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13. Apr., 2024

„Auf anderen Falken-Websites gibt es Bilder, aber wenig Informationen!“

Von |2024-04-13T14:52:07+02:0013. April 2024|Tagebucheintrag|3 Kommentare

Das schrieb mir kürzlich ein Gast. Es gibt gibt inzwischen in Europa wohl über 100 Websites, allein in Deutschland etwa 25 ,die uns Einblicke in das Familienleben wild lebender Wanderfalken gewähren, ohne dass diese in ihrem Leben gestört oder gar gefangen gehalten werden.

Wenn ich es richtig sehe, ist in Heidelberg  „Gängs Tagebuch“ ein Alleinstellungsmerkmal. Selten macht sich anderenorts jemand die Mühe, mit einem „pädagogischen Zeigefinger“ gelegentlich Informationen zu liefern. Das liegt – leicht verständlich – an meinem Beruf, den ich in 42 aktiven Dienstjahren gerne ausgeübt habe.

Als wir 1999 dieses Projektmit Schülern (Jungen und Mädchen) und zwei Lehrern  begannen, war ich der Adressat vieler Fragen zu den Falken. “ Da müsst ihr/müssen wir gemeinsam in den Büchern und im Internet nachschauen! Ich bin kein Ornithologe, nicht einmal Biologielehrer“, war  fast immer meine Antwort. Aber auch: “ Da ihr ja nicht immer mit mir auf dem Turm seid, schreibe ich auf die Website, was ich allein im Turm und auf meinem Computer beobachte. Ich versuche, Euch auf der Website in einem „Tagebuch“ dies und das zu erklären!“

Als ich 2005 in den Ruhestand ging und dieses Projekt  zum NABU Heidelberg wanderte, wanderten die Fragen von Jung und Alt in das „Gästebuch „oder direkt an mich. Also weiterhin: „Einmal Lehrer, immer Lehrer!“

Noch heute nagt an mir der Zweifel: Ob das alles so stimmt, was ich als Laie mir flüchtig angelesen habe und hier notiere? Als ich einmal einem leibhaftigen Ornithologen gegenüber stand, fragte ich diesen nach seiner Beurteilung. „Ja, ich lese gelegentlich ihr Tagebuch“ sagte er, „Fachlich ist da manches nicht ganz in Ordnung, aber Sie sind ein guter Beobachter. Sie beschreiben das, was Sie sehen, recht zutreffend!“ Da war ich zufrieden und bin seither beruhigt !

Der Stauferkaiser Friedrich II., dessen wertvolles Falkenbuch, geschrieben vor 800 Jahren,  vor fast 400 Jahren ausgerechnet hier 50 m unter dem Nistkasten auf der Empore des Kirchenschiffs lag, nennt in seinem Vorwort, warum er dieses berühmte Buch verfasste: „Manifestare ea, quae sunt sicunt sunt.“ also: „Ich werde die Dinge darstellen, wie sie sind.“ DAS gefällt mir auch heute noch:  Natur, wie sie ist, zeigen  und beschreiben.

PS. In der langweiligen Wartezeit 2024 – noch etwa eine Woche bis zum Schlupf – eine Anekdote  zum Schmunzeln:

Vor einigen Jahren, als ich mit Freunden einen Schleiereulen-Nistkasten auf einem nahen Bauernhof, der auch als Reiterhof arbeitet, kontrollierte, rief mir eine Dame hoch zu Ross zu : „Hallo, Herr Gäng, ich war vor 20 Jahren an ihrer Schule!“ – „Habe ich Sie unterrichtet?“ -„Nein, Sie kamen als Rektor in unsere tobende Klasse, als einmal die Religionslehrerin nicht kam.“ – „Oh, ich habe euch dann in Religion unterrichtet? Katholisch oder evangelisch?“  – „Ja, das war super! Das erinnere ich noch heute, Sie haben uns was über Wanderfalken erzählt! “

9. Apr., 2024

Ein seltener Blick auf das Gelege

Von |2024-04-09T10:42:24+02:0009. April 2024|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Da es heute deutlich kühler als in den Vortagen ist, werden die Eier von RUPERT wieder sorgfältig „eingefädelt“, also unter das Bauchgefieder nahe an die z.Zt. stark durchbluteten Brutflecken an der Haut gebracht. LISELOTTE hat, wie jede Nacht seit der Ablage des zweiten Eies, ununterbrochen seit gestern Abend gebrütet. So unternimmt sie, wie jeden Vormittag,  bereits am frühen Morgen einen oder mehrere Bewegungsflüge. Ob sie selbst jagt und Beute macht, oder sich aus Depots, die von RUPERT und ihr angelegt wurden, bedient, wissen wir nicht. Das Nahrungsangebot ist  – selbst in nächster Umgebung –  hervorragend,. Wenn bald Küken und LISELOTTE zu versorgen sind, wird RUPERT das, wie seine Vorgänger, leisten .

 

Danke, M.D.!

8. Apr., 2024

Beim Verzehren der letzten Schokoladeneier

Von |2024-04-08T16:59:50+02:0008. April 2024|Tagebucheintrag|4 Kommentare

in den letzten Tagen durch meine Enkelin, konnte ich es mir als Lehrer im Ruhestand nicht verkneifen, ihr – altersgerecht selbstverständlich in einfacher Sprache – das Wunder eines Vogeleies zu erklären.

Wie so vieles in der Natur, nehmen auch wir Erwachsene – z.B.  ein Ei –  meist ohne Staunen zur Kenntnis.

Im embryonalen Stadium haben Vögel noch zwei Eierstöcke, dann entwickelt sich aber meist nur der linke zu einem funktionierenden Organ. Bei manchen Vogelarten, wie beim Wanderfalken, entwickelt sich aber auch der rechte Eierstock und der rechte Eileiter.
Hormone, ausgelöst durch Tageslänge und Balz mit RUPERT, hatten sich bei LISELOTTE  zu Beginn der Balz die Eierstöcke vergrößert. In deren Inneren reiften nun von den etwa 4 000 potentiell vorhandenen Eizellen  einige – 2024  vier – in Follikeln. Die Hoden von RUPERT, nahe bei den Nieren liegend, hatten sich durch die Wirkung der Hormone FSH und LH enorm vergrößert. Beim Eisprung (Ovulation) wurde eine reife Eizelle aus dem Follikel in das schlauchförmige Ostium des Eileiters entlassen. Ciliar-Strömung trug die Eizelle in den Eileitertrichter (Infundibulum) wohin nach der Kopulation die Samenzellen RUPERTs gewandert waren. Dort fand die Befruchtung statt. Die nächste Station war die Magnum-Region, wo Eiklar und und Mineralstoffe gebildet werden.
In dieser Region des Eileiters verblieb das Ei etwa drei Stunden und es bildete sich das, was wir Eiweiß nennen. Das Ei passierte dann den Isthmus, wo die Eihüllen (innere und äußerer Schalenhaut) sich bilden, was etwa eine Stunde dauerte. Die nächste Station war der Uterus, in dem sich die Kalkschale bildet und Pigment in seinen arttypischen Mustern und Farben hinzugefügt wird. Die „Herstellung“ des Ei dauerte die längste Zeit!
Insgesamt sind es etwa 20 bis 26 Stunden, bis  das Ei dann die kurze Vagina passiert und über die Kloake  im Nistkasten abgelegt wird. Inzwischen schreitet parallel die Entwicklung des nächsten Eies voran. Hier in diesem Nistkasten sind es oft vier Eier.
Ein fünftes ist sehr selten. Wir freuen uns, wenn auch nur zwei gelegt werden.
Der Legevorgang erfolgt rasch und unauffällig. (Ich habe mehrfach über Cam 2 beobachtet, dass das ruhende Weibchen sich kaum bewegte und danach oft wieder „Steinchen“ zog oder das Gefieder pflegte.)
Der Bedarf an Kalzium war in diesen Tagen der Eibildung bei LISELOTTE sehr hoch und in ihrem Blut war der Kalziumspiegel z.Zt. etwa doppelt so hoch wie bei Säugetieren!
Bereits während der Balz hatte sie aus ihrer Nahrung Kalzium in ihren Schulterblättern und Beckenknochen “gebunkert”, das dann – hormonell gesteuert – über das Blut in die Eierstöcke – zur Eischalenbildung – transportiert wurde.
Genau dieser Vorgang wurde vor fünf Jahrzehnten durch DDT, seine Derivate und andere Pestizide, die über die Beutevögel aufgenommen wurden, bei Greifvögeln beeinträchtigt! Brüchige und zu dünne Eischalen führten zu dem weltweiten Rückgang auch der Wanderfalken, der heute überwunden ist.

Heute kommen andere Stoffe, die über die Nahrungskette in die Wanderfalken kommen,  in unseren sorgenvollen Blick: Furane, Glyphosat …

 

7. Apr., 2024

Frühlingswärme spart „Heizung“

Von |2024-04-07T11:22:38+02:0007. April 2024|Tagebucheintrag|0 Kommentare

 

Am 5. April gab es am Vormittag auch in Heidelberg einen schnellen Temperaturanstieg. (Gegen 9 Uhr trug ich im Freien noch einen Pullover unter meinem Jacket, gegen 11 Uhr – mit einer Enkelin auf dem Spielplatz – weg mit Jacken und Pullovern!) Bald erreichten mich im Tagesablauf  besorgte Anfragen: “ Das Gelege liegt heute oft unbedeckt!“

Unter dem dunklen Schieferdach der Turmspitze erwärmte sich das „Falkenzimmer“ sehr schnell in der Sonne, nachdem in den Vortagen noch ein eisiger Ostwind in den Nistkasten blies.

(Ich stand in den ersten 2000-er Jahren oft dort oben an den  1-Cent-kleinen „Spionlöchern“ um das Brutverhalten zu beobachten. Oft habe ich dann sehr gefroren, einige Wochen später lagen die Küken dann in der Hitze platt im Nistkasten. Und ich eilte hinab zu einem kalten Getränk auf dem Marktplatz.

So ist es verständlich, dass LISELOTTE & RUPERT  ihr „langweiliges“ Brüten bei hohen Temperaturen unterbrechen.

Noch wissen wir nicht, ob beide Eier befruchtet wurden, wir müssen uns weiter gedulden.

 

Danke, M.H.!

4. Apr., 2024

Was geschieht nun in den beiden Eiern?

Von |2024-04-04T19:01:17+02:0004. April 2024|Tagebucheintrag|2 Kommentare

Sie wurden bisher, wie wir beobachten konnten, nahezu ununterbrochen bebrütet. Wir konnten die beiden Eier nur beim Brutwechsel kurz betrachten. LISELOTTE & RUPERT haben die Brutzeit sehr gut bewältigt. Nun sind sie im Endstadium der Brut.

In den Eiern haben sich die befruchteten Eizellen zu Embryonen verwandelt. Der Nachwuchs in den Eiern ist heute – etwa drei Wochen nach der Ablage des zweiten Ei (Brutbeginn) – inzwischen fast ausgereift und nahezu vollständig entwickelt!

Nun dreht sich der Embryo bald in die richtige Position, um die Eischale demnächst zu sprengen.  Ein recht komplizierter Ablauf!

Etwa um den 26. Tag der Brutzeit, 2024 etwa am 20 April, wird der Embryo den Kopf nach rechts unten unter den rechten Flügelstummel drehen, so dass der Schnabel in Richtung der Luftkammer zeigt. (Die Luftkammer kennen wir aus dem hart gekochten Hühnerei.) Der Schnabel drückt so bereits dann gegen die Membran, die den Embryo noch von der Luftkammer trennt. So bewegt sich der Embryo allmählich in die Schlupfposition:

Der große Kopf wird am stumpfen Ende des Eies liegen und die Beine können sich in Richtung spitzes Ende strecken. (Dazu fehlt ihnen jetzt noch die Kraft.) Läge der Kopf im spitzen Ende des Eies, könnte der “Eizahn” auf dem Oberschnabel die Schale nicht am “Äquator”  öffnen. In den letzten Tagen vor dem Schlupf  ruht das Küken und sammelt seine Kräfte im Nackenmuskel, der die Schalenhälften beim Schlupf auseinander drücken muss. Seine Nahrung, die ihm im Dottersack mitgegeben wurde, hat der Embryo bereits nahezu aufgebraucht, der Kalk für seine zarten Knöchelchen kam aus der Eischale, die nun allmählich dünner geworden ist.

(Wir Ältere erinnern uns schaudernd an die 196o-er/1970-er Jahre, als Pestizide in der Nahrungskette der Greifvögel deren Eischalen so dünn werden ließ, dass diese unter dem Gewicht der brütenden Eltern zerbrachen.)

Der Weg von der befruchteten Eizelle zu einem Lebewesen, – hier bald zu einem winzigen weißen Piepmatz, ist für uns Miterlebende jedes Jahr ein wunderbares Erlebnis!

4. Apr., 2024

Heidelberg ist 2024 wieder später dran

Von |2024-04-04T10:16:05+02:0004. April 2024|Tagebucheintrag|0 Kommentare

In Europa und in Deutschland sind die ersten Küken dieser Saison in den  – überwachten Horsten/Nistplätzen – geschlüpft. WIR konzentrieren uns auf die Heidelberger Wanderfalken und können nicht über andere Nistplätze berichten. Aber wir kennen unsere Legedaten und wissen, dass es hier noch etwa zwei Wochen dauern wird.

3. Apr., 2024

2023 war ein schwieriges Jahr für Wanderfalken

Von |2024-04-04T12:09:20+02:0003. April 2024|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Es liegen mir  Beobachtungen, Erfahrungen und Ergebnisse der vergangenen Brutsaison in unserem Bundesland vor, die vom Vorstand der „Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU Baden Württemberg“ zusammengetragen wurden.  Sie stimmen mit den Heidelberger Erfahrungen des vergangenen Jahres weitgehend überein.

Es gab 2023 zahlreiche neue Verpaarungen und außergewöhnlich viele „immature bzw. subadulte“ – wie die Fachleute sagen – Brutpartner beider Geschlechter, also junge Wanderfalken, die eine Brut begannen.

Es gab viele späte Bruten.

Es gab viele Brutverluste, teilweise ganzer Gelege, auch in  urbanen bzw. siedlungsnahen Standorten.

Eine Zunahme der verwaisten Standorte wurde festgestellt.

Viele Totfunde, davon viele mit positiven Befund auf „hochpathogene aviäre Influenza des Subtyp H5N1“ – wir Laien nennen das Vogelgrippe. Die Folge war ein Bestandseinbruch der Wanderfalken in Baden-Württemberg, der sich seit 2008 „eingependelt“ hatte. Er ist jetzt wieder auf dem Stand der frühen 1990-er Jahre.

Entsprechend war auch die Zahl  der ausgeflogenen Jungfalken niedrig, etwa so wie 1989.

Beim Lesen werden viele mit dem Kopf nicken: Ja, diese  Beobachtungen passen auch gut zu Heidelberg.

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