Hans-Martin Gäng

You Are Currently Here:Startseite > Hans-Martin Gäng

Über Hans-Martin Gäng

Der Autor hat bisher keine Details angegeben.
Bisher hat Hans-Martin Gäng, 6569 Blog Beiträge geschrieben.
8. Apr., 2023

Außen kalt, innen voller Leben

Von |2023-04-08T15:32:07+02:0008. April 2023|Tagebucheintrag|2 Kommentare

In den Eiern haben sich die befruchteten Eizellen zu Embryonen verwandelt. Der Nachwuchs in den Eiern ist – heute am 23. Tag nach der Ablage des dritten Ei (Brutbeginn) – inzwischen fast ausgereift und nahezu vollständig entwickelt!

Bereits um den 21. Tag der Brutzeit dreht sich der Embryo  in die richtige Position, um die Eischale demnächst zu sprengen. Etwa um den 26. Tag der Brutzeit, 2023 etwa am 11. April, wird der Embryo den Kopf nach rechts unten unter den rechten Flügelstummel drehen, so dass der Schnabel in Richtung der Luftkammer zeigt. (Die Luftkammer kennen wir aus dem hart gekochten Hühnerei.) Der Schnabel drückt so bereits dann gegen die Membran, die den Embryo noch von der Luftkammer trennt. So bewegt sich der Embryo allmählich in die Schlupfposition:

Der große Kopf wird am stumpfen Ende des Eies liegen und die Beine können sich in Richtung spitzes Ende strecken. (Dazu fehlt ihnen jetzt noch die Kraft.) Läge der Kopf im spitzen Ende des Eies, könnte der “Eizahn” auf dem Oberschnabel die Schale nicht am “Äquator”  öffnen. In den letzten Tagen vor dem Schlupf  ruht das Küken und sammelt seine Kräfte im Nackenmuskel, der die Schalenhälften beim Schlupf auseinander drücken muss. Seine Nahrung, die ihm im Dottersack mitgegeben wurde, hat der Embryo bereits nahezu aufgebraucht, der Kalk für seine zarten Knöchelchen kam aus der Eischale, die nun allmählich dünner geworden ist.

(Wir Ältere erinnern uns schaudernd an die 196o-er/1970-er Jahre, als Pestizide in der Nahrungskette der Greifvögel deren Eischalen so dünn werden ließ, dass diese unter dem Gewicht der brütenden Eltern zerbrachen.)

Der Weg von der befruchteten Eizelle zu einem Lebewesen, – hier bald zu einem winzigen weißen Piepmatz, ist für uns Miterlebende jedes Jahr ein wunderbares Erlebnis!

7. Apr., 2023

Eier, Federn und Bälge – Sammler gefährden die Vogelwelt, liefern Wissen

Von |2023-04-07T12:28:34+02:0007. April 2023|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Die Grundlage unseres Wissens über die Vogelwelt liegt seit dem 19. und 20. Jahrhundert in den riesigen Sammlungen und Beschreibungen von Bälgen, ausgeblasenen  Eiern, mit Arsen bestäubten Gefiedern und in Alkohol eingelegten Vögeln in ornithologischen Sammlungen, z.B. in New York, London, Berlin, Senckenberg Museum Frankfurt, Museum Alexander Koenig Bonn, Naumann-Museum, Schloss Köthen, etc.

Die Entstehung solcher Sammlungen ist oft kurios, ich berichte aus dem Buch von Tim Birkhead Birds and us, Penguin Books 2023, S. 232 ff.

Der Bankiersohn Walter Rothschild (1868-1937) kündigte 1875, im zarten Alter von 7 Jahren,  seinen Eltern an, er werde beruflich nicht seinem Vater folgen, sondern ein Museum führen. Sein Vater übereignete ihm schließlich den Familiensitz Tring Park, Hertfordshire, dazu 1 Million Pfund (heute etwa 100 Million Pfund) für das sich bis heute erweiternde Naturkundemuseum. Walter, 3. Baron Rothschild, beschäftigte hunderte Forscher, um seltene Vögel weltweit zu finden und zu liefern. Ab 1892 notierte Walter R. mit dem Deutschen Kurator Ernst Hartert seine Erkenntnisse. Der berühmte Vogelmaler Keulemans illustrierte die Beschreibungen, z. B. der höchst seltenen Kasuare aus Neu Guinea und Nordaustralien, von denen 64  lebende Exemplare ! nach Tring geliefert wurden. W.R., E.H. und ein weiterer Kurator  lieferten 1 200 Bücher und Artikel, definierten und beschrieben aus ihrer Sammlung von 300 000 Vogelbälgern und 200 000 Eiern 5 000 neue Arten! Sir Walter heiratete nie, “ … but had at least three well-to-do mistresses, the identity of only two of them are known“. Die dritte Geliebte  „… known only to be a married ´peeress` ( together with her husband) threatened to make Walter`s affair with her public …“ erpresste ihn über 40 Jahre, bis er ruiniert und gezwungen war, seine Sammlung an das American Museum of Natural History, New York zum Spottpreis von $ 225 000 zu verkaufen, Kurz danach starb 1937 Walter R.

Ornithologie ist unterhaltsam, nicht wahr?

PS. Als vor sieben Jahrzehnten die Bestände des Wanderfalken auf der Nordhalbkugel einbrachen, weil die Eierschalen der Greifvögel immer dünner wurden, konnte man aus solchen Museumsbeständen Zeitreihen von Wanderfalkeneiern messen und auswerten: Je mehr DDT, desto dünner die Schalen. DDT wurde verboten, ein Jahrzehnt zuvor hatten die Entdecker dafür den Nobelpreis Chemie erhalten.

PPS. Und Frauen in der Ornithologie?

 Emilie Snethlages (1868 -1929) wurde als eine der ersten Frauen in Deutschland promoviert. Man liest, dass sie in 15 Minuten einen perfekten Kolibri-Balg präparieren konnte. (Kai Spanke in FAZ v. 3. Januar 2023 , S.10)

7. Apr., 2023

Beim Frühstücksei besser NICHT an LISELOTTE und Gelege denken!

Von |2023-04-07T10:35:01+02:0007. April 2023|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Weil es aus dem Heidelberger Nistkasten (noch) nichts zu berichten gibt, diese Mahnung!

Charles Darwin, dessen 200. Geburtstag wir am 12. Februar 2009 gefeiert haben, war sehr  an gutem Essen interessiert:

„Als Mitglied des Feinschmecker-Clubs in Cambridge, der sich wöchentlich versammelte und danach trachtete, Tiere zu kosten, die man gewöhnlich nicht auf Speisekarten findet, hatte er allerlei seltsame Gerichte probiert, wie Falken und Rohrdommeln. Unter allen jedoch muss die Eule besonders irritierend gewesen sein, durch den `unbeschreibbaren` Geschmack … In Patagonien wagte er sich sogar an ein Gericht mit Puma-Fleisch, das aber eher wie Rind schmeckte. Sein Lieblingsessen waren anscheinend jedoch die Riesenschildkröten, die er auf der James Island, eine der Galapagos-Inseln fand. Nicht weniger als achtundvierzig Stück befanden sich an Bord der Beagle, die Darwin und seine Kameraden nach und nach verzehrten.“

Daniel Birnbaum in der FAZ , S. 29 vom 26.02.2009 und www.faz.net/downhouse

Und: FROHE OSTERTAGE!

Foto: Eierbecher, 19. Jhdt. Frankreich                             Daraus verzehrt HMG sein Frühstücksei!

5. Apr., 2023

Brutwechsel am 4. April

Von |2023-04-05T09:35:40+02:0005. April 2023|Tagebucheintrag|5 Kommentare

Es ist der Stoß der brütenden Falken, der jedes Jahr uns zur Ansicht einen Kreis in den Bodenbelag zieht. Denn die Falken bleiben nicht unbewegt liegen, sondern drehen sich regelmäßig – etwa alle 15-20 Minuten –  etwas weiter. Dadurch verändert sich auch die Position der vier Eier unter ihnen, die somit gleichmäßig und rundum mit Wärme versorgt werden. (Wir erinnern die TV-Dokumentationen von Pinguinen im -30° C-kalten Polarwind, auch dort müssen die außenstehenden Küken im dicht gedrängten Inneren des Kreises aufgewärmt werden.

Die Falken haben beim Brüten ihre Schwanzfedern  „zum Abdichten“ abgesenkt, damit keine Wärme entweicht. Das ist bei den tiefen Temperaturen, heute früh -2°C , wichtig. (Zudem herrscht, z.Zt.  wie wir gestern und vorgestern beim abendlichen Konzertbesuch des „Heidelberger Frühling“ in der Altstadt fröstelnd bemerkten, dort ein strammer Ostwind, der in den Nistkasten gerichtet ist.)

(Heute noch eine kleine Lehrer-Scherzfrage! „Warum fressen Eisbären keine Pinguine?“ MEINE Schüler/-innen wussten das. 🙂

Danke, K.!

2. Apr., 2023

Halbzeit der Brut

Von |2023-04-02T11:15:59+02:0002. April 2023|Tagebucheintrag|4 Kommentare

Heute, bei kaltem ( um 10 Uhr 9° C) Wetter, ist etwa die Hälfte der Brutzeit vergangen. Die Entwicklung der Embryos ist weit fortgeschritten. Beide Altfalken erfüllen ihre Aufgabe offensichtlich perfekt. ZEPHYR versorgt LISELOTTE mit Nahrung, das können wir nicht über die Kameras zeigen. Vor allem am frühen Vormittag, wenn LISELOTTE zu ihrem Bewegungsflug einige Zeit unterwegs ist, wird sie dem Terzel bereits in der Luft, oder an einer gemeinsamen Warte (Treffpunkt in der Schlossruine oder auf einer Felskanzel) die Beute abnehmen. Oder sie bedient sich aus einem Depot, in dem beide Falken bereits gerupfte Beutevögel diskret (Krähen!) abgelegt haben.

Oft werde ich gefragt, wer gerade auf dem Gelege liegt. Das ist jetzt recht einfach zu beantworten. Die längste Zeit, vor allem in der Nacht, bebrütet LISELOTTE das Gelege. Sie ist etwa ein Drittel (lat. Tertium) größer als der Terzel ZEPHYR und verfügt so über ihre Körpermasse über die stärkere Heizkraft. Selbstverständlich hat man die Brutdauer an manchen Nestkästen genau protokolliert. (Weil ich gerade in London war, zeige ich hier aus dem  2022  erschienenen  Buch The peregrine Falcon von Richard Sale und Steve Watson eine Grafik aus S. 207) :

Auf der unteren Linie sehen wir die Daten vom 6. März 2022 (1.Ei) bis zum 16. April 2022 im Nistkasten auf dem Charing Cross Hospital, London bis zum Schlupf eines Kükens am 16. April gegen 18 Uhr. Auf der senkrechten Achse links sehen wir die Uhrzeit, wann die vier Eier gelegt wurden. Aus den drei weiteren Eier (gelb notiert) schlüpften leider keine Küken.

Achten Sie nun auf die Farben: GRÜN = nicht bebrütet, BLAU = Terzel brütet, ROT = Weibchen brütet. Diese Tabelle entspricht auch unseren Erfahrungen. Leider hat niemand bei uns je die Brutzeiten so penibel notiert.

Mehr Beiträge laden
Nach oben