wurde ich von dem  Publikum – selten – gefragt, wenn ich in den Vorjahren einen gestrandeten Jungfalken prüfend in den Händen hielt, bevor ich ihn in den Transportkarton steckte.“ NEIN!“war meine Antwort.

(Wie kommen Menschen zu der Vorstellung, ein wild lebender Vogel möchte, wie die Miezekatze auf unserem Schoß, gestreichelt werden!) WIR hatten über die Webcams nun lange Gelegenheit zu staunen, mit welcher Sorgfalt die Falken jede Feder prüfen, pflegen und anordnen. Wir kommen ja auch nicht auf die Idee, eine uns begegnende weibliche Schönheit zu fragen: „Darf ich mal in Ihre Frisur greifen?“

Die häufige Frage in solchen Situationen „Wie ist das für Sie, Herr Gäng, einen wild lebenden Falken zu greifen, zu halten und wieder in die Freiheit zu entlassen?“ ist nicht einfach zu beantworten:

Es ist ein großartiges Gefühl, einem Lebewesen, das uns völlig fremd ist, ganz unterschiedlich von uns geschaffen ist, ganz anders lebt, plötzlich – für Sekunden – sehr nahe zu sein!

Das erste, was man spürt, ist die erstaunliche Kraft, mit der sich der Falke meinem Zugriff zu entwinden versucht. Wie blitzschnell er versucht, mit Klauen und Schnabel meine Hände zu verletzten. Das Fauchen, das man nicht von einem Vogel erwartet. Dann folgen köstliche Momente der Ruhe – wenn nicht gerade Umstehende rufen „Was ist das? Halten Sie ihn mal so, dass ich ihn mit meiner Frau/Mann/Kind fotografieren kann!“ – in denen Falke und ich uns anschauen. Er hechelnd, mit geöffnetem Schnabel, fixiert mich. DAS AUGE DES FALKEN ist das, was mich am meisten fasziniert. Dann das Staunen, die Freude über die ganz nahen Details: Der Falke ist ja ganz sauber! Er riecht gut! Wie schön ist sein Gefieder! Wie wohl geordnet liegen die Federn übereinander! Oh! Diese nadelspitzen Klauen! Dieser Vogel wird nun in großer Höhe fliegen! Nur ganz selten sich in Menschennähe aufhalten, er wird uns als „kleine Ameisen“ tief unter sich völlig ignorieren.

Am schönsten, wenn wie gestern, oben auf dem menschenleeren Umlaufbalkon des Turms, der Falke, von mir aus dem Karton genommen, auf die Steinbrüstung gestellt, nicht sofort davon saust!  Er bleibt stehen, schaut sich um, blickt hinüber zum Schloss, zum Berg und Wald und – wusch! – wie ein Blitz saust er davon!

Ich wünsche Dir ein langes, gutes Falkenleben, fern von uns Menschen, ist dann mein Gedanke. Und: Wieder ein guter Tag auch für mich!

Foto: Dr.KF.R. hält ARTEMIS 19.05.2021

2 Comments

  1. Rosita+Milch 20. Mai 2021 at 15:49 - Reply

    Lieber Herr Gäng! Danke für die wunderbare Berichterstattung. Hervorragend erzählt und beschrieben, grade so, als wäre man selbst dabei gewesen, als gestern die Rettungsaktion für den gestrandeten Jungfalken erfolgreich beendet werden konnte. Sicherlich sind das unvergessliche Momente, einem wild lebenden Falken so nahe zu sein! Möge er ein langes und schönes Falken Leben vor sich haben und bald ein eigenes Revier erobern können, um irgend wann auch für die Weitererhaltung der majestätischen Wanderfalken beitragen. Ihnen ein herzliches Dankeschön für Ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle der HEIDELBERGER Wanderfalken! Liebe Grüße und bleiben Sie gesund!

    Herzlichen Dankfür Ihre anerkennenden Worte und Gruß!
    HMG

  2. Konni 21. Mai 2021 at 11:39 - Reply

    Lieber Herr Gäng,
    soooo schön ge- und beschrieben, ich hatte das Gefühl selbst dabei gewesen zu sei. Ich kann mir gut vorstellen wie das ist, so ein schönes und majestätisches Tier in den Händen zu halten. In der Burg Guttenberg hatte ich einmal das Vergnügen, mehrere Greifvögel sehr nahe zu sein ohne störenden Zaun dazwischen – es war so ein erhabenes Gefühl, diesen Tieren so nahe zu sein und in die Augen zu blicken. Ich mag eigentlich alle Tiere, aber generell mag ich Vögel am liebsten. Es stimmt mich immer sehr traurig, wenn ich in der RNZ lese, dass einmal wieder Taubenzüchter oder andere „Vogelliebhaber“ Fallen mit Giftköder für Greifvögel auslegen. Einfach unbegreiflich. Nun hoffe ich sehr, dass „unsere“ Heidelberger Wanderfalken sich ein Revier suchen, das weitab von menschlichen Behausungen sind und sie alle ein gutes und freies Falkenleben führen können.
    Für Sie (natürlich auch für uns Zuschauer) wünsche ich noch viele, viele Jahre eine gute Zusammenarbeit mit diesen wunderschönen Tiere.
    Mit den besten Wünschen und vor allen Dingen viel Gesundheit für Sie verbleibe ich mit herzlichen Grüßen
    Kornelia Block

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