Hans-Martin Gäng

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14. Feb., 2023

Heute vor 400 Jahren: Eine PALATINA verlässt die Heiliggeistkirche!

Von |2023-02-14T10:28:58+01:0014. Februar 2023|Tagebucheintrag|2 Kommentare

Am Dienstag, 14.Februar 1623, wurde die größte Bibliothek nördlich der Alpen, die „Bibliotheca Palatina“ als Kriegsbeute der siegreichen Truppen der katholischen Liga (nach der Eroberung des protestantischen Heidelberg) von der Empore der Heiliggeistkirche geraubt und als Dankgeschenk des Wittelbacher Herzogs Maximilian I. von Bayern Papst Gregor XV. nach Rom gesandt. Dieser hatte den Wechsel der „Kurwürde von der Pfalz“ nach Bayern unterstützt.

Ein großer Verlust für Heidelberg, aber hinter den dicken Mauern des Vatikan blieben die 12 000 Bücher, 3 500 Handschriften und 5 000 Drucke bis heute sicher aufbewahrt! In Heidelberg verblieben, wären sie spätestens im Pfälzisch-Französischen  Erbfolgekrieg 1688-1694 vernichtet worden.

So kam 1623 auch eine Kopie des Falkenbuchs Kaiser  Friedrich II. „Von der Kunst mit Vögeln zu jagen“ von der Südempore der Heiliggeistkirche in den Vatikan. Als 1986 der Papst zum 600-jährigen Jubiläum der Heidelberger Universität einige Werke aus der „Biblioteca Vaticana“ zu einer Ausstellung nach Heidelberg auslieh, kam auch das Falkenbuch „Codex Palatinus 1071“ für einige Wochen auf der Empore von Heiliggeist zurück! Gut gesichert hinter abgedunkeltem Panzerglas – begleitet von einem ausgestopften Wanderfalken aus der Zoologischen Sammlung der Universität als Dekoration – wurde es zur Attraktion für viele Besucher.

 

Auch ich kam 1986 eigens aus dem Nordschwarzwald angereist, mein Blick auf der Empore der Heiliggeistkirche schwankte zwischen Buch und Falkenpräparat und ich dachte traurig: „Schade, dass es in Heidelberg und in weitem Umkreis keine brütenden Wanderfalken mehr gibt!“

Das hat sich geändert.

 

13. Feb., 2023

Gibt es bei den Falken eine Art von „Schwangerschaft“?

Von |2023-02-13T11:26:39+01:0013. Februar 2023|Tagebucheintrag|0 Kommentare

 So fragten mich die Schüler und meine Enkel.

Nach einer Vielzahl von Kopulationen entwickeln sich nun nach und im Körper der weiblichen Falken die befruchteten Eizellen. Aber auf eine völlig andere Art, als wir das von den Säugetieren und von unserer Spezies kennen;

Im embryonalen Stadium haben die Vögel noch zwei Eierstöcke, dann entwickelt sich aber meist nur der linke zu einem funktionierenden Organ. Bei manchen Vogelarten, wie beim Wanderfalken, entwickelt sich aber auch der rechte Eierstock und der rechte Eileiter. Hormone, ausgelöst durch Tageslänge und Balz mit ZEPHYR, haben bei PALATINA in den letzten Wochen die Eierstöcke vergrößert. In diesen sind von den etwa 4 000 potentiell vorhandenen Eizellen einige in Follikeln herangereift.

Und Folgendes wird nun bald in PALATINA – oder einer Nachfolgerin – geschehen:

Bei der Ovulation wird eine reife Eizelle aus dem Follikel in das schlauchförmige Ostium des Eileiters entlassen. – Ich versuche, als ehemaliger Volksschullehrer verständlicher zu schreiben: Aus dem Eierstock wird eine reife Eizelle in den Eileiter entlassen. Ciliar-Strömung, das sind Flimmerhärchen, trägt die Eizelle in die Magnum-Region, wo sie – hoffentlich! – von ZEPHYRs Sperma befruchtet wird. In dieser Region des Eileiters verbleibt das Ei etwa drei Stunden und es bildet sich das, was wir Eiweiß nennen. Das Ei passiert dann den Isthmus, wo die Eihüllen sich bilden, was etwa eine Stunde dauert. Die nächste Station ist der Uterus, in dem sich die Kalkschale bildet und Pigment in seinen arttypischen Mustern und Farben hinzugefügt wird. Das alles dauert etwa 20 bis 26 Stunden, bis das Ei die kurze Vagina passiert und über die Kloake in die Nestmulde gelegt wird. Der Bedarf an Kalzium ist/war  in diesen Tagen bei PALATINA sehr hoch und in ihrem Blut ist der Kalziumspiegel z.Zt. etwa doppelt so hoch wie bei Säugetieren. Bereits während der Balz hat sie aus ihrer Nahrung Kalzium in ihren Schulterblättern und Beckenknochen „gebunkert“, das jetzt – hormonell gesteuert – über das Blut in die Eierstöcke transportiert wurde.

Genau dieser Vorgang wurde vor vier Jahrzehnten durch DDT, seine Derivate und andere Pestizide bei Greifvögeln beeinträchtigt! Brüchige und zu dünne Eischalen führten zu dem weltweiten Rückgang der Wanderfalken, der heute überwunden ist.

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12. Feb., 2023

Beide Falken im Nistkasten

Von |2023-02-12T10:33:51+01:0012. Februar 2023|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Man meldet mir den Verdacht, beide Falken könnten nícht beringt sein. Das würde bedeuten, dass PALATINA eventuell Konkurrenz bekommen hätte. Bitte achten Sie darauf, ob der größere Falke (Weibchen) in rötlicher Farbe beringt ist, dann wäre es PALATINA. Ich bin heute ganztägig unterwegs und freue mich auf Rückmeldungen. Denn die Besuche der Falken werden sich nun mehren. Danke!

Danke, D.B.!

11. Feb., 2023

Hochbalz, hurra! Beide Falken am Ort, wo auch 2023 Nachwuchs zur Welt kommen soll.

Von |2023-02-11T17:32:31+01:0011. Februar 2023|Tagebucheintrag|1 Kommentar

PALATINA auf dem linken Bild hat keineswegs den Kopf verloren, sondern nähert sich in flach-gestreckter Haltung mit tiefem Kopf im wiegenden Schreitgang – „tip-toe“ – sagen die Angelsachsen – dem vor ihr stehenden ZEPHYR. Beide Falken zirpen, ack-zicken aufgeregt und lautstark.

PALATINA zeigt große Ähnlichkeit mit aggressivem Drohverhalten, was auf uns Menschen, die wir hier eher liebevolles Geturtel  und Schnäbeln erwarten, recht befremdlich wirkt. Wir sehen auf dem rechten Bild, dass ZEPHYR auch nach wenigen Sekunden geradezu fluchtartig in weitem Bogen um seine Partnerin aus dem Nistkasten saust.

Nein, ich setze hier keine Herzchen-emoys, sondern erinnere unsere Gäste: Die beiden sind schwer bewaffnete Beutegreifer, die sich außerhalb der Balz-und Brutzeit meist aus dem Weg gehen/fliegen. Beide verfügen über ein hohes Niveau an Aggression, auch innerartlich.

Dennoch werden wir uns bald über anrührende Szenen freuen! Beide sind großartige Eltern und wir werden wieder begeistert und entzückt sein!

Danke! M.H.!

11. Feb., 2023

Was für ein Aufwand!

Von |2023-02-11T15:02:00+01:0011. Februar 2023|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Da auch bei den monogamen Wanderfalken alle möglichen Variationen (Bigamie, Inzest, Polygamie, Polyandrie) gelegentlich, aber selten, vorkommen, ist es sinnvoll, dass ZEPHYR durch häufiges Kopulieren SEINE Spermien in PALATINA deponieren will. Pro Kopulation zwischen 100 000 und 1,6 Millionen Spermien, die einige Tage aktiv in PALATINA gespeichert werden können. So erhöht er die Weitergabe seiner Gene, falls seine Partnerin sich nun auch noch mit einem weiteren Terzel paaren würde.

Beide Falken dulden zur Zeit deshalb auch keine fremden Wanderfalken in Heidelberg.

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