Dass der zuerst ausgeflogene Jungfalke seit Mittwochabend keinen Zweitstart unternimmt, macht auch mir etwas Sorgen. Der Schock, dass der Erstflug nach wenigen Sekunden endet und der erste Flug keineswegs so mühelos-endlos – wie von der Anflugstange seit langen Tagen betrachtet –  möglich ist, wurde von fast allen Startern hier, aber auch in freier Natur, erlebt und bewältigt.

Aus meinen ersten Dekaden der Beobachtung von startenden Wanderfalken an einem ehemaligen Steinbruch erinnere ich, dass diese „Bruchpiloten“ mühsam zu Fuß in die Felswand durch Gebüsch und Geröll  in die Höhe zurück kletterten, um  aus der Höhe den Zweitstart anzugehen. Oder sie waren in einer Fichte gelandet, flatterten kletternd auch dort möglichst weit nach oben und verharrten dort noch oft einen weiterenTag.

Hier an der Heiliggeistkirche, endete häufig der Erstflug nach 20 m auf dem Kirchendach. Auch dort rutschten die Jungfalken, mit ihren Krallen vergeblich Halt suchend, das Dach hinab bis zum Schneefanggitter oder gar in die Dachrinne. Meist gelang es ihnen, nach mehreren Versuchen, die Dachschräge hinauf zum waagrechten Draht des Blitzableiters auf dem Dachfirst hoch zu flattern. Das unangenehme Geräusch ihrer Klauen, wenn sie erneut die Schräge hinab glitten, habe ich noch im Ohr. (Wie die langen Fingernägel meiner Schülerinnen auf der Wandtafel!)  „Flieg` doch! Heb` doch ab!“, ruft man dann.  Nein, erneut balancierten sie auf dem Blitzableiterdraht des Dachfirsts entlang mit sehnsüchtigem Blick hoch zum Nistkasten, wo doch immer Nahrung geliefert wurde.

Wenn ich mich richtig erinnere, waren diese Dachfalken aber nach einer Nacht am Folgetag entflogen …

One Comment

  1. Mireille 2. Juni 2023 at 12:53 - Reply

    Danke für dem ausführlichen Bericht. Wir Falkenbeobachter sind bestimmt in Gedanken bei Fortuna und hoffen, dass es nach erneuter Anstrengung doch noch zu einen Neustart kommt.

Leave A Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.