Saison 1999

Am 28.Januar und am 23. Februar bauen Schüler und Lehrer der Geschwister-Scholl-Schule den Nistkasten in den Turmhelm der Heiliggeistkirche ein. Im April entdecken wir Kotflecken am Einflug. Am 12. Mai entdeckt Hans-Martin Gäng bei einer Nistkastenkontrolle ein blau beringtes , also zweijähriges Wanderfalkenweib im Kasten ruhend. In den folgenden Tagen beobachten wir durch die Bohrungen im Nistkasten, wie AURORA – so haben wir sie benannt – einen erwachsenen Terzel in den Kasten lockt und heftig anbalzt. FRITZ zeigt aber kein Interesse mehr an einer Familiengründung… Wie bereits 1998 beobachtet, benutzt AURORA im Jahresverlauf die Turmspitze als Warte.

Saison 2000

Ab Januar können wir häufig Balzflüge über der Altstadt und Königstuhl beobachten. Mehrfach sehen wir, wie AURORA und FRITZ gemeinsam Heidelberg passierende Wanderfalken heftig und lautstark angreifen und vertreiben. Am 14.März legt AURORA das erste Ei, am 16. das zweite, am 18. März sind es vier Eier und AURORA beginnt zu brüten. Am 18. April schlüpfen nach 47 Jahren erstmals wieder 2 junge Wanderfalken in Heidelberg! Am 19.April schlüpft ein drittes Junge, am 20. April stirbt das vierte Junge unmittelbar nach dem Schlupf.

Auch das dritte Junge ist an seinem zweiten Lebenstag gestorben und wir können beobachten, wie AURORA die beiden toten Jungen nacheinander im Schnabel aus dem Kasten trägt. So werden nur zwei Jungfalken – ein Weib und ein Terzel – flügge, die der Kinder- und Jugendchor der Heiliggeistkirche RON und JANA benennen, als sie am 6.Mai mit roten Ringen der Vogelwarte versehen werden. Am 29. Mai fliegen beide erfolgreich aus und werden mit ihren Eltern noch im Juli über den Dächern Heidelbergs beobachtet. Zum beliebten Schlaf- und Kröpfplatz der Wanderfalkenfamilie wurde die Turmspitze der benachbarten Jesuitenkirche.

Saison 2001

Im November/Dezember 2000 waren AURORA und FRITZ nicht zu beobachten. Erst um die Jahreswende konnten wir die eine oder den anderen auf den Turmspitzen der Jesuitenkirche und Heiliggeistkirche sitzen sehen. Ab Januar beobachteten wir Balzflüge und AURORA besuchte fast täglich kurz den Nistkasten, der ab 12. Januar video- überwacht wurde. Bereits im Januar wurden Kopulationen beobachtet und ab Mitte Januar scharrten beide im Kasten regelmäßig Nestmulden.

Im Februar halten sich beide Altfalken täglich mehrmals, auch über längere Zeit, im Nistkasten auf : Meist lockt AURORA laut „ack-zickend“ FRITZ in den Kasten. Immer häufiger bringt er Beutereste mit. AURORA übernachtet nun im Nistkasten. In der Nacht zum 6. März wird das erste Ei gelegt, am 8. März, gegen 11 Uhr, das 2. Ei, das 3.Ei am 11. März gegen 6.40 Uhr, das 4. Ei am 13. März gegen 16.40 Uhr. Die Brut verläuft ohne jede Störung.

Am 13. April schlüpfen zwei Jungfalken, am 15. April zwei weitere, die am 3. Mai von Michael Preusch links aluminium- farben, rechts hellblau beringt werden. Es sind vier weibliche Wanderfalken, die DONNA (570 g), REINI (695 g), LIESE (600 g) und LOTTE (600 g) benannt werden. Am 23. Mai fliegen drei Jungfalken erfolgreich aus, am 25. Mai auch das Nesthäkchen. Standort der jungen Wanderfalken in den folgenden Wochen ist vor allem der Dicke Turm der Schlossruine über der Altstadt. Bis Anfang August sind die Jungfalken mit ihren Eltern über der Stadt zu beobachten, dann löst sich der Familienverband auf. AURORA ist weiterhin fast täglich auf der Heiliggeistkirche zu beobachten.

Saison 2002

Im Herbst 2001 waren AURORA und FRITZ selten in Heidelberg zu sehen. Erst ab November saß AURORA regelmäßig auf dem Turmkreuz der benachbarten Jesuitenkirche und auch auf der Anflugstange des Heiliggeistkirche-Nistkastens. Das Innere des Kasten wurde nicht aufgesucht, erst im Dezember fanden sich dort Spuren. Von der Balz haben wir dieses Jahr wenig beobachtet. Aber ab Januar beflogen beide Falken täglich den Kasten. Die Videoüberwachung zeigte ab Februar, dass auch nachts im Nistkasten Bewegung war. Ende Februar und Anfang März wurden mehrfach z.T. heftige Luftkämpfe der Heidelberger Altstadt-Wanderfalken mit einem störenden weiblichen Wanderfalken beobachtet.

In der Nacht zum 3. März wurde das 1.Ei gelegt, am 5. März um 13.50 Uhr das 2.Ei, das 3.Ei wurde in der Nacht zum 8. März gelegt und das 4.Ei lag am 11. März bei Tagesanbruch im Kiesbett.

Vom 1. Ei an bedeckte auch FRITZ das Gelege und ab dem 4. Ei am 11. März wechselten sich beide Altfalken routiniert bei der Brut ab.

Am frühen Morgen des 10. April schlüpfte das 1.Küken, am 11.April das 2. und 3., das 4.Küken schlüpfte am 13. April. Am 2. Mai fand am 23.(22. bzw. 20.) Lebenstag der Jungfalken die Geschlechtsbestimmung, genetischer Fingerabdruck, Namensgebung und Beringung statt: SOPHIE 843 g, Fangstärke (Tarsus) 7 mm, Spanngriff (Metatarsus) 7,1 cm EURO 775 g, Tarsus: 6 mm, Metatarsus 7,2 cm HANS 650 g, Tarsus: 6 mm, Metatarsus 6,8 cm RUPRECHT 550 g, Tarsus: 5,5 mm, Metatarsus 6 cm Alle sind gesund, aktiv und gut entwickelt.

Am 16.Mai stürzte am späten Nachmittag HANS vorzeitig von der Anflugstange des Nistkastens und landete auf einem Dach eines niederen Gebäudes im Innenhof des Café Knösel. Es gelang ihm nicht den freien Luftraum zu erreichen. Er wurde am 17. Mai eingefangen, gefüttert und am 18.Mai auf den höchsten Umlauf oberhalb des Nistkastens auf der Heiliggeistkirche gesetzt. Er wurde von den Altvögeln sofort geatzt und flog am 19. Mai zur Jesuitenkirche. Am 20. Mai stürzte vormittags SOPHIE ab und blieb in der engen Heiliggeistgasse am Boden sitzen. Auch sie wurde auf den Umgang der Turmspitze gesetzt und flog von dort am 21. Mai aus. Am 22. Mai flog EURO erfolgreich aus und am 23. Mai RUPRECHT. Wie in den Vorjahren sind die Turmkrone der Jesuitenkirche und die westliche Mauerkrone des Dicken Turms der Schlossruine erste Stationen der Flug- und Landeübungen, sowie Kröpfplätze.

Auch das Klingenteichtal und herausragende Bäume des Gaisbergs sind in diesem Jahr bevorzugter Aufenthalt der Jungfalken. Am 19.Juni verstößt sich RUPRECHT auf einem Jagdflug in das Innere der Print Media Academy, fliegt immer wieder gegen die Glasverkleidung, bis er erschöpft und mit Blutergüssen am Flügelbug von Elmar Raithel geborgen werden kann. Am 21. Juni wird er im Schlossgarten wieder in die Freiheit entlassen.

Am 18.12. wird der beringte, bereits mumifizierte Fuß eines Wanderfalken in der Altstadt gefunden. Die Ringnummer zeigt, dass es sich um SOPHIE aus dem Jahrgang 2002 handelte. Sie hatte nur ein kurzes Leben. Ab September sind beide Altfalken nicht mehr in Heidelberg zu sehen.

Saison 2003

Im Spätsommer und Herbst war nach dem Verstreichen der Jungfalken nur noch selten ein Wanderfalke über der Heidelberger Altstadt zu sehen. Auch von einer Herbstbalz war nichts zu entdecken, der Sand im gereinigten Nistkasten zeigte keine Fußspur. Erst Ende Januar 2003 saß AURORA regelmäßig auf dem Turm der Jesuitenkirche und am 7. Februar konnten wir erstmals wieder FRITZ neben ihr beobachten. Seit 9.Februar besuchten sie balzend nahezu täglich den Nistkasten der Heiliggeistkirche und konnten eindeutig identifiziert werden.

Am 7.März legt AURORA um 16.10 Uhr das erste Ei,in der Nacht vom 9. auf den 10.März das zweite, das dritte am 13.März und das vierte Ei in der Nacht vom 14. auf den 15. März.

Das 1. Junge schlüpfte am 14.April, am 15.April schlüpften den 2. und 3. Junge und am 17.April das 4. Junge. Im Alter von 21 – 24 Tagen wurden sie am 7.Mai beidseitig in der Farbe gold beringt. Der Terzel LEO wog 650g, seine Fangstärke betrug 6,5 mm, die Mittelzehe war 5,1cm lang, die Griffweite 6,5 cm. Das Weibchen CAROLINA wog 780g, die Fangstärke betrug 7 mm, die Mittelzehe maß 5,4 cm und die Griffweite 6,4 cm. Der Terzel ADRIAN wog 520g, die Fangstärke war 6,5 mm, die Mittelzehe maß 5,2 cm, die Griffweite 6,5 cm. Das Weib SASCHA wog 872g, die Fangstärke wurde mit 7 mm gemessen, die Mittelzehe mit 5,8 cm und die Griffweite mit 8,1 cm. Alle vier Jungfalken machten einen lebhaften und gesunden Eindruck.

Der erste Terzel flog am 24.Mai aus, das erste Weibchen flog am 25.Mai aus, der zweite Terzel am 27.Mai und das zweite Weibchen am 29.Mai. Erstmals beobachteten wir, dass die Jungfalken wieder die Anflugstange des Nistkasten anflogen. Meist saßen sie in den ersten Tagen, wie ihre Geschwister in den Vorjahren, auf dem Dicken Turm der Schlossruine und auf den Turmspitzen der Jesuitenkirche und Heiliggeistkirche.

Saison 2004

Nach dem Verstreichen der vier Jungfalken im August 2003 war das Heiliggeist-Wanderfalkenpaar nahezu unsichtbar in Heidelberg. Obwohl wir mit dem neuen Spektiv oft die uns bekannten Ruheplätze und Warten kontrollierten, entdeckten wir FRITZ nur am 06.09.03 und am 04.10.03. Wir konnten auch keine Herbstbalz beobachten. Auch der Herbst und der Winter ging vorüber, ohne dass wir AURORA oder FRITZ entdeckten.

Erst am 03.02.04 betrat FRITZ kurz den Kasten und erst am 10.02.04 zeigte die Überwachungskamera FRITZ und AURORA balzend im Nistkasten. Danach beobachteten wir wieder das bekannte Verhalten und freuten uns, dass AURORA exakt an der gleichen Stelle im Kasten die Nistmulde scharrte. Das 1. Ei wurde am 9. März um 9.10 Uhr gelegt, das 2. Ei am 11. März um 17.37 Uhr, das 3. Ei in der Nacht vom 13. auf den 14. März und das 4. Ei am 16. März 2004 um 15.26 Uhr.

Die Brut verlief unauffällig. Das 1. Junge schlüpfte am 16. April zwischen 10.26 Uhr und 11.10 Uhr, das 2. und 3. Junge ebenfalls am 16. April um 12.15 Uhr und das 4. Junge schlüpfte am 17. April um 17.40 Uhr. Vom ersten Tag an wurde FRITZ in unmittelbarer Nähe der Küken geduldet und beteiligte sich sehr früh an der Atzung. Sowohl die Webcam, wie auch die Videocam mussten leider während der Jungenaufzucht ersetzt werden, was zweimal zu geringen Störungen führte, bei denen FRITZ das sich bewegende Objektiv in der Wandöffnung mit dem Schnabel angriff. AURORA und die Nestlinge blieben unbeeindruckt.

Am 4.Mai 2004 wurden die Jungfalken beringt: BEATE 738 g, MONIKA 740 g, HANS-WOLF 610 g, ECKART 521 g. Sie wurden mit goldfarbenen Ringen der Vogelwarte Radolfzell und mit dem SOS-Ring der AGW im NABU beringt.

Am 26.Mai flog der erste Terzel aus, landete zunächst auf dem Kirchendach und dann im Blumenkasten eines benachbarten Hauses. Als er zunächst von der Feuerwehr gegriffen werden sollte, flog er ohne an Höhe zu gewinnen auf das Dach eines Andenkenlädchens an der Heiliggeistkirche. Deshalb wurde er dort von Hans-Martin Gäng gegriffen und auf dem Umlaufbalkon des Heiliggeistkirchturms in ca. 45 m Höhe ausgesetzt. Von dort flog er am nächsten Vormittag erfolgreich aus. Am 27. Mai flogen der zweite Terzel und das erste Weibchen aus. Das zweite Weibchen flog erst am 31. Mai aus. Auch in diesem Jahr waren die Kirchtürme der Jesuitenkirche und Heiliggeistkirche, sowie die Schlossruine die beliebtesten Orte der Jungfalken in den ersten Wochen ihrer „Ästlingszeit“.

Saison 2005

Wie in den Vorjahren hatten wir nach dem Ausfliegen der Jungfalken noch im Sommer 2004 den verschmutzten Kies und Sand aus dem Nistkasten geräumt , eine neue Bodenschicht eingetragen und die Seitenwände gestrichen. So konnten wir im Spätjahr und Winter feststellen, dass das Kasteninnere nicht mehr von Falken aufgesucht wurde. Allerdings beobachteten wir gelegentlich AURORA oder FRITZ auf der Anflugstange des Kastens oder oben auf dem Geländer der Turmspitze.

Wie erwartet, prüften die Altfalken im Januar wieder sehr sorgfältig das Kasteninnere (Boden und Wände) und besuchten ab Februar mit zunehmender Häufigkeit, zuletzt mehrmals täglich, den Nistkasten. Der Vergleich mit den Aufzeichnungen der Vorjahre zeigte uns, dass es sich wieder um FRITZ und AURORA handelte. AURORA erkennen wir sofort an ihrer Beringung (blau), beide an Details des Federkleids und am Verhalten. Ende Februar zeigte das Einschalten der Überwachungskamera, dass der Nistkasten auch nachts zeitweilig besetzt war.

Das erste Ei wurde – exakt wie im Vorjahr – am 9. März um 11 Uhr gelegt, das zweite Ei am 12. März in der Morgendämmerung, das dritte Ei am 14. März vormittags und das vierte Ei in der Nacht zum 17. März.

Wie in den Vorjahren verlief die Brut ohne Auffälligkeiten und sehr diskret. Ein Partnerwechsel war von außen selten zu beobachten, FRITZ hatte seine Warte an der Schlossruine, wenn AURORA zum Ausgang schritt, war er sofort zur Stelle um das Gelege warm zu halten.

Das 1. Junge schlüpfte am 16. April um 17.30 Uhr, das 2. in der Nacht zum 17. April, das 3. in der Nacht zum 18. April, das 4. Ei wurde weiter bebrütet.

Nach einer Woche waren die drei Jungen schon so gewachsen, dass beim Hudern das 4. Ei keinen Platz mehr unter AURORA fand, schon gar nicht mehr unter dem kleineren Vater. Von Tag zu Tag konzentrierten sich AURORA und auch FRITZ auf das Warmhalten der drei Küken und rollten sich das 4. Ei nicht mehr unter den Körper. Das 4. Ei lag nun frei neben den hudernden Altfalken und wurde nicht mehr bebrütet. Bei Abwesenheit der Altfalken entnahm Hans-Martin Gäng deshalb am 27. April dieses Restei, ohne dass die schlafenden drei Jungfalken diesen Eingriff in den Kasten bemerkten. Ein hörbares Gluckern zeigte uns, dass dieses Ei nicht befruchtet war, bzw. sich nicht entwickelt hatte. Das Restei wurde der zentralen Sammelstelle der AGW in Baden-Württemberg zugeleitet und wird an der Universität Freiburg auf Schadstoffe untersucht werden.

Die drei Jungfalken wurden am 5. Mai vom Beauftragten des Max-Planck-Instituts Radolfzell goldfarben beringt und mit einem goldfarbenen SOS-Ring versehen.

Die Geschlechtsbestimmung der noch kleinen Jungen war dieses Jahr nicht so einfach wie bei den einige Tage älteren Küken der Vorjahre. An der tieferen Stimmlage und der etwas kräftigeren Fangstärke erkannten wir ein Weibchen und zwei Terzel. Die Arbeitgruppe der Geschwister- Scholl-Schule entschied sich für die Namensgebung ELSBETH, TOBIAS und REINHARD. „Elsbeth“ nach der Kurpfälzer Künstlerin Elsbeth Janda, die eine große Freundin des Heidelberger Heiliggeistfalkenprojekts war und am Tag des Schlupfes verstorben war, „Tobias“ nach dem Webmaster des Projekts Tobias Jöst und „Reinhard“ nach Reinhard Weigel, dem Überwachungs- und Aufzeichnungsfachmann. Beide Förderer begleiten seit dem Jahr 2000 uneigennützig und ehrenamtlich dieses Projekt.

Am 24. Mai flog um die Mittagszeit der erste Terzel aus, der 2. Terzel am 25. Mai gegen 11 Uhr. ELSBETH verließ am 29.Mai um 5.25 Uhr den Nistkasten.

Wieder war der DICKE TURM der Schlossruine und die Turmspitze der Jesuitenkirche in den folgenden Wochen der beliebteste Platz der Heidelberger Wanderfalkenfamilie. Bis zum Juli waren die Jungfalken noch gelegentlich am Heidelberger Himmel auszumachen, dann waren nur noch die Altfalken gelegentlich an den bekannten Warten und Ruheplätzen zu entdecken.

Seit der Ansiedelung im Jahre 1999 haben AURORA und FRITZ nun 21 Jungfalken in die Luft gebracht, Rückmeldungen von Verlusten haben wir bisher drei: SOPHIE aus 2002, RUPRECHT aus 2002 und ADRIAN aus 2003.

Saison 2006

Anfang Februar 2006 werden jeweils einzelne Wanderfalken ? meist auf der Jesuitenkirche ? beobachtet. Von Balzflügen ist nichts zu sehen. Der Nistkasten, der seit 2. Februar von der Kamera überwacht wird, wird – im Gegensatz zu den Vorjahren ? nicht aufgesucht. Am 5. März steht erstmals in diesem Jahr ein Wanderfalke (Terzel) im Kasten und am 12. März wird eine Kopulation auf dem Turmkreuz der Heiliggeistkirche beobachtet. Erst am 15. März zeigt das Überwachungsvideoband zwei balzende Wanderfalken im Nistkasten. Es folgen dann nur noch seltene Kurzbesuche einzelner Falken bis Mitte April. Dann sind wir uns nun sicher: 2006 wird es leider keinen Falkennachwuchs im Nistkasten auf der Heiliggeistkirche geben!

Auch am Heizkamin der Stadtwerke am Römerkreis im Stadtteil Bergheim werden seit Februar immer wieder zwei Wanderfalken ? mehrfach sogar drei! – beobachtet. Aber in diesem metallenen Nistkasten, der von AURORA und FRITZ seit Jahren als Depot benutzt wird, findet keine Brut statt. Wie in den Vorjahren wird dieser günstig gelegene Heizkamin von den Falken als Warte und Startplatz für Jagdflüge genutzt. Von dort haben die Falken einen gutem Blick in das Neckartal, aber auch die Bergstraße entlang und in die Rheinebene! (Kein Wunder, dass genau dort schon vor 2000 Jahren die römischen Besatzung Heidelbergs ihre Hauptstraße, ihre Neckarbrücke und nahe dabei ihr Kastell positioniert hatten. Auch diese erkannte für ihre Zwecke die ideale Lage.)

Am 16. Mai 2006 vermute ich hier im Tagebuch, dass AURORA ? die ich auf dem Videoband vom Heiliggeistkirche-Nistkasten und auch mit dem Spektiv am Römerkreis erkannt habe ? einen neuen Terzel bei sich haben könnte, dessen Verlässlichkeit als Brutpartner sich ihr erst noch erweisen muss. Dies bestätigt sich im Frühjahr 2007.

Saison 2007

Noch unberührt, die Wände frisch gestrichen und mit neuen Bodenbelag ausgestattet, so wie wir den Kasten im Sommer 2005 renoviert hatten, fanden wir das Nistkasteninnere, als wir am 5. Januar 2007 die Überwachungskamera in Betrieb nahmen. Im Jahr 2006 war hier leider keine Brut erfolgt…

Erst am 23.Februar betrat AURORA ? eindeutig an ihrer Beringung zu erkennen – den Brutkasten zu einer prüfenden Besichtigung. In den folgenden Tagen zeigte sich auch der Terzel mit ihr balzend im Kasten. Nun zeigte der Augenschein, was wir bereits im vergangenen Jahr vermutet hatten: FRITZ lebt wohl nicht mehr, AURORA hat einen neuen Partner! Er zeigt das Alterskleid mit noch ?jugendlichen? Restfedern, er ist nicht beringt, seine Stimme ist etwas ?fiepend-piepsig?. Er zeigt sich noch nicht allein im Kasten, sondern sitzt oft außen auf der Stange. Wir nennen ihn PHÖNIX, weil er ?wie aus der Asche? neugeboren das Heidelberger Wanderfalkenpaar wieder vervollständigt.

Am 14.März 2007 liegt frühmorgens das 1. Ei im Kasten, das 2. Ei wird am 16.März um 10.43 Uhr gelegt, das 3. Ei am 19.März und das 4. Ei am 21.März. Die Brut verläuft ohne besondere Vorkommnisse, der neue Terzel benimmt sich vorbildlich, wie wir es auch von seinem Vorgänger kannten. Kaum zeigt sich AURORA am Kasteneingang, steht er schon zur Ablösung bereit.

Am 21. April in den Nachtstunden schlüpft das erste Junge, am gleichen Tag abends um 19.30 Uhr das zweite, am 23. April vormittags das dritte und am 24. April, vormittags, das vierte. Bereits am ersten Tag füttert auch PHÖNIX das Junge. Am 2. Tag staunen wir, dass PhÖNIX gleichzeitig AURORA und die beiden Jungen atzt, später reicht er oft Fleischstückchen zunächst AURORA, die diese dann verfüttert. Die Aufzucht durch die Eltern erfolgt ohne Besonderheiten.

Am 9.Mai werden die Jungen mit goldfarbenen Ringen der Vogelwarte und der AGW durch Jörg Edelmann beringt, dabei werden auch Abstriche aus Kloake und Schnabel (Untersuchung auf H5N1 durch Universität Heidelberg) entnommen. Wir erkennen unter den Jungen sicher einen Terzel, zwei Weibchen, beim vierten Jungen sind wir uns nicht sicher, ob es ein starker Terzel oder ein schwaches Weibche

ist. Sie erhalten die Namen MARION, HEIKE, GRIGOR und KARLFRIED, – nach Freunden(innen) und Förderern(innen) des Heidelberger Wiederansiedelungsprojekts.

Am 31.Mai steht GRIGOR um die Mittagszeit auf dem Kirchendach und muss am 1. Juni, um 19.30 Uhr vor der Musikkneipe ?Eckstein? in einem Starkregen durchnässt auf der Kirchentreppe sitzend, gegriffen und zurück zu den Geschwistern in den Nistkasten gesetzt werden. Am 2. Juni sitzt GRIGOR bereits um 7.10 Uhr zwischen den Taubenabwehrdrähten in der Fassade der Caf?-Bar ?Ellin? und wird mithilfe von Polizei und Feuerwehrdrehleiter geborgen und auf der Balustrade des Heiliggeistkirchturms gesetzt. Von dort startet er erneut, landet zunächst wieder auf dem Kirchendach, gewinnt aber von dort am Nachmittag den freien Luftraum. Am 3. Juni sitzt MARION in der engen Mittelbadgasse am Boden und wird zu Elmar Raither, DFO, gebracht, der sie versorgt. Am 3. Juni ist auch KARLFRIED ausgeflogen. Am 4. Juni gegen 19 Uhr versuche ich MARION vom Schlosspark aus in die Luft zu entlassen. Sie fliegt nicht ab und wird gegen 20 Uhr von mir auf die Balustrade der Heiliggeistkirche gesetzt. Dort steht sie noch am folgenden Tag unwillig zum Flug. Bevor die Touristen auf die Balustrade kommen, dränge ich sie vom Geländer, sie fliegt ? nach einem vergeblichen Versuch in einer Schleife zurückzukommen ? einwandfrei auf das Jesuitenkirchendach, von dort auf deren Turm. Gleichzeitig steht auch HEIKE auf dem Boden des Umlaufbalkons der Heiliggeistkirche, lässt sich zeternd von mir verscheuchen und fliegt ebenfalls auf den Turm der Heiliggeistkirche.

Ab 6. Juni sind alle Jungfalken dieser Saison ? nun erfolgreich fliegend und landend ? in der Luft! Wieder halten sie sich bevorzugt auf den beiden Kirchtürmen und auf der Schlossruine auf und werden von ihren Eltern versorgt und angelernt.