Schon beim Gang zur Kirche im strömenden Regen über den Marktplatz sehe ich oben "auf der Türschwelle" – nicht auf der Anflugstange – einen adulten Wanderfalken mit eingezogenem Kopf auf mich warten, so ist es recht! In meiner Neugier und Ungeduld habe ich natürlich vergessen, dass der Zugang zum Turm im Winter erst ab 12.30 Uhr öffentlich wird und der Gottesdienst bereits begonnen hatte. Erfreulicherweise steht Kirchendiener Grigor hinten im Kirchenschiff und mein Augenrollen nach oben versteht er sofort! (Es ist immer wieder für mich eine Freude, auf welche freundliche Zuarbeit und Verständnis ich in Pfarrei und Kirche stoße.) Im Nu habe ich unter Orgelgebraus den Generalschlüssel in der Hand und steige im stockdunklen Turminneren , – dass ich in der Eile unten vergessen habe, die Turmbeleuchtung in Betrieb zu nehmen, ist bei meinen zahllosen Besuchen kein Problem – flugs nach oben. Schmunzelnd vermeide ich oben die mir wohlbekannten knarrenden Dielen, Monitor einschalten: Ah ja! Nun sieht das Kasteninnere endlich so aus, wwie wir uns das erhoffen: Gründlich durchgepflügt, hinten in der Mitte eine tief ausgeschobene Nistmulde! Auf Zehenspitzen zum Kasten, langsam auf die Trittleiter gestiegen, nur keinen Mucks jetzt! Nun vorsichtig vom hinteren "Spion" den Malerbandstreifen abgezogen: Endlich von dort mal wieder einen Blick auf den schiefergrauen Rücken eines Wanderfalken! Wer ist es? Ich kann aus diesem Blickwinkel noch nicht einmal sicher beurteilen, ob Terzel oder Weib. Zerzaust ist der Falke, aufmerksam schaut er um sich, auch einmal sekundenlang mir direkt in das "Spionauge", als hätte er den winzigen Farbunterschied des cent-großen Lochs bemerkt. Wie in den Vorjahren bin ich sicher: Er hat. Während ich nach einigen Minuten am Monitor das Aufzeichnungsband zurückspule und betrachte, höre ich vom Kasten leise Laute. Schnell zurück: Der Falke blickt Richtung Königstuhl, richtet sich auf und streicht ab. Knallgelbe unberingte Ständer, ein Terzel! Ich glaube nicht, dass es FRITZ ist…

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