Nun beginnt die intensive Zeit der Balz im Kasteninneren!
Der Terzel zeigt nun häufig dem Falkenweibchen den Ort an, den er zum Brüten und zur Aufzucht des Nachwuchses vorschlägt. Darüber entscheidet – wen wundert es? – PALATINA! Auch wenn die beiden sich seit Oktober 2017 individuell kennen und seit 2018 höchst erfolgreiche Eltern sind, so verläuft diese interessante Anbahnung ihrer Hochzeit nach einem strengen Ritual, das wir jedes Jahr staunend beobachten.
Beide stürzen geradezu – ZEPHYR voran – mit aufgeregten Lauten „Ack-Zick- Ock-Zick- Ii-Tchipp“ in den Nistkasten. (Die deutlich größere PALATINA erscheint uns durch die nahe Cam 2 als besonders groß, das täuscht uns.)
ZEPHYR bezieht sofort Position an der Rückwand des Nistkastens und streckt sich nach vorn in eine waagrechte Position, sein Schnabel reicht fast bis zum Boden. Dann stehen sich beide Falken gegenüber!
Jetzt hoffe ich, dass wir in diesem Moment den Eintritt von PALATINA über Cam 1 beobachten konnten, denn dieser Auftritt ist spektakulär: Sie schreitet in einem wiegenden Pendelschritt – „tippy-toe gait“ -, nennen es die englischsprachigen Fachleute ( auf Zehenspitzen gehen) geradezu drohend auf ZEPHYR zu. Ihr Federkleid halten beide Falken eher locker gesträubt, sie machen sich groß, die etwas hängenden Flügel sind eher kindliche Signale.
Beide stehen sich nun sekundenlang ,hoch erregt zirpend, tief gebeugt gegenüber. PALATINA reckt dabei oft das Hinterteil (Stoß) in die Höhe, als würde sie ZEPHYR zur Kopulation auffordern. Oft berühren sich in dieser tief gestreckten Position ihre Schnäbel, als würden sie knabbern. Für unsere Augen fühlt sich ZEPHYR durch die pendelnd auf ihn zu schreitende Palatina – „Paradeschritt“ schreiben deutschsprachige Fachleute – bedrängt und – husch! – flitzt er, meist auf der rechten Seite, an PALATINA vorbei und entflieht.
PALATINA regt sich dann schnell ab, richtet sich auf, glättet ihr Gefieder, piepst vielleicht noch einige male und besichtigt das Kasteninnere. Nun folgt oft das Bearbeiten des Untergrunds: Steinchen ziehen, Steinchen fressen, Boden mit dem Schnabel „pflügen“, Gefieder pflegen und schließlich Abflug.
Nein, das Ritual hat nichts mit unserem menschlichen Balzverhalten – Liebe- zu tun. Wir sehen dominantes Auftreten und gleichzeitig besänftigende Signale (Scheinfüttern, sich klein machen) bei beiden.
NACHTRAG um 19 Uhr:
Wie ich soeben erfahre, war heute das Eintreffen umgekehrt! PALATINA war schon im Nistkasten, als ZEPHYR – Überraschung! – eintraf! Donnerwetter, DAS hatten wir noch nie. Jedes Jahr gibt es NEUES! Prima.
Danke, M.H.!