Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

20.März, 2025

Eine Chance für uns Neugierige

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ist es, wenn die brütenden Falken, wie auf dem Foto LISELOTTE, sich langweilen. Dann können wir kurze Blicke auf das Gelege werfen. Denn „Steinchen-ziehen“ ist eine geradezu zwanghafte „Freizeitbeschäftigung“.  (Sie verzehren dabei keine Steinchen oder Sand wie andere Arten, die das für ihre Verdauung brauchen.)

Der brütende Falke rutscht beim  „Steinchen- ziehen“ oft  immer weiter vom Gelege und erst nach einigen Sekunden besinnt er sich auf seine Hauptaufgabe und eilt zurück.

Zumeist schlafen die brütenden Falken. Wir erkennen das an der weißen Nickhaut, die sich über das Auge schiebt.

Foto:M.H., danke!

19.März, 2025

Einiges zur Eischale

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Die befruchtete Eizelle in eine Schalenhülle zu verpacken und außerhalb des Körpers der Mutter  zu einem neuen Lebewesen zu formen, hat sich schon lange vor der Entstehung der Säugetiere bewährt. Das gab es schon bei den Sauriern. Die vollkommene Form eines Eies sorgt dafür, dass dieses zarte Gebilde – nur etwa 0,4 mm ist die Schale eines Wanderfalkenei dick – nicht unter dem Gewicht von LISELOTTE (etwa 900 g schwer, RUPERT etwa 700 g) zerbricht! Druck von außen hält die Schale gut stand.
  Wohl aber kann – 2025 in der Woche vor Ostern! – das zarte Schnäbelchen der Küken die Schale von innen öffnen! Atmungsaktiv wie unsere Anoraks oder Sportkleidung ist die Schale, Wasserdampf und Wärme werden hindurch gelassen, aber Bakterien bleibt der Weg nach innen versperrt! Die Schale besteht aus einer Lage von Calzitkristallen, die von etwa 7 500 Poren durchzogen ist, durch die der Gasaustausch (Sauerstoff rein- Kohlendioxyd raus) erfolgt. Nun wird diese Kalkschicht vom heran wachsenden Küken schon bald ausgedünnt, es braucht das Calcium für den Knochenaufbau. Wie LISELOTTE die braun-rote Färbung der Eischale bereits in der Schalendrüse ihres Eileiters aus der Kombination zweier Pigmente (Protophyrin und Biliverdin), die dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin verwandt sind, erzeugte, ist erstaunlich. Wie alle Eier der Wildvögel dient die Färbung der Anpassung an den Untergrund. (Vögel, die in Kolonien brüten, Pinguine z.B., erkennen ihr Ei an der individuellen Musterung wieder.) Das Spektrum der Farbe der Wanderfalkeneier reicht von gelblich-ocker bis rot-braun. Es gibt auch innerhalb des Geleges leichte Farbunterschiede: In diesem Jahr erscheinen mir die Eier wieder etwa gleich gefärbt.
18.März, 2025

Erfahrung statt Befürchtung

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„Et kütt wie et kütt“, sagt der Kölner und da meine ornithologischen Ratgeber verstorben sind, andere im Urlaub, muss ich mich selbst besinnen und in unseren Dokumenten nachschauen:

Die Literatur über Wanderfalken (als Vielleser mir auch in zwei Fremdsprachen vertraut) und unsere Statistik der Heidelberger Wanderfalken (Dank an E.S.,Bonn!) über 25 Jahre belegen:

Die Brut beginnt nach Ablage des vorletzten, in Heidelberg  meist dritten Ei! Zuvor bleibt das Gelege frei liegen und wird nur bewacht.

 So konnten wir das auch in KW 11 bei Nacht erkennen. RUPERT stand über beiden Eiern, lag nicht wärmend auf ihnen. Tagsüber lagen beide Eier in der Kälte. Schadlos, denn die Entwicklung im Ei beginnt erst mit Brutbeginn!

LISELOTTE entdeckten wir deshalb erst am 16.März  mit einem dritten Ei auf dem Gelege und nachfolgend beide Falken in Bruthaltung. Unabhängig vom Legedatum begann erst dann die Brut, eindeutig durch flache Lage und „Einrütteln“ der Eltern zu erkennen.

Mein Blick in unsere Statistik erinnert mich, dass in 25 Jahren, ganz unabhängig vom Legedatum, der erste Schlupf (mit einer Ausnahme) zwischen dem  31. und 34.Tag  nach dem Legen des vorletzten (3. Ei) erfolgte.

Und so wird es auch 2025 sein!

Es ist also schnurz-egal – wie meine Oma zu sagen pflegte – wie groß der Abstand zwischen dem Erscheinen der Eier ist. Entscheidend ist, wann  die Eltern mit der Brut beginnen.

Und das war in diesem Jahr die Nacht zwischen dem 15. und 16. März!

Und so können wir auch jetzt schon im Kalender abzählen, dass in der Karwoche der erste Schlupf stattfinden wird.

Bis dahin uns allen schöne Frühlingstage!

Foto: Ablösung: RUPERT kommt, LISELOTTE geht

Danke, M.H.!

17.März, 2025

Eine neue unangenehme Lage

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RUPERT schläft tief entspannt auf dem Dreiergelege, während wir uns Sorgen machen. Es erreichen mich Anfragen, auf die ich keine Antwort weiß.

Wird LISELOTTE noch ein viertes Ei legen? Falls aus dem dritten Ei ( ggf. auch noch aus einem vierten Ei) ein Küken schlüpfen sollte,  hätte(n) diese(s) „späte(n)“ Küken einen Nachteil gegenüber den beiden – bereits am 6. und 8. März – geschlüpften Küken?

Oder läuft die Entwicklung der Embryonen während der Brutzeit der beiden (und weiterer Eier) „synchronisiert“ ab, so dass – hoffentlich – drei oder gar vier Küken zeitnah schlüpfen werden, unabhängig vom – weit auseinander liegenden – Zeitpunkt der Eiablage ? Das intensive Brüten hat erst vor etwa drei Tagen begonnen. Zuvor lagen die beiden Eier meist „im Freien“.

Es liegen 10 Tage zwischen erstem und dritten Ei!

Liegt dann das dritte „späte“ Küken nach seinem Schlupf 10 Tage zurück hinter seinen bereits weit entwickelten beiden Geschwistern? Einen so großen Zeitabstand hatten wir in 25 Jahren hier noch nie!

Ich muss immer wieder betonen: ICH bin kein Ornithologe, sondern ein LAIE , AMATEUR und bin auf Informationen durch Fachleute angewiesen. (Auch Lehrer i.R. lernen noch gerne!)

Gibt es fachliche Beratung aus unserer großen Gästeschar?

HERZLICHEN DANK!

Ansonsten freue ich mich, dass auch nach einem Vierteljahrhundert!  der Beobachtung wild lebender Wanderfalken in Heidelberg es noch immer spannend bleibt.

 

 

16.März, 2025

Das dritte Ei!

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wurde in der Nacht vom 15. auf den 16. März gelegt! Herzlichen Dank an die – frühen! – richtigen und zahlreichen Nachrichten und nun nachfolgenden Fotodokumentationen!

Foto v. M.H.!

16.März, 2025

Wie gehen die Falken mit dem Ei um?

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Die Eltern halten das Gelege auf der notwendigen Temperatur, die für die Entwicklung  der Embryonen notwendig ist, also etwa 34° – 38° C. Das bedeutet, dass die Körpertemperatur der Altvögel an den Brutflecken am Bauch hoch ist. Vor allem heute Nacht, als die Temperatur nur knapp über 0° C lag und dort oben ein scharfer Wind blies.

Die Eier müssen regelmäßig ab und zu bewegt werden, damit nicht immer die gleiche Stelle der Schale “beheizt” wird. Die Hagelschnüre kennen wir alle vom rohen Hühnerei, nicht wahr? Die beiden ineinander verdrehten Eiweißstränge sorgten dafür, dass die wichtige Keimscheibe auf dem Dotter immer nach  oben – zu den beiden warmen Brutflecken an  Bauch der brütenden Falken  – gerichtet bleibt. Wir können über die Kastenkamera  manchmal  beobachten, wie die Falken mit der Schnabelspitze die Eier sorgsam bewegen und dabei darauf achten, dass jedes Ei seine notwendige Portion Wärmenachschub erhält. Aber selbstverständlich immer unter dem Falkenkörper im Warmen bleibt.

14.März, 2025

Wie werden die beiden Eier ausgebrütet?

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Beide Falken haben auf der unteren Bauchseite zwei Stellen,  die in der Brutzeit ( nur dann) –  hormonell gesteuert – besonders stark mit warmem Blut durchströmt werden. Es sind dort sogar einzelne Flaumfedern ausgefallen, damit die Eischalen in direkten Kontakt mit der Bauchhaut des Falken kommen. Das Federkleid, das die Vögel so trefflich gegen Kälte und Nässe isoliert, soll das jetzt und hier nun nicht leisten! (Vor wenigen Tagen sah ich RUPERT vor Kälte und Nässe  geschützt im strömenden Regen bei 4° C  auf der Stange ruhen.)

Um ein gleichmäßiges Bebrüten der beiden Eier, hier in diesem Kasten waren es bisher – seufz! –  meist vier! – zu erreichen, werden die Eier etwa alle ein bis zwei Stunden mit dem Schnabel gewendet. Nach unseren Beobachtungen, seit 25 Jahren hier aufgezeichnet, geschieht das vor allem in den ersten Wochen der Brut, in denen der Embryo besonders schnell wächst. Beim Wenden der Eier wechseln die Falken auch die eigene Position mit einer Vierteldrehung, wobei sie immer  – zumindest mit einem Auge – den Nistkasteneingang  im Auge haben.

Gegen Ende der Brutzeit werden die Eier nicht mehr so oft gewendet, in den letzten Tagen vor dem Schlupf überhaupt nicht mehr, denn das Küken bringt sich dann selbst im Ei in die Position um die Eischale aufzudrücken!

Es kommt nun eine, für die Falken und uns, langweilige Zeit: Wir können beim Brutwechsel beobachten, wie die Eltern ihre großen Fänge vorsichtig “einfädeln”, sich niederlassen und sich dann mit ihren Brutflecken im Bauchgefieder sorgfältig dicht über das Gelege  “einrütteln”. (Bei – nur – zwei Eiern 2025 ist das leicht zu leisten.) Dann legen LISELOTTE & RUPERT  flach darüber und dösen oder schlafen. Ihre Flügel und der Körper halten das Gelege eng zusammen und erhalten so die Wärme. Nachts übernimmt immer LISELOTTE das Brüten.

14.März, 2025

RUPERT und LISELOTTE in Aktion

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In meinem „Tagebuch“ vom 20.Februar 2025 habe ich bereits über den komplizierten Balanceakt der Kopulation  geschrieben:

Nach der Punktlandung auf  dem  bewegten Rücken von LISELOTTE:

  • RUPERT muss die nadelspitzen Klauen seiner Fänge einrollen um seine Partnerin  nicht zu verletzen!
  • RUPERT muss sich für die Samenübergabe zwei-drei Sekunden stabil halten .

Diese Akte haben die beiden in den letzten Tagen häufig vollzogen. In diesem perfekten Foto sehen wir, dass RUPERT mit geballten Fängen alles richtig macht.

Wie bereits im Vorjahr, werden wir 2025  –  trotz der häufigen und geglückten Akte – hier höchsten zwei Jungfalken erleben.

Warum das so ist, weiß ich nicht.

 

Danke, M.H.!

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Bettelflugperiode ist bei uns ruhendes Abwarten

Folgendes entdecke ich in“Gängs Tagebuch“ am 28.Mai 2003 und muss schmunzeln:

„Bettelflugperiode sagen die Ornithologen zu diesem Zeitraum von vier bis sechs Wochen. Am besten zitiere ich S. 704 f. aus Bd.2 von Dieter Rockenbauch „Der Wanderfalke in Deutschland“: „Meist versuchen die ausgeflogenen Jungen den Alten die zunächst auf benachbarte Rupfkanzeln gebrachte Beute zu entreissen. Heftige, lautstarke Kämpfe der Jungen untereinander aber auch Zerren um die Beute mit den Alten sind dabei fast die Regel. Besonders die kräftigen Mütter lassen dabei nicht so schnell locker. Die im Getümmel mit mehreren wild flatternden und durchdringend schreienden Jungfalken fast untergehenden kleineren Männchen sind da freigiebiger`. Schon am ersten Ausflugstag wird so mehrfacher Ortswechsel erzwungen, die Jungen kreisen aber auch freiwillig immer häufiger und länger. Schon nach zwei bis drei Tagen fliegen sie den Beute bringenden Alten entgegen und versuchen, die Beute in der Luft zu übernehmen.“sagen die Ornithologen zu diesem Zeitraum von vier bis sechs Wochen. Am besten zitiere ich S. 704 f. aus Bd.2 von Dieter Rockenbauch „Der Wanderfalke in Deutschland“: „Meist versuchen die ausgeflogenen Jungen den Alten die zunächst auf benachbarte Rupfkanzeln gebrachte Beute zu entreissen. Heftige, lautstarke Kämpfe der Jungen untereinander aber auch Zerren um die Beute mit den Alten sind dabei fast die Regel. Besonders die kräftigen Mütter lassen dabei nicht so schnell locker. Die im Getümmel mit mehreren wild flatternden und durchdringend schreienden Jungen fast untergehenden kleineren Männchen sind da freigiebiger. Schon am ersten Ausflugstag wird so mehrfacher Ortswechsel erzwungen, die Jungen kreisen aber auch freiwillig immer häufiger und länger. Schon nach zwei bis drei Tagen fliegen sie den Beute bringenden Alten entgegen und versuchen, die Beute in der Luft zu übernehmen.“

22 Jahre später beobachten wir bei unseren städtischen Jungfalken anderes Verhalten! Der Abschied aus dem bequemen „Hotel Mama & Papa“ wird „ausgesessen“.  ALBRECHT & SONNI warten offensichtlich geduldig, bis Nahrung unterwegs ist. Erst dann beginnt der Kampf untereinander.

 

27. Mai 2025|0 Kommentare
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