Guten Morgen!
Danke, Krystyna!
Danke, Krystyna!
Danke, Krystyna!
So sieht es aus, als ich um 16.50 Uhr die Cam 2 einschalte. Vorn steht PALATINA – im Nacken entdecken wir ein weißes Flaumfederchen – an der Rückwand steht ZEPHYR, beide mit geneigtem Kopf hin und her pendelnd. Mit ruhigen Stimmen „zwitschern“ sie sich an, als würden sie sich unterhalten. Dieses – sehr entspannte – Balzverhalten zeigt uns, dass die beiden miteinander vertraut sind. Nach langen Minuten rückt PALATINA ihm näher, da sucht ZEPHYR doch schnell das Weite. PALATINA zieht kurz mit dem Schnabel Steinchen und stellt sich außen auf die Abflugstange. Wir haben sie lange Monate nicht aus der Nähe betrachten können: Nun ist die rote Farbe ihrer Beringung fast ganz zu einem gelblichen Ton ausgebleicht. Beide sind in einer guten Verfassung.
Nun können wir uns auf eine zunehmende Zahl von Besuchen der beiden freuen!


Danke, Coriena!

Vergangenen Mittwoch starb Tom Cade, der sich um die Wiederansiedelung des Wanderfalken, der in den 1970-er Jahren auch in Nordamerika (im Ostteil des Kontinents) ausgerottet war, große Verdienst erworben hat. Er war u.a. auch Gründer des The Peregrine Fund, der in einem umfangreichen und kostspieligen Zuchtprogramm über lange Jahre eine große Zahl von Wanderfalken züchtete und diese in die Freiheit entließ.
Diese beiden Dokumentationen s.u., die er mit anderen Autoren verfasste, gehören zum Kanon der bedeutenden Wanderfalkenbücher.
PS. Ich lernte daraus: Ist eine Art einmal in weiten Gebieten ausgerottet und verschwunden, so benötigt man über einen langen Zeitraum sehr viel Geld und eine große Anstrengung von Fachleuten und Ehrenamtlichen, um diese Art wieder anzusiedeln. In Deutschland gelang die Rettung des Wanderfalken „in letzter Minute“. Ich bin froh, dass die AG Wanderfalkenschutz zwischen 1965 und heute, hierzu – mit anderen Artenschützern und Organisationen – wertvolle Arbeit geleistet hat. Dazu gehören auch die 20 Jahre Wiederansiedelung des Wanderfalken in Heidelberg.


Es gibt bei der Unterscheidung der einzelnen Unterarten des Wanderfalken, die ja – wie gestern berichtet – fast über den ganzen Erdball verbreitet sind, weitere Anpassungen an Klima und Umwelt:
So sind nach der Bergmann`schen Regel die miteinander verwandten Arten in kalten Regionen im Allgemeinen größer und kompakter als in warmen Regionen.Nach der Gloger`schen Regel ist die Melaninbildung bei Arten, die in feucht-warmen Gebieten leben, stärker als jene in trocken-kalten Gebieten. Diese Arten erscheinen uns also in dunklerer Färbung.
Wenn wir die Bilder von Wanderfalken aus solchen Regionen betrachten, sage ich als Laie: Ja, arktische Wanderfalken scheinen größer zu sein, tropische Wanderfalken eher farbiger und dunkler…
Wanderfalken leben auf allen Kontinenten, mit der Ausnahme der Antarktis, die für Vogeljäger wohl nicht geeignet ist. Auch auf Island soll es keine Wanderfalken geben, obwohl dort Gerfalke (Falco rusticolus) und Merlin (Falco columbarius) als „Kalt-Wetter-Falken“ leben! Weitere abgelegene Inseln im Pazifik oder Atlantik sollen ebenfalls frei von Wanderfalken sein.
An den Entfernungen zum Festland kann es eigentlich nicht liegen und Vögel als Nahrung gibt es an allen Küsten. Vielleicht ist die deutlich erkennbare Philopatrie der Wanderfalken eine Ursache? Wir Menschen sagen statt Philopatrie meist „Vaterlandsliebe“. Bei den Wanderfalken heißt das, sie brüten gerne dort immer wieder, wo sie bereits erfolgreich gebrütet haben. Auch die Nachkommen bleiben bei philopatrischen Arten in der Nähe ihres Geburtsortes. Im Verlauf der langen Evolution der Vögel – Wanderfalken gibt es schon zig-Millionen Jahre länger auf der Erde als uns Menschen – haben sich die Wanderfalken sehr gut an ganz unterschiedliche Klimazonen, Wüsten, Gebirge, Küsten, Wälder und Städte angepasst. Die Taxonomen,z.B. White et al. (2013), unterscheiden in Europa beim Wanderfalken (Falco peregrinus) F.p., F.p.brookei,, in Afrika F.p.minor, in Südasien F.p. babylonicus, F.p.peregrinator, F.p.radama, F.p.ernesti, in Ostasien F.p.calidus, F.p. japonensis,F.p.harterii, in Nordamerika F.p.tundrius, F.p.anatum, F.p. pealei, in Südamerika F.p.cassini u.s.w.
Selbstverständlich wollen manche Ornithologen weitere Unterarten erkannt haben, manche Unterarten verschwinden auch wieder aus den Fachbüchern. Die Genforschung klärt inzwischen die Zuordnungen, der Heidelberger Forscher Prof. Michael Wink hat zum Stammbaum der Vögel bedeutende Erkenntnisse beigetragen.
könnte PALATINA sagen, als sie gestern blitzschnell diese winzige „Morgengabe“ von ZEPHYR davon trug.
ZEPHYR schaut ihr nach, wir erkennen die rote Beringung an den Fängen von PALATINA.
Danke, Krystyna!

Selbstverständlich sind wir alle zufrieden, in welcher Qualität wir heute die Heiliggeistfalken zeigen können! Das Bild aus dem Nistkasten war in den ersten Jahren nur mit Videokameras in Schwarz/Weiß und nur kurzzeitig auf Band zu nehmen. Auch die Übertragung in das Internet gelang nur in schwankender Qualität über Funk.
Die freundliche Förderung durch die Stadtverwaltung und Spenden erlaubt uns heute hohe Qualität. Wir können aber die spektakulären Flüge von PALATINA und ZEPHYR, die jetzt in der Balz hoch über Heidelberg stattfinden, nicht zeigen. Das ist schade, aber nicht möglich. ZEPHYR zeigt gewissermaßen in einer territorialen Flugschau seiner Partnerin: „Hier lässt es sich gut leben! ICH kann dich und den Nachwuchs mit Nahrung versorgen. Schau mal, wie akrobatisch ich fliegen und jagen kann! Appetit? Hier ist ein Happen! Komm mit in den Kasten! Ideal zum Brüten! Du erinnerst Dich!“ – So etwa verläuft die Balz in Menschensprache dargestellt, was natürlich albern von mir ist…
Diese akrobatischen Flüge sind kaum zu filmen! Obwohl der Wanderfalke in allen seinen Äußerungen eine Ikone der Vogelwelt ist und wir in den Tiefen des Internet und der Literatur abertausende von Fotos finden, gibt es nur selten gute Filmaufnahmen seines Flugs, seiner Jagd oder seiner Balzflüge.
Dieser Anblick ist nur in der offenen Landschaft, am freien Himmel und dem glücklichen Augenblick zu verdanken. Wer es je beobachten konnte, wird das nie vergessen!
Foto: AURORA (Bernd Zoller, 2004)

Das erwartet man eigentlich nicht. Aber schon im bekanntesten Falkenbuch (Kaiser Friedrich II. de arte venandi cum avibus, um 1250), das sich einmal auf der Empore der Heiliggeistkirche befand, finden wir dieses hübsche Bild: Ein wandernder Falke ruht sich auf einem Schiff aus. s.u.
Roger & Leatherwood (1981) waren auf einem der beiden Schiffe der US National Oceanic and Atmospheric Administration nahe eines kleinen Atolls im Pazifik 2.600 km westlich von Costa Rica und 2.600 km nord-westlich der Galapagos-Inseln. Zwei-einhalb Tage nach einem Sturm aus Nordwest landeten ein Wanderfalke und zeitgleich ein Fischadler auf den beiden Schiffen.Die beiden Biologen beobachteten zunächst eine Auseinandersetzung der beiden, wer den höheren Mast der Schiffe (19 m und 25 m) als Ruheposten besetzen durfte. Der Falke dominierte den Adler. Im Direktflug – nicht im Stoßflug – griff nun der Wanderfalke Leach`s petrels (Oceanodroma leucorhoa),- auf Deutsch Wellenläufer – eine kleine Sturmvogelart an. Von 11 Angriffsflügen waren acht erfolgreich, die Vögel wurden oberhalb der Wasserfläche geschlagen. Den sonst üblichen Stoßflug vermied der Wanderfalke, kein Wunder bei hohem Wellengang. Der Fischadler griff sich dagegen Fische aus dem Pazifik und blieb vier Tage auf seinem Schiff, der Wanderfalke fünf Tage auf seinem.
Dieser Bericht zeigt, wie gut sich Wanderfalken an das Angebot von möglichen Beutevögeln anpassen, dass sie über große Entfernungen Flüge wagen und dass sie ihre Jagdmethode nach der Situation wählen.(aus Richard Sale Falcons, (2016) S. 131)
In den Vorjahren berichtete ich hier im Tagebuch, dass z.B. kanadische Wanderfalken auf ihrer Jahreswanderung entlang der Ostküste des Kontinents nach Mittel- und Südamerika und zurück nicht immer ihren Beutevögeln entlang der Küstenlinie folgen, sondern auch direkt über offenes Meer und Kuba „abkürzen“.
