Gängs Tagebuch
Gängs Tagebuch2021-10-04T08:44:30+02:00

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

Seit 1999 schreibt Hans-Martin Gäng das Tagebuch über die Heidelberger Wanderfalken. In über 5000 Einträgen können Sie nachlesen, was seit 1999 alles passiert ist. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

10.Apr., 2019

Die Eischalenreste verschwinden

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In der Natur gibt es kaum Müll. Die Beutevögel werden fast rückstandslos verzehrt. Wir sehen hier, wie PALATINA an der Eischale knabbert. Die Eischalenreste kommen so wieder in den Nahrungskreislauf zurück.

Gut auch zu sehen, wie robust PALATINA sich wieder auf ihre Kinder schiebt: Die nadelspitzen Klauen sind eingezogen und sie schiebt ihre Fänge von unten schiebend unter die Kinderschar. Dennoch, für unsere Augen: Da ist nichts von Zärtlichkeit !

Aber das habe ich ja gerade erklärt: Falken sind nicht zärtlich in unserem Sinn …

Danke, Coriena!

10.Apr., 2019

Hier ist noch kein Küken verhungert

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Auch wenn es so aussieht, als käme das zuletzt geschlüpfte, meist nach hinten verdrängte Küken zu kurz, so wird auch dieses Kleine zur Nahrung kommen. Denn bei der nächsten Lieferung werden die soeben Gesättigten nicht viel Raum in ihrem Körper frei haben und früh satt und erschöpft den Kopf senken. Dann kommt auch das jüngste Küken an Nahrung. Nein, die Falken können nicht zählen! Sie reagieren auf die Aufforderung durch die Signale. Nein, sie erkennen nicht ihre Kinder. Man könnte ein fünftes Küken dazu setzen, auch dieses würde gefüttert werden.

10.Apr., 2019

Nun müssen wir ganz tapfer sein!

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Wenn wir in den letzten beiden Tagen bei einer Atzung dem TRIO zuschauen konnten, dann waren unsere Gedanken etwa „Ach, wie süß! Wie niedlich!“ Das wird sich nun ändern. Wir werden – mit zunehmendem Ärger, Enttäuschung und noch schlimmeren Gefühlen – beobachten, dass sich das TRIO vom 8. April  breit macht und das neugeschlüpfte VIERTE vom 10. April nicht oder selten von PALATINA bedient wird. Nach hinten abgedrängt, wird es sich mal links herum, mal rechts herum, vergeblich bemühen, an den Schnabel der Mutter zu kommen.

Ich erinnere mich aus den Vorjahren an den täglichen Spaziergang des Kindergartens „Heuhüpfer“ zum Monitor im Rathausfoyer und die Kommentare der höchst aufmerksam beobachtenden Kinder: “ So gemein! Der Kleine hat NICHTS abbekommen! Die Drei da vorne haben ALLES weggefressen! Blöde Mama!“

Und vorwurfsvolle Blicke trafen auch mich, den Hausmeister, der doch da oben -„Aber schnell!“ – für Gerechtigkeit sorgen solle. Beifall wurde geklatscht, wenn das zu kurz gekommene Küken dann doch endlich zu einem Happen kam.

Sie erinnern sich, dass ich bereits – gestern? vorgestern? – hier notiert habe, dass Küken und atzende PALATINA nach Reiz und Reaktion funktionieren. Wir dürfen unsere menschlichen Verhaltensmuster (Kindesliebe, Mutterpflicht, Gerechtigkeit) nicht auf die Tiere übertragen. Hier geht es nach den Regeln „struggle for life“, besser  „survival of the fittest“, wie Charles Darwin uns schon vor hundert Jahren lehrte.

Wir verfallen aber, auch das ist Biologie, in das „Kindchenschema“ , das Konrad Lorenz uns und der Tierwelt als „angeborener auslösender Mechanismus“ zuschrieb. So finden wir die Nachfolgerin von Eisbär KNUT , die kleine HERTHA in Berlin, oder Pinguine, die – nebenbei gesagt –  fürchterlich stinken,  auch weiterhin : süß!!

 

10.Apr., 2019

Nicht aus meinem Mund oder Text

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Um hier nicht verständnisloses Kopfschütteln oder lautes Lachen zu erregen:

Dass Wanderfalken Würmer fangen und die Kleinen sich in einer Wärmepyramide tummeln, wie die Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg  heute schreibt, stammt nicht von mir! Auch die  anklagende Bezeichnung „Raubvögel“ kommt nicht über meine Lippen, da Wanderfalken nun mal seit Jahrmillionen  niemanden ausrauben, sondern sich naturgemäß von Vögeln ernähren.

9.Apr., 2019

Zwischenmahlzeit am Nachmittag? Nein!

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Obwohl ZEPHYR die Beute perfekt gerupft anliefert, passt sie PALATINA aus unbekanntem Grund nicht in ihr Programm. Auch im Depot will sie die Beute nicht zurück lassen, verfüttern auch nicht. Also trägt sie die Beute in einanderes Depot. Sie ist so schnell wieder zurück, dass sie nichts verspeist haben wird.

Danke, Coriena!

9.Apr., 2019

Schon heute: Unvorstellbar!

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Dass man eines der Küken wieder in seine Eischale einpassen könnte! Was wir jetzt hier beobachten können, ist eine rasante Entwicklung und schnelles Wachstum.

PS. Wunschtraum & Hoffnung des Tagebuchautors: Hat jemand unter den Besuchern/-innen die fototechnische Möglichkeit, bei PALATINA von den rot-goldenen Ringen der Fänge die Zahlen abzubilden? Erst seit zwei Jahren erlaubt die Vogelwarte die Beringung mit leicht ablesbaren Ziffern …

9.Apr., 2019

Was ist mit dem vierten Ei?

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Schon erreichen mich Anfragen, ob und wann noch ein viertes Küken schlüpfen könnte. Ja, wir hoffen wohl alle, dass auch das verbliebene Ei befruchtet ist und dass sich in ihm ein Embryo entwickelt hat. Im vergangenen Jahr lagen drei Tage zwischen dem Schlupf des ersten und des vierten Kükens.

So gebe ich als ehemaliger Lehrer heute eine Hausaufgabe in die Runde: „Ausschau halten nach einem Pick auf dem verbliebenen Ei! Falls möglich, Fotobeleg, bitte!“

9.Apr., 2019

Das sieht ja heute sehr gut aus

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Die ersten risikoreichen Stunden und die kalte Nacht hat das TRIO gut überstanden, wie ich soeben bei einer Atzung um 10.45 Uhr miterleben konnte. Die Küken sind sich sehr ähnlich (kein Wunder bei paralleler Entwicklung) und alle drei verhalten sich „wie im Lehrbuch“. Kaum ist die Nahrungsquelle PALATINA verschwunden – sie verzehrt den Rest des Kleinvogels – versammelt sich das TRIO um das verbliebene vierte Ei und bildet eine Wärmepyramide, um die kälteempfindliche Vorderseite ihrer Körper zu schützen.

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ZEPHYR lässt sich noch nicht verführen

Auch im 22. Brutjahr wird es hier nicht langweilig und wir erleben neue Szenen der Anbahnung zwischen dem Paar:

Wie von mir oft notiert, kannten wir bisher die lautstarke Ankunft des Terzels, der seine Partnerin an den von ihm vorgeschlagenen Brutplatz lockt, dort folgte das minutenlange Intermezzo der Balz, gefolgt vom schnellen Abgang des Terzels und dem Verbleib des sich beruhigenden Weibchens im Nistkasten für einige Zeit.

Heute sehen wir ein anwesende PALATINA,  ZEPHYR trifft ein, verbleibt aber in Balzhaltung auf der Stange. Beide verstummen und erst gegen 17:41 Uhr traut sich ZEPHYR sehr zögerlich in den Kasten. PALATINA streicht ab und ZEPHYR geht schlafen.

Danke, K. und M.H.!

06. Februar 2022|0 Kommentare

Von wem stammt wohl diese Mauserfeder?

Sie ist selbstverständlich von einem Wanderfalken, aber von welchem?

Wir entdeckten sie – wohl am 23. Januar- erstmals im Nistkasten. Immer, wenn so eine hübsche Feder im Nistkasten liegt, erreichen mich Begehrlichkeiten: „Könnten Sie mir diese Feder nicht rasch aus dem Kasten holen, wenn kein Falke da ist?“ Nein, das ist mir doch zu aufwendig.

Unser erster Gedanke ist: Die Feder stammt von ZEPHYR! Er ist ja täglich anwesend und pflegt dort vor dem Einschlafen sein Gefieder. Da hat er diese alte Feder gezupft …

Dann blättere ich in dem schönen Buch“Le faucon pèlerin“ von René-Jean Monneret und finde auf S. 34 – ich übersetze- „… noch nie habe ich einen Terzel vor Mitte April in der Mauser beobachtet.“ Monneret, der weit mehr über Wanderfalken weiß als ich, schreibt, dass die Weibchen nach der Ablage des ersten Ei mit ihrer Mauser beginnen. Ich übersetze:“ Die Mauser der Weibchen liegt in jedem Fall 3 bis 5 Wochen vor der Mauser der Terzel.“

Das ist für uns Laien verständlich, denn die Weibchen sind ab März mit der Brut für etwa 32 Tage eher ruhend. Sie brauchen dann nicht die perfekte Federausstattung und können dann das Gefieder allmählich wechseln. Der Terzel braucht aber während der Brut seine volle Flug- und Jagdfähigkeit um seine Partnerin zu entlasten.

Ich erinnere eine köstliche Szene vor langen Jahren, als AURORA (?)  die gelieferten Häppchen kurz nacheinander jedesmal verschmähte, sich schließlich vom Gelege erhob, zum Ausgang schritt und  – wir würden sagen: einige deutliche Worte –  rief. Zurückging, wartete, bis der Terzel endlich mit einer frischen und größeren Beute ankam.

Zurück zur Feder:  Sie stammt wohl doch von PALATINA, als diese kürzlich einige Zeit im Nistkasten zugange war.

PS. Die vollständige Mauser zieht sich über eine lange Zeit hin, bis September, bei den Terzeln sogar noch später.

05. Februar 2022|0 Kommentare

Wie alt werden Wanderfalken?

Nach meinem Eintrag vom 30. Januar über die hohe Sterblichkeit der jungen Wanderfalken in ihren ersten beiden Jahren, stellt sich die Frage nach dem Alter.

In der mir vorliegenden Literatur schreiben die Fachleute von etwa 6-8 Jahren. Das Falkenweibchen  vom Sun-Life Turm in Montreal, CAN, ich habe davon berichtet, wurde mindestens 18 Jahre alt, ein Weibchen in Alaska 19 Jahre. In Gefangenschaft gehaltene Wanderfalken können sogar noch älter werden.

02. Februar 2022|0 Kommentare
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