Oft verwechseln Menschen, die mich ansprechen,  Falco peregrinus und Falco tinnunculus,  also den Wanderfalke mit dem Turmfalken. „Herr Gäng, wie geht es den Turmfalken auf Heiliggeist?“ Wenn ich dann antworte, dass es dort keine Turmfalken gibt und es richtig stelle, erhalte ich meist die Antwort „Ach, das ist doch dasselbe! Falken, die auf einem Turm leben, sind Turmfalken.“

Nun ja. Ich verzichte dann meist auf die Belehrung, dass es zwei völlig verschiedene Vogelarten sind.

Hier und heute erlaube ich mir doch mal wieder eine Lektion:

Wanderfalken sind weniger mit Greifvögeln verwandt, sondern eher mit Papageien und Sperlingsvögeln!  (Nein, ich scherze nicht!)

An der Universität Heidelberg gibt es selbstverständlich intensive Forschung,  aktuell z.B. zu Covid-19  bei Kindern. Es gibt hier auch intensive  Forschung zur Evolution der Vögel.

Die DNA-Analysen von Zellen unserer Wanderfalkenküken haben dazu beigetragen! In einigen der vergangenen Jahre haben Mediziner bei der Beringung der Jungfalken auf Heiliggeist Gewebeproben – nicht nur wegen der Vogelgrippe – entnommen. Über das Institut für Pharmazie und Molekulare  Biotechnologie IPMB der Universität erfuhren wir bereits 2012 von Prof. Dr. Michael Wink die erstaunlichen Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung (Forschungsmagazin Ruperto Carola 1/12, S. 36 ff. www.uni-heidelberg.de/presse/ruca):

“Heute existieren auf der Erde 10 300 Vogelarten; 5 700 davon entfallen auf die Ordnung der Sperlingsvögel, die man in über 30 Ordnungen und 2 000 Gattungen zusammenfasst. … Die amerikanische Molekularbiologin Shannon Hacket und ihre Mitarbeiter veröffentlichten im Jahr 2008 in der Zeitschrift “Science” eine neue Systematik der Vögel, die sich auf die Analyse der DNS-Sequenzen von 19 Genen aus dem Genom aller wichtigen Vogel-Familien stützt. Dieser Stammbaum der Vögel wird gegenwärtig als die beste Phylogenie-Hypothese angesehen. … Die Neuweltgeier wurden früher zu  den Störchen gestellt. Den neueren Daten nach sind sie offenbar doch Greifvögel. Und die Falken, die man üblicherweise mitsamt den übrigen Greifvögeln zu den “Falconiformes” vereinigte, sind vermutlich eher mit den Papageien verwandt. Papageien bilden die Schwestergruppe der Sperlingsvögel. Die Dreiergruppe aus Falken, Papageien und Sperlingsvögel wurden in einer kürzlich veröffentlichten Arbeit als Verwandtschaftsgruppe bestätigt und neu als “Eufalconimorphae” bezeichnet.”
Nachtrag:
Immer wieder lese ich das Wort  „Raubvögel“. So bezeichnete man in längst vergangenen Jahren die Greifvögel (Beutegreifer nannte man vormals „Raubtiere“), als die Natur in all ihren Erscheinungen als dem Menschen untertan, nützlich oder schädlich gesehen wurde. Tiere, die Jahrmillionen vor uns bereits auf der Erde lebten, „rauben“ uns nichts, sondern ernähren sich so, wie die Natur sie geschaffen hat. Sie sind keine Diebe oder Räuber.

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