habe ich dieses Jahr gewählt: SULPIZ, MELCHIOR und HILDE.

Wenn die Wanderfalken den Nistkasten auf Heiliggeist vom Westen ansteuern, so nutzen sie das Dach des Palais Boisserée im Osten des Rathauses als Wendepunkt bei ihrem  Landeanflug. 

Sulpiz Boisserée (1783-1854) und Melchior Boisserée (1786-1851) mieteten sich 1810 als Studenten hier ein und blieben bis 1819. Sie sammelten „Tafelbilder“ altdeutscher und frühniederländischer Malerei, die 1827 von Ludwig I. von Bayern gekauft wurden und den Grundstock der Alten Pinakothek in München bilden. Goethe war 1814 und 1815 zu Besuch um die berühmte Sammlung – 215 Gemälde, darunter Hans Memling, Rogier van der Weyden – zu besichtigen.

Das elegante Barockgebäude wird heute als Germanistisches Seminar der Universität genutzt.

Die Dichterin Hilde Domin (1909- 2006) lebte ab 1961 nach jahrzehntelangem Exil wieder in Heidelberg, wo sie 1929 das Studium begonnen hatte. Von ihrer Wohnung im Graimbergweg hatte sie einen beneidenswerten Blick auf die Altstadt und konnte, auf gleicher Höhe wie der Falkennistkasten auf Heiliggeist, die Falken hören und sehen. Mir gefällt ihr selbst gewählter Grabspruch auf ihrem und ihres Gatten Erwin Palm Grab auf dem Bergfriedhof Wir setzten den Fuß in die Luft / und sie trug“. 

Damit spielte auf das mutige und abenteuerliche Leben der beiden an. Aber vielleicht fiel ihr diese Zeile ein, als sie die jungen Wanderfalken auf der nahen Abflugstange des Nistkastens beobachtete. Sechs Jahre lang war sie ja Nachbarin. 

Eine Anekdote:  Als ich mich Hilde Domin mit meinem kurzen Nachnamen vorstellte, sagte sie zu mir mit einem augenzwinkernden Lächeln: „Gäng? Meng? Peng? Sind Sie etwa Chinese?“

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