Kürzlich habe ich erwähnt, dass wir Miterlebende Atzungen/Fütterungen der Küken kaum ertragen, wenn ein Küken oder zwei deutlich jünger als die Erstgeborenen sind. Wenn das der Fall ist, dann drängen die Großen die Kleinen zu Seite. Dann kommt es vor, dass bei den vier bis fünf täglichen Atzungen die beiden kleinen Küken oder der eine kleine Zwerg – es kann auch eine Zwergin sein – bei den Fütterungen zweimal abgedrängt und hungrig zurück bleibt!
WIR sind dann betroffen: Wie kann das sein? Das ist doch ungerecht und grausam! Keine Sorge! Hier ist noch nie ein Fälkchen hungrig geblieben. Bei der nächsten Atzung sind die DRÄNGLER satt und die KLEINEN kommen dran. Wanderfalken verfügen nicht über eine Moral, Ethik, Werte, wie z.B. Fairness, Gerechtigkeit wie wir!
Sie handeln nach Reiz und darauf folgender Reaktion. Die Küken erheben bei Annäherung des Schattens ihrer Eltern und deren aufmunternden Lauten den Kopf und Gieren. Dieser Anblick zwingt geradezu die Eltern darauf zu antworten. Wir beobachten, dass LISELOTTE & ZEPHYR den ausgewählten Happen dicht vor den winzigen Schnabel des Kükens hin halten, eventuell mit dem Happen das Schnäbelchen berühren. Wenn das Küken nicht schnell zuschnappt, reichen sie es der Konkurrenz! LISELOTTE oder ZEPHYR reagieren hier auf das „Sperren“ und die optischen Signale, die Kopf und sichtbarer Rachen der Küken bei ihnen das Anbieten des Happens auslösen. Auch das lautstarke „Gieren“ befiehlt gewissermaßen den Eltern: Her mit der Nahrung!
Also nix ist mit Liebe, Fürsorge, Kuscheln, auch wenn die Kleinen – jetzt noch – für uns Menschen „so süß!“ ausschauen, dass unsereins das Herz aufgeht. Das sind unsere menschliche Kategorien, dort oben können wir natürliche Reiz-Reaktions-Abläufe staunend beobachten. Und menschliche Gefühle gönnen wir uns ganz privat.
2023 sind die vier Küken zeitlich kurz nacheinander in die Welt geschlüpft. Schon jetzt erkennen wir kaum noch, wer die Nr. 1 und wer die Nr. 4 ist. So wird es wenigStreit geben.
Danke, C.!
Hallo Herr Gäng, sehr interessant wie sie das Geschehen oben in der Nestbox beschreiben. Die Natur hat ihre Regeln und der Mensch als Betrachter ist hin und her gerissen mit den Gefühlen und Gedanken. Die vier haben es zuerst nicht leicht gehabt, aber heute sieht es doch sehr positiv aus und der Unterschied zwischen den Vieren ist nicht zu erkennen, alle auf dem gleichen Stand der Entwicklung. Liselotte und Zephyr füttern und sie werden schnell wachsen. Bei den anderen Gelegen, die ich mir anschaue gibt es den kleinen Nachzügler, aber auch da geht es den natürlichen Weg in positiver Weise. Danke für die ausführlichen Informationen und danke an alle Beobachter, die mit ihren Kommentaren durch die turbolente Zeit des Schlüpfens begleitet haben. Ich freue mich sehr auf die weitere spannende Zeit mit den Heidelberger Falken.