Viele neue Besucher/-innen ärgern sich an sonnigen Tagen zwischen 16 Uhr und 18 Uhr, weil die – jetzt besonders wichtige – Sterbeglöckchen-Cam 3, vom Kirchendach auf den Nistkasteneingang gerichtet, nur schlechte und graue Bilder zeigt!
Das ist schnell erklärt, ich zitiere aus meinem Tagebuch aus Vorjahren:
“Vier Jungfalken “gieren” gleichzeitig und recken die Köpfe. Sie haben Mutter oder Vater im Anflug mit Beute in den Fängen entdeckt! Der Altfalke kommt – fast immer – in einer großen Kurve einschwenkend über das Palais Boisseré und Rathausdach direkt auf den Nistkasten zu geflogen! Am späten Nachmittag steht dann die Sonne direkt hinter dem Heiliggeistkirchturm!
Der in beträchtlichem Tempo herbei rauschende Falke fliegt also die letzten 50 m direkt auf die Sonne zu! Er fliegt aus dem hellen Sonnenlicht auf den letzten 20 m zur Anflugstange in den schwarzen Schlagschatten des Turms. Was bedeutet das für seine Augen und sein Gehirn? Jeder unserer Besucher kennt diese Situation als Autofahrer/in, wenn wir auf der Autobahn in die tief stehende grelle Sonne blicken und plötzlich in ein dunkles Tunnel einfahren!
Die Webcam 3, befindet sich etwa in gleicher Position wie der anfliegende Falke – 6 m tiefer auf dem Sterbeglöckchenturm des Kirchendachs – und ist auf den Nistkasteneingang gerichtet! Wenn am Vormittag die Sonne auf dem Nistkasteneingang liegt: herrlich!
Am Nachmittag, wenn die Sonne hinter dem Kirchturm steht, versagt die teure Optik! Gleichzeitig direkt in Richtung grelles Sonnenlicht und in den schwarzen Schatten filmen, das kann die moderne und teure Kamera nicht, auch unsere Menschenaugen versagen bei dieser Aufgabe: Auch wir brauchen einige Zeit um unseren Blick vom hellen sonnigen Himmel zum Blick in das schwarze Gully-Loch anzupassen, in das wir gerade unseren Autoschlüssel fallen ließen…
Kein Problem für die Falken! Deren Augen können offensichtlich blitzschnell umschalten! Grell hell, nun dunkel! Absolut sicher bremst der Falke in Sekundenbruchteilen seinen Flug ab, findet die Lücke über den vier kreischenden und flatternden Jungfalken, die den Eingang blockieren, und “plumpst” mit der Beute in den Fängen in den Nistkasten.
Das sind AUGENBLICKE, die mich sprachlos machen: Was müssen die Falkenaugen, das kleine Vogelgehirn, die Nerven, die Muskeln, die Fänge in Sekundenbruchteilen verarbeiten! Und statt sich der Falke – eine Sekunde, bitte! – etwas entspannen könnte, fallen die Jungfalken ihn sofort geradezu an: HUNGER!!”