Zwischenmahlzeit
Das reicht wohl nicht zum Sattwerden!
Danke, M.H.!

Das reicht wohl nicht zum Sattwerden!
Danke, M.H.!

Dann ziehen sie mit dem Schnabel Steinchen und Sand zu sich heran. Dann ist das Brüten für einige Minuten vergessen. Manchmal sieht es aus, als würden sie sogar Sand fressen. AURORA, unser erstes Falkenweibchen, pflügte geradezu den Boden! Es ist eine typische Handlung brütender Wanderfalken. Ist es Langeweile, ist es das instinktive Bemühen die Nistmulde zu begrenzen und zusammen zu halten, damit das Gelege eng beisammen bleibt? Wir wissen es nicht. Aber es ist – wie oft – interessant zuzuschauen, nicht wahr?
Das ist ein Verhalten, das ich erst hier, dank Videokamera, später Webcams, enträtseln konnte. In den 1960 – 1990-er Jahren, als wir Wanderfalken in den Fels- und Steinbruchwänden nur mit einem Teleskop aus großer Entfernung beobachten konnten, sahen wir auch diese Bewegungen, konnten aber nicht erkennen, was genau die Falken dort taten.
Es gibt über die – den Falken nahe stehenden – Webcams nun Gelegenheit, das Verhalten von wild lebenden Wanderfalken zu beobachten, das früher – mit Feldstecher und Teleskopen – nicht zu erkennen war. Als ich, etwa im Jahr 2000 oder 2001, auf einer Tagung berichtete, dass im Nistkasten auf der Heiliggeistkirche der Terzel bereits am ersten Tag das frisch geschlüpfte Küken atzen durfte, wurde ich von einem erfahrenen, weißhaarigen Ornithologen kopfschüttelnd belehrt: „Nein, das gibt es nicht. In den ersten Tagen wird ein Terzel nicht beim Füttern geduldet.Er darf nur Nahrung beibringen.“
Danke, M.H.!


In meinen Unterlagen finde ich ein Foto eines Resteies aus 2005. Ich konnte es bei der Beringung der drei Küken am 25. Mai 2005 aus dem Nistkasten bergen. Ich sandte das Ei, wie damals alle aus baden-württembergischen Horsten geborgenen Resteier, über die AGW Baden-Württemberg (Fr.Schilling+) an das Pharmakologische Institut der Universität Freiburg i.Br. Dort wurde der Inhalt aufwendig auf Rückstände überprüft. Ich weiß nicht, ob dieses Ei unbefruchtet war oder ob ggf. der Embryo sich nicht entwickelt hatte.
Ich erfuhr allerdings bei der nachfolgenden Jahrestagung der AGW, dass die Messwerte dieser Resteier so hohe Rückstände an Derivaten von Pestiziden, Fungiziden etc. aus der Nahrungskette der Falken aufwiesen, dass diese Eier z.B. “ nicht zur Nahrungsaufnahme für den Menschen“ geeignet wären.
Auf die Idee, aus Wanderfalkeneier z.B. ein Omelett zu machen, kommt wohl niemand.
(Der Naturforscher Charles Darwin (1809-1882), dem wir u.a. die Erkenntnis der Evolution verdanken, gehörte als junger Mann in London einem elitären Club junger Männer an, die sich das Ziel gesetzt hatten, jedes Lebewesen einmal auf dem Teller zur Mahlzeit gehabt und gespeist zu haben. Irgendwo in seinen Aufzeichnungen kann man z.B. lesen, es hätte „Eule“ zum Diner im Club gegeben.)

Der Nachwuchs in den Eiern ist – heute am 27. Tag nach der Ablage des ersten Eies – inzwischen fast ausgereift und nahezu vollständig entwickelt! Bereits um den 21. Tag der Brutzeit drehte sich der Embryo in die richtige Position, um die Eischale demnächst zu sprengen. Etwa um den 26. Tag der Brutzeit, so lese ich in den Büchern, dreht der Embryo den Kopf nach rechts unten unter den rechten Flügelstummel, so dass der Schnabel in Richtung der Luftkammer zeigt. Der Schnabel drückt so bereits jetzt gegen die Membran, die den Embryo noch von der Luftkammer trennt. So bewegt sich der Embryo, – oder soll ich ihn schon Küken nennen? – allmählich in die Schlupfposition: Der große Kopf wird am stumpfen Ende des Eies liegen und die Beine können sich in Richtung spitzes Ende strecken. (Dazu fehlt ihnen noch die Kraft.) Läge der Kopf im spitzen Ende des Eies, könnte der “Eizahn” auf dem Oberschnabel die Schale nicht am “Äquator” öffnen. In den letzten Tagen vor dem Schlupf ruht das Küken und sammelt gewissermaßen seine Kräfte im Nackenmuskel, der die Schalenhälften beim Schlupf auseinander drücken muss. Seine Nahrung, die ihm im Dottersack mitgegeben wurde, hat der Embryo bereits nahezu aufgebraucht, der Kalk für seine zarten Knöchelchen kam aus der Eischale, die nun allmählich dünner geworden ist.
(Wir Ältere erinnern uns schaudernd an die 196o-er/1970-er Jahre, als Pestizide in der Nahrungskette der Greifvögel deren Eischalen so dünn werden ließ, dass diese unter dem Gewicht der brütenden Eltern zerbrachen.)
Die Heidelberger Falkeneltern bleiben nahezu ununterbrochen auf dem Gelege. Das ist notwendig, denn auch heute Nacht war es in Heidelberg kalt. Oben im „Falkenzimmer“ des Turms bin ich immer über den Temperaturunterschied im Vergleich zum Marktplatz unten überrascht. Im Winter ist es dort oben kälter, im Sommer (Sonneneinstrahlung auf das schwarze Schieferdach) heißer als unten! Als ich vor zwei Jahrzehnten dort oben oft längere Zeit am Nistkasten stand, habe ich oft jämmerlich gefroren und auch oft sehr geschwitzt. Dann half natürlich, unten angekommen, – in/vor der MAX-Bar am Marktplatz ein heißer Tee oder ein kalter Drink! – “ Nun haben Sie sich doch nicht so! Es doch heute gar nicht so kalt/heiß“, meinten dann die Menschen am Nachbartisch.
Auch in diesem Jahr können wir erkennen, dass der Brutwechsel von beiden Falken gleichmäßig, verlässlich, schnell und ohne Störung abläuft. Die meiste Zeit, vor allem nachts, hält PALATINA das Gelege auf der notwendigen Temperatur, die für die Entwicklung der Embryonen notwendig ist, also etwa 34° – 38° C. Das bedeutet, dass die Körpertemperatur der Altvögel, an den Brutflecken am Bauch, immer höher sein muss als etwa 36° C ! Da musste also in den vergangenen beiden Wochen (mit nächtlichen Minusgraden und oft starkem Ostwinddruck in den Kasten) das Gelege sorgfältig bedeckt sein. Auch der kleinere Terzel ZEPHYR hat das tagsüber perfekt gemacht. Nur selten waren die vier Eier für die Kamera und uns zu erkennen. Wenn, dann nur für ein – zwei Sekunden.
In früheren Jahren beobachteten wir gelegentlich, dass das Falkenweibchen unruhig wurde, das Gelege verließ und sich im Nistkasteneingang zeigte. Dann kam meist nach kurzer Zeit der Terzel, übergab Beute an das Weibchen und löste sie beim Brüten ab. Das haben wir, so weit ich das beurteilen kann, in diesem Jahr nicht gesehen. PALATINA wird wohl gut betreut.
Gleich komplimentiert PALATINA den brütenden ZEPHYR hinaus!
Danke, M.H.!

Wie es ausschaut, mit großem „Trara“ übergeben …
Danke M.H.!

Könnten wir in das Innere schauen, so würden wir bereits jetzt den Kopf – an ihm bereits die Bildung der Augen und des Schnabels – die Füße und die Flügel erkennen können. In der kommenden dritten Woche der Entwicklung wird sich der Kopf des Embryos bereits zum stumpfen Ende der Schalenhülle bewegen. Nach Ostern ( in KW 14 dieses Jahres) – in der fünften Woche der Entwicklung im Ei – wird diese Position von Bedeutung sein!
Warum? Geduld! Das schreibe ich rechtzeitig.