Kein Beutevogel am Himmel zu sehen
Da wird das QUARTETT wohl mit Nahrung aus einem Depot versorgt.
Danke, M.H.!


Da wird das QUARTETT wohl mit Nahrung aus einem Depot versorgt.
Danke, M.H.!


Das ist nicht der Staub, der sich – bei jedem Besuch dort oben staune ich darüber, wieviel der Neckarwind dort hinein bläst – der das Flaumgefieder allmählich einfärbt. Das Federkleid der Kleinen wird sich nun dramatisch verändern. Was wir nun sehen nennen die Ornithologen „Pelzdunen“.
Es gibt uns Gelegenheit, darüber nachzudenken, was da gerade entsteht:
Woher weiß der Quadratmillimeter Haut, dass dieser Federkeim sich zur harten, langen Feder einer Handschwinge– die äußerste mit der Nr.10. sogar mit einer markanten Einbuchtung auf der Innenfahne – entwickeln soll und woher weiß der andere Quadratmillimeter Haut am Unterbauch, dass seine Federkeime kurze, weiche Flaumfedern herstellen soll? Nach dem zukünftigen Zweck und Ort der einzelnen Feder hat sich jetzt schon bei den Nestlingen entschieden, wie jede einzelne Feder demnächst aussehen wird. Das ist in jeder einzelnen Zelle von Anfang an “einprogrammiert”! Wenn Ende Mai die fertige Feder ausgeschoben und funktionsfähig ist, braucht dieses tote, verhornte Gebilde, das so unendlich wichtig für das zukünftige Falkenleben ist, keine Blutzufuhr mehr, keinen Sauerstoff mehr und keine Nährstoffe mehr!
Das ist für die warmblütigen Vögel von Vorteil: Der Vogelflügel ist ein schmales Knochenbündel mit wenig Fleisch dran, das von einer leichten und hoch spezialisierten Tragfläche aus toter Substanz überkleidet ist. (Deshalb haben die Altfalken, wenn sie größere Vögel als Beute mitbringen, fast ausnahmslos die Flügel bereits abgeknipst: Ist ja eh nichts dran und sie stören beim Transport!)
Fledermäuse mit durchbluteten Tragflächen müssen viel mehr Energie in ihren Flug investieren. Kein Wunder, dass Vögel uralte und sehr erfolgreiche Bewohner dieser Erde sind.
Hier einige Mauserfedern der erwachsenen Falken, die ich bei Reinigung des Nistkastens fand.

Wir sehen, wie sich der Nachwuchs in diesem Jahr – noch – sehr manierlich aufführt. Der Vater reizt mit seinen Lauten das Köpfchen-Heben und das Schnabel-Öffnen an. Bald sind alle satt und legen sich nieder. Bemerkenswert auch, wie ZEPHYR dem vorderen Küken ein winziges Nahrungsteil vom Körper entfernt: In derWelt der Beutegreifer wird fast alles verzehrt.
Danke, C., A.L. und M.H.!
Die Küken werden täglich etwa 4 bis 6 mal mit Nahrung versorgt. Bisher waren es Kleinvögel, die dafür – vor allem von ZEPHYR – erbeutet wurden. Das schnelle Wachstum des Quartetts erfordert nun auch größere Beutevögel, z.B. Tauben. Diese gibt es in großer Zahl. Das Atzen der Küken erfolgt immer in rasendem Tempo und ist für die Eltern eine anstrengende Aktion: Sie halten die Beute mit beiden Fängen fest und haben dadurch einen instabilen Stand. Das Abreißen der Federn und des Fleisches erfordert große Kraft. Blitzschnell entscheidet dann der Falke: Ist der Happen groß, verschlingt er ihn selbst, ist der Happen klein, so wird er – mit wenig Geduld – angeboten. Bald werden die Küken auch – für uns unappetitliche – Happen, also Federn, Knochen, ganze Vogelfüße annehmen und mühsam verschlingen.
Danke, S.H.!
Kürzlich habe ich erwähnt, dass wir Miterlebende Atzungen/Fütterungen der Küken kaum ertragen, wenn ein Küken oder zwei deutlich jünger als die Erstgeborenen sind. Wenn das der Fall ist, dann drängen die Großen die Kleinen zu Seite. Dann kommt es vor, dass bei den vier bis fünf täglichen Atzungen die beiden kleinen Küken oder der eine kleine Zwerg – es kann auch eine Zwergin sein – bei den Fütterungen zweimal abgedrängt und hungrig zurück bleibt!
WIR sind dann betroffen: Wie kann das sein? Das ist doch ungerecht und grausam! Keine Sorge! Hier ist noch nie ein Fälkchen hungrig geblieben. Bei der nächsten Atzung sind die DRÄNGLER satt und die KLEINEN kommen dran. Wanderfalken verfügen nicht über eine Moral, Ethik, Werte, wie z.B. Fairness, Gerechtigkeit wie wir!
Sie handeln nach Reiz und darauf folgender Reaktion. Die Küken erheben bei Annäherung des Schattens ihrer Eltern und deren aufmunternden Lauten den Kopf und Gieren. Dieser Anblick zwingt geradezu die Eltern darauf zu antworten. Wir beobachten, dass LISELOTTE & ZEPHYR den ausgewählten Happen dicht vor den winzigen Schnabel des Kükens hin halten, eventuell mit dem Happen das Schnäbelchen berühren. Wenn das Küken nicht schnell zuschnappt, reichen sie es der Konkurrenz! LISELOTTE oder ZEPHYR reagieren hier auf das „Sperren“ und die optischen Signale, die Kopf und sichtbarer Rachen der Küken bei ihnen das Anbieten des Happens auslösen. Auch das lautstarke „Gieren“ befiehlt gewissermaßen den Eltern: Her mit der Nahrung!
Also nix ist mit Liebe, Fürsorge, Kuscheln, auch wenn die Kleinen – jetzt noch – für uns Menschen „so süß!“ ausschauen, dass unsereins das Herz aufgeht. Das sind unsere menschliche Kategorien, dort oben können wir natürliche Reiz-Reaktions-Abläufe staunend beobachten. Und menschliche Gefühle gönnen wir uns ganz privat.
2023 sind die vier Küken zeitlich kurz nacheinander in die Welt geschlüpft. Schon jetzt erkennen wir kaum noch, wer die Nr. 1 und wer die Nr. 4 ist. So wird es wenigStreit geben.
Danke, C.!
Nun verläuft hier alles so, wie wir es seit langem gewohnt sind. Ja, dieses Jahr war es besonders aufregend und interessant, nicht wahr?
Danke, K.!
Auch hier sehen wir besorgt, wie das Küken sich zwar mit eigener Kraft aus der Schale gedrückt hat, dass aber LISELOTTE begierig am Kopf des Kükens die umgebende Haut abzupft und wieder mit dem Schalen-Recycling beginnt. Erfreulich, dass sie das Küken dann unter sich zum Hudern birgt.
WIR staunen, wie robust der Nachwuchs die Außenwelt und die mütterliche Behandlung verkraftet.1
Danke, S.F.!