2021

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19. Apr., 2021

Ist das Schmutz oder sind das schon Federn?

Von |2021-04-19T17:17:58+02:0019. April 2021|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Die grauen Pelzdunen, die wir jetzt sehen, sind bereits das zweite Kleid der Küken, denn das weiße Dunenkleid nach dem Schlupf wurde bald ersetzt. Wenn wir die Fotos aus der ersten Woche mit den Fotos der vergangenen Woche vergleichen, erkennen wir deutlich die grauen Einfärbung, nicht wahr?

Die Oberhaut der Vögel ist von unserer Haut völlig verschieden, sie erinnert uns an deren Abstammung von den Saurieren. Bei uns Menschen wird die Hornsubstanz der Oberhautzellen, das Keratin, fortlaufend abgestoßen und von innen erneuert. Als Schuppen auf unseren Schultern, als Hornhaut an unserer Fußsohle und Handinnenflächen. Auch als Haare und Finger- und Zehennägel werden diese abgestorbenen Zellen von nachwachsenden lebenden Zellen verdrängt und als tote Substanz nach außen geschoben. Die Oberhaut der Vögel bildet Federn aus. Auch diese werden bei der Mauser durch neue ersetzt, dann aber schnell und nicht langsam fortlaufend. Das spielt sich gerade bei PALATINA ab, wir entdecken ja ab und zu eine von ihr abgeworfene Feder.

Bei der Vogelfeder wird zunächst im Schutz einer Hornhülle (Blutkiel) ein kompliziert eingerolltes  “Gebäude” gebildet, das sich dann zu einer verhornten und hochspezialisierten Federfahne entfaltet, wenn diese Hornscheide aufsplittert. Denn jede Feder dient, je nach ihrer Lage am Falkenkörper, ganz bestimmten Zwecken und wird erst nach der Mauser völlig erneuert! Die harten Armschwingen PALATINAs und ZEPHYRs unterscheiden sich völlig von ihrem weichen Bauchgefieder.!

(Auch das Federkleid von jungen, ausgeflogenen Wanderfalken unterscheidet sich von dem der erwachsenen Falken. Davon ein anderes mal.)

Bei unseren VIER bilden sich nun jetzt diese “Federorgane”.  Weil sie bei Verletzung leicht bluten, heißen die bläulich glänzenden Hornscheiden der Zapfen, die jetzt am Stoß und an den Flügeln allmählich sichtbar werden, Blutkiele. Bald werden diese Hornzapfen an der Spitze eintrocknen und es erscheint die zunächst noch eingerollte Federfahne, die sich allmählich zu einer Fläche entrollt, zur flachen Feder. Dabei wird die Pelzdune aus ihrer Hauttasche ausgeschoben.

 

18. Apr., 2021

Wanderfalken und Tauben

Von |2021-04-18T15:23:23+02:0018. April 2021|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Was sollten wir wissen, wenn wir hier nun – mit gemischt Gefühlen – miterleben, wie der Tod von Tauben junge Falken in die Luft bringt?

Tauben sind Vögel, die nicht nur dem Wanderfalken ins Auge fallen. Auch bei uns Menschen löst dieser Vogel Emotionen aus.

So gab es (während der COVID-19 –Einschränkungen ) kaum noch Touristen in Heidelberg und geschlossene Geschäfte und Lokale . In unserer Lokalzeitung las ich Aufrufe in Leserbriefen, man solle nun die Stadttauben füttern, denn die wenigen Menschen in der Altstadt würden nun zu wenig Essensreste fallen lassen! Ich beobachtete dann tatsächlich eine Frau, die in der Hauptstraße großzügig Futter verstreute. Was selbstverständlich verboten ist. (Nein, ich mischte mich da nicht ein.)

Als weiße Taube ist sie ein Friedenssymbol (Picasso-Taube kennt jede/r) und ist zu Pfingsten Sinnbild des Heiligen Geistes. Kommt es nun wieder in Mode weiße Tauben bei Hochzeitsfeiern o.ä. in die Luft zu entlassen? (Es gab vor Jahren eine Szene, als der Papst auf dem Petersplatz, Rom eine Taube in die Luft warf! Die aber nach wenigen Sekunden Flug von mehreren aggressiven Möwen zu Boden gebracht und getötet wurde.)

Seit alters her hält man die Taube für monogam und treu – ist sie natürlich nicht! – und sie gilt als Symbol der Treue, Reinheit und der Friedfertigkeit. (Na ja. Wenn ich sie zu meinen Füßen in der Altstadt betrachte, sind sie weder friedfertig, noch rein und die männlichen Tauben balzen mal diese und mal jene weibliche Taube an, die ihnen über den Weg läuft.)

Es gibt viele Taubenliebhaber, die sie in allen Formen, Farben und Eigenschaften züchten und Züchter von Brieftauben (Das“ Rennpferd des kleinen Mannes“, z.B. der Bergarbeiter, die nach ihrer Arbeit im Dunkeln Freude an Vögeln hatten). Es gibt in Deutschland  weit über eine Million Brief-und Zuchttauben in menschlichem Besitz. Zum Vergleich: Es gibt etwa 1 300  wild lebende Wanderfalkenpaare in Deutschland. Taubenfreunde sind keine Freunde des Wanderfalken, das versteht sich von selbst.

Die Stadttaube, verwilderte Form der Haustaube, ist eine unbeliebte, ja gehasste Art, – als „Ratte der Lüfte“ wird sie beschimpft. (Beinahe wäre sie „Vogel des Jahres 2021“ des NABU geworden.) Eine Million Statdttauben soll in New York leben, die geschätzten dreihunderttausend Tauben Berlins hinterlassen pro Tag geschätzte zehn Tonnen einer Mischung aus Harnsäure und Kot (FAS, 19. 05. 2013, S. 62). Alle Haustauben stammen von der Felsentaube (Columba livia) ab, die sich vor etwa 10 000 Jahren dem Menschen anschloss. Es gibt wohl keine reine Wildform der Felsentaube mehr.

18. Apr., 2021

Warum werden nun viele Tauben verfüttert?

Von |2021-04-18T11:21:02+02:0018. April 2021|Tagebucheintrag|2 Kommentare

Welche Vögel sehe ich IMMER am Himmel, wenn ich auf den Balkon oder auf die Straße trete? Rabenkrähen und Tauben. Welche Vögel sehe ich IMMER, wenn ich in der Heidelberger Altstadt in den Himmel und auf den Boden schaue? Tauben (Columba livia). Wanderfalken erbeuten Vögel, die sie in der Luft ergreifen und noch in der Luft durch Genickbiss töten. Das ist seit Millionen Jahren ihre „Aufgabe“, ihr „Beruf“, ihre Position im natürlichen Netzwerk,  die Evolution hat sie so geschaffen. Wanderfalken in Städten erbeuten jene Vögel, die zahlreich vorhanden sind und die sie leicht erbeuten können. Man schätzt, dass etwa nur jeder fünfte Jagdversuch erfolgreich ausgeht, denn die Beutevögel haben sich ebenfalls seit Jahrmillionen auf „ihre“ Beutegreifer eingestellt. So herrscht – falls der Mensch nicht eingreift – meist eine Gleichgewicht, das  auch Schwankungen ausgleicht.

Entsprechend sehen wir im Heidelberger Nistkasten, dass in der zweiten Hälfte der Aufzucht der Falkenküken  Tauben als Beute eingetragen werden. An anderen Orten ist das ganz anders: 2012 berichteten mir Ranger am Point Reyes National Park an der Pazifikküste Kaliforniens, dass die dort brütenden Wanderfalken sich ausschließlich von Wasservögeln und durchziehenden Vögeln ernähren. Dasselbe hörte ich einige Jahre zuvor von den Rangern des Acadia National Park an der Atlantikküste in Maine, USA.  2006 erfuhr ich in Essaouira, Marokko, dass die Mauritiusfalken auf der vorgelagerten Insel Mogador sich ausschließlich von kleinen nordeuropäischen Singvögeln ernähren, die auf ihrem Zug hier vorbei fliegen. Wanderfalken sind, wie alle Beutegreifer, Opportunisten, sie nutzen die Gelegenheiten. Das tun wir  auch. Wir essen das, was es gerade günstig gibt.

(Heute esse ich Spargel und Erdbeeren.)

18. Apr., 2021

„Wat dem einen sin Uhl is, is dem annern sin Nachtigal!“

Von |2021-04-18T11:11:38+02:0018. April 2021|Tagebucheintrag|0 Kommentare

heißt das norddeutsche Sprichwort. „Was dem einen seine Eule ist, ist dem anderen seine Nachtigall!“ Nun kommt für einige unserer Webseitenbesucher eine schwierige Zeit. Denn nun erscheinen für die kommenden Wochen als eingetragene Beute große Vögel, um die vier heran wachsenden Küken, die nun einen hohen Bedarf haben, zu ernähren. Darunter nun Tauben, die beringt sind, also Zuchttauben von Liebhabern und Brieftaubenzüchtern. Das werden wir nun – leider – häufig sehen.

Züchter von Tauben und Brieftaubenbesitzer schreiben mir jedes Jahr, dass sie den Verlust ihrer Vögel als „Raub“ beurteilen. Jeder versteht und kann mitfühlen, dass der Anblick  im Nistkasten diese Vogelliebhaber mit Schmerz, Trauer und Wut erfüllt. Tauben, die man liebevoll gezüchtet und groß gezogen hat, an deren Schönheit und Flugleistungen man sich erfreut, hier zu sehen wie sie gefüttert werden, ist schlimm für diese Vogelliebhaber.

Könnten wir doch nur den Wanderfalken, Habichten, Sperbern, Uhus, u.s.w. beibringen, ausschließlich Tauben ohne Ringe zu fangen und zu fressen! Es gibt doch so viele Tauben, die keine Besitzer haben!

„Raubvogelfreunde und Brieftaubenliebhaber werden wohl nie zusammenkommen, das steht, glaube ich fest. Muss meiner Ansicht auch nicht, ich wäre mit einer gegenseitigen Akzeptanz schon sehr zufrieden.“
Das schrieb mir einmal ein Brieftaubenzüchter aus dem Main-Spessart, dem ich die Daten der von uns aus dem Nistkasten geborgenen Ringe übermittle, damit er den Verlust und den Grund an die Besitzer der Tauben weiter gibt. Er schreibt weiter: „Ich habe von den Züchtern ein `trauriges Dankeschön` erhalten, aber die Züchter wissen jetzt wenigstens was passiert ist und damit kann man dann schon besser umgehen.“
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