Hans-Martin Gäng

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6. März, 2019

Brutfleck

Von |2019-03-06T08:39:10+01:0006. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Beide Falken haben auf der unteren Bauchseite  eine Stelle, die jetzt – natürlich hormonell gesteuert – besonders stark mit warmem Blut durchströmt wird! Es sind dort sogar einzelne Flaumfedern ausgefallen, damit die Eischalen in direkten Kontakt mit der Haut kommen. Das Federkleid, das die Vögel so trefflich gegen Kälte und Nässe isoliert, soll das jetzt und hier nun nicht leisten! Um ein gleichmäßiges Bebrüten aller Eier – hier in diesem Kasten sind es ja meist vier! – zu erreichen, werden die Eier etwa alle ein bis zwei Stunden mit dem Schnabel gewendet. Nach unseren Beobachtungen, seit 2000 hier aufgezeichnet, geschieht das vor allem in den ersten Wochen der Brut, in denen der Embryo besonders schnell wächst. Beim Wenden der Eier wechseln die Falken auch die eigene Position mit einer Vierteldrehung, wobei sie immer  – zumindest mit einem Auge – den Nistkasteneingang  im Auge haben. Gegen Ende der Brutzeit werden die Eier nicht mehr so oft gewendet, in den letzten Tagen vor dem Schlupf überhaupt nicht mehr, denn das Küken bringt sich dann selbst in die Position um die Eischale aufzudrücken!  Wir können beim Brutwechsel nun gut beobachten, wie die Eltern ihre großen Fänge vorsichtig „einfädeln“, sich niederlassen und sich dann sorgfältig dicht über das Gelege  „einrütteln“. Erst dann legen sie sich flach darüber und dösen oder schlafen. Ihre Flügel und der Körper halten das Ganze eng zusammen und erhalten so die Wärme.

5. März, 2019

Eine solche Situation hatten wir noch nie

Von |2019-03-05T17:51:43+01:0005. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Ich kann den Live-Stream der Cam 2 kaum ertragen: Vom Marktplatz unten dringt ein Höllenlärm nach oben und dennoch bleibt PALATINA auf dem Gelege. Vor allem bei knallenden Geräuschen zuckt sie zusammen und man ahnt, dass sie gerne in die Weite und in die Ruhe fliegen möchte. ZEPHYR hält sich, man ahnt es, auf Distanz. Mit dem dritten Ei ist nun der Bruttrieb bei PALATINA so stark, dass sie das Narrentreiben, das Wort passt, aushält. Manchmal schließen sich für Sekundenbruchteile ihre Lider, dann schreckt sie wieder auf. PALATINA ist selbstverständlich – seit 2014 – mit den Gegebenheiten der Altstadt vertraut. Ich denke an die mehrfachen Schlossbeleuchtungen, die jedes Jahr direkt vor dem Nistkasten stattfinden. Da sie aber 2019 schon so früh hier auf dem Gelege ist, hat sie noch nie den lautstarken Abschluss des „Heidelberger Fastnachtszugs“ mit tausenden von Menschen in unmittelbarer Nähe erlebt! Denn in den Vorjahren erfolgte die Eiablage immer etwa in der Monatsmitte! Der Lärm wird heute bis in die späten Nachtstunden anhalten. Seit dem 1. März hat PALATINA jede Nacht im Nistkasteneingang verbracht. Heute wird sie auf dem Gelege bleiben, denn nun beginnt sie mit dem Brüten!

5. März, 2019

Das dritte Ei !

Von |2019-03-05T14:53:16+01:0005. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Um 14.40 Uhr erscheint PALATINA auch mir  als unruhig. Ich habe das vor 5 Minuten mit dem Lärm – ups, der Musik – von unten erklärt. Aber nein, sie hat das dritte Ei gelegt! Glückwunsch, wieder einmal, an Annette B., die es bereits im Gästebuch notiert hat. Auch ich konnte soeben auf 1-2-3 zählen und 11 andere Besucher haben es auch – live – mit erlebt! Coriena – danke!- hat bereits im Gästebuch Nr. 3 mit Bild dokumentiert.

5. März, 2019

Unruhiger Nachmittag

Von |2019-03-05T14:44:45+01:0005. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Das wird heute nichts mit einem ruhigen Mittagsschlaf von PALATINA auf dem Gelege! Bald wird unten auf dem Marktplatz der Heidelberger „Fastnachtszug“ enden! Bereits jetzt überträgt das Mikrophon der Cam 2 das, was manche Menschen „Stimmungsmusik“ nennen. Die Stimmung unten wird sich in Grenzen halten, denn es regnet sanft bei 7° C und die Zugteilnehmer werden froh sein, wenn sie sich in den umgebenden Lokalen aufwärmen können…

Ich bin immer wieder erstaunt, wie die Heiliggeist-Wanderfalken sich an die – ich  schreibe mal – Lebensäußerungen von uns Menschen gewöhnt haben. Sie haben offensichtlich ein dickes Fell, – äh! – starke Nerven.

5. März, 2019

Harte Schale – weicher Kern

Von |2019-03-05T10:45:45+01:0005. März 2019|Tagebucheintrag|0 Kommentare

Die befruchtete Eizelle in eine Schalenhülle zu verpacken und außerhalb des Körpers der Mutter  zu einem neuen Lebewesen zu formen, hat sich schon lange vor der Entstehung der Säugetiere bewährt. Das gab es schon bei den Sauriern. Die vollkommene Form eines Eies sorgt dafür, dass dieses zarte Gebilde – nur etwa 0,4 mm ist die Schale eines Wanderfalkeneies dick – nicht unter dem Gewicht von PALATINA (etwa 900-1 000 g schwer) zerbricht! Gegen Druck von außen hält die Schale gut stand.
Wohl aber kann –  in der ersten Aprilwoche –  das zarte Schnäbelchen des Kükens die Schale von innen öffnen! Atmungsaktiv wie unsere Anoraks oder Sportkleidung ist die Schale, Wasserdampf und Wärme werden hindurch gelassen, aber Bakterien bleibt der Weg nach innen versperrt! Die Schale besteht aus einer Lage von Calzitkristallen, die von etwa 7 500 Poren durchzogen ist, durch die der Gasaustausch erfolgt. Diese Kalkschicht wird vom heran wachsenden Küken bereits ausgedünnt, es braucht Calcium für den Knochenaufbau. Wie PALATINA die braun-rote Färbung der Eischale bereits in der Schalendrüse ihres Eileiters aus der Kombination zweier Pigmente (Protophyrin und Biliverdin), die dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin verwandt sind, erzeugte, ist erstaunlich. Wie alle Eier der Wildvögel dient die Färbung der Anpassung an den Untergrund. (Vögel, die in Kolonien brüten, Pinguine z.B., erkennen ihr Ei an der individuellen Musterung wieder.) Das Spektrum der Farbe der Wanderfalkeneier reicht von gelblich-ocker bis rot-braun. Es gibt auch innerhalb des Geleges leichte Farbunterschiede: Manche sind heller, andere dunkler. Wanderfalkeneier sind überraschend groß und schwer! Kein Wunder, dass PALATINA ein- zwei Tage benötigt, bis sie ein Ei legereif produziert hat! Wenn man sich vorstellt, wie sie mit dieser Last z.Zt. unterwegs ist…

Zweimal konnte ich in den vergangenen Jahren, nachdem die Küken geschlüpft waren, ein – nicht ausgebrütetes – Restei schnell aus dem Kasten entnehmen, als die Eltern nicht anwesend waren. Resteier werden in Baden-Württemberg gesammelt, an ein Universitätslabor gesandt und aufwendig auf Schadstoffe analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich noch immer Pestizide und Schadstoffe über die Nahrung der Falken anreichern.

4. März, 2019

Kleider machen Leute – Federn einen Falken

Von |2019-03-04T14:22:58+01:0004. März 2019|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Welche Freude bringen uns die hochwertigen Kameras! Wer könnte in freier Natur einen wild lebenden Wanderfalken in aller Ruhe aus der Nähe so betrachten?

Wie fein abgestuft ist das blau-graue Deckgefieder seines Rückens! Wie fein sind die einzelnen Federn seine Rückens schindelartig angeordnet! (Sie erinnern uns an eine Ritterrüstung oder an die Schuppen eines Fisches, nicht wahr?) Wie spitz laufen die Federn an seinen Flügelenden aus! Wie kontrastreich hebt sich der samtig- schwarze Kopf vom Rücken ab! Wenn ZEPHYR sich dreht, erkennen wir seine schnee-weiße Kehle und die hübsch „gesperbert“-gefleckte Brust. Die schwarzen Backenstreifen hinter seinen großen dunklen Augen sind charakteristisch für seine Art.

Wir verstehen so, dass seit Urzeiten der Wanderfalke uns Menschen als besonders schön erscheint! Der Biologe und Verhaltensforscher Konrad Lorenz, der sich ansonsten eher mit Graugänsen beschäftigte, nannte den Wanderfalken den „Vogel der Vögel“, also den Inbegriff eines Vogels in Vollendung. Für mich ist der Falke in seinem Aussehen und mit seinen besonderen Fähigkeiten ein bestaunenswertes Wunder der Natur!

Wie schön, dass wir ihn in seinem selbst bestimmten Leben – ohne Zoo/ Schaustellerei mit Eintrittspreis! – hier in aller Ruhe in seinem natürlichen Leben betrachten können! DANKE wieder einmal an die Sponsoren und Spender, die uns das ermöglichen!

3. März, 2019

Wie geht das eigentlich? Das Eierlegen…

Von |2019-03-03T17:19:03+01:0003. März 2019|Tagebucheintrag|1 Kommentar

Als ehemaliger Lehrer bleibe ich nicht stumm und zitiere aus meinem Tagebuch des Vorjahres. Die Informationen habe ich mir angelesen und ich habe als Laie oft Fachleute befragt.

Im embryonalen Stadium haben die Vögel noch zwei Eierstöcke, dann entwickelt sich aber meist nur der linke zu einem funktionierenden Organ. Bei manchen Vogelarten, wie u.a. beim Wanderfalken, entwickelt sich aber auch der rechte Eierstock und der rechte Eileiter. Hormone, ausgelöst durch Tageslänge und Balz mit ZEPHYR, haben bei PALATINA in den letzten Wochen die Eierstöcke vergrößert und im Inneren sind von den etwa 4 000 potentiell vorhandenen Eizellen einige in Follikeln herangereift. Die Hoden von ZEPHYR, nahe bei den Nieren liegend, haben sich durch die Wirkung der Hormone FSH und LH enorm vergrößert. Beim Eisprung (Ovulation) wird eine reife Eizelle als Follikel (Dotterkugel) in das schlauchförmige Ostium des Eileiters entlassen. Ciliar-Strömung trägt die Eizelle in den Eileitertrichter (Infundibulum) wohin nach der Kopula die Samenzellen gewandert sind. Dort findet die Befruchtung statt! Die nächste Station ist die Magnum-Region, wo Eiklar und und Mineralstoffe gebildet werden. Die Follikel werden mit einer Schicht umgeben, aus denen später die Hagelschnüre gebildet werden, die den Eidotter im Ei in zentraler Lage halten. In dieser Region des Eileiters verbleibt das Ei etwa drei Stunden und es bildet sich das, was wir Eiweiß nennen. Das Ei passiert dann den Isthmus, wo die Eihüllen (innere und äußerer Schalenhaut) sich bilden, was etwa eine Stunde dauert. Die nächste Station ist der Uterus, in dem sich die Kalkschale bildet und Pigment in seinen arttypischen Mustern und Farben – hier ein fleckiges Braun – hinzugefügt wird. Das dauert natürlich die längste Zeit! Insgesamt sind es etwa 20 bis 26 Stunden, bis das Ei die kurze Vagina passiert und über die Kloake (“Iiih! Igitt!” riefen an dieser Stelle immer meine Schülerinnen im Wanderfalkenprojekt der Geschwister-Scholl-Schule) in die Nestmulde gelegt wird. Der Bedarf an Kalzium ist in diesen Tagen bei PALATINA sehr hoch und in ihrem Blut ist der Kalziumspiegel z.Zt. etwa doppelt so hoch wie bei Säugetieren. Bereits während der Balz hat sie aus ihrer Nahrung Kalzium in ihren Schulterblättern und Beckenknochen “gebunkert”, das jetzt – hormonell gesteuert – über das Blut in die Eierstöcke transportiert wurde. Genau dieser Vorgang wurde vor vier Jahrzehnten durch DDT, seine Derivate und andere Pestizide bei Greifvögeln beeinträchtigt! Brüchige und zu dünne Eischalen führten zu dem weltweiten Rückgang der Wanderfalken, der heute überwunden ist. Wir Alten erinnern die kürzlich 2017 verstorbene Rachel Carson , die mit ihrem Buch Der stumme Frühling uns und den Politikern damals die Augen öffnete.

Heute kommen andere umstrittene Stoffe in unseren Blick: Furane, Glyphosat … Noch weiß man wenig über deren Wirkung, aber der Mensch verwendet sie in großen Mengen!

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