Als ich – nun wirklich zum letzten mal 2010? – die Schutzscheibe vor Cam 1 putzen gehe, entdecke ich auf dem Dachfirst der Kirche ganz im Osten zum Rathaus hin einen Jungfalken. Oben auf der Anflugstange stehen die beiden Falken, die ich zuvor beim Frühstück im Kasten beobachtete und direkt über ihnen, auf dem Geländer des Kapellchens des Turmhelms steht der vierte Jungfalke. Der Falke auf dem Kirchendach sieht die drei Geschwister vor sich auf der Höhe, der Falke ganz oben sieht jenen unten auf dem Dach und alle vier sehen sehr frühzeitig, wenn die Eltern mit Nahrung im Anflug sind. Vom Umlaufbalkon aus betrachte ich den Falken auf dem Dachfirst, der sich – auf einem Fang stehend – genüsslich den Kopf kratzt. Dann senken sich seine Lider für einige Minuten. er schläft  schwindelfrei stehend, obwohl unter ihm die Fronleichnamsprozession singend und von Weihrauchschwaden umweht die Hauptstraße entlang schreitet. Er ist halt auf der protestantischen Heiliggeistkirche geboren, denke ich lächelnd, aber er wird in den nächsten Tagen meist auf der katholischen Heiliggeistkirche sitzen, der benachbarten "Jesuitenkirche", wie wir Heidelberger sagen.

Auch oben am Kasten schlafen beide Falken.  Als ich die Glasscheibe zur Reinigung heraus ziehe, wachen beide sofort durch das kaum hörbare Schaben der Scheibe in der Führungsschiene auf und starren einige Sekunden die Rückwand an. Dann knattert wieder einmal der Rettungshubschrauber dicht über den Turm hinweg, dass beide Falken sich ducken. Aber auch das ist eine sich täglich mehrfach wiederholende Störung, mit der sie aufgewachsen sind.

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