Wenn man, wie soeben um 15 Uhr, PERKEO betrachtet, der Cam 2 und uns den schönen Rücken zum Entzücken anbietet, so kommt der/die Erstbesucher/in leicht zur Vermutung: Der ist ja tot!? Nein – kaum erkennbar – hebt und senkt sich sein Rücken in ruhiger Atmung und gelegentlich öffnet sich ein Augenlid, das sich aber dann wieder bald schließt. Unser Kontrollblick endet auch nach wenigen Sekunden und wir klicken uns weg.
Ganz anders wird unsere Aufmerksamkeit, wenn wir einen der Falken – und in wenigen Wochen – den Nachwuchs über Cam 3 auf der Anflugstange beobachten können! Besonders am Vormittag, wenn die Sonne auf den Nistkasteneingang scheint! Auch wenn PALATINA oder PERKEO, auf der Anflugstange stehend, sich dann vom Such- und Jagdflug ausruhen, sind sie unaufhörlich beschäftigt: Gefiederpflege ist eigentlich immer angesagt: Sorgfältig wird das Großgefieder der Flügel Feder für Feder „gekämmt“ und durch den Schnabel gezogen, das Kleingefieder unter den Deckfedern geradezu „geknabbert“ und durchwühlt, zwischendurch wird das Federkleid ordentlich geschüttelt und gerüttelt. Kopf und Schnabel verschwinden oft geradezu akrobatisch am Körper, unter den Flügel, hinten am Stoß und erreichen jeden Fleck. Dann kommt etwas Gymnastik dran: Die Fänge werden gedehnt und gestreckt, die spitzen Klauen mit der Schnabelspitze gezupft, dann steht der Falke in sich versunken – oft mit leicht gesträubtem Federkleid lange auf einem Fang, den anderen hat er an den Körper gezogen.
Woran ich mich dann dabei nicht satt sehen kann? Es ist das unaufhörliche Spiel, – nein, Arbeit! – der schwarzen Augen. Kaum eine Sekunde vergeht ohne Aufblicken, Fokussieren, Starren, Verfolgen irgend eines Vogels oben am Himmel. Selten richtet sich der Blick nach unten auf die Hausdächer und den Marktplatz, auf denen sich – immer – eine zweistellige Zahl von Tauben aufhalten. Die Vergrößerung des Falken durch das Teleobjektiv der (von SCALTEL gesponserten) Cam 3 zeigt uns auch oft winzige ruckartige Bewegungen des Falkenkopfes, wenn er einen Vogel „anpeilt“. Das nussgroße Gehirn des Wanderfalken kann achtzig Eindrücke/Ereignisse/Bilder pro Sekunde verarbeiten, unser großes und schweres Menschengehirn nur etwa zwanzig. (Siehe Kinofilm, der ja aus einer raschen Abfolge von „Einzelfotos“ unser langsames Auge/Gehirn täuscht.) Im lichtempfindlichsten Teil unser Netzhaut („Gelber Fleck“ = Fovea) befinden sich etwa 70 000 farbsensitive „Zapfen“-zellen, beim Wanderfalken sind es in zwei Foveae etwa 1 000 000! Wir sehen drei dimensional, Wanderfalken vierdimensional, – was immer das auch sein mag. Was und wie sieht ein Falke? Wir können uns das nicht oder kaum vorstellen, aber wir sollten darüber nachdenken und staunen.
Wunder der Natur!