteilen, jagen ihre Beute aus großer Entfernung, oft aus einigen hundert Metern Entfernung und aus beträchtlicher Höhe an!
Im spektakulärem Sturzflug, die Worthälfte -“flug” ist falsch, es ist ja ein Sturz mit angelegten Flügeln –  den sie auf den ersten Dutzend Metern abwärts mit kräftigen Flügelschlägen noch beschleunigen! So rasen sie in außerordentlich hohem Tempo nach unten auf die Beute zu!
Man könnte gelegentlich, aber selten, auch hier in Heidelberg diesen “stoop” – wie die Angelsachsen sagen – beobachten. Nein, kontrolliert beobachten können wir ihn nicht! Auch einen solchen Stoß zu filmen ist nahezu unmöglich, selbst das Internet kann mit Videos/Filmen kaum aufwarten …
Denn unser langsames Auge verliert den rasenden schwarzen Punkt, sieht ihn – wenn wir aufmerksam sind –  manchmal nach 2 -3 Sekunden tiefer und weit entfernt wieder zur charakteristischen Falkensilhouette aufsteilen: “Ah, da ist der Wanderfalke wieder!” 
Nur ein-zweimal  habe ich den erfolgreichen Zugriff beobachten können, dagegen einige Fehlstöße! Auch dem Falken fliegen die Tauben nicht in den Schnabel … (Wir kennen das als Sprichwort  “Glaubst Du wirklich, hier fliegen einem die gebratenen Tauben in den Mund?”) Man liest in den Büchern, dass nur jeder dritte oder vierte Versuch erfolgreich sei.

Was bedeutet dieser rasende Sturz, der sicher nahe an 200 km/h – oder sogar noch schneller? – heran reicht, für das große Falkenauge? Es muss beim “stoop” offen (!)  bleiben! Denn das Gehirn muss dabei fortlaufend die schwindende Distanz “berechnen”, die flüchtende, sich bewegende Beute im Raum verfolgen und die eigene Muskelbewegungen der eingeklappten Schwingen koordinieren.
Wollen WIR das mal ausprobieren?
Bitte sehr:  Also bei 200 km/h auf der Autobahn  das Gesicht – nur der Beifahrer bitte! – aus dem Fenster in den Fahrtwind halten und 3 Sekunden die Augen offen halten! Nein, besser doch nicht…  Die Handfläche reicht auch, um uns den Luftwiderstand zu zeigen.
Fragen über Fragen stellen sich uns!
Wenn ein Staubkorn, eine Fliege, Wassertropfen das Falkenauge dabei trifft? Tränen die Augen? Wie halten sie den Anpressdruck der Luft aus? Wie stellt sich das Auge  so schnell auf die rasend wechselnde Entfernung  und Hell-Dunkel-Werte ein?

 

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Der schnellste Vogel in der Luft?

Das werde ich oft gefragt: Ist der Wanderfalke der am schnellsten fliegende  Vogel? So steht es in den Medien und man liest es in Vogelbüchern und es ist eine der häufigsten Fragen, die man mir stellt: Wie schnell fliegt der Wanderfalke?

So genau weiß man das nicht und ich halte auch wenig von solchen Rekorden und Vergleichen.

Ich greife auf die jüngsten Veröffentlichung (2018) zurück, jene von Giacomo del’Omo, der dem römischen Wanderfalken-Terzel  SETI 2017 einen GPS-Sender auf den Rücken befestigen konnte und so Daten sammeln konnte :

SETI ruhte 90% des Tages und flog mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h. Die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei ihm bei 192 km/h, wobei wohl die GPS-Messung an ihre Grenzen kam. Was fand ich 2004 bei einer Suche in der Fachliteratur?

Die Geschwindigkeit im Horizontalflug beträgt beim Wanderfalken etwa 64 bis 88 km/Std. (White et al. 2002). Die höchste Geschwindigkeit eines wilden Wanderfalken, der im Horizontalflug flach über der arktischen Tundra jagte, wurde mit Zielfolgeradar aus einem nachfolgenden Hubschrauber mit 113 km/Std. gemessen (White und Nelson, 1991). Ken Franklin (1999) erwähnt einen menschengeprägten Wanderfalken, der einem Kleinflugzeug mit 120 km/Std. Fluggeschwindigkeit in 3.659 m Flughöhe folgen konnte.  FRITZ, ein Vorgänger unseres Terzels ZEPHYR,  trug – leider! – mehrfach auch sehr schnell fliegende und flinke Vögel wie Mauersegler in unseren Nistkasten ein.  Die englischsprachige Literatur zum Wanderfalken schätzt die Höchstgeschwindigkeit im Horizontalflug zwischen 110 und 120 km/Std.  Ein flügelschlagender Wanderfalke ist also etwa so schnell wie ein Gepard, der bei der Jagd in der flachen Serengeti für wenige Sekunden diese Geschwindigkeit erreicht.

 

03. Mai 2022|0 Kommentare

Herzlichen Dank!

Verlässlich erhalte ich zum Monatsende von der Kassenführung des NABU Heidelberg  – danke A.K.! – Nachricht über den Spendeneingang für das Projekt „Wiederansiedelung wild lebender Wanderfalken in Heidelberg“:

Im April 2022 spendete Frau G.T. , Herr T.S., Herr B.K., Frau D.L., das Paar P.und A.B. und Frau M.H.!

Herzlichen Dank in unser aller Namen!

Danke, B.P.!

02. Mai 2022|0 Kommentare
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