Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

31.März, 2021

Wie geht das mit dem Schlüpfen?

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werden sich unsere neuen Gäste fragen. Noch müssen wir uns gedulden, die diesjährigen Schlupftermine werden nach den Osterfeiertagen in der 14. KW liegen.

Vor dem Schlupf durchbricht der Schnabel des Kükens die Membran zur Luftkammer  und das Küken kann dann erstmals atmen. Wenn dann der Sauerstoffvorrat zu Ende geht, bewegt das Küken die Nacken- und Beinmuskeln. So durchlöchert der “Eizahn” auf dem Oberschnabel des Kükens die Eischale mehrfach – quasi am Äquator –  von innen. (Das ist selbstverständlich kein Zahn, sondern eine winzige, aber spitze Ausstülpung,- wirkt aber wie ein Dosenöffner. ) Nach einigen Atemzügen frischer Heidelberger Luft und einer Erholungsphase, die einige Stunden dauern kann, wird das spitze Eischalenende weggedrückt.  (Wir werden dann an den Schalenresten sehen, dass die Schale an der richtigen Stelle geknackt wurde.)  PALATINA unterstützt keineswegs diese “Flucht aus dem Ei”, beantwortet jedoch manchmal das leise Piepsen aus dem Ei mit aufmunternden “Ack-Zick”-Lauten. Das feuchte, rosige und völlig erschöpft liegende Etwas wird unter der wärmenden Mutter sehr schnell getrocknet und sieht bereits nach wenigen Minuten als schneeweißes wolliges Kleinkind – na, ja! – irgendwie “süß” aus, das “Kindchenschema” der Verhaltensforscher I.Eibl-Eibesfeld & K.Lorenz lässt grüßen!

29.März, 2021

Für unsere fernen Gäste

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Damit Sie sich die nähere Umgebung unserer Falken vorstellen können:

Heidelbergs Altstadt am Austritt des Neckartals  in die Rheinebene, Blick von Osten nach Westen

In Bildmitte: Turm der Heiliggeistkirche, im Turmhelm der Eingang zum Nistkasten

Im Hintergrund erstreckt sich von links (Süden) nach rechts (Norden) die Rheinebene, die hier etwa 40 km breit ist. In ihrer Mitte ist Mannheim gelegen (rechts hinter der Bergkante). Rechts in der Rheinebene als helle Flecken zu erkennen: ein Großkraftwerk am Rhein (an einem der Schornsteine befindet sich in (zu) großer Höhe auch ein Wanderfalken-Nistkasten).

Die Bergkette jenseits der Rheinebene liegt bereits in Rheinland-Pfalz. Dort drüben wächst der Pfälzer Wein, den die Kurfürsten im Schlosskeller in riesigen Fässern lagerten.

Foto: vom Schlossgarten aus (28.03.2021)

27.März, 2021

Wenn brütende Falken sich langweilen

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Dann ziehen sie mit dem Schnabel Steinchen und Sand zu sich heran. Dann ist das Brüten für einige Minuten vergessen. Manchmal sieht es aus, als würden sie sogar Sand fressen. AURORA, unser erstes Falkenweibchen, pflügte geradezu den Boden! Es ist eine typische Handlung brütender Wanderfalken. Ist es Langeweile, ist es das instinktive Bemühen die Nistmulde zu begrenzen und zusammen zu halten, damit das Gelege eng beisammen bleibt? Wir wissen es nicht. Aber es ist – wie oft – interessant zuzuschauen, nicht wahr?

Das ist ein Verhalten, das ich erst hier, dank Videokamera, später Webcams, enträtseln konnte. In den 1960 – 1990-er Jahren, als wir Wanderfalken in den Fels- und Steinbruchwänden  nur mit einem Teleskop aus großer Entfernung beobachten konnten, sahen wir auch diese Bewegungen, konnten aber nicht erkennen, was genau die Falken dort taten.

Es gibt über die – den Falken nahe stehenden – Webcams nun Gelegenheit, das Verhalten von wild lebenden Wanderfalken zu beobachten, das früher – mit Feldstecher und Teleskopen –  nicht zu erkennen war.  Als ich, etwa im Jahr 2000 oder 2001, auf einer Tagung berichtete, dass im Nistkasten auf der Heiliggeistkirche der Terzel bereits am ersten Tag das frisch geschlüpfte Küken atzen durfte, wurde ich von einem erfahrenen, weißhaarigen Ornithologen kopfschüttelnd belehrt: „Nein, das gibt es nicht. In den ersten Tagen wird ein Terzel nicht beim Füttern geduldet.Er darf nur Nahrung beibringen.“

Danke, M.H.!

27.März, 2021

So sieht ein Wanderfalkenei aus der Nähe aus

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In meinen Unterlagen finde ich ein Foto eines Resteies aus 2005. Ich konnte es bei der Beringung der drei Küken am 25. Mai 2005 aus dem Nistkasten bergen. Ich sandte das Ei, wie damals alle aus baden-württembergischen Horsten geborgenen Resteier, über die AGW Baden-Württemberg (Fr.Schilling+) an das Pharmakologische Institut der Universität Freiburg i.Br.  Dort wurde der Inhalt aufwendig auf Rückstände überprüft. Ich weiß nicht, ob dieses Ei unbefruchtet war oder ob ggf. der Embryo sich nicht entwickelt hatte.

Ich erfuhr allerdings bei der nachfolgenden Jahrestagung der AGW, dass die Messwerte dieser Resteier so hohe Rückstände an Derivaten von Pestiziden, Fungiziden etc. aus der Nahrungskette der Falken aufwiesen, dass diese Eier z.B. “ nicht zur Nahrungsaufnahme für den Menschen“  geeignet wären.

Auf die Idee, aus Wanderfalkeneier z.B. ein Omelett zu machen, kommt wohl niemand.

(Der Naturforscher Charles Darwin (1809-1882), dem wir u.a. die Erkenntnis der Evolution verdanken, gehörte als junger Mann in London einem elitären Club junger Männer an, die sich das Ziel gesetzt hatten, jedes Lebewesen einmal auf dem Teller zur Mahlzeit gehabt und gespeist zu haben. Irgendwo in seinen Aufzeichnungen kann man z.B. lesen, es hätte „Eule“ zum Diner im Club gegeben.)

27.März, 2021

Bald ist es soweit!

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Der Nachwuchs in den Eiern ist – heute am 27. Tag nach der Ablage des ersten Eies – inzwischen fast ausgereift und nahezu vollständig entwickelt! Bereits um den 21. Tag der Brutzeit drehte sich der Embryo in die richtige Position, um die Eischale demnächst zu sprengen. Etwa um den 26. Tag der Brutzeit,  so lese ich in den Büchern, dreht der Embryo den Kopf nach rechts unten unter den rechten Flügelstummel, so dass der Schnabel in Richtung der Luftkammer zeigt. Der Schnabel drückt so bereits jetzt gegen die Membran, die den Embryo noch von der Luftkammer trennt. So bewegt sich der Embryo, – oder soll ich ihn schon Küken nennen? –  allmählich in die Schlupfposition:  Der große Kopf wird am stumpfen Ende des Eies liegen und die Beine können sich in Richtung spitzes Ende strecken. (Dazu fehlt ihnen noch die Kraft.) Läge der Kopf im spitzen Ende des Eies, könnte der “Eizahn” auf dem Oberschnabel die Schale nicht am “Äquator”  öffnen. In den letzten Tagen vor dem Schlupf  ruht das Küken und sammelt gewissermaßen seine Kräfte im Nackenmuskel, der die Schalenhälften beim Schlupf auseinander drücken muss. Seine Nahrung, die ihm im Dottersack mitgegeben wurde, hat der Embryo bereits nahezu aufgebraucht, der Kalk für seine zarten Knöchelchen kam aus der Eischale, die nun allmählich dünner geworden ist.

(Wir Ältere erinnern uns schaudernd an die 196o-er/1970-er Jahre, als Pestizide in der Nahrungskette der Greifvögel deren Eischalen so dünn werden ließ, dass diese unter dem Gewicht der brütenden Eltern zerbrachen.)

26.März, 2021

Wind aus dem Osten

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Die Heidelberger Falkeneltern bleiben nahezu ununterbrochen auf dem Gelege. Das ist notwendig, denn auch heute Nacht war es in Heidelberg kalt. Oben im „Falkenzimmer“ des Turms bin ich immer über den  Temperaturunterschied  im Vergleich zum Marktplatz unten überrascht. Im Winter ist es dort oben kälter, im Sommer (Sonneneinstrahlung auf das schwarze Schieferdach) heißer als unten!  Als ich vor zwei Jahrzehnten dort oben oft längere Zeit am Nistkasten stand, habe ich oft jämmerlich gefroren und auch oft sehr geschwitzt. Dann half natürlich, unten angekommen,  – in/vor der MAX-Bar am Marktplatz ein heißer Tee oder ein kalter Drink!  – “ Nun haben Sie sich doch nicht so! Es doch heute gar nicht so kalt/heiß“, meinten dann die Menschen am Nachbartisch.

 Dort oben liegt oft ein erstaunlicher Winddruck – von Osten aus dem Neckartal kommend – auf dem Nistkasten. Unten, zwischen den Häusern, merken wir das nicht.  Denn das Tal verengt sich 300 m vom Turm entfernt, etwa auf der Höhe der Schleuse. Das Geländeprofil der Talenge wirkt dort auf den Wind wie eine Düse! Wir beobachten deshalb seit 22 Jahren, dass die Falken – wenn sie von der Nistkasten-Anflugstange zu einem Jagdflug starten – flugs zur Schleuse fliegen, sich dort den Wind stellen und sich in engen, dann immer größer werdenden Kreisen vom Wind, wie in einem Fahrstuhl nach oben tragen lassen, bis sie dann – oft nach Minuten – als winziger Punkt über „alle Berge davon“ sind.
26.März, 2021

Ein routiniertes Paar

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Auch in diesem Jahr können wir erkennen, dass der Brutwechsel von beiden Falken gleichmäßig, verlässlich, schnell und ohne Störung abläuft. Die meiste Zeit, vor allem nachts, hält PALATINA das Gelege auf der notwendigen Temperatur, die für die Entwicklung  der Embryonen notwendig ist, also etwa 34° – 38° C. Das bedeutet, dass die Körpertemperatur der Altvögel, an den Brutflecken am Bauch, immer höher sein muss als  etwa 36° C ! Da musste also in den vergangenen beiden Wochen (mit nächtlichen Minusgraden und oft starkem Ostwinddruck in den Kasten) das Gelege sorgfältig bedeckt sein. Auch der kleinere Terzel ZEPHYR hat das tagsüber perfekt gemacht. Nur selten waren die vier Eier für die Kamera und uns zu erkennen. Wenn, dann nur für ein – zwei Sekunden.

In früheren Jahren beobachteten wir gelegentlich, dass das Falkenweibchen unruhig wurde, das Gelege verließ und sich im Nistkasteneingang zeigte. Dann kam meist nach kurzer Zeit der Terzel, übergab Beute an das Weibchen und löste sie beim Brüten ab.  Das haben wir,  so weit ich das beurteilen kann, in diesem Jahr nicht gesehen. PALATINA wird wohl gut betreut.

25.März, 2021

Gemeinde spendet für die Unter- nein, „Obermieter“!

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Von unserem Namenspaten (2019) für den Falken VINCENZO, dem Pfarrer der Heiliggeistkirche Dr. V.P., erhielt ich kürzlich eine gute Nachricht: “ … heute haben wir bei der Andacht für Klimaschutz in der Heiliggeistkirche die Kollekte für die AG Wanderfalken Heidelberg gesammelt. Es kamen rd. 41 € zusammen.“
 Herzlichen Dank von den Kirchenbewohnern – von ganz oben!
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Belastungstest für LISELOTTE

Das wird heute für LISELOTTE & ZEPHYR nichts mit einem heimeligen Nachmittag und früher Nachtruhe!

Die Kameras werden uns bald einen leeren Nistkasten  und eine leere Anflugstange zeigen. Die Mikrofone von Cam 1 und Cam 2  werden uns ab 16 Uhr bis ?  Uhr beschallen, falls unsere Gäste  Freude daran haben sollten.

Ich bin gespannt, ob LISELOTTE – und wann – zurückkehren wird. ZEPHYR kennt bereits seit langem den Lärm von Weihnachtsmarkt, Großveranstaltungen, Demonstrationen, Schlossbeleuchtungen und Feuerwerken. Aber LISELOTTE?

 

21. Februar 2023|3 Kommentare

LISELOTTE ist nicht ganz bei der Sache

Statt sich auf ZEPHYR zu konzentrieren, wendet sie sich einige male nach rechts. Sie richtet sich dabei auf und späht so mit dem rechten Auge auf das, was hinter ihr im Freien geschehen könnte. (Wanderfalken können gut auch „einäugig“ sehen, LISELOTTE muss sich dazu nicht umwenden.) Kein Wunder, dass ZEPHYR relativ lange bei ihr verharrt. Er hätte ihr Verhalten wohl gerne eindeutiger und deutlicher.

Danke, C.!

20. Februar 2023|0 Kommentare
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