Wir folgten in der Toskana unseren Interessen, z. B. der Kunst der Renaissance. Ich bedaure die Touristen, welche in Florenz im Kirchenschiff von Santa Maria Novella verbleiben und die Kapelle hinter dem Hauptaltarnicht entdecken.

(Touristen gehen auch gerne in die Via Tornabuoni wegen der  dortigen Top-Mode Shops, auch ich erwarb dort ein Hemd.)

Einer meiner liebsten Maler, Domenico Ghirlandaio, schuf vor sechs Jahrhunderten an den drei Seiten der Privatkapelle des Bankiers Giovanni Tornabuoni Szenen aus dem Leben Mariäs. Alle Besucher freuen sich an den Fresken der linken Seitenwand  an den wunderschönen, sehr gestylten Damen im vornehmen Haushalt eines florentinischen Palazzo, welche an der Geburt von Maria – in vornehmer Distanz, versteht sich – teilnehmen und uns gelassen-stolz anblicken.

Mein Blick fiel auf der rechten Seitenwand, auf der die vornehmen Damen durch eine Chianti-Landschaft mit Florenz und Arno schreiten, auf den Himmel: Oh! Ein Wanderfalke greift eine Ente!?

Florenz, Santa Maria Novella, Capella Maggiore, rechte Seitenwand!

Domenico Ghirlandaio, um 1485,  Geburt Mariä

Von meinem Lieblingsmaler jener Zeit D.G. gibt es in der nahen Kirche Santa Trinita, in der dunklen rechten Seitenkapelle eines meiner Lieblingsbilder: „Anbetung der Hirten“, eine rührende Krippenszene mit Jungfrau, Kind, selbstbewussten toskanischen Hirten, die uns – mit auf des Kind  deutendem Zeigefinger – auffordernd anschauen . Natürlich auch ganz herzig: Ochs & Esel. Der arme Josef, im Hintergrund, langt sich verzweifelt-zweifelnd an den Kopf und schaut in den Himmel. Im Hintergrund windet sich durch die Chianti-Landschaft ein prächtiger Zug von Tieren und Menschen: Ah, das sind die drei exotischen Magier mit den  Geschenken!

Florenz, Santa Trinita , Sassetti-Kapelle: Domenico Ghirlandaio, Anbetung der Hirten, um 1485.

(Und im Louvre, Paris finden wir , ebenfalls von D.G. das rührende Bild vom Bankier Sassetti mit seinem Enkel.) Wie nah sind uns manchmal Menschen, die vor 500 Jahren lebten und wie fern manche, die heute leben.

Warum erzähle ich das? Weil der Künstler auch auch auf dem Hirtenbild den jagenden Wanderfalken an den Himmel gesetzt hat!

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