Bei aller Liebe zum Heiliggeistpaar, – ein Wanderfalkenleben im Schwarzwald an einer Felswand ist doch romantischer für uns Beobachter! Als ich dort -nach Anfahrt und langem Fußmarsch heute nachmittag in die Einsamkeit eines steilen Talkessels in 680 m Höhe – noch Schneereste! – nahe einem mir seit 40 Jahren vertrauten Wanderfalkenhorst im Windgebraus der Tannengipfel zum Himmel blicke, lässt sich – wie bestellt – ein Wanderfalke ohne Flügelschlag vom Starkwind den steilen Hang hochziehen, als befände er sich in einem Fahrstuhl. Oben am Bergkamm beschleunigt sich sein Aufwärtschweben zu einem nach Süden rasenden Punkt der sich in Sekundenschnelle in meinem Feldstecher in graues Nichts auflöst. Lange bevor ich vorsichtig durch den von "Lothar" gelichteten Wald zum Rand der Felswand komme, muss mich der Terzel aus großer Entfernung bemerkt haben, denn er lässt zweimal ein ansteigendes "Grää-Gräää" vernehmen, das wohl eher Verärgerung als Warnung bedeutet. Ich höre es wieder als ich nach 30 Minuten den Rückweg antrete. Den Terzel kann ich nirgends entdecken, obwohl ich alle "Falkenbäume" und Felskanten absuche. Die traditionelle Falkennische inmitten der halbkreisförmigen Felswand, von einer bestimmten getarnten Stelle der oberen Kante einzusehen, ist zu meiner Enttäuschung leer. Keine Brut, nur zwei Kotspritzer unter der Nische sind zu sehen. Wir haben diese Felsnische unter großen Mühen in den 60-er Jahren in den Fels vertieft, trocken gelegt und sogar eine kleine Drainage unter den Sand verlegt, damit die Brut trocken bleibt. Diese kleine Nische war für lange Jahre einer der letzten Wanderfalken-Brutplätze des Nordschwarzwaldes. Im letzten Jahr hat das Paar, das wie seine Vorgänger dort mehrere Jahre lang erfolgreich brütete, diese "ideale" Nische verlassen und ist 100 m nördlich auf ein – nach unserer Meinung – schlechtes, steinschlaggefährdetes, wetterausgesetztes Felsband umgezogen… Als ich etwas missmutig den Heimweg antrete, bin ich letztendlich doch froh darüber, dass wir planende, kalkulierende, besserwisserische Menschen die Naturgeschöpfe und deren Handlungen nicht durchschauen und schon gar nicht bestimmen können. Dieser Gedanke stimmt mich dann doch fröhlich.

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