Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

5.Juni, 2020

Besuch der echten Turmfalken

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Das ist wieder einmal ein Tag zum erstaunten Kopfschütteln! Ich grübele: Lesen Falken mein Tagebuch oder meine Gedanken? Gestern verglich ich in meinem Tagebucheintrag  die beiden – sehr verschiedenen – Arten und prompt zeigen sich uns heute beide zum direkten Vergleich. Gestern Abend PALATINA auf der Anflugstange und heute morgen zwei Turmfalken!

Danke , A.Sch.!

 

4.Juni, 2020

Wanderfalken und ihre Verwandtschaft

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Oft verwechseln Menschen, die mich ansprechen,  Falco peregrinus und Falco tinnunculus,  also den Wanderfalke mit dem Turmfalken. „Herr Gäng, wie geht es den Turmfalken auf Heiliggeist?“ Wenn ich dann antworte, dass es dort keine Turmfalken gibt und es richtig stelle, erhalte ich meist die Antwort „Ach, das ist doch dasselbe! Falken, die auf einem Turm leben, sind Turmfalken.“

Nun ja. Ich verzichte dann meist auf die Belehrung, dass es zwei völlig verschiedene Vogelarten sind.

Hier und heute erlaube ich mir doch mal wieder eine Lektion:

Wanderfalken sind weniger mit Greifvögeln verwandt, sondern eher mit Papageien und Sperlingsvögeln!  (Nein, ich scherze nicht!)

An der Universität Heidelberg gibt es selbstverständlich intensive Forschung,  aktuell z.B. zu Covid-19  bei Kindern. Es gibt hier auch intensive  Forschung zur Evolution der Vögel.

Die DNA-Analysen von Zellen unserer Wanderfalkenküken haben dazu beigetragen! In einigen der vergangenen Jahre haben Mediziner bei der Beringung der Jungfalken auf Heiliggeist Gewebeproben – nicht nur wegen der Vogelgrippe – entnommen. Über das Institut für Pharmazie und Molekulare  Biotechnologie IPMB der Universität erfuhren wir bereits 2012 von Prof. Dr. Michael Wink die erstaunlichen Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung (Forschungsmagazin Ruperto Carola 1/12, S. 36 ff. www.uni-heidelberg.de/presse/ruca):

“Heute existieren auf der Erde 10 300 Vogelarten; 5 700 davon entfallen auf die Ordnung der Sperlingsvögel, die man in über 30 Ordnungen und 2 000 Gattungen zusammenfasst. … Die amerikanische Molekularbiologin Shannon Hacket und ihre Mitarbeiter veröffentlichten im Jahr 2008 in der Zeitschrift “Science” eine neue Systematik der Vögel, die sich auf die Analyse der DNS-Sequenzen von 19 Genen aus dem Genom aller wichtigen Vogel-Familien stützt. Dieser Stammbaum der Vögel wird gegenwärtig als die beste Phylogenie-Hypothese angesehen. … Die Neuweltgeier wurden früher zu  den Störchen gestellt. Den neueren Daten nach sind sie offenbar doch Greifvögel. Und die Falken, die man üblicherweise mitsamt den übrigen Greifvögeln zu den “Falconiformes” vereinigte, sind vermutlich eher mit den Papageien verwandt. Papageien bilden die Schwestergruppe der Sperlingsvögel. Die Dreiergruppe aus Falken, Papageien und Sperlingsvögel wurden in einer kürzlich veröffentlichten Arbeit als Verwandtschaftsgruppe bestätigt und neu als “Eufalconimorphae” bezeichnet.”
Nachtrag:
Immer wieder lese ich das Wort  „Raubvögel“. So bezeichnete man in längst vergangenen Jahren die Greifvögel (Beutegreifer nannte man vormals „Raubtiere“), als die Natur in all ihren Erscheinungen als dem Menschen untertan, nützlich oder schädlich gesehen wurde. Tiere, die Jahrmillionen vor uns bereits auf der Erde lebten, „rauben“ uns nichts, sondern ernähren sich so, wie die Natur sie geschaffen hat. Sie sind keine Diebe oder Räuber.
30.Mai, 2020

ZEPHYR und PALATINA am 29. Mai

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Ja, ist denn schon wieder Balzzeit?

Wir konnten es bereits im Gästebuch lesen, hier sehen und hören wir ein Verhalten der beiden, das wir eigentlich immer nur im FEBRUAR sehen!

Das ist erstaunlich und passt gar nicht in die Zeit, an der anderenorts die Küken der Wanderfalken noch weiß & kuschelig in den Nistkästen sitzen oder gerade erst beringt werden.

Danke, K.!

30.Mai, 2020

Und wie schnell ist der Wanderfalke im Sturzflug?

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Diese Frage ist noch beliebter als die vorausgehende, aber auch sehr umstritten. Die Schätzungen der Fachleute reichen von vorsichtigen 250 km/Std. (Dieter Rockenbauch, 2002) bis zu 480 km/Std.(White et al. 2002). Theoretisch könnte ein Vogel von der Größe und Tropfenform eines senkrecht herabstoßenden Wanderfalken etwa 365 bis 381 km/Std. erreichen (Orton, 1975), die Anziehungskraft auf einen 500-g-Terzel könnte diesen auf 90 m/sec und ein 1100-g-Weibchen auf 100 m/sec beschleunigen (Tucker et al. 1998).

Das sind wohl theoretische Überlegungen!?

So gesehen könnte ja ein Steinadler mit 4 000 g bis 5 000 g Gewicht dann aber noch schneller herabstürzen? Ist das so? Es ist also Spekulation in solchen Überlegungen, genaue Messungen scheinen noch immer zu fehlen. Mit offenem Mund konnte auch ich (in fünf Jahrzehnten!) nur selten mit dem Feldstecher beobachten, was den Menschen seit Jahrtausenden am Wanderfalken fasziniert: Der Falke beschleunigt anfänglich den senkrechten Sturzflug zusätzlich mit energischen Flügelschlägen! Von diesen ersten Sekunden findet man im Internet Filmaufnahmen (z.B. Falke verfolgt Federspiel aus der Hand eines fallenden Fallschirmspringers). Welch ein Anblick muss das für den Falken sein, wenn  beim “stoop” auf einen Beutevogel, ihm dann die Erdoberfläche entgegen rast! Wie kann er dabei die Augen offen halten? Wie behält er die Beute im Blick? Wie kann er dabei mit den Mesken, besonders harten “Daumenfedern” am Handgelenk seiner Flügel, seinen Zielflug steuern? Was wäre, wenn er in diesem Tempo mit einem größeren Insekt zusammenstoßen würde, ein Staubkorn sein Auge treffen würde?

Natürlich verliert man als Zuschauer/Kameramann den herabrasenden Punkt schnell aus dem Feldstecher/Sucher. Setzt man den Feldstecher/Kamera ab und erblickt dann mit den suchenden Augen – hoffentlich – den “zusammengefalteten” Falken – wie aus dem Erdboden geschossen – ohne Flügelschlag senkrecht nach oben zur Beute rasen, ahnt man die Rasanz einer solchen Parabelflugs. Erst im letzten Augenblick öffnet der Falke Flügel und Stoß zum Bremsen und Korrigieren und schlägt mit zusammen geballten Fängen die Beute und ergreift diese. Ein ganz erstaunliches Naturerlebnis, jedem Vogelfreund zu wünschen, so etwas beobachten zu können…

(Bereits jetzt, mit einer Woche Flugerfahrung, zeigen die Jungfalken rasante, geradezu  akrobatische Flugbewegungen. Kein Wunder´, bei diesem „Vogel der Vögel“ ( Konrad Lorenz), dem Inbegriff der Vogelwelt!

30.Mai, 2020

Der schnellste Vogel der Welt ?

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So steht es in den Medien und man liest es in Vogelbüchern und es ist eine der häufigsten Fragen, die man mir stellt: Wie schnell fliegt der Wanderfalke?

So genau weiß man das nicht und ich halte auch wenig von solchen Rekorden und Vergleichen.

Ich greife auf die jüngsten Veröffentlichung (2018) zurück, jene von Giacomo del’Omo, der dem römischen Wanderfalken-Terzel  SETI 2017 einen GPS-Sender auf den Rücken befestigen konnte und so Daten sammeln konnte :

SETI ruhte 90% des Tages und flog mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h. Die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei ihm bei 192 km/h, wobei wohl die GPS-Messung an ihre Grenzen kam. Was fand ich 2004 bei einer Suche in der Fachliteratur?

Die Geschwindigkeit im Horizontalflug beträgt beim Wanderfalken etwa 64 bis 88 km/Std. (White et al. 2002). Die höchste Geschwindigkeit eines wilden Wanderfalken, der im Horizontalflug flach über der arktischen Tundra jagte, wurde mit Zielfolgeradar aus einem nachfolgenden Hubschrauber mit 113 km/Std. gemessen (White und Nelson, 1991). Ken Franklin (1999) erwähnt einen menschengeprägten Wanderfalken, der einem Kleinflugzeug mit 120 km/Std. Fluggeschwindigkeit in 3.659 m Flughöhe folgen konnte.  FRITZ, ein Vorgänger unseres Terzels ZEPHYR,  trug – leider! – mehrfach auch sehr schnell fliegende und flinke Vögel wie Mauersegler in unseren Nistkasten ein.  Die englischsprachige Literatur zum Wanderfalkeschätzt die Höchstgeschwindigkeit im Horizontalflug zwischen 110 und 120 km/Std.  Ein flügelschlagender Wanderfalke ist also etwa so schnell wie ein Gepard, der bei der Jagd in der flachen Serengeti für wenige Sekunden diese Geschwindigkeit erreicht.

29.Mai, 2020

PALATINA am 28. Mai

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ruht lässig auf dem linken Fang und überblickt den Luftverkehr im Neckartal.

Die Platzhalterin des Territoriums  hat wohl alles unter Kontrolle.

Danke, K.!

26.Mai, 2020

Was müssen die jungen Falken nun lernen?

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Wir haben in den letzten Wochen beobachten können, dass der Nachwuchs vieles – gewissermaßen automatisch – von einem Tag auf den anderen beherrschte: Kopf heben, Schnabel aufsperren, Bettelrufe, Drängeln, Beutereste festhalten und selbst Essbares abreißen, Hoppeln, zielgerichtet zugreifen, mit den Flügeln schlagen, – ja sogar das Fliegen! Das ist alles angeborenes Verhalten und gehört zur Grundausstattung wie Federkleid und Schnabel.

Nun beginnt die Zeit des Lernens, der Nachahmung, der Jagd! Das geht nicht als home- schooling, sondern ist eine Open-Air-Veranstaltung!

Vielleicht ist das für ZEPHYR & PALATINA nun die anstrengendste Periode.

Das QUARTETT ist noch lange Zeit völlig abhängig von der Nahrungslieferung durch die Eltern!.  Die Jungfalken fliegen zwar nun schon ab und zu längere Strecken, sogar bis auf große Höhe. Sie versuchen bereits ihre Geschwister, andere Vögel, irgend ein Laubblatt, das vom Wind hoch getragen wurde, ein Insekt zu verfolgen, aber sie stehen/ruhen noch lange Zeit des Tages an einem sicheren hohen Ort. Sie kehren von ihren Kurzflügen immer wieder in die Altstadt zurück.

Früh erblicken sie ein mit Beute herbei fliegendes Elternteil, fliegen ihm entgegen und verfolgen es hartnäckig. ZEPHYR und PALATINA geben keineswegs die Beute großzügig preis! Oft steigen sie im letzten Moment in die Höhe, legen sich auf die Seite, manchmal lassen sie die Beute auch aus großer Höhe fallen und hoffen, dass die Jungfalken die zu Boden stürzende Beute noch vor den Dächern ergreifen. Einmal sah ich, dass kurz vor dem Aufprall der Beute auf den Hausdächern, – wie aus dem Nichts -, das andere Elternteil sehr tief herbei fliegend, den herab fallenden toten Vogel noch in der Luft ergriff und mit ihm wieder in die Höhe flog, verfolgt von den kreischenden Kindern! Auf ein Neues!

Lehrmethode ist: “Fang mich doch! Nimm mir die Beute weg!  Nein, ich gebe sie nicht freiwillig her! Du musst sie gegen Deine Geschwister verteidigen, sonst bleibst Du hungrig!” Das Lernziel ist jetzt, eine Beute im Flug den widerstrebenden Eltern zu entreissen. Meist von unten anfliegend, sich auf den Rücken drehend und mit ausgestreckten Fängen zugreifend!

Dann nichts wie weg, an einen sicheren Ort zum Kröpfen, meist verfolgt von den Geschwistern. Nur so – aus Hunger – lernen sie Schritt für Schritt, – nein, Flugangriff auf Flugangriff – selbst einmal einen fliehenden Vogel zu greifen.Es dauert etwa einige Wochen, bis die Jungfalken das gelernt haben. Erst dann ziehen sie allmählich weitere Kreise um die Altstadt und wandern schließlich ab.

26.Mai, 2020

Wo sind jetzt die jungen Falken zu sehen?

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Nun sind die jungen Falken nicht mehr ununterbrochen beieinander. Vielleicht steht einer auf  dem Turm der Jesuitenkirche, der andere darunter auf dem Kirchendach, der dritte auf Heiliggeist und der vierte auf der Schlossruine. Noch bleiben sie in Sichtkontakt und eilen den Eltern entgegen, wenn diese mit Beute kommen. Die Kröpfplätze sind “meeting points”, dort ist die Chance am größten, fast alle noch gemeinsam zu sehen. Also die Turmspitzen der Jesuiten- und Heiliggeistkirche, aber auch der Mauerkranz des “Dicke Turm” und die Ostseite der Turmruine. Gelegentlich hören wir das “Gieren” und Bettelgeschrei aus den Bäumen des Klingenteichtals oder gegenüber vom Heiligenberg herab. Noch lebt die Falkenfamilie in der Altstadt, aber die Flüge der Jungfalken ziehen bereits größere Kreise. In den nächsten Tagen/Wochen empfehle ich als Beobachtungsplatz – mit Feldstecher und gespitzten Ohren – den Philosophenweg im Norden oder die Scheffelterrasse im Süden. s.u.

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Wanderfalken und Wasser

Immer wieder sind unsere Gäste  – nun erneut in der wochenlangen heißen Trockenheit in Heidelberg – erstaunt, dass die Küken und Jungfalken während der langen Wochen ihrer Entwicklung im Nistkasten nichts getrunken haben. (Ich erinnere mich an eine Zuschrift, ich solle jetzt doch endlich ein Schälchen Wasser zum Trinken und Baden in den Nistkasten stellen. Und das Wasser dann bitte schön täglich erneuern.)

Ich werde nun nicht den Stoffwechsel der Greifvögel beschreiben – die Schüler staunten: „Oh, der Kot ist ja schneeweiß!“ – aber die schnelle Antwort heißt: Ja, ausgeflogene  Wanderfalken trinken und baden!

Ich halte mich heute nicht an die Regel, hier nur über die HEIDELBERGER Wanderfalken zu berichten und Hinweise im Gästebuch nur zu HEIDELBERG zu dulden. Es gibt in den Tiefen des Internets eine anschauliche Dokumentation, in der u.a. Wanderfalken am Wasser gezeigt werden. Auch sehr schöne Aufnahmen fliegender Wanderfalken.

Also heute in der falkenlosen Zeit  eine Ausnahme von meinen Regeln!

Danke, T.P. für die Empfehlung im März!

23. Juni 2022|5 Kommentare

Türsteher als Einlasskontrolle

zeigen durch ihre Körpergröße und Masse bei uns Menschen, vor den angesagten Clubs in Berlin oder Heidelberg, wer rein darf oder nicht.,

Hier zeigt uns ein Turmfalkenpaar, links der Terzel (grauer Schädel) rechts das Weibchen, dass auch selbstbewusstes Auftreten und Präsenz ausreicht. Auch wenn man kleiner als die Wohnungseigentümer ist. (

Ja, manchmal übernehmen die Portiers auch das Hotel! Wir sind neugierig.)

Danke, O.S., H.P.B., M.H. und KH.G.!

Video-1

22. Juni 2022|0 Kommentare
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